Solide und gut aufrüstbar

25.10.2002
Die Infostation-II-Geräte von Storcase lassen sich von einem einfachen SCSI-JBOD (Just a Bunch of Disks) bis zu redundanten Dual-Raid-Systemen aufrüsten. NetworkWorld nahm im Testlabor das Dual-Raid-160-SCSI-Modell sowie die 9-Bay-Variante für Ultra-320-SCSI unter die Lupe.

Von: Christoph Lange

Die Kingston-Tochter Storcase Technology hat sich auf SCSI-Festplattensysteme spezialisiert, die auch gehobenen Ansprüchen gerecht werden sollen. Besonderen Wert legt Storcase neben einer soliden Verarbeitung der mechanischen Komponenten auf eine hohe Übertragungsqualität der SCSI-Signale.

Aufgrund des modularen Konzepts der Infostation II können Kunden zunächst mit einem einfachen JBOD-System starten. Später lässt es sich dann zu einem Single- oder Dual-Raid-System aufrüsten sowie bei steigenden Performance-Anforderungen mit zusätzlichen I/O-Karten bestücken.

Das robuste Stahlgehäuse misst vier Höheneinheiten und nimmt je nach Modell 9 oder 14 Laufwerkeinschübe auf (3,5 oder 5,25 Zoll). Die Rückseite bietet Slots für redundante Netzteile und Lüftermodule, einen oder zwei Raid-Controller sowie bis zu vier I/O-Module (siehe Abbildung oben). Der Administ-rator kann mithilfe von Steckbrücken auf der Backplane festlegen, für wie viele Festplatten die jeweilige I/O-Karte zuständig ist.

Optional sind spezielle I/O-Repeater-Module erhältlich, mit denen sich Cluster-Lösungen aufbauen lassen. Sie unterstützen externe Point-to-Point-Verbindungen über 25 Meter. Eine Infostation kann bis zu vier 2-Knoten-Cluster versorgen. Der integrierte SCSI-Direktor mit zwei Onboard-SCSI-Chips terminiert die Ports aktiv, wodurch ein Server-Hot-Swap möglich ist.

Die Netzteile sind mit einer Leistung von 650 Watt so dimensioniert, dass eines alleine für die gesamte Infostation ausreicht. Letzteres gilt auch für die beiden Lüftermodule. Sie passen ihre Umdrehungszahl automatisch an die aktuelle Temperatur an. Zudem kann der Administ-rator zwischen vier Geschwindigkeitsstufen wählen.

Die Temperaturschwellwerte hat Storcase bewusst fest eingestellt, um Schäden aufgrund von Fehlkonfigurationen auszuschließen. Sobald das Gehäuse eine Temperatur von 40 Grad Celsius erreicht, wird ein Alarm ausgelöst. Klettert das Thermometer auf über 45 Grad, fährt die Infostation automatisch alle Laufwerke herunter, um Hitzeschäden zu vermeiden. Optional ist ein SAF-TE-Board für die Überwachung von Gehäuse, Lüftern, Temperatur und Laufwerken erhältlich.

Installation und Inbetriebnahme

Im NetworkWorld Testcenter traten die Infostation II für Ultra-160-SCSI mit 14 Bays sowie das Ultra-320-SCSI-Modell an, das über neun Einschübe verfügt. Beide waren mit sechs Laufwerken bestückt. Als Host setzten wir einen 2-Wege-Pentium-Server mit 550-MHz-CPUs ein, der für die Tests der Ultra-160-SCSI-Version mit einer Ein-Kanal-Ultra-160-SCSI-Karte "29160" von Adaptec ausgerüstet war. Nachdem wir Host und Infostation über das mitgelieferte High-Density-SCSI-Kabel miteinander verbunden hatten und den Windows-2000-Server (Service Pack 3) erstmals starteten, erschien der Hardware-Assistent mit der Meldung, dass er neue Hardware gefunden habe, aber keinen dafür passenden Treiber. Nach Rückfrage beim Storcase-Support erhielten wir einen Dummy-Treiber, der dafür sorgt, dass die Hardware-Erkennung von Windows 2000 nicht mehr auf die Raid-Controller anspringt.

Die Konfiguration der Infostation II erfolgt wahlweise über eine direkte serielle Verbindung mit dem Raid-Controller-Modul auf der Rückseite des Gehäuses oder über das Chassis-Management-Modul auf der Vorderseite, das ebenfalls einen seriellen RJ45-Port besitzt. In letzterem Fall ist darauf zu achten, dass im Betrieb mit Dual-Raid-Controllern Änderungen in der Konfiguration immer nur auf einem Controller durchgeführt werden. Die Umschaltung zwischen Controller A und B erfolgt manuell über das Front-Panel.

Das Front-Panel erlaubt es, die Gehäuse-Parameter einzustellen. Die Dokumentation enthält eine Übersicht der Befehlsbaumstruktur, mit der sich die verschiedenen Menüs relativ einfach bedienen lassen.

Verwaltung der Arrays

Storcase setzt in der Infostation Raid-Controller von Chapparal ein. In unserem Testsystem waren sie mit je 128 MByte Cache-Speicher ausgerüstet. Der höchste Durchsatz lässt sich nach Angaben von Storcase mit einer Cache-Größe von 256 MByte erzielen. In der maximalen Ausbaustufe von 512 MByte gehe die Performance sogar wieder etwas zurück, weil der Controller permanent mit dem Caching beschäftigt sei.

Damit bei einem Stromausfall die Daten aus dem Cache noch auf Platte geschrieben werden können, verfügt die Infostation über einen batteriegepufferten Cache. Die Batterie ist im Lüftermodul untergebracht, wodurch sich Controller und Batterie separat wechseln lassen.

Die Infostation unterstützt die Raid-Level 0, 1, 3, 4, 5, 5+0 sowie JBOD. Für die verschiedenen Tests konfigurierten wir ein Raid-5-Array mit drei Festplatten und ein Raid-1-Array mit zwei Disks. Anschließend erstellten wir in beiden Arrays mehrere Partitionen, die sich über ihre LUNs (Logical Unit Number) vom Host-System aus ansprechen lassen. Die Infostation II unterstützt bis zu 64 SCSI-LUNs.

Die sechste Platte wiesen wir dem Hot-Spare-Pool zu. Die Ini-tialisierung des Raid-Arrays kann offline oder online erfolgen. Ersatzfestplatten lassen sich entweder fest einem bestimmten Array zuweisen oder einem Hot-Spare-Pool, der für alle Arrays zur Verfügung steht. Im Testbetrieb sprang das von uns konfigurierte Hot-Spare-Pool-Laufwerk automatisch ein, als wir aus dem Raid-5-Array eine Festplatte entfernten. Die Infostation startete sofort mit dem Rebuild des kritisch gewordenen Arrays.

Der Administrator kann hierbei wählen, ob die Wiederherstellung möglichst schnell erfolgen soll, oder ob auch während des Rebuild-Prozesses eine hohe I/O-Leistung gewünscht ist. Das System ist zudem in der Lage, den Rebuild nahtlos fortzusetzen, wenn es zwischenzeitlich heruntergefahren wurde.

Eine Online-Migration von einem Raid-Level auf ein anderes ist nicht möglich. Um Arrays zu ändern, müssen sie gelöscht und neu aufgesetzt werden. Einmal eingerichtete Partitionen lassen sich im laufenden Betrieb erweitern - entweder mit dem direkt an eine Partition anschließenden freien Plattenplatz oder durch Hinzufügen einer weiteren Platte, mit der dann jede der vorhandenen Partitionen erweiterbar ist.

Ein Mischbetrieb mit Festplatten unterschiedlicher Größe ist zulässig. Allerding kann ein Raid-Array immer nur die Kapazität der kleinsten Platte benutzen, der restliche Platz wird vergeudet.

Jede Festplatte sitzt auf einem eigenen kleinen Board, um einen störungsfreien Hot-Swap sicherzustellen. Drei LEDs signalisieren die Betriebszustände der Laufwerke. Der Disk-Einschub hat außen einen Druckknopf, um die Festplatten sauber vom SCSI-Bus zu trennen beziehungweise wieder online zu bringen.

Über das Controller-Menü kann der Administrator die mittlere LED der gewählten Platte blinken lassen. Dies ist hilfreich, um vor Neu- oder Umkonfigurationen zu prüfen, welche Platten zu welchem Array gehören. Wurde ein Array nicht ordentlich gelöscht, kann es nötig sein, über das Controller-Menü die Metadaten der betroffenen Festplatten zu löschen, damit sie sich wieder in anderen Arrays einsetzen lassen.

Während der Tests wechselten wir etliche Male die Festplatteneinschübe. Dabei gab es in einem Fall Probleme, weil der untere Metallstift an der Führungsschiene klemmte. Durch sanften Druck von unten auf das Gehäuse ließ sich das Laufwerk dann aber doch korrekt einsetzen.

Das Controller-Menü liefert eine ganze Reihe Statistikinformationen. Fehlermeldungen werden in das Event-Log geschrieben, das bis zu 400 Events speichert. Um Log-Einträge zu sichern, kann der Administrator sie in einer Datei abspeichern.

Betriebsmodi

Das Dual-Raid-Controller-Modul lässt sich auf vier Arten betreiben: Als "Active-Passive Dual Port" wird Controller B erst dann aktiv, wenn A ausfällt. Im Modus "Active-Active Single Port" arbeiten beide Controller als Paar. Fällt einer der beiden aus, übernimmt der andere seine Funktionen. In den Konfigurationen "Stand-Alone Single Port" und "Stand-Alone Dual Port" sind die beiden Raid-Controller unabhängig voneinander.

Als wir den "Operating Mode" von Active-Passive auf Active-Active änderten, gab es zunächst Probleme: Nach dem Reboot des Systems fand ein automatischer Failover von Controller A auf B statt. Unsere Rückfrage beim Support von Storcase ergab, dass sich Fehlfunktionen auf folgende Weise abstellen lassen, falls, wie in unserem Fall, die Konfiguration über die Kill- und Unkill-Befehle im Textmenü keinen Erfolg hat oder nicht möglich ist, weil sich keine Hyperterminal-Verbindung herstellen lässt: Controller B rausziehen, das System mit Controller A neu booten, die gewünschten Konfigurationsänderungen vornehmen und anschließend wieder herunterfahren; dann Controller B wieder einbauen und einen Neustart mit beiden Controllern durchführen. Die Methode funktionierte, und wir hatten anschließend beide Controller wie gewünscht im Active-Active-Modus wieder online. Da die Infostation innerhalb von rund 30 Sekunden relativ zügig bootet, ist der Zeitaufwand für dieses Vorgehen akzeptabel.

Performance-Test

Den Basisperformance-Test führten wir im Active-Passive-Modus mit einer Host-Channel-Verbindung durch. Dabei setzten wir das von Intel entwickelte Tool "IO Meter" ein. Mit einer Raid-0-Konfiguration, die drei Festplatten nutzte, erzielte die Infostation II einen durchschnittlichen sequenziellen Lesedurchsatz von 65,8 MByte/s und einen entsprechenden Schreibdurchsatz von 42,7 MByte/s. Verglichen mit den von einem nStor-Raid (47 und 40 MByte/s) und einem Compaq MA 8000 (46 und 37 MByte/s) erzielten Werten liefert die Infostation damit sehr gute Durchsatzwerte.

Für den Test der theoretisch doppelt so schnellen Ultra-320-SCSI-Ausführung bauten wir in unserem Hostsystem den SCSI-Adapter 39320 von Adaptec ein. Das Ultra-320-Modell verwendet das gleiche Chassis und bietet damit dieselben Erweite-rungsoptionen wie die Ultra-160-Variante. Aufgrund des stabilen Stahlgehäuses und der leistungsfähigen Kühlung ist die Infostation II gut gerüstet für die schnellen Ultra-320-Festplatten.

Für die Überwachung liefert Storcase standardmäßig das Monitoring-Tool "Infomon" mit, das unter Windows läuft. Die Software wird auf dem Host-System installiert und stellt die aktuell konfigurierten Parameter des Disk-Subsystems in einem Browser dar. Hierfür muss die serielle Verbindung über die Vorderseite erfolgen.

Die Fernwartung ist auf zwei Wegen möglich. Befindet sich die Remote-Management-Station im selben Netzabschnitt wie der Host, kann der Admi-nistrator einfach das Host-Verzeichnis mit der Infomon-Software auf den Fernwartungsrechner mappen und von dort ausführen. Dies funktionierte in unserem Test tadellos.

Befinden sich die Systeme in unterschiedlichen Netzen, soll laut Storcase der Fernzugriff auf Infomon über die Angabe der IP-Adresse des Hostsystems im Browser-Fenster des entfernten Rechners möglich sein. In unserer Testumgebung hat dies weder mit der 160-SCSI- noch mit der 320-SCSI-Infostation geklappt. Die beiden Rechner befanden sich im selben IP-Subnetz und waren über Ping gegenseitig fehlerfrei erreichbar. Dennoch war es nicht möglich, auf der entfernten Station im Browser die Infomon-Seiten anzuzeigen. Dieses Problem ließ sich auch durch Nachfrage beim Support von Storcase innerhalb des eng abgesteckten Testzeitraums nicht lösen.

Die Infomon-Software kann bisher die Infostation lediglich überwachen. Änderungen an der Konfiguration sind nicht möglich. In einigen Wochen soll ein Fernmanagement hinzukommen, um Systeme auch remote zu konfigurieren. Zudem hat Storcase angekündigt, dass in Kürze im Fehlerfall Benachrichtigungen per E-Mail oder SMS möglich werden sollen. Ein SNMP-Modul und eine Java-Version des Infomon sind ebenfalls geplant.

Storcase gewährt auf das Gehäuse und die Wechselrahmen eine Garantie von sieben Jahren. Für Lüfter, Netzteile und Controller sind es drei Jahre.

Technische Daten

Infostation II 160-SCSI

Hersteller:

Storcase Technology

www.storcase.com

Preis: 14 425 Euro (ohne Laufwerke; mit Dual-Raid-Controllern, zwei I/O-Repeater-Kanälen, redundant, inklusive Verkabelung; die JBOD-Basisversion, nicht redundant, kostet mit zwei I/O-Kanälen 3800 Euro)

Technische Daten:

Ultra-160-SCSI-Raid-System mit 14 Laufwerkeinschüben (3,5 Zoll), Rack-geeignet

Testergebnis:

+ Gute Leistungswerte

+ Einfache Raid-Controller-Konfiguration über textgestütztes Menü

+ Stahlgehäuse und Einschübe sehr stabil

+ Modulares Konzept erlaubt schrittweisen Ausbau

- Fernzugriff auf das Überwachungs-Tool "Infomon" war über die IP-Adresse des Host-Servers nicht möglich

Infostation II 320-SCSI

Hersteller:

Storcase Technology

www.storcase.com

Preis: 4150 Euro (JBOD, ohne Laufwerke; redundante Netzteile und Lüfter, zwei I/O-Kanäle; Single- und Dual-Raid-Module sind optional erhältlich)

Technische Daten:

Ultra-320-SCSI-System mit neun Laufwerkeinschüben (5,25 Zoll), geeignet für den Rack-Einbau; sowohl als JBOD als auch mit Single- oder Dual-Raid-Controllern erhältlich.

Testergebnis:

+ Gute Leistungswerte

+ Stahlgehäuse und Einschübe sehr stabil

+ Modulares Konzept erlaubt schrittweisen Ausbau

- Fernzugriff auf das Überwachungs-Tool "Infomon" war über die IP-Adresse des Hostservers nicht möglich