Softwareentwickler wissen zu wenig über ihre Projekte

11.10.2007
Forrester-Studie enthüllt Kommunikationsprobleme zwischen Entwicklern, Managern und Auftraggebern. Zudem wird der Projektfortschritt nicht oder nur ungenügend dokumentiert.

Führungskräfte in der Softwareentwicklung tun sich schwer, einen klaren Überblick über ihre Projekte zu bekommen. Dadurch können sie den Erfolg ihrer Entwicklungsprojekte nur unzureichend gegenüber dem Management oder den Auftraggebern darstellen. Dies verhindert, dass neue Anwendungen stärker als Zukunftsinvestition denn als reines Kostensenkungsprogramm verstanden werden. Dies sind die Ergebnisse einer Studie von Forrester im Auftrag von Compuware unter Führungskräften aus IT-Entwicklungs-Unternehmen in Deutschland und weiteren vier Ländern.

Konservative Zielsetzungen

Obwohl im Jahr 2007 der Anteil der in die Zukunft gerichteten IT-Projekte gegenüber 2006 von 25 auf 33 Prozent gestiegen ist, zielen IT-Führungskräfte nach wie vor überwiegend auf Kostensenkung (43 Prozent), Verbesserung der Softwarequalität (35 Prozent) und kürzere Einführungszeiten (28 Prozent). Zukunftsorientierte Ziele sind deutlich schwächer ausgeprägt, wie die Einführung einer Service-orientierten Architektur (SOA, 14 Prozent) oder so genannte agile Entwicklungsprozesse (10 Prozent).

Dies korrespondiert mit der Einschätzung der Entwicklungs-Führungskräfte, dass Qualität, Kosten und Markteinführungszeit die drängendsten Probleme der Softwareentwicklung sind. Im Detail zeigt sich, dass insbesondere das Anforderungs- oder Requirements-Management eine der Hauptursachen für diese Probleme im Entwicklungsprozess ist.

Unvollständige Informationen und mühseliger Beschaffungsprozess

Gleichzeitig stellen die Führungskräfte fest, dass sie zu viel Zeit benötigen, um den Fortschritt des Entwicklungsprojekts genau erfassen zu können. Vielen stehen dazu gar nicht die notwendigen Informationen zur Verfügung. Erschwerend kommt hinzu, dass sie sich häufig zusätzliche Informationen umständlich und über Umwege beschaffen müssen, weil die Aussagekraft der Berichte zu gering ist.

Beispielsweise gaben die Befragten an, dass sie derzeit durchschnittlich 4,85 Messgrößen erfassen, um den Projektfortschritt zu evaluieren. Sie gestehen aber, dass sie weitere 3,3 Messgrößen besser oder überhaupt erfassen müssten, um zu einem klaren Bild zu kommen. Nur jeder siebte Befragte gab an, er sei mit der Anzahl der erfassten Messgrößen zufrieden. Insbesondere an Informationen über die Softwarequalität mangelt es: Vier von zehn Führungskräften sind unzufrieden mit ihrem Kenntnisstand.

Insgesamt verbringt fast jede dritte Führungskraft mehr als fünf Stunden pro Woche mit der Informationsbeschaffung. Weitere 21 Prozent benötigen hierfür zwischen drei und fünf Stunden.

Jede dritte Führungskraft ist darauf angewiesen, eigene Berichte zu erstellen oder ad hoc Anfragen zu stellen, wenn sie Informationen benötigt. Ebenfalls jeder Dritte muss dafür sogar Mitarbeiter anrufen oder ihnen ein Email schicken und auf Antwort hoffen. Etwa zwei von drei Führungskräften erhalten regelmäßige Statusreports. Selbst dieser Personenkreis sieht aber häufig die Notwendigkeit, Zusatzinformationen nachzufragen. Nur rund jeder Achte kann auf eine Art Dashboard zurückgreifen, noch weniger auf eines, mit dem er in tiefere Informationsschichten vordringen kann.

Mangelhafte Dokumentation

Die Dokumentation des Projektfortschritts gegenüber den Kunden und Anwendern lässt dadurch zu wünschen übrig. Nur die wenigsten Kunden erhalten aussagekräftige Informationen über den Projektstatus hinsichtlich Risikolevel, Kosten, Zeitplanung und Qualität. Statt der geforderten durchschnittlich 3,9 Kennzahlen erhalten sie im Schnitt nur 2,9.

„Unterm Strich benötigen Führungskräfte Werkzeuge, mit denen sie die nötigen Informationen schneller und strukturierter erfassen und verarbeiten können“, kommentiert Thomas Koeppner, Senior Consultant Application Delivery Solutions Compuware die Ergebnisse der Studie. „Erst dann sind sie dazu in der Lage, dem Entwicklungsteam konstruktives Feedback und dem Kunden qualifizierte Auskunft zu geben. Beides sind unabdingbare Voraussetzungen für einen qualitätsorientierten Entwicklungsprozess und für hochqualitative Anwendungen, die mehr können als Kosten zu senken.“

Die Studie beruht auf einer Befragung, die Forrester Consulting im Mai 2007 unter 417 Führungskräften auf Vice President- und Direktoren-Ebene in Software-Entwicklungsfirmen in den USA, Kanada, Großbritannien, Frankreich und Deutschland mit einem Jahresumsatz von mehr als 500 Millionen Dollar durchführte. Es steht durchaus zu befürchten, dass es bei hausinternen Software-Projekten von Firmen, deren geschäftlicher Fokus nicht die Entwicklung von Software ist, oder bei kleineren Software-Schmieden deutlich erschreckender aussieht. (mha)

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