Vollwertige Office-Suite für Android-Smartphones und Tablets

SoftMaker Office Mobile für Android - Dokumente mobil bearbeiten

23.09.2012 von David Reis
Office Mobile für Android von SoftMaker setzt sich zum Ziel, die umfangreichste Office-Software für Android zu sein. Bei der Qualität der Darstellung will die App es mit PC-Programmen aufnehmen. Wir haben geprüft, ob die Office-Mobile-Suite diesem Anspruch gerecht wird.

Funktionalität: Office-Pakete für Android gibt es einige, doch oft überzeugen sie nicht gerade durch Originaltreue. SoftMaker Office Mobile tritt an, dies zu ändern. Der Hersteller verspricht, Dokumente exakt wie auf dem PC anzeigen zu können - inklusive sämtlicher Formatierungen. Dabei unterstützt das Paket bereits die XML-Formate von Microsoft, also zum Beispiel docx und xlsx. Aber auch die Nutzer anderer Office-Pakete können dank OpenDocument-Unterstützung mit dem Paket arbeiten.

Auch bei anderen Funktionen orientiert man sich am Desktop-Vorbild, so zum Beispiel bei der mehrsprachigen Rechtschreibprüfung und Silbentrennung oder bei der Emulation des von Microsoft her bekannten Ribbon Interface. TrueType-Schriften werden ebenfalls erkannt. Eine Funktion sticht besonders hervor: Eine derart umfangreiche Unterstützung für Kommentare und die Verfolgung von Änderungen bietet keine andere App. Neben dem hier hauptsächlich vorgestellten Textbearbeitungsprogramm bringt SoftMaker Office Mobile auch ein Tabellenkalkulationsprogramm namens PlanMaker und ein als Presentations Mobile betiteltes Programm für Präsentationen mit.

Installation: SoftMaker Office Mobile war noch nicht im Play Store verfügbar, als dieser Artikel anlässlich einer Vorabversion verfasst wurde. Der Hersteller hat aber angekündigt, die Software auf dem üblichen Weg zugänglich zu machen. Nach der Installation - voraussichtlich wird man nur das Komplettpaket SoftMaker Office erwerben können - fragen die Apps einzeln nach dem Produktschlüssel, den die Firma üblicherweise per Mail versendet. Anschließend bleibt noch die Möglichkeit, sich beim Hersteller kostenlos zu registrieren, um in den Genuss des technischen Supports zu kommen. Für Unentschlossene wird außerdem eine kostenlose Testversion angeboten. Voraussetzungen für die Nutzung sind Android 2.2 oder höher sowie ein ARM-basiertes Smartphone.

Bedienung: Im Fokus dieses Tests steht die Textverarbeitungssoftware TextMaker, denn Tabellen und Präsentationen sind auf dem kleinen Smartphone-Bildschirm deutlich umständlicher ´zu bearbeiten als ein Text. Aber auch PlanMaker und Presentations Mobile werden wir unter die Lupe nehmen. Das bei allen drei Apps ähnliche gestaltete Interface ist sehr schlicht. Zeigen die Programme gerade kein Dokument an, so besteht die Arbeitsoberfläche lediglich aus einer Reihe kleiner Icons, die jeweils eine Funktionsleiste öffnen. Dort finden sich dann die wichtigsten Bearbeitungsfunktionen, die Windows Office auch im Ribbon anbietet. Negativ fällt leider auf, dass der Bildschirminhalt beim Öffnen oder Schließen einer Leiste teils neu gezeichnet wird, was ein gewöhnungsbedürftiges Flackern verursacht. Die meisten Schaltflächen sind selbsterklärend und vom PC her bekannt, den Rest erschließt man sich leicht über Tooltips, die durch längere Berührungen der Icons angezeigt werden.

Übersichtlich: So sieht das Basis-Interface von TextMaker aus.

Zieht man ein textliches Menü vor, so findet man auch alle Funktionen im Hauptmenü der Anwendung. Dieses ist ähnlich untergliedert wie die Funktionsleisten, bietet aber noch einige zusätzliche, seltener verwendete Funktionen an. Bei Bedarf kann man die auf den Leisten zu findenden Icons hier auch wechseln. Die Leisten sind verschiebbar, eine Überladung ist also kein Problem.

Ein einfaches Optionsmenü bietet speziell bei TextMaker die Möglichkeit, einige Autokorrekturfunktionen zu aktivieren, wie man sie aus Textverarbeitungsprogrammen am PC kennt, sowie die Rechtschreibkorrektur einzurichten. Diese füttert man manuell, indem man Wörterbücher von der Herstellerseite herunterlädt und auf die SD-Karte verschiebt. Das ist nicht besonders einsteigerfreundlich und auch sonst nicht komfortabel und hätte deutlich besser gelöst werden können. Außerdem begrüßte uns TextMaker nach der Installation des deutschen Wörterbuchs mit "Force Closed" - unschön, aber wenigstens nur einmal. Die Prüfung arbeitet im Deutschen ausreichend genau, um sie für die Alltagssprache zu verwenden. Allein stehende Wörter wurden meist erkannt, Komposita oder Fachbegriffe aber markierte das Programm oft als fehlerhaft. Eine Silbentrennung bringt das Wörterbuch mit, diese arbeitet zuverlässig.

Fehlerfrei: Unser Testdokument wird perfekt umgesetzt.

Um das Rendering zu testen, haben wir verschiedene, zufällig aus Google-Sucherergebnissen gewählte Dokumente mit der App anzeigen lassen. Hier fällt es schwer, eine definitive Aussage zu treffen. Einerseits werden durchschnittliche Dokumente mit Texten, Bildern, Tabellen, Farben und Stilen im Allgemeinen perfekt dargestellt - gegenüber MS Word 2010 am PC fielen uns keine nennenswerten Unterschiede auf. Hier entspricht TextMaker also ganz der Werbung des Entwicklers. Feinschliff könnte allerdings noch die alternative Darstellungsmethode gebrauchen, bei der die Anzeige nicht auf kleine Bildschirme optimiert wird. Hier ergaben sich in unserem Test teilweise Fehler bei der Darstellung der Breite von Elementen. Auch mit fremden Sprachen hat die App keine Probleme, Russisch und Neugriechisch beispielsweise werden einwandfrei dargestellt. Die Performance von TextMaker ist dank Hardwarebeschleunigung gut. Beim schnellen Scrollen mag auf modernen Geräten ein Ruckeln auftreten, ansonsten bedient sich das Programm flüssig.

Andererseits versagt die App bei anderen Elementen vollständig. Schon einfache Weblinks überforderten sie, sogar mit unterschiedlichen Ergebnissen je nach Format: Im .rtf waren die Links einfach nur blauer Text, der den ganzen Absatz umfasste, im .docx fehlten sie ganz. Ansteuern konnte man sie ebenfalls nicht. In einem .docx-Dokument wurde zudem eine Tabelle schlicht weggelassen, tauchte dann aber nach der PDF-Konvertierung wieder auf. Formelobjekte stellt der TextMaker zwar dar, allerdings völlig falsch: Ohne Integralzeichen oder hochgestellte Zahlen ist ein solches Feld trotz hohem Performance-Hunger nutzlos. Besonders seltsam erscheint, dass alle griechischen Zeichen in römische übersetzt werden - und das, obwohl die App das griechische Alphabet unterstützt. Zumindest tut sie das, wenn die Zeichen nicht akzentuiert sind, Altgriechisch also sollte man nicht zu lesen versuchen.

PlanMaker und Presentations Mobile

Wenig überzeugen konnte im Test der PlanMaker. Dazu verwendeten wir eine generische Testdatei, die einige Möglichkeiten von xlsx zeigt. Diese wurde einwandfrei dargestellt, wenn man von einem marginalen Fehler bei der Größe einer Grafik einmal absieht. Allerdings ist die Bedienung hier Glückssache, denn PlanMaker versucht offenbar, immer ganze Objekte zu zeichnen. Bei einer quer über mehrere Bildschirme verlaufenden Grafik wie in unserem Testdokument ist dies natürlich nicht möglich, und so sprang die Anzeige wild umher, woraufhin wir meist wieder am Ausgangspunkt landeten. Dafür wurde der dynamisch-zufällige Scatter Plot von PlanMaker völlig richtig wiedergegeben - wenn man also Tabellendokumente nur betrachten will, sollte man der App eine Chance geben.

Hübsch: Die Darstellung klappt bei PlanMaker einwandfrei.

Zum Bearbeiten von Tabellen ist die Software hingegen nicht ohne Weiteres zu empfehlen, auch wenn das Funktionsspektrum angenehm vollständig ist. Denn in unserem Test versagte eine der wichtigsten Bearbeitungsfunktionen: Ausgeschnittene Zellen wanderten statt in die Zwischenablage ins Daten-Nirwana. Zwar versuchte die App noch, sie wieder einzufügen, scheiterte aber ohne Fehlermeldung. Auch wenn dies nur ein seltener Fehler gewesen sein mag - so etwas möchte man in einem komplexen Dokument sicher nicht riskieren. Der Fairness halber sei dennoch erwähnt, dass das Problem in einem einfachen Dokument ohne dynamische Inhalte nicht auftrat. Leider verläuft das Rendering mit PlanMaker deutlich schleppender als bei TextMaker, und mit den Einschränkungen durch Bildschirmgröße und Touch-Bedienung muss man ohnehin leben. Für den einfachen Listeneintrag zwischendurch kann man das Programm aber sicher gut verwenden.

Presentations Mobile hingegen ist als sehr gut zu bezeichnen und lässt sich ausgesprochen komfortabel und flüssig bedienen. Das hängt sicher auch mit der einfachen Struktur der meisten Präsentationen zusammen, die sich gut für die Bearbeitung am Smartphone eignet. Unser Testdokument, das verschiedene übliche Elemente enthält, wurde von der App beinahe einwandfrei umgesetzt - beinahe deshalb, weil sich minimale Unsicherheiten bei der Positionierung von Text ergaben, was einen verheerenden Effekt auf den Eindruck von Professionalität haben kann. Schade ist außerdem, dass Multimedia-Inhalte nicht dargestellt werden, obwohl diese auch nach der wenig ruhmreichen Frühphase des computergestützten Präsentierens noch einen Nutzen haben können.

Bei der durchschnittlichen Nutzung von PowerPoint ist dieser Punkt aber wohl nur eingeschränkt relevant, denn gewöhnliche Dokumente stellt Presentations Mobile mit der oben genannten Einschränkung perfekt dar. Die Formatierung war originalgetreu, und auch Übergangseffekte und ähnliche Inhalte wurden sehr gut umgesetzt. Die App eignet sich also durchaus, um im Notfall eine Präsentation auch vom Smartphone aus halten zu können.

Positiv zu erwähnen ist in jedem Fall noch die Konvertierungsfunktion des Pakets. Erstens kann es mit vielen verschiedenen Dateitypen umgehen und beherrscht die Formate von Microsoft Office, Pocket Office und Open Office. Zweitens bringt es eine Exportfunktion mit, die Dokumente im HTML- und PDF-Format speichert. Das macht sich insbesondere für jene bezahlt, die ihre Dokumente unterwegs bearbeiten, dann aber am PC weiterverbreiten wollen. Die PDF-Konvertierung schafft es teils sogar, falsch angezeigte Elemente noch zu retten. Bei TextMaker sollte man hier aber beachten, dass zuerst die Smartphone-Optimierung abgeschaltet werden sollte, wenn man einen realistischen Eindruck vom Endergebnis bekommen will.

Fazit: Alles in allem ist SoftMaker Office Mobile für Android eine Software mit sehr großem Potenzial, die schon jetzt für den Alltagseinsatz absolut tauglich ist. Hier bietet sie eine hochwertige, flüssige Darstellung und eine - soweit mobil möglich - bequeme Bearbeitung des Dokuments. Die erwähnten Fehler sind keine, die das Nutzungserlebnis für den Durchschnittsanwender zerstören würden. Bis sie allerdings durch ein Update bereinigt werden, ist zu empfehlen, zuerst einmal die kostenlose Testversion von der Seite des Herstellers herunterzuladen und mit dieser häufig angezeigte Dokumente zu prüfen. Fallen hier keine groben Schnitzer auf, so findet man im Gesamtpaket solide, aber noch ausbaufähige Software zu einem bezahlbaren Preis. (hal)

Office Mobile für Android

Version:

669.828

Hersteller:

SoftMaker

Download Link:

Office Mobile Download

Sprache:

deutsch; mehrsprachig

Preis:

27,99 Euro

System:

Android

Alternativen:

Dokuments To Go; QuickWord; OfficeSuite