Was Hochverfügbarkeit und Disaster Recovery unterscheiden

So wird Ihre IT fit für das Disaster Recovery

06.05.2015 von Frank-Michael Schlede und Thomas Bär
Vielfach werden Disaster Recovery und Hochverfügbarkeit noch synonym verwendet. Zudem sind hier teilweise ganz andere Maßnahmen erforderlich.
Die Lösung OneView von Stratus kann auch die Möglichkeit des Disaster Recovery anbieten.
Foto: Stratus Technologies

Häufig werden die Begriffe Disaster Recovery und Hochverfügbarkeit in der IT falsch verwendet beziehungsweise verstanden. Hochverfügbare Systeme und/oder ihre Komponenten werden in diesem Zusammenhang auch als "Fehlertolerant" bezeichnet oder Hersteller werben mit der Fähigkeit ihrer Lösung, im Fehlerfall ein sogenanntes "fail over" durchzuführen und so den Betrieb zu garantieren. Hochverfügbarkeit kann natürlich auch auf Ebene der einzelnen Komponenten erreicht werden und steht damit durchaus im Einklang mit den unterschiedlichen Definitionen dieses Begriffs. Wenn beispielsweise die Maschinen in einem Rechenzentrum mit einer doppelten unterbrechungsfreien Stromversorgung (USV) ausgestattet werden, so gehen viele IT-Verantwortliche dann davon aus, dass diese Rechner auch eine entsprechendes "Disaster" gut überstehen könnten.

Eine derartige Konstellation ist aber keinesfalls als ein "Disaster Recovery" zu bezeichnen. Damit eine Installation für ein Disaster Recovery fit ist, sollte sie die folgenden Merkmale aufweisen, die so in ihrer Gesamtheit für ein hochverfügbares System nicht notwendigerweise vorhanden sein müssen:

Ein Disaster Recovery beinhaltet immer den Einsatz eines alternativen Standorts, so dass die Redundanz nicht nur auf der Ebene der Systeme oder des Rechenzentrums gewährleistet ist.

Ein reines Fail-Over reicht bei Disaster Recovery nicht aus - hier muss müssen die Dienste nach einem Vorfall (beispielsweise Feuer, Überschwemmung, Erdbeben) vollständig und ohne Datenverlust wiederhergestellt werden können.

Während die Hochverfügbarkeit in der Regel dazu dient, bei einem vorhersehbaren Fehler wie etwa dem Ausfall eines Prozessors, eines Speichermoduls oder einer Stromversorgung den Betrieb zu garantieren, deckt eine Disaster-Recover-Lösung auch multiple Fehler im Rechenzentrum ab.

Eine Lösung für die Hochverfügbarkeit ist grundsätzlich auf die Implementierung und das Design der Systeme ausgerichtet - es handelt sich also um eine "rein technische" Lösung. Eine umfassende Lösung zum Disaster Recovery muss dagegen die notwendigen Prozesse und damit auch die Mitarbeiter mit einbeziehen, die notwendig sind, um die Dienste und Systeme komplett wiederherzustellen.

Dennoch kann Disaster Recovery selbstverständlich auch die Techniken für Hochverfügbarkeit beinhalten. Ein beispielhafter Ansatz dafür wäre der Einsatz von hochverfügbaren Server-Systemen in einem Cluster im produktiven Rechenzentrum für eine spezifische Anwendung, während die Backup-Hardware in einem anderen Recovery-Rechenzentrum installiert ist. Die Daten von den produktiven Server-Systemen werden dann in das Recovery-Rechenzentrum gesichert oder repliziert, wobei die Systeme in beiden Rechenzentren vor dem Ausfall von Komponenten geschützt sind. Fällt das produktive Rechenzentrum beispielsweise durch ein Feuer aus, so können die Daten durch das Recovery-Rechenzentrum wiederhergestellt werden.

Security Trends 2015 -
1. Exploit-Bekämpfung reduziert die Einfallstore für Kriminelle.
Cyberkriminelle hatten in den vergangenen Jahren mehr oder weniger leichtes Spiel mit Microsoft Windows. Glücklicherweise hat der Konzern Exploits in letzter Zeit gezielt bekämpft, so dass Attacken immer schwieriger werden. Allerdings gibt es eine Kehrseite der Medaille, da viele Malwareentwickler sich nun wieder den Social-Engineering-Techniken zuwenden oder auf Nicht-Microsoft-Plattformen abzielen.
2. Internet-of-Things-Attacken haben sich von Machbarkeitsstudien zu Mainstream-Risiken entwickelt.
2014 mussten wir immer häufiger feststellen, dass Hersteller von Internet-of-Things-Geräten es oftmals verschlafen haben, grundlegende Sicherheitsstandards zu implementieren. Entsprechend sind Attacken auf diese Geräte absehbar und werden zudem umfassende Folgen haben. Die IT-Sicherheitsindustrie muss sich weiterentwickeln, um für dieses neue Thema Antworten zu finden.
3. Verschlüsselung ist mittlerweile Standard, aber darüber sind nicht alle glücklich.
Dank häufig auftauchender Schlagzeilen in Sachen Spionagesoftware und Datenbankeinbrüchen hat sich die Verschlüsselung aller Daten schon fast zum Standard entwickelt. Das geht allerdings gerade großen Organisationen wie Strafverfolgungsbehörden oder Geheimdiensten gegen den Strich, da sie befürchten, dass diese „Heimlichtuerei“ die allgemeine Sicherheit gefährdet.
4. Sicherheitsrelevante Programmierfehler in weit verbreiteter Software blieben jahrelang unter dem Radar.
„Heartbleed“ und „Shellshock” machen deutlich, dass weit mehr unsichere Code-Zeilen im Umlauf sind, als gedacht und sie werden seit vielen Jahren unbemerkt von einer großen Anzahl Computersystemen genutzt,. Entsprechend hat sich auch das Augenmerk der Hacker auf diese eher unauffälligen Programme gerichtet und 2015 sind vermehrt Attacken in diesem Bereich zu erwarten.
5. Gesetzliche Neuregelungen bringen mehr Verantwortung bei der Offenlegung von Daten und Haftung mit sich – vor allem in Europa.
Die Mühlen der Gesetze mahlen im Vergleich zur Technologieentwicklung sehr langsam, aber dennoch treten 2015 einige gesetzliche Neuerungen in Kraft, die lange auf sich warten ließen. Es ist wahrscheinlich, dass diese Änderungen auch in anderen Bereichen mit einer progressiveren Datenschutzregulierung einhergehen.
6. Kriminelle schießen sich auf mobile Zahlungssysteme ein, halten aber gleichzeitig noch eine Weile an traditionellen Finanzbetrügereien fest.
Nach der Ankündigung von Apple Pay waren mobile Zahlungssysteme eines der Topthemen der vergangenen Monate. Wie immer, wenn neue Systeme an den Start gehen, werden die Cyberkriminellen nach Lücken Ausschau halten. Da das aber aufgrund einiger sehr positiver Absicherungen nicht ganz einfach sein wird, dürfen wir davon ausgehen, dass die klassischen Onlinegaunereien mit Kreditkarten noch eine Weile weitergehen. Sie sind das bei weitem einfacherer für Betrug zu nutzen.
7. Die Lücke zwischen Sicherheitsaufgaben und geschultem Personal klafft immer weiter auseinander.
Im gleichen Rahmen, wie Technologie immer mehr in unser tägliches Leben Einzug hält und einer der Stützpfeiler für die globale Wirtschaft wird, kommt das fehlende Know-how in Sachen Cybersicherheit zum Vorschein. Diese bedenkliche Entwicklung wird sowohl von Regierungen, als auch der Industrie konstatiert. Das Besetzen der nötigen Stellen kann Jahre dauern und ist somit ein echter Sicherheitsfaktor.
8. Breite “Serviceoffensive” für Attacken und Exploit-Kits, um mobile Plattformen anzugreifen.
In den letzten Jahren hat sich ein neuer Trend bei den Cyberkriminellen durchgesetzt: das zur Verfügung stellen von Malwarepaketen, die keinerlei technisches Wissen voraussetzen und per Klick aktiviert werden können. Der rasante Anstieg bei mobilen Plattformen und der damit verbundene Austausch sensitiver Daten werden dazu führen, dass wir 2015 viele dieser Kits für Smartphone-Angriffe sehen werden. Gleiches gilt für Plattformen, die sich mit dem Internet of Things beschäftigen.
9. Die Lücke zwischen ICS/SCADA und Sicherheit in der realen Welt wächst weiter.
Systeme wie Industrial Control Systems (ICS) und Supervisory Control and Data Acquisition (SCADA) hinken in Sachen Sicherheit üblicherweise zehn oder mehr Jahre hinter dem Mainstream her. Wir gehen davon aus, dass innerhalb der nächsten Jahre einige besorgniserregende Lücken aufgedeckt werden, die von Hackern auf breiter Front ausgenutzt werden.
10. Flexiblere Rootkit- und Bot-Fähigkeiten eröffnen neue Angriffsvektoren.
Die Technologiesparte befindet sich zurzeit in einem grundlegenden Veränderungsprozess, in dessen Rahmen nun Plattformen und Protokolle abgeändert werden, die jahrelang als Standard dienten. Allein die Menge solcher Veränderungen der althergebrachten Technologiestandards wird viele alte Wunden aufreißen und neue Sicherheitslücken schaffen.

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