Steuern und Finanzen

So verwalten Sie Ihre Finanzen optimal unter Linux

10.03.2016 von Stephan Lamprecht
Sie möchten Ihre Steuern und Finanzen unter Linux verwalten? Wir stellen Ihnen Lösungen vor, die Ihnen helfen, Ihre Geldgeschäfte sicher zu erledigen und den Überblick über Ihre Finanzen zu behalten.

Das Angebot von Finanzprogrammen ist für Linux deutlich überschaubarer als etwa für Windows oder Mac-OS. Hier scheint das Vorurteil zu herrschen, dass Nutzer eines Open-Source-Systems keine Finanzen zu verwalten hätten. Wer sich aber gezielt auf die Suche macht, findet durchaus auch für Ubuntu & Co. Programme, die alle anstehenden Aufgaben im privaten und beruflichen Umfeld zuverlässig erledigen. Dieser Artikel bietet einen Überblick.

Buchhaltung unter Linux

Buchführung gehört zur Pflicht jedes Selbständigen, Freiberuflers, Gewerbetreibenden und Unternehmens. Sowohl für die einfache Einnahmen-und Überschussrechnung (EÜR), aber auch für Bilanzierung gibt es einige native Linux-Anwendungen:

Gnucash ist in den offiziellen Paketquellen fast jeder Distribution enthalten und ohne Zweifel der Klassiker. Das Programm ist seit vielen Jahren bewährt und für die doppelte Buchführung geeignet – allerdings nicht ganz einfach zu erlernen.

Klassiker Gnucash: Das bewährte Werkzeug verwaltet berufliche und private Finanzen.

Linhabu ist eine kommerzielle Anwendung, die mit identischer Oberfläche auch für Windows und Mac angeboten wird. Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Optisch ist Linhabu kein Leckerbissen, beherrscht aber ebenfalls die doppelte Buchführung. Der Hersteller liefert eine umfangreiche Dokumentation, die die Grundlagen der Buchführung erklärt. Zwischen 40 und 120 Euro kostet eine Lizenz. Linhabu muss nicht installiert werden – es genügt, das Archiv zu entpacken. Darin enthalten ist eine ausführbare Datei. Die Software kann auch mit Winston kommunizieren. Dieses Programm, das ebenfalls seit vielen Jahren auf verschiedenen Betriebssystemen bewährt ist, übernimmt die Voranmeldungen von Umsatz-und Gewerbesteuern.

Banana ist ebenfalls eine kommerzielle Software für die Buchhaltung (knapp 120 Euro). Sie unterstützt einfache und doppelte Buchführung, kann mit Umsatzsteuer umgehen und ein Kassenbuch führen. Banana selbst wird wie eine Tabellenkalkulation bedient und sieht auch genauso aus. Dennoch ist alles an Bord, was Sie für die Finanzbuchhaltung benötigen.

Home-Banking: HBCI mit Chipkarte und Browser

Das HBCI-Verfahren (Homebanking Computer Interface) via Chipkarte dürfte die sicherste Art sein, die eigenen Bankgeschäfte am PC zu erledigen. Der für die Verschlüsselung der Daten notwendige Schlüssel ist sicher auf der Chipkarte gespeichert, auf die wiederum nur per PIN zugegriffen werden kann. Flächendeckend durchgesetzt hat sich HCBI mit Chipkarte indes nicht, weil weder die Banken noch die Kunden die Kosten für die notwendigen Chipkartenlesegeräte übernehmen wollen. Wer heute von Online-Banking spricht, meint deswegen überwiegend den Zugriff auf das Konto per Browser. Die Transaktionen werden in diesem Fall meist nach Zwei-Wege-Authentifizierung durch eine mobile TAN abgesichert. Wer Banking im Browser noch sicherer machen will, kann dafür eine Distribution wie Tails 1.6 nutzen.

Native Banking-Programme sind unter Linux die Ausnahme. Das bereits erwähnte Gnucash kann mittels der Aq-Banking-Schnittstelle so eingerichtet werden, dass der HBCI-Standard genutzt werden kann. Das ist aber leider alles andere als trivial.

Hibiscus ist eine quelloffene und kostenfreie Banking-Software, die auf Java basiert. Hibiscus ist ein reines Banking-Tool für Kontenabfragen und Überweisungen aller Art.

Moneyplex, das mit identischer Oberfläche auch auf Mac und Windows läuft, ist als letzter kommerzieller Anbieter für Linux-Homebanking-Anwendungen übriggeblieben. Das Programm ist rasch eingerichtet und verhältnismäßig einfach zu bedienen. Wie bei jeder Banking-Software gilt aber auch hier, dass man vorher prüfen muss, ob die eigene Bankverbindung von der Software unterstützt wird. Mit seinen Auswertungsfunktionen liegt Moneyplex zwischen Buchhaltungs-und Banking-Programm und kostet 50 Euro in der Basisvariante.

Steuer online? Ja, aber …

Die Hersteller der Windows-Programme zur Erledigung und Abgabe der Einkommenssteuer haben sich nie um die Entwicklung einer Linux-Version bemüht. Wenn Sie Ihre Steuererklärung unter Zuhilfenahme von Tipps und Hinweisen erledigen wollen, könnten Sie den Steuerfuchs nutzen ( www.steuerfuchs.de). Das dahinterstehende Unternehmen entwickelt eines der wenigen nativen Steuerprogramme für den Mac und hat sein Programm bereits vor vielen Jahren in die Cloud portiert. Sie können, ganz ohne Registrierung, Ihre Steuererklärung im Browser vorbereiten und alle relevanten Informationen eingeben.

Wenn Sie Ihre Arbeit unterbrechen wollen, speichern Sie einfach den aktuellen Stand in Form einer lokalen XML-Datei, die Sie später wieder auf den Server laden. Erst wenn Sie die Daten auch tatsächlich an das Finanzamt übertragen wollen, kostet der Steuerfuchs etwas. Für die Übertragung der Daten an das Finanzamt über das Elster-Verfahren müssen Sie knapp 15 Euro bezahlen.

Teurer ist das Internetsparbuch von Buhl ( https://www.internet-sparbuch.de/), das seinen Anwender ebenfalls mit einer Vielzahl an Tipps und Hinweisen durch die Abgabe der Steuererklärung führt (ab 30 Euro).

Geierlein oder Winston übernehmen die Übermittlung der Daten an das Finanzamt per Elster.

Die Finanzbehörde selbst bietet das kostenlose Elster-Formular an. Um es nutzen zu können, müssen Sie das Windows-Programm über die Laufzeitumgebung Wine starten. Umsatzsteuervoranmeldung, Gewerbesteuervoranmeldung und die zusammenfassende Meldung lassen sich bei https://www.elsteronline.de, dem Portal der Finanzbehörden, direkt eintragen. Wenn zur Signierung der Daten lediglich ein Software-Zertifikat verwendet werden soll, brauchen Sie nur einen Browser, in dem Javascript aktiviert ist. Nutzen Sie eine Signaturkarte, ist für den Einsatz auf dem Portal zusätzlich ein installiertes und lauffähiges Java notwendig. Um Daten per Elster an das Finanzamt zu übertragen, steht neben dem bereits erwähnten Winston noch eine weitere App zur Verfügung. Geierleinkann das ebenfalls. Innerhalb des ZIP-Archivs, das Sie herunterladen können, befindet sich eine INI-Datei. Wenn Sie Firefox diese Datei in einem Terminal übergeben, wird die App gestartet:

firefox -app application.ini

Die Entwickler solcher Programme würden Ihnen wahrscheinlich auch gern die Übertragung Ihrer Einkommenssteuererklärung per Elster ermöglichen. Das Problem dabei: Die Finanzbehörden verwenden zwei Schnittstellen. Die für die Einkommenssteuererklärung genutzte lagert die Plausibilitätsprüfung der Daten an die Software aus. Ohne diese Überprüfung würden auch fehlerhafte Daten an das Finanzamt übertragen und akzeptiert. Deswegen vergeben die Behörden den Zugriff auf die Schnittstelle nur an zertifizierte Unternehmen, die die notwendigen Überprüfungen in ihre Programme eingebaut haben.

(PC-Welt/ad)