Sparen mit Green-IT

So senken Unternehmen umweltbewusst ihre Kosten

23.05.2015 von Andreas Duthel
An den Themen Nachhaltigkeit und Umweltschutz kommt heute kein Unternehmen mehr vorbei. Doch wie lassen sich beide im Geschäftsalltag verankern? Schon durch kleine Veränderungen können Unternehmen sparen.

Investoren, Medien und Öffentlichkeit erwarten von Unternehmen verstärkt, dass diese sich für nachhaltiges Wirtschaften einsetzen. Und die Firmen bemühen sich, dieser Erwartung nachzukommen. Einer Studie von PwC zufolge steigern die Organisationen beispielsweise die Qualität ihrer Nachhaltigkeitsberichterstattung und geben so besseren Einblick in ihre Wirkung auf die Umwelt. Zudem wächst die Zahl der Umweltschutzprojekte. Viele der Vorhaben zielen auf "Großes" wie das Reduzieren von Stromverbrauch oder Emissionen; nicht wenige gehen mit erheblichen Technologie-Investitionen einher.

Doch Umweltschutz gelingt auch im Kleinen: Verbesserungen bei der Effizienz von Büroprozessen oder das Verringern des Papierverbrauchs im Unternehmen können beispielsweise messbare Beiträge leisten. Zwar benötigen Unternehmen eine gewisse Menge an gedruckten Dokumenten und den Einsatz technischer Geräte, um ihr Geschäft voranzutreiben und wettbewerbsfähig zu bleiben. Werden jedoch Wege gefunden, den Stromverbrauch der Office-Geräte sowie ihren Papierverbrauch zu minimieren, kann dies einen großen Unterschied für Umwelt und wirtschaftliche Nachhaltigkeit machen.

Prozessoptimierung und Umweltschutz

Kleine Veränderungen können in ihrer Gesamtheit einen großen Einfluss haben und in Summe viel bewirken. So gibt es beispielsweise eine große Bandbreite an Gerätefunktionen, die sich problemlos implementieren lassen, und die auf Knopfdruck Papier und Strom sparen. Viele Hersteller arbeiten daran, den Energieverbrauch ihrer Multifunktionsgeräte insbesondere Sleep-Modus zu senken, um so die Anforderungen der EU-Direktive EC 801/2013 zu erfüllen, die 2019 in Kraft tritt. Das anvisierte Ziel liegt hier bei zwei Watt oder weniger. Einen bedeutenden Anteil an der Klimabilanz eines Unternehmens hat darüber hinaus der Papierverbrauch. Das Drucken von Millionen Seiten Papier im Geschäftsalltag macht bis zu 80 Prozent des gesamten Carbon Footprints aus, also des CO2-Ausstoßes eines Gerätes. Der Papierverbrauch lässt sich zudem um bis zu 30 Prozent reduzieren, indem die Standarddruckeinstellung auf Duplexdruck gesetzt wird, also auf beidseitigen Druck.

Den Papierverbrauch einzudämmen und Müll zu vermeiden sind wichtige erste Schritte auf dem Weg in Richtung Nachhaltigkeit. Eine noch größere Wirkung erzielen Unternehmen dann, wenn es ihnen gelingt, Geschäftsprozesse zu modifizieren. Denn das Implementieren von Prozess- und Content-Management-Technologien spart nicht nur Papier - es ermöglicht auch Kosteneinsparungen und Effizienzverbesserungen, meist für viele Unternehmensbereiche gleichzeitig. Beim Bearbeiten täglicher Aufgaben und Prozesse wie der Kundenkommunikation, dem Einstellen neuer Mitarbeiter oder der Rechnungserstellung wird in vielen Unternehmen noch immer viel Papier verbraucht. Das ist nicht nur ineffizient, sondern auch kostenintensiv: So wird das Papier erst bedruckt - und anschließend transportiert und gelagert. Unternehmen, die sich dafür entscheiden, diese Prozesse und Inhalte zu digitalisieren, verschlanken Abläufe, reduzieren ihre Kraftstoffkosten und senken ihren Papierverbrauch.

AIIM über das (noch nicht) papierlose Büro
Papier im Büro
Unternehmenspraxis ist das papierlose Büro noch nicht. Das stellt AIIM in der Studie "Paper Wars 2014" fest, an der 444 Menschen teilgenommen haben.
Bei jedem Fünften steigt die Papiermenge
Die Papierflut ebbt nur langsam ab. 44 Prozent der Befragten beobachten, dass sie weniger mit Papieren und Kopien hantieren. Bei 21 Prozent wird es sogar mehr.
Policys Fehlanzeige
Policys rund um die Reduktion von Papier gehören nicht zum Unternehmensalltag. Umweltschutzrichtlinien werden nur in rund jeder vierten Firma aktiv umgesetzt.
Kein Meeting ohne Papier
Meetings ohne Zettel in der Hand scheinen für mehr als jeden Zweiten undenkbar. Auch die Unterschrift auf Papier ist noch erforderlich.
Mehr oder weniger Papier
In einer weiteren Frage ging es speziell um den Papierbedarf in Geschäftsprozessen. Immerhin fast jeder Zweite gibt an, dieser sinke.
Prozesse rund um's Papier
Insbesondere große Unternehmen bemühen sich darum, Papier in den Geschäftsprozessen zu vermeiden.
Warum Papier unersetzlich ist
Dass nach wie vor so viel Papier kursiert, führen die meisten Befragten auf die Untätigkeit der Firmenleitung zurück. Bei dieser Frage kommt aber auch wieder die Unterschrift auf Papier ins Spiel, ebenso die Vorliebe der Belegschaft für Haptisches.
Treiber für das Scannen
Welche Vorteile bringt Scannen - auch darum geht es in der Studie. Leichteres Suchen und Teilen von Dokumenten wird als wichtigster Vorteil genannt.
Scannen meist ad hoc
Wenn Mitarbeiter Unterlagen scannen, dann meist ad hoc.

Partnerschaften unterstützen Umweltbestreben

Doch unternehmenseigene Projekte und Berichte allein sind nicht genug. Klimawandel, CO2-Ausstoss und Wasserknappheit sind Probleme von weltweiter Bedeutung, die keine Organisation allein lösen kann. Stattdessen braucht es das gemeinsame Bemühen von Öffentlichkeit, Regierungs- und Nicht-Regierungsorganisationen sowie Unternehmen. Firmen, die es mit Nachhaltigkeit und Umweltschutz ernst meinen, investieren deshalb nicht nur in eigene Prozesse und Projekte, sondern vernetzen sich mit Dritten - beispielsweise im Rahmen von Industrieverbands- oder NGO (Nichtregierungsorganisation)-Projekten oder durch selbstangestoßene Kooperationen mit Organisationen der öffentlichen Hand, Universitäten und Schulen oder gemeinnützigen Vereinen.

Auch derartige Projekte dürfen und sollten unter Berücksichtigung betriebswirtschaftlicher Gegebenheiten umgesetzt werden. Das bedeutet: Die Vorhaben sollten konkrete Ziele verfolgen, mit Budgets versehen sein und per Projektcontrolling geprüft werden. Der "Return on Invest" muss dabei nicht nur der Umweltschutz sein - zusätzliche Ziele wie "Know-how-Transfer" und "Imagepflege" sind ebenso zulässig.

Green-IT ist nicht "out"

In Zeiten weltweiten ökonomischen Konjunkturrückgangs gerieten viele grüne und ökologische Initiativen von Unternehmen ins Hintertreffen. An erster Stelle standen die Bemühungen, Kosten zu sparen und Wettbewerbsvorteile zu sichern. Dennoch haben Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility, also die unternehmerische Verantwortung gegenüber Mensch und Natur, nach wie vor einen wichtigen Stellenwert in jeder zukunftsorientierten Unternehmensstrategie.

Indem Unternehmen einen ganzheitlichen Nachhaltigkeitsansatz verfolgen, können sie ihren Mitarbeitern, Kunden, Zulieferern, Aktionären und dem Umfeld zeigen, dass sie Umweltschutz und soziale Verantwortung ernst nehmen. Diese Bemühungen und Initiativen müssen nicht riesig, komplex oder teuer sein. Tatsächlich sind viele Aktionen sogar recht einfach und kostengünstig. Ein Großteil der Maßnahmen kann zusätzlich dazu beitragen, Kosten zu sparen, die Effizienz anzukurbeln, sowie Vertrauen und Beziehungen zu Zulieferern und Kunden zu stärken. (bw/fm)