Mustersperre vergessen?

So knacken Sie Ihr Handy

23.03.2016 von Panagiotis Kolokythas und Arne Arnold
Wer das Muster für die Bildschirmsperre seines Handys vergessen hat, muss sein Gerät nicht immer gleich komplett zurücksetzen und dabei alle Daten vernichten. Denn mit den folgenden Tricks hebeln Sie die Mustersperre einfach aus.

Sie haben sich auf Ihrem eigenen Smartphone ausgesperrt? Ab Android 5.0 lässt sich dieses Problem ziemlich einfach lösen. Mit Googles Dienst Android Geräte-Manager (Android Device Manager) können nicht nur verlorene oder gestohlene Androiden aufgespürt oder aus der Ferne gelöscht werden. Auch wenn Sie keinen Zugriff mehr auf ihr eigenes Smartphone haben, hilft der Sicherheitsdienst von Google weiter.

Voraussetzung ist, dass Sie den Android Geräte-Manager auf Ihrem Smartphone auch nutzen und aktiviert haben. Das können Sie in den Sicherheitseinstellungen Ihres Smartphones überprüfen. Dort finden Sie unter "Geräteadministratoren" den Eintrag "Android Geräte-Manager". Aktivieren Sie diesen Eintrag, falls dies noch nicht bereits geschehen ist.

Fortan können Sie nun von jedem Browser aus auf den Android Geräte-Manager Dienst auf der Google-Seite zugreifen. Dazu loggen Sie sich dort mit dem gleichen Google-Konto ein, welches Sie auch in Verbindung mit Ihrem Smartphone nutzen. Auf der Website des Android Geräte-Managers wird Ihnen nun unter anderem der Standort des Geräts verraten. Das ist praktisch, wenn Sie Ihr Smartphone mal verloren haben und nicht wissen, wo es liegt.

Per Klick auf "Klingeln lassen" macht sich Ihr Smartphone akustisch bemerkbar. Diese Funktion eignet sich dafür, um etwa ein innerhalb der Wohnung verbummeltes Gerät aufzuspüren. Gegen Diebe ist die Klingelfunktion dagegen eher weniger nützlich, denn die Lautstärke des Klingelns kann zwar von ihnen nicht geändert werden, dafür genügt aber ein Betätigen des Einschalt-Knopfes des Geräts, um das Klingeln aus der Ferne sofort zu unterbrechen.

Über "Löschen" können Sie alle (persönlichen) Daten auf dem Smartphone löschen und das Gerät auf die Werkseinstellungen zurücksetzen. Das lässt sich nicht mehr rückgängig machen!

Die Funktion "Sperren" hilft Ihnen weiter, falls Sie mal beispielsweise die aktuell auf dem Gerät verwendete Mustersperre oder das Passwort vergessen haben. Hier können Sie nämlich einfach ein neues Passwort eingeben. Der aktuelle Sperrbildschirm wird dann durch eine neue Passwortsperre ersetzt. Um die Sperre aufzuheben, müssen Sie auf dem Smartphone nun nur noch das neue Passwort eingeben.

Hinweis: Der folgende Text bezieht sich auf das Umgehen der Mustersperre bei Smartphones mit älteren Android-Versionen (unter 5.0)

Als Zugangssperre fürs Android-Smartphone ist die Mustersperre sehr beliebt. Der Schutz, den diese Sperre bietet, ist schon recht hoch. Umso ungünstiger ist es, wenn Sie bei Ihrem Smartphone dieses Muster vergessen haben. Was dann natürlich immer funktioniert, ist das Zurücksetzen des Handys auf die Werkseinstellungen. Doch gehen dabei alle Daten und Einstellungen verloren. Damit es bei Ihnen im Notfall nicht so weit kommen muss, liefern wir die beiden besten Tipps zum Knacken der eigenen Handy-Mustersperre. Eine dritte Methode funktioniert sogar nicht nur bei der Mustersperre, sondern auch dann, wenn Sie eine PIN oder ein Passwort vergeben haben oder die Gesichtserkennung eingeschaltet ist. Infos zu dieser Methode finden Sie in diesem Beitrag .

Übrigens: Viele Nutzer haben die Abfrage der SIM-PIN aktiviert. Es ist die Persönliche Identifikations-Nummer der SIM-Karte. Sie wird bei einem Neustart des Handys fällig. Sollten Sie diese PIN vergessen haben, hilft die PUK (englisch: Personal Unblocking Key) weiter. Sie haben diese Nummer von Ihrem Telefon-Provider bekommen und finden Sie in Ihren Unterlagen. Haben Sie diese nicht zur Hand, helfen manche Provider telefonisch. Diese PIN-Sperre ist aber gänzlich unabhängig von den oben bereits genannten Sperren.

Mustersperre per Gmail-Passwort umgehen

Mit Tricks lässt sich die Mustersperre bei Android umgehen.

Die einfachste Methode, die Mustersperre zu umgehen, funktioniert mit dem Passwort für das verwendete Google-Konto. Damit entsperren Sie das Handy ersatzweise zur Mustersperre.

Voraussetzung: Ihr Google-Konto muss auf dem Smartphone eingerichtet sein. Das hat man meist zu beginn der Handy-Nutzung erledigt. Zudem müssen Sie das Passwort für dieses Google-Konto wissen. Haben Sie es vergessen, lässt es sich aber meist am PC über https://accounts.google.com zurücksetzen.

Tipp: Das Zurücksetzen des Google-Passworts geht per Browser besonders einfach, wenn Sie in Ihrem Google-Account eine alternative Mailadresse angegeben haben. Auch das können Sie über https://accounts.google.com erledigen. Es lohnt sich also, eine zweite Adresse vorsorglich einzutragen.

Einige Android-Systeme verlangen zudem, dass das Handy nicht nur per Wlan mit dem Internet verbunden ist, sondern auch über das Mobilfunknetz.

So geht’s: Geben Sie fünf Mal ein falsches Muster ein. Dieses muss immer ein komplettes Muster mit mindestens vier berührten Punkten sein. Dann bietet Android den Befehl „Muster vergessen“ an, über den Sie zur Eingabe Ihrer Google-Mailadresse und dem dazugehörigen Passwort gelangen. Haben Sie den Log-in hinter sich, landen Sie direkt bei den Einstellungen von Android, in denen die Bildschirmsperre nun auf „Streichen“, also einfaches zur Seite Wischen, eingestellt wurde.

Mustersperre per Android Debug Bridge entfernen

Über einen Trick lässt sich in manchen Fällen die Datei mit den Infos zur Mustersperre löschen. Sie müssen dafür das Handy am PC anschließen und dem Befehle der Android Debug Bridge (ADB) nutzen. Der Befehl ist Bestandteil der Android SDK .

Voraussetzung:Ihr Handy muss per USB-Kabel mit dem PC verbunden sein und das USB-Debugging muss eingeschaltet sein. Das ist standardmäßig bei kaum einem Smartphone der Fall. Doch wer schon mal per Windows Explorer und USB-Kabel Dateien auf sein Smartphone kopieren wollte, hat das USB-Debugging wahrscheinlich eingeschaltet.

Die Entdecker des Tricks geben zudem an, dass die Methode ohne Root-Rechte und sowohl bei Android 2.x als auch bei 4.x funktioniert. Tests in der Redaktion konnten das allerdings nicht bestätigen: Auf allen drei Testgeräten mit Android 4.x gelang der Trick nur mit einem gerooteten Android-System.

Über den Befehl adb aus dem Android SDK lässt sich bei einigen Android-Handys die Mustersperre löschen. Laut den Erfindern des Tricks funktioniert das auch bei nicht gerooteten Handys.

So geht’s: Schließen Sie das eingeschaltete Smartphone per USB-Kabel an den PC an. Laden Sie sich die Android SDK auf den PC und entpacken Sie das Archiv. Die ADB-Dateien sind im Verzeichnis \SDK\platform-tools zu finden. Starten Sie die Eingabeaufforderung. Drücken Sie dafür die Tasten Windows + R und geben Sie dort cmd ein. Wechseln Sie per Befehl cd in den Ordner mit den ADB-Dateien, etwa so:

cd C:\adt-bundle-windows-xxxxx\sdk\platform-tools

Darin befindet sich der Befehl adb.exe. Zum Test, ob der Befehl adb.exe überhaupt eine Verbindung zum Smartphone bekommt, geben Sie ihn mit der Option devicesein, gefolgt von der Enter-Taste:

adb devices

Als Ergebnis wird ein Code für Ihr Handy angezeigt. Nur wenn das der Fall ist, funktionieren der folgende Befehl.

adb shell rm /data/system/gesture.key

Damit haben Sie die Datei gesture.key gelöscht. In ihr waren die Infos zur Mustersperre enthalten. Starten Sie nun das Smartphone neu (lange die Power-Taste drücken). Es wird dann zwar immer noch die Mustersperre anzeigen, doch können Sie jetzt ein beliebiges Muster eingeben, um das Handy zu entsperren.

Übrigens: Der Sicherheitsforscher Soufiane Tahiri zeigt in einer Forschungsarbeit für das Infosec Institute, dass sich die nur schwach verschlüsselte Datei gesture.key auf gerooteten Geräten auch mit einem Editor manipulieren lässt. So lassen sich völlig neue Muster eingeben, ohne über die Bedienerführung zu gehen. Sie finden die interessante, englischsprachige Arbeit hier vorgestellt: www.pcwelt.de/l77f .

Entsperren mit Datenverlust

Hat keine der oben genannten Methoden bei Ihrem Gerät funktioniert, dann bleibt nur noch das Zurückstellen auf die Werkseinstellungen, der sogenannte Factory Reset. Dabei gehen alle Daten und Einstellungen verloren. Einige Einstellungen hat Google unter Umständen in der Cloud gesichert. Viel sollten Sie sich davon aber nicht erhoffen.

Bevor Sie das Gerät zurücksetzen, schließen Sie es per USB-Kabel am PC an. In der Regel sollten Sie zumindest Zugriff auf das Foto-Verzeichnis haben und können so Ihre Bilder retten.

So geht’s: Die Tastenfolge fürs Zurücksetzen des Geräts unterscheidet sich bei manchen Herstellern. Am besten suchen Sie per Google nach den Namen Ihres Handy zusammen mit den Worten „auf Werkseinstellungen zurücksetzen“ oder „Factory Reset“.

Die meisten Geräte lassen sich aber so zurücksetzen:

1. Schalten Sie das Handy aus.

2. Drücken Sie gleichzeitig die Tasten: Lauter + Home + Power und halten Sie gedrückt.

3. Es startet ein spezieller Bootloader, der Ihnen ein kleines Menü anbietet, in dem Sie per Lauter-Taste ein „Factory Reset“ wählen können.

4. Mit der Power-Taste bestätigen Sie die Auswahl und starten damit das Zurücksetzen.

(PC-Welt/ad)