Perfekt für Kinder & PC-Neulinge

So installieren Sie Android auf Ihrem Computer

01.01.2016 von Hermann Apfelböck
Sucht man eine ideale Lösung für PC-Einsteiger wie Kinder, ist das simple Bedienkonzept vom Android genau richtig: Wenige Angriffsflächen für Benutzerfehler und genug Potenzial für rezeptives Arbeiten. So klappt die Installation von Linux aus.

Android-Smartphones, vor allem aber Android-Tablets sind ideale Geräte für rezeptive Ansprüche: im Web suchen, Mails abholen, E-Books lesen, Musik hören. Fürs produktive Arbeiten taugen sie nicht sonderlich und haben dafür auch nicht die nötige Software-Ausstattung, aber eine Mail oder Notiz ist auch damit schnell geschrieben. Wenn Sie einen Rechner für genau solche Aufgaben und für technisch Unbedarfte einrichten sollen, kommt Android gerade recht: Die Hardware-Ansprüche sind relativ gering, und die einfache Oberfläche kommt PC-Einsteigern, Kindern und Senioren entgegen. Mit dem Google Store steht ein riesiger Download-Laden sinnvoller und sinnfreier Apps parat, wo sich Einsteiger technisch ungefährdet austoben können.

Die geeignete Hardware für den Android-PC

Android benötigt ohne laufende Programme für das pure System typischerweise nur 150 bis 200 MB. Dies sind gemessene Werte auf einem Netbook mit nur einem GB RAM, während es sich auf einem Notebook mit vier GB RAM etwa 250 bis maximal 300 MB nimmt. Ausgewachsene Linux-Desktop-Systeme können dies kaum unterbieten, jedenfalls nicht diejenigen, die Sie einem Anfänger vorsetzen können. Im Hinblick auf den Speicherbedarf ist daher ein Android manchen Linux-Varianten wie Chromixium-OS klar vorzuziehen, die ein ähnlich einfaches Bedienkonzept anstreben.

Android läuft schon mit einer älteren Intel-Atom-CPU (Single Core), erst recht mit einer älteren Dualcore-CPU jederzeit flüssig. Typische Netbook-Mobilprozessoren (Intel Atom) haben aber insbesondere bei Browser-Sitzungen mit mehreren Tabs ordentlich zu tun und lassen dann auch mal den Lüfter hören. Leistungsfähige Platinenrechner mit ARM-Quadcore-CPU kommen mit Android locker klar, sind aber bei intensiver Browser-Nutzung ähnlich wie Atom-Prozessoren ordentlich ausgelastet.

Durch den geringeren Speicherverbrauch wird Android auch für ältere Hardware interessant.

Android ist für kleine und sehr kleine Displays konzipiert: Netbook-Displays mit 20 bis 30 Zentimetern Diagonale kommen den angestammten Android-Geräteklassen noch am nächsten, auf größeren Notebooks wirken der Home-Bildschirm und die Vollbildprogramme bereits recht wuchtig, erst recht auf einem richtigen PC-Monitor. Android hat nur geringe Möglichkeiten, die Smartphone/Tablet-GUI auf Monitor-Dimensionen zu trimmen: Unter „Einstellungen -> Display -> Schriftgröße“ hilft die Einstellung „klein“ ein Stück, ändert aber nichts daran, dass manche Vollbild-App ordentlich ins Auge bombt. Aber genau das kann ja für den anvisierten Endbenutzer erwünscht sein.

Unterm Strich bietet fast jede ältere und ausgemusterte Hardware eine ausreichende Basis für das sparsame Android. Beim Einsatz einer Bastlerplatine oder eines Mini-PCs mit ARM-CPU sollten mindestens ein Quadcore-Prozessor und ein GB RAM vorliegen. Beachten Sie, dass Platinen auf ARM-Basis eine andere Android-Architektur benötigen als die nachfolgend beschriebene x86-Variante.

Eine generelle Einschränkung liegt auf der Hand, könnte aber zu gelegentlichen Irritationen führen: Aus dem Google Store bezogene Android-Apps können nur das leisten, was die Hardware hergibt. Wenn sich ihre Benutzer etwa ein Spiel herunterladen, das Bewegungssensoren voraussetzt, wird das auf einem Netbook oder Notebook nicht funktionieren. Dasselbe gilt höchstwahrscheinlich auch für GPS-oder Kamerafunktionen.

Android für Netbooks, Notebooks, PCs

Die Portierung „Android x86“ für Intel/AMD-Rechner sollte auf allen Netbooks, Notebooks, PCs laufen. Bei drei Testinstallationen für diesen Beitrag gab es nirgends ernsthafte Widerstände. Wer sich auf ein „Try & Error“ nicht einlassen will, kann sich unter www.android-x86.org/hardware-list vorab informieren, ob seine Ziel-Hardware dort aufgeführt ist. Die Images gibt es dann unter www.android-x86.org/download. Ob Sie sich für das aktuellste Android-x86-4.4 („live & installation iso“) entscheiden sollten, hängt nicht zuletzt davon ab, ob Sie für Ihre Ziel-Hardware spezialisierten älteren Versionen den Vorzug geben, also etwa einem Android 4.0 für Asus EEE oder Lenovo. In unserem Fall lief ein Android x86-4.4 auf einem EEE-Netbook allerdings ebenso gut wie das dafür spezialisierte 4.0.

So sieht Android direkt nach dem ersten Start aus.

Das heruntergeladene Image schreiben Sie dann beispielweise mit

dd if=android-x86-4.0-r1-eeepc.iso of=/dev/sde

auf einen USB-Stick. Die Gerätekennung „/sde“ müssen Sie genau kontrollieren und anpassen. Unter Windows können Sie den Win 32 Disk Imager verwenden, wobei Sie hier auf den korrekten Laufwerksbuchstaben oben rechts achten müssen.

Wenn Sie dann Ihr Zielgerät mit dem Stick booten, gibt es zum Ausprobieren am Boot-Bildschirm die oberste Option „Live CD“ und zum sofortigen Installieren den untersten Punkt. Vor einer Installation kann es zweckmäßig sein, vorab mit dem bisherigen Betriebssystem oder mit Parted Magic die Partitionen zu bearbeiten beziehungsweise eine passende für Android einzurichten. Der einfache textbasierte Android-Installer kann zwar auch Partitionen bearbeiten („Create/Modify partitions“), das ist aber eher mühsam. Falls das Gerät nur ein System enthält, das durch Android ersetzt werden soll, kommen Sie aber auch mit dem Android-Installer aus.

Der englischsprachige Installer fordert nur wenige Angaben. Typischerweise installieren Sie auf die erste Festplatte „/dev/sda“, die Sie mit Ext3 oder Ext2 formatieren. Stimmen Sie ferner unbedingt der Grub-Installation mit „Yes“ zu, damit Android ohne Umstände booten kann. Eine Swap-Partition erstellt das Setup automatisch. Wählen Sie am Ende der Installation „Reboot“.

Die eigentliche Einrichtung beginnt dann nach dem ersten Booten von der Festplatte. Die neueste Version 4.4 startet mit einem Assistenten, der den WLAN-Zugang, Systemsprache, Tastaturlayout und die Google-Anmeldung abfragt. Bei älteren Versionen startet Android ohne Vorkonfiguration, und Sie nehmen dann alle in der noch englischsprachigen App „Settings“ vor – insbesondere „Wi-Fi“ und „Language & input“. Falls das Gerät per Ethernet-Kabel verbunden wird, können Sie „Wi-Fi“ jederzeit abschalten, da Android diese Verbindung automatisch erkennt und priorisiert. Die Einrichtung des Home-Bildschirms und das Installieren zusätzlicher Android-Apps entsprechen der Vorgehensweise unter Android-Tablets und Smartphones.

Unbedingt zu empfehlen ist der Total Commander, der mit dem zusätzlichen LAN-Plug-in schon mal den Zugriff auf alle Netzwerkfreigaben ermöglicht („New server“, einen Namen vergeben, IP oder Host-Namen eingeben und schließlich Benutzer und Passwort). Da Android zwar angeschlossene USB-Geräte wie Mäuse sofort erkennt, jedoch angeschlossene USB-Medien nicht automatisch mountet, ist bei Bedarf das Plug-in USB plugin for Total Commander(von Paragon) allen anderen Alternativen vorzuziehen.

(PC-Welt/ad)