Von der Planung bis zur Umsetzung

So gelingt der Umstieg auf Windows 8.1

27.02.2014 von Jochen Rapp
Mit dem Ende des Supports von Windows XP im April 2014 steht für viele Unternehmen zwangsläufig ein Wechsel auf der Agenda. Für welche Firmen jetzt ein Update sinnvoll ist und was dabei beachtet werden muss, klärt dieser Beitrag.

Argumente, die für die Migration zu Windows 8.1 sprechen, gibt es viele. Das wichtigste ist der Zeitfaktor. Denn für Unternehmen, die noch mit Windows XP arbeiten, ist das Update unumgänglich, da der Extended Support für XP am 8.4.2014 endet. Auch bietet das neueste Microsoft-Betriebssystem die Möglichkeit, Arbeitsplätze gezielt an die Bedürfnisse und Anforderungen bestimmter Mitarbeitergruppen anzupassen.

So lassen sich zum Beispiel Notebooks und Tablets für Mitarbeiter im Außendienst einfacher und sicherer in das Unternehmensnetzwerk einbinden. Sogar externen oder temporär beschäftigten Projektmitarbeitern kann der Zugriff auf bestimmte Unternehmensressourcen erlaubt werden, ohne dass die IT-Abteilung die Kontrolle über sensible Daten aus der Hand geben müsste.

Hierfür stellt Microsoft Unternehmen mit Windows 8.1 eine ganze Reihe neuer Funktionen wie zum Bespiel "Workplace Join" und "Work Folders" zur Verfügung. Mithilfe dieser Tools können IT-Administratoren PCs außerhalb der Unternehmensdomäne Zugriff auf interne Ressourcen gewähren und den Datenaustausch sichern. Für Innendienstmitarbeiter lässt sich der PC so einrichten, dass sie direkt nach dem Hochfahren auf der bekannten Desktop-Oberfläche arbeiten können. Detaillierte Informationen zu den neuen Features liefert Ihnen der Beitrag Windows 8.1 - die Neuerungen für professionelle Anwender.

Bildergalerie:
Windows 8.1 - Die Neuerungen für professionelle Anwender
Windows 8.1 bringt insbesondere für den Einsatz in Unternehmen einige spannende Neuerungen mit.
Startseite
Die Startseite lässt sich in Windows 8.1 beim Starten des Rechners ausblenden. Außerdem bietet Windows 8.1 in diesem Bereich weitere Verbesserungen, die sich zentral einstellen lassen.
Apps sortieren
Die Ansicht der Startseite hat Microsoft in Windows 8.1 verbessert und erlaubt bessere Sortiermöglichkeiten der Apps, wie zum Beispiel Kategorien.
Startknopf
Mit dem neuen Startknopf gelangen Sie schneller zu Einstellungen oder fahren den Rechner einfacher runter.
Import/Export
Windows 8.1 kann das Aussehen der Startseite exportieren und wieder importieren, außerdem können Sie Einstellungen über Gruppenrichtlinien vornehmen.
WSUS
WSUS in Windows Server 2012 R2 kann Patches für Windows 8.1 bereitstellen.
Ordner
Mit den Arbeitsordnern können Sie auf Ressourcen in Unternehmen zugreifen, ohne dass der Rechner Mitglied der Domäne sein muss.
Hyper-V
Hyper-V in Windows 8.1 unterstützt jetzt auch Generation-2-VMs, wie Windows Server 2012 R2.
Serverrolle
Die Arbeitsordner in Windows 8.1 installieren Sie über eine Serverrolle in Windows Server 2012 R2.
Server-Manager
Arbeitsordner erstellen Sie in Windows Server 2012 R2 über einen Assistenten im Server-Manager.

Für welche Microsoft-Kunden ist das Update interessant?

Vor dem Hintergrund der zunehmenden Mobilität der Mitarbeiter ist Windows 8.1 für viele Microsoft-Kunden grundsätzlich interessant. Vor allem Unternehmen, die noch mit XP oder Vista arbeiten, sollten sich jetzt um ein Update bemühen. Denn nur mit der neuesten Betriebssystemversion ist der fortlaufende Support durch Microsoft und Dritthersteller gewährleistet.

Durch die Möglichkeit, Windows 8.1 auch mit dem klassischen Look-and-Feel des Windows-7-Desktops zu nutzen, gibt es auch aus Anwendersicht keinen Grund mehr, jetzt noch auf Windows 7 upzudaten. Unternehmen, die aktuell Windows 7 einsetzen, sollten prüfen, ob sie speziell für ihre mobilen Mitarbeiter Produktivitätsvorteile durch Windows-8.1-Systeme erzielen können. Es können dann Arbeitsplätze mit Windows 8.1. und Windows 7 parallel im Unternehmen betrieben werden.

Persönlichkeit: Windows 8.1 ermöglicht Usern eine noch stärkere Personalisierung ihres Desktops sowie des Lockscreens.
Foto: Microsoft

Differenzierter ist eine Aussage darüber, ob Unternehmen, die bereits auf Windows 8 migrieren, jetzt schon den Schritt zu 8.1 gehen sollen. Dies sollten Unternehmen davon abhängig machen, wie weit der Migrationsprozess bereits fortgeschritten ist. Befinden sie sich noch in der frühen Planungsphase, lohnt es sich, direkt auf Windows 8.1 umzustellen. Hat der Windows-8-Rollout hingegen bereits begonnen, sollte er im ersten Schritt abgeschlossen und erst im zweiten Schritt das Betriebssystem auf 8.1 upgedatet werden.

Windows-8-Nutzer müssen sowieso innerhalb der kommenden zwei Jahre umstellen, um weiterhin Support im Rahmen des Windows-8-Lebenszyklus zu erhalten (siehe auch Windows-8-Nutzer müssen binnen 2 Jahren auf Windows 8.1 umsteigen). Diese Anforderung durch Microsoft ist identisch mit jener für Windows-Service-Packs in der Vergangenheit.

Um den Migrationsprozess effizient und reibungslos zu gestalten, sollten bei der Planung und Umsetzung die folgenden Schritte beachtet werden.

Läuft die Software auf Windows 8.1?

Zu Beginn müssen sämtliche Applikationen, die auch in Zukunft weiterverwendet werden sollen, auf ihre Kompatibilität mit Windows 8.1 überprüft werden. Als problematisch können sich zum Beispiel Geschäftsanwendungen entpuppen, für die es keine Updates gibt, oder selbst entwickelte Anwendungen, die lange nicht aktualisiert wurden und deren Entwickler nicht mehr verfügbar sind.

Gründe dafür, dass Anwendungen unter Windows 8.1 nicht mehr laufen, liegen häufig in der Sicherheitsumgebung, die im Vergleich zu XP eine vollkommen neue Welt darstellt. Anwendungen für XP wurden zum Beispiel oft unter der Annahme von Administrationsrechten entwickelt, die es bei Windows 8.1 in dieser Art nicht mehr gibt. Neben den normalen Desktop-Applikationen müssen auch die Webapplikationen im Intranet der Unternehmen auf ihre Kompatibilität mit Internet Explorer 11 geprüft und gegebenenfalls angepasst werden.

Gerätefuhrpark: Die moderne Benutzerschnittstelle bietet sowohl für den Desktop-PC mit Maus als auch für mobile Geräte eine bessere Unterstützung, verglichen mit der Vorgängerversion.
Foto: Microsoft

Eine weitere Herausforderung ist die Erneuerung der Sicherheitslösungen von Drittherstellern. Denn Anwendungen wie Firewalls, Virenschutz, Festplattenverschlüsselung und VPN sind meist dediziert für eine Version des Betriebssystems entwickelt worden und funktionieren auf anderen Versionen nicht oder nicht richtig. Windows 8.1. bringt dafür auch bordeigene Lösungen mit, die Sicherheitslösungen von Drittherstellern nach Analyse der individuellen Anforderungen überflüssig machen können.

Abgesehen davon funktioniert der Umstieg meist relativ einfach. Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass 80 Prozent der XP-Applikationen den Kompatibilitätstest bestehen. Zudem haben viele Unternehmen, die mit Windows XP arbeiten, bereits neuere Softwareversionen installiert, die auf Windows 8.1 weiterhin funktionieren.

Ist die Hardware Windows-8.1-kompatibel?

Auch die Vorbereitung der Hardware auf den Betriebssystemwechsel ist in den meisten Fällen unkompliziert: Wenn Unternehmen Server, PCs und Peripheriegeräte wie Drucker und Scanner in üblichen Abschreibungszeiträumen erneuern, gibt es in der Regel keine Kompatibilitätsprobleme mit Windows 8.1.

Das neue Betriebssystem stellt keine besonders hohen Hardwareanforderungen und ist sehr ressourcenschonend. Wenn Hardwareprobleme auftauchen, dann meist bei älteren Peripheriegeräten, für die keine neuere Treibersoftware mehr verfügbar ist. Für sehr alte Umgebungen ist ebenfalls noch ein Blick auf eventuelle Probleme beim Wechsel von 32- auf 64-Bit-Systeme zu richten.

Wer ist verantwortlich und muss sich welches Know-how aneignen?

Bevor die Migration beginnt, sind einige organisatorische Vorkehrungen zu treffen: Eine der wichtigsten Aufgaben besteht darin, Verantwortliche zu benennen, die entscheiden können, ob eine Software weiterhin verwendet werden soll und - wenn ja - wie sie konfiguriert wird. Dies ist umso wichtiger, wenn ein externer Dienstleister das Projekt leitet oder begleitet.

Zudem sind alle Projektmitarbeiter, insbesondere Systemadministratoren, je nach Vorkenntnissen zu schulen. Denn Konfiguration, Installation, Verteilung und Administration der Betriebssystemsoftware hat sich seit Windows XP grundlegend verändert.

Wie lange dauert der Migrationsprozess?

Um ein neues Betriebssystem effizient einzuführen, ist ein professionelles Projektmanagement unentbehrlich. Diese Aufgabe wird häufig unterschätzt. Selbstverständlich spielt die Größe des Unternehmens für die Zeitdauer des Migrationsprozesses eine gewichtige Rolle.

Die Migration: Von der ersten Analyse bis zum Abschluss des Prozesses sollten Unternehmen mit mindestens 12 Monaten kalkulieren.
Foto: Computacenter

Die Projektplanung nimmt bei großen Unternehmen deutlich mehr Zeit in Anspruch, weil in der Regel mehr Abteilungen eingebunden sind und Abstimmungs- und Entscheidungsprozesse deutlich länger dauern. Bei Unternehmen mit über 1000 Arbeitsplätzen dauert die Migration im Schnitt ein Jahr und länger. Allerdings sind manche Aufgaben, wie etwa das Client-Design, bei kleinen Firmen wie bei großen Konzernen ähnlich.

Mit welchen Kosten müssen Unternehmen rechnen?

Wie die Zeitangaben hängen auch die Kosten maßgeblich von den Rahmenbedingungen und Anforderungen der Unternehmen ab. Eine Rolle spielen die Anzahl und die geografische Verteilung der Standorte. Weitere Kostentreiber sind die Menge und Vielfalt der Geräte, die Anzahl der Applikationen und das Alter der vorhandenen Infrastruktur.

Welche Arbeitsschritte müssen definiert werden?

Der eigentliche Prozess der Migration läuft in den typischen drei Projektphasen (Analyse-, Planungs- und Umsetzungsphase) ab, deren Abschluss die Übergabe an den Betrieb bildet.

1. Die Analysephase beginnt mit der Budgetplanung im Zusammenhang mit der Definition der Projektziele. Der nächste Schritt ist das Assessment in Form einer Ist-Analyse der Hard- und Software hinsichtlich der eingangs beschriebenen Kompatibilität mit Windows 8.1.

2. In der Planungsphase werden die neue Client-Umgebung konzipiert und das eigentliche Migrationskonzept erstellt. Das heißt, der Übergang von der alten zur neuen Umgebung muss geplant und getestet werden. Im Fokus stehen dabei die Aufrechterhaltung des Betriebs und die Migration persönlicher Daten und Einstellungen. Dabei sind die Verfahren und Werkzeuge für die Softwareinstallation und -verteilung zu erneuern beziehungsweise an die Anforderungen von Windows 8.1 anzupassen. Die Planungsphase schließt den Test des Konzepts in einer vom Produktionsnetz abgetrennten Umgebung (Proof of Concept) ein.

3. Den Startpunkt der Umsetzungsphase bildet eine Pilotinstallation: Eine bestimmte Zahl an Anwendern wird bereits in der produktiven Umgebung auf das neue Betriebssystem umgestellt. Auf Basis dieser ersten Migration unter realen Bedingungen können die Verfahren und Werkzeuge für den weiteren Rollout nach Bedarf angepasst werden. Anschließend folgt die Verteilung an allen Standorten und Arbeitsplätzen des Unternehmens. Parallel werden die Mitarbeiter möglichst zeitnah geschult und mit Windows 8.1 vertraut gemacht. Abschließend ist für den Erfolg der Windows-Migration eine lückenlose Übergabe an das Betriebsteam notwendig. Die neuen Systeme, Werkzeuge und Verfahren müssen dafür dokumentiert übergeben und während der Anlaufphase des Betriebes auch begleitet werden. Die frühe Einbindung des Betriebsteams bereits während der Planungsphase verbessert dabei die Qualität der Betriebsübergabe maßgeblich. (mje)

Der Autor Jochen Rapp ist Solution Manager bei der Computacenter AG & Co. oHG.