Wide Area Network optimieren

So finden Sie den richtigen WAN-Provider

22.09.2014 von Eugen Gebhard
Um das explodierende Datenaufkommen im Wide Area Network (WAN) zu managen, suchen viele Unternehmen geeignete Service-Provider für ihre WAN-Konnektivität. Auf welche Auswahlkriterien IT-Entscheider dabei achten müssen, verrät dieser Beitrag.

Unternehmen beurteilen im Normalfall die Beziehung zu ihrem Service-Provider für WAN-Konnektivität häufig anhand der wahrgenommenen Qualität und des Werts der erbrachten Services. Da hier von Branche zu Branche sehr unterschiedliche Leistungskriterien angesetzt und die Services auch für verschiedene Zwecke genutzt werden, kann diese Einschätzung sehr unterschiedlich ausfallen. Daher ist es wenig überraschend, dass kürzlich eine Umfrage im Auftrag von Ciena unter 400 europäischen IT-Entscheidungsträgern ergab, dass etwa vier von zehn der Befragten mit ihrem Service-Provider nicht zufrieden sind.

Details: Kundenzufriedenheit mit WAN-Service-Providern nach Branche.
Foto: Ciena

Wirft man einen genaueren Blick auf die Ergebnisse nach Branche, zeigt sich, dass Versorgungs- und Finanzunternehmen am wenigsten zufrieden waren, während bei den Unternehmens- und Fachdienstleistern die höchste Zufriedenheit herrschte - ein Unterschied, der wohl auf die unterschiedlichen Anforderungen der verschiedenen Branchen zurückzuführen ist. Eine genauere Betrachtung der Kriterien, die IT-Entscheider bei der Auswahl ihres Service-Providers für WAN-Konnektivität beachten, könnte hier Klärung bringen.

Auswahlkriterien

Bei der Evaluierung möglicher Anbieter beziehen IT-Abteilungen im Allgemeinen eine Vielzahl von Faktoren ein. Dazu gehören Datensicherheit, Anforderungen an die Bandbreite, Preisgestaltung und Service Level Agreements (SLAs), Geschwindigkeit der Servicebereitstellung und spezifische Leistungsattribute wie Latenz, die beispielsweise für den Finanzsektor eine bedeutende Rolle spielt. Datensicherheit und Bandbreitenanforderungen haben sich inzwischen als die wichtigsten Auswahlkriterien herauskristallisiert.

Datensicherheit

In der Umfrage nannten etwa 70 Prozent der Befragten, von denen knapp vier von fünf aus Deutschland und Frankreich stammten, die Datensicherheit während der Übertragung als Top-Priorität. Dass moderne IT-Infrastrukturen heute mehr denn je wachsenden Bedrohungen ausgesetzt sind, erklärt sich angesichts der Art der Anwendungen, die unterstützt werden, wie zeitkritische Finanztransaktionen, sensible Gesundheitsdaten, sicherheitssensible Kommunikation im öffentlichen Bereich, um nur einige zu nennen. Die IT-Abteilungen haben darauf mit der Einrichtung einer Reihe von Techniken zum Schutz kritischer IT-Infrastrukturen, wie Server, Datenbanken, Router und Switches, reagiert. Sichere Kommunikation muss jedoch auch außerhalb der Rechenzentren stattfinden und ein größeres, unter Umständen globales Netzwerk einschließen. Hier werden zunehmend komplexere Verschlüsselungstechniken benötigt, um die Daten zu schützen oder zumindest vor neugierigen Blicken zu verbergen.

Bandbreitenanforderungen

Fast zwei Drittel der Befragten nannten die Bandbreite als wichtiges Kriterium bei der Auswahl des Service-Providers. Angesichts rasant zunehmender datenintensiver Geschäftsanwendungen und der wachsenden Nutzung von Videokonferenzen stehen Unternehmen hinsichtlich der Bandbreitenanforderungen vor großen Herausforderungen. Hinzu kommt, dass das Aufkommen von Cloud-Speicherung und Virtualisierung ein neues On-Demand-Bandbreitennutzungsmodell erforderlich macht. Unternehmens- und Rechenzentrumsanwendungen müssen sich dabei an die Konnektivitätsbandbreite anpassen können, um optimale Leistung bei betriebswirtschaftlich vertretbarem Aufwand zu liefern. Ein solches Modell erfordert jedoch hoch belastbare Services, die unter anderem mehrere Serviceklassen umfassen, um eine breite Palette mit Unternehmensanwendungen abzudecken.

Was ist außerdem zu beachten?

Neben diese beiden "Dealbreakern" gibt es noch eine Vielzahl von anderen Kriterien, die für IT-Mitarbeiter bei der Auswahl des Service-Providers mitentscheidend sind. So kann beispielsweise die Geschwindigkeit, mit der ein Service aktiviert wird, direkte finanzielle Auswirkungen auf das Unternehmen und den Provider haben. In einem hochgradig automatisierten Netzwerk können Services automatisch konfiguriert werden, während die Serviceabnahme räumlich entfernt im Netzwerk-Support-Zentrum des Service-Providers erfolgt. Auf diese Weise wird eine sehr schnelle Servicebereitstellung erreicht, und Unternehmen können flexibel und kosteneffizient auf Projekte oder absehbare Peaks reagieren.

Ebenso fordern Unternehmenskunden zunehmend höhere Transparenz bei Netzwerk- und Serviceleistungen. Diese Forderung kann durch die Bereitstellung eines direkten Zugangs zu SLA-Berichten sowie Möglichkeiten zur Verifizierung der Einhaltung der vorab definierten SLA-Elemente durch den Service-Provider erfüllt werden. Um eine höchstmögliche Kundenzufriedenheit zu erreichen, sollte den IT-Mitarbeitern auch die Möglichkeit zur unabhängigen Diagnose von Netzwerkproblemen geboten werden. Zusammen mit höherer Transparenz während der gesamten Laufzeit ist diese Form der Kundenmitwirkung ein überzeugender Wettbewerbsvorteil.

Bildergalerie: SDN
Die SDN-Strategien führender Hersteller
Software Defined Networking (SDN) ist als heißes Thema für 2013 gesetzt. Nachdem wir in der vorigen COMPUTERWOCHE die Grundlagen beleuchtet haben, nehmen wir nun die Strategien führender Hersteller unter die Lupe.
Arista Networks
Die amerikanische Firma, die Ex-Sun-Chef Andreas von Bechtolsheim mitbegründet hat, setzt auf eine eigene SDN-Lösung auf Basis der Systemsoftware "EOS" und der Hochleistungs-Switches der Reihen "7050" und "7150". Die Switches arbeiten mit SDN-Controllern der Arista-Partnerfirmen VMware, Nebula und Big Switch zusammen. Die SDN-Strategie von Arista zielt derzeit vornehmlich auf Cloud-Computing-Umgebungen ab.
Big Switch Networks
Die amerikanische Firma hat eine eigene Version eines OpenFlow-Controllers entwickelt, der auf FloodLight basiert. Das Unternehmen arbeitet mittlerweile mit Netzwerkfirmen wie A10 Networks, Arista, Extreme Networks, Broadcom und Citrix zusammen. Im November stellte Big Switch drei SDN-Produkte vor: den "Big Network Controller" (BNC), "Big Tap", eine Network-Monitoring-Lösung, und den "Big Virtual Switch" (BVS). Big Tap und der BVS sind Beispiele für Anwendungen, die in einer SDN-Infrastruktur eingesetzt werden können.
Brocade
Das Unternehmen unterstützt bereits seit 2010 Software Defined Networking. Einen Schwerpunkt bilden die "NetIron"-Switches für den WAN- und Service-Provider-Markt. Im November 2012 übernahm Brocade zudem die Firma Vyatta. Sie hat einen Virtual Router entwickelt, der vorzugsweise zur Kopplung von virtualisierten oder physischen Netzdomänen eingesetzt wird, speziell in Cloud-Computing-Umgebungen.
Citrix
In diesem Jahr soll die nächste Generation des Application Delivery Controller (ADC) der Reihe "Netscaler SDX" verfügbar sein. Sie wird nach Angaben des Herstellers für SDN optimiert sein. Im Unterschied zu vielen anderen SDN-Spezialisten, die sich auf Layer 2 und 3 konzentrieren, favorisiert Citrix eine SDN-Lösung, mit der sich Layer 4 bis 7 steuern lassen. Als Partner hat Citrix Unternehmen wie Palo Alto, RSA, Trend Micro und Aruba Networks gewonnen.
Dell / Force10
Durch den Kauf von Force10 hat sich Dell einen Hersteller von Hochleistungs-Switches ins Haus geholt. Für Arpit Joshipura, ehemals bei Force10 und nun Chef von Dells Netzsparte, wird SDN allerdings erst in etwa drei bis fünf Jahren eine Rolle im Netzbereich spielen. Aber natürlich hat auch Dell eine SDN-Strategie: die "Virtual Network Architecture" (VNA) ist ein Framework, mit dem sich Netzdienste in Rechenzentren, dem Firmengelände und in Außenstellen virtualisieren, automatisieren und verwalten lassen.
Enterasys
Die Company setzt auf das hauseigene "OneFabric Control Center", das nicht auf neuen Protokollen wie OpenFlow basiert, sondern auf bereits etablierten Ansätzen wie VLANs und VRF/MPLS. Allerdings hält sich der Hersteller die Türe zu OpenFlow und vergleichbaren Spezifikationen offen.
Extreme Networks
Das Kernstück der SDN-Strategie des Switch-Herstellers ist das System "Diamond X8" mit der Systemsoftware XOS. Ähnlich wie Arista kooperiert Extreme mit Big Switch. Der Diamond X8 unterstützt Big Switch Network Tap und den Big Virtual Network Switch. Zudem arbeiten die Switches von Extreme Networks mit den SDN-Controllern von NEC zusammen.
IBM
Das Unternehmen will ebenso wie HP eine umfassende SDN-Produktlinie auf den Markt bringen. Ein erster Schritt ist der "Programmable Network Controller" auf Basis von OpenFlow, der für bis zu 300.000 Flows ausgelegt ist. Hinzu kommen Rack-Switches wie der "G8264". Was allerdings noch fehlt, ist ein Core-Switch mit OpenFlow-Unterstützung. Offen ist, ob IBM selbst ein solches System entwickelt oder als OEM-Produkt von einem andere Hersteller bezieht.
Juniper Networks
Im Juni 2012 veröffentlichte das Unternehmen seine SDN-Strategie. Die Schwerpunkte des Anbieters liegen auf Systemen für das Rechenzentrum und "Northbound"-APIs (Anwendungsschnittstellen). Das Software Development Kit (SDK) für Junipers Systemsoftware JunOS enthält zudem einen OpenFlow-Client. Im Lauf des Jahres will Juniper mit den Switches der "EX"-Reihe und den Routern der "MX"-Serie OpenFlow 1.3 unterstützen.
NEC
Das Unternehmen hat unter der Bezeichnung "NEC ProgrammableFlow" ebenso wie HP mehrere SDN-Produkte im Programm, etwa einen SDN-Controller sowie die Switches "PF 5240" und "5820", die für OpenFlow ausgelegt sind. Dazu kommt eine Management-Konsole. Geplant sind Applikatio-nen, mit denen sich Netzwerke auf Basis von SDN verwalten lassen.
VMware
Der Spezialist für Virtualisierung hat sich durch den Kauf von Nicira im Juli 2012 verstärkt. VMware selbst sieht sich als Protagonist des "Software Defined Data Center". Daher ist zu erwarten, dass der Hersteller Niciras SDN-Technologie nutzt, um in vCenter ein Management-Framework für virtualisierte und physische Netzsysteme zu integrieren.

Schwächen der Anbieter

Angesichts dessen, dass nur sechs von zehn der befragten IT-Entscheider Zufriedenheit mit ihrem Provider beziehungsweise ihren Providern konstatierten, ist klar, dass die Meinungen, wo genau Anbieter Verbesserungen an ihren WAN-Konnektivitäts-Services vornehmen müssten, sehr vielfältig sind. So stach auch keine bestimmte Schwäche hervor. Sechs verbesserungsbedürftige Bereiche - Wertschöpfung, SLA, Kundendienst, Zuverlässigkeit, Verbindungsgeschwindigkeit und Schnelligkeit der Servicebereitstellung - erreichten bei der Umfrage jeweils 12 bis 15 Prozent. Lediglich bei der Serviceabdeckung gibt es keinen großen Nachbesserungsbedarf.

Achtung: Wo liegt das Verbesserungspotenzial von WAN-Service-Providern?
Foto: Ciena

Herausforderung für Service-Provider

Service-Provider können also noch deutlich zulegen bei ihren Angeboten für WAN-Konnektivität. Denn wenn Zufriedenheit ein Barometer für den Erfolg ist, wären Dienstleister gut beraten, sich so intensiv wie möglich um die Erfüllung der unterschiedlichen Anforderungen ihrer Kunden an die WAN-Konnektivität zu bemühen. Bei aller gegebenen Vielfalt muss das grundlegende Ziel jedoch sein, eine gelungene Kombination aus Sicherheit, hoher Kapazität und optimaler Leistung zu einem möglichst niedrigen Preis pro Bit anzubieten. Damit wäre sichergestellt, dass Anbieter Dienstleistungen liefern, die den Bedürfnissen moderner Unternehmen entsprechen und weitere IT-Innovationen ermöglichen. (hal)