B2B E-Commerce

So erobern Unternehmen internationale Märkte

18.10.2015 von Roland  Fesenmayr
Immer mehr Unternehmen ergreifen die Chance, über das Internet weltweit neue Märkte zu erschließen. Doch damit der Eintritt in den internationalen B2B E-Commerce erfolgreich gelingt, gilt es einige Aspekte unbedingt zu beachten.

Anfang des Jahres hat der Bundesverband E-Commerce und Versandhandel Deutschland e.V. (bevh) eine Studie zur Wirtschaftslage im B2B-Versandhandel veröffentlicht. Die Ergebnisse sind interessant: Obwohl das deutsche Wirtschaftswachstum im vergangenen Jahr aufgrund einer unerwartet schwachen konjunkturellen Entwicklung der Weltwirtschaft unter den Erwartungen blieb, bewerten Online- und Versandhändler im B2B-Sektor das Jahr 2014 überwiegend positiv. Auftragslage sowie Umsatz- und Ertragsentwicklung lagen allesamt über Vorjahresniveau.

Der Schritt in den internationalen B2B E-Commerce ist für viele Unternehmen interessant und lohnenswert.
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Schwerpunktmäßig wurden in der Studie die Auslandsaktivitäten der Unternehmen untersucht. Dabei zeigt die Befragung, dass grenzüberschreitende Handelsbeziehungen für Unternehmen des B2B-Online- und Versandhandels Normalität sind. Erwartungsgemäß sind europäische Länder das dominierende Ausfuhrziel. Gründe sind unter anderem die enge Verflechtung gemeinsamer Gütermärkte, die gemeinsame Währung sowie vergleichbare Kundenpräferenzen. Gleichzeitig zeigt jedoch der Trend für die Zukunft, dass die Entwicklung noch lange nicht abgeschlossen ist: Die Hälfte der derzeit aktiven Exporteure plant, ihre internationalen Verkäufe auszuweiten.

Kundengewinnung und Umsatzsteigerung sowie die Optimierung von Serviceleistungen und Prozessen sind nur einige der Potenziale, die immer mehr im B2B-Sektor tätige Unternehmen über den Schritt in den E-Commerce nachdenken lassen. Durch den Vertrieb über das Internet lässt sich zudem der Markteintritt auf internationalen Märkten schnell und kosteneffizient realisieren sowie eine engere Beziehung zu Kunden aufbauen. Der Einstieg in den erfolgreichen internationalen B2B E-Commerce ist allerdings kein Selbstläufer.

E-Commerce - so vermeiden Sie Kaufabbrüche
Tipp 1 - Checkout überprüfen
Die meisten Käufe werden auf der Bezahlseite abgebrochen. Hier sollten Shop-Betreiber ansetzen.
Tipp 2 - Lieferangaben: So kurz wie möglich
Je weniger Daten potentielle Käufer eingeben müssen, umso geringer die Chance, dass sie abspringen.
Tipp 3 - Zahlungsoptionen prüfen
Findet ein Kunde das gewünschte Bezahlverfahren nicht, droht ein Kaufabbruch. Eine breite Auswahl an Bezahlverfahren kann dies verhindern.
Tipp 4 - Lieferzeit und Lieferkosten: bitte zum Nulltarif!
Sind die Versandkosten zu hoch, springen Kunden ab. Viele Kunden erwarten inzwischen sogar Versand zum Nulltarif.
Tipp 5 - Shops auf mobile Endgeräte optimieren
Immer mehr Kunden nutzen ihre mobilen Endgeräte zum Einkauf. Shop-Betreiber sollten ihre Webseiten darauf einstellen.

Das muss eine E-Commerce-Plattform leisten

Vor jeder Internationalisierung gilt es zunächst eine Strategie zu erarbeiten, welche die jeweiligen rechtlichen, sprachlichen und kulturellen Gegebenheiten der unterschiedlichen Länder berücksichtigt. Zudem benötigen Unternehmen eine E-Commerce-Plattform, die ihnen hilft, diese Strategie optimal umzusetzen. Denn letztlich ist jede Strategie nur so gut, wie die Technik, mit der sie umgesetzt wird. Folgende Aspekte sollten Unternehmen bei der Auswahl der passenden E-Commerce-Plattform unbedingt beachten:

Eine mandantenfähige Plattform erleichtert eine effiziente Internationalisierung erheblich. Denn Multi-Mandanten-Technologie erlaubt eine zentrale Datenverwaltung für sämtliche Ländershops. So können die einzelnen Ländershops schnell und einfach mit einem eigenen Design sowie länderspezifischen Produkten und Inhalten aufgesetzt werden.

Die mandantenfähige Architektur der E-Commerce-Plattform erlaubt jedoch nicht nur eine optimale Anpassung durch spezialisierte Sortimente oder eine differenzierte Preispolitik. Sie ist auch Voraussetzung für ein landesspezifisches Suchmaschinenmarketing oder das Einbinden von im jeweiligen Land gern genutzten Logistikdienstleistern. Zudem sind für den internationalen Versandhandel aussagekräftige, aktuelle Informationen ein Muss. Einkäufer wollen nicht nur in ihrer eigenen Währung wissen, was das Produkt kostet, sondern genauso:

Egal ob Gewinnmaximierung, Mitarbeiterentlastung durch automatisierte Prozesse oder Kundenbindung: Nur indem Unternehmen ihre E-Commerce-Plattform nahtlos in interne Systeme einbinden, können sie ihr Potential im E-Commerce voll ausschöpfen.

Kundenindividuelle Preise oder Materialverfügbarkeiten beispielsweise zeigt der Shop nur an, wenn er mit der Warenwirtschaft verbunden ist. Außerdem kommen aus ERP-Systemen wie SAP, Microsoft Dynamics oder Sage Daten wie Artikelbezeichnung, Abmessung oder SKU-Nummern. Zumeist liegen sie bereits in übersetzter Form vor und können durch weiterführende Marketinginformationen wie aussagekräftige Bilder oder beschreibende Zusatztexte angereichert werden.

Viele Unternehmen mit umfangreichem Produktportfolio und zahlreichen Produktvarianten halten zudem relevante Informationen im Product Information System (PIM) vor. Eine direkte Anbindung an PIM-Systeme über offene Schnittstellen sorgt für einfache Integration aktueller Produktinformationen. Ist zudem ein Content Management System integriert, können Mitarbeiter redaktionelle Inhalte im Shop komfortabel selbst bearbeiten und online stellen. Sinnvoll kann oftmals auch eine Anbindung an eine Übersetzungslösung sein. Typisch für B2B E-Commerce ist außerdem eine direkte Verbindung mit Systemen des Käufers - etwa ERP oder Procurement-Anwendungen.

Das eigene Angebot international über das Internet zugänglich zu machen ist schön und gut. Leider bringt die weltweite Verfügbarkeit aber nichts, wenn niemand davon erfährt. Wie im B2C-Bereich kommt es auch im B2B-Sektor darauf an, potenzielle Neukunden aber auch Bestandskunden über Suchmaschinen und Marktplätze auf das eigene Angebot aufmerksam zu machen. Bei der Suche nach einer passenden Plattform sollten Unternehmen daher darauf achten, dass sie Suchmaschinen optimiert ist.

So sollten Mitarbeiter etwa gleich bei der Produktdatenpflege wichtige SEO-Attribute für jedes Produkt eingeben können. Unternehmen sollten zudem prüfen, ob sich Titel und Site Description manuell für jedes Produkt angeben oder sogar automatisch aus der Produktbeschreibung generieren lassen. Die Beschreibungen sollten sich sodann in XML Sitemaps zusammenfassen lassen, die durch Suchmaschinen ausgelesen und in deren Suchindex übernommen werden.

Ein Tipp für Einsteiger in den B2B E-Commerce: Übersetzen Sie auch Dateinamen, etwa für Bilddateien und PDF-Dokumente, schon ist ihr Onlineshop von Beginn an für Suchmaschinen optimiert und eine wichtige Hürde auf dem Weg ins internationale Geschäft ist genommen.

Das ABC der Suchmaschinenoptimierung - Was ist was bei SEO?
Was ist was bei SEO?
Vieles bei Suchmaschinenoptimierung ist kein Hexenwerk, leider klingt es aber oft danach. Die Masse an Fachbegriffen überfordern Einsteiger und selbst so manchen Webexperten. Wir erklären Ihnen die wichtigsten Begriffe aus dem weiten Feld der Suchmaschinenoptimierung.
Bounce Rate
Der Prozentsatz der Besucher, die eine Website schon nach wenigen Sekunden wieder verlassen, wird mit der Bounce Rate beziffert. Eine hohe Bounce Rate ist ein sicheres Zeichen dafür, dass die Webseite nicht die Erwartungen der Suchenden erfüllt. Die Gründe dafür können schwache Inhalte, unschöne Optik oder auch verwirrende Navigation sein. Bei einer hohen Bounce Rate gibt es also viel Raum für Verbesserungen.
Keyword
Ein Schlüsselwort, das die potenziellen Besucher in der Suchmaschine eingeben ist ein Keyword. Ziel der Suchmaschinenoptimierung ist es sicherzustellen, dass bestimmte Keywords – nämlich diejenigen, zu denen die Site im Ergebnis auftauchen soll - im Inhalt vorkommen. Achtung: wer hier übertreibt, könnte eine böse Überraschung erleben. Suchmaschinen ordnen eine übermäßige Keyword-Anhäufung oft als Spam ein und auch die User werden davon auch genervt.
SERP
Hinter SERP steht die Ergebnisseite der Suchmaschine (Search Engine Result Page). Einfache Faustregel bei der SEO: Je weiter oben man in der SERP beziehungsweise Ergebnisseite steht, desto besser.
Index
Suchmaschinen durchforsten permanent das Web. Dabei entsteht ein Verzeichnis - der so genannte Index, den die Suchmaschine ordnet. Auf eine Suchanfrage des Nutzers wird der Index als Auflistung von Webseiten ausgegeben.
Suchmaschinenalgorithmus
Suchmaschinenalgorithmen ordnen die im Index erfassten Seiten nach Relevanz. Jede Suchmaschine nutzt dabei ein eigenes Geheimrezept, das zudem permanent verändert und weiterentwickelt wird. Die Betreiber wie Google wollen so verhindern, dass der Algorithmus missbraucht wird. Zum Beispiel könnten schmutzige Tricks wie der übermäßige Einsatz von Keywords eingesetzt werden, um das Ranking der eigenen Seite verbessern.
Ranking / Ranking-Faktor
Das Ranking bezeichnet die Position der Website in den Suchergebnissen. Das Ranking wird von vielen Faktoren beeinflusst, zum Beispiel von der Qualität der Inhalte und der Backlinks. Nicht zuletzt wird es auch vom Algorithmus der Suchmaschine beeinflusst.
Organic Search / Organic Ranking
Die organische Ranking ist das Ergebnis, das eine Website ohne den Einsatz von Werbebudget erzielen kann. Bei Suchmaschinen kann durch den Einsatz von Paid Search das Suchergebnis – je nach eingesetzten Mitteln - verbessert werden. Bei der Suchmaschinenoptimierung geht es allerdings darum, das Ranking ohne Sponsoring zu verbessern.
Backlinks
Jede Website enthält Links auf weitere, externe Websites. Backlinks sind hingegen die Links, die von anderen Websites auf die eigene zeigen. Suchmaschinen funktionieren wie persönliche Empfehlungen: Je mehr desto besser. Also ordnen die Suchmaschinen Websites, die öfter von anderen per Link "empfohlen" werden als wertvoller ein.
Deeplinks
Deep Links verweisen direkt auf die Unterseite einer Website, zum Beispiel www.beispielonlineshop.de/elektronik. Wer Deep Links anbietet führt den User direkt zum gesuchten Thema, ohne dass dieser den Umweg über die Homepage nehmen muss und vergrößert die Chance, dass diese Unterseite als Ergebnis bei Google und Co. auftaucht.
Onpage- und Offpage-Optimierung
Bei der Suchmaschinenoptimierung geht es darum, die eigene Website durch inhaltliche, technische und strukturelle Maßnahmen für Suchmaschinen besser zugänglich zu machen. Bei allen Anpassungen und Maßnahmen die auf der eigenen Seite vorgenommen werden, spricht man von Onpage-Optimierung. Bei extern gesteuerten Maßnahmen - zum Beispiel dem Bewerben der Seite auf Social-Media-Kanälen, spricht man von Offpage-Optimierung.
Link Juice
Link Juice - zu deutsch "Verknüpfungsstärke" - beurteilt, wie stark eine Website verlinkt ist und gilt als eine Art Geheimrezept, die Konkurrenz bei Google im Ranking zu schlagen. Konkurrieren zwei Websites zum gleichen Thema, spielt die Anzahl und Qualität der Backlinks eine große Rolle für das Ranking. Einfach ausgedrückt: Wer im Web gut vernetzt ist und oft per Link empfohlen wird, hat mehr Link Juice und landet folglich höher im Ranking.
Link Bait / Linkbuilding
Als Link Bait bezeichnet man einen Webinhalt, der speziell darauf abzielt Traffic, Backlinks oder Resonanz zu erzielen. Ein Link Bait ist ein Mittel zum Linkbuilding. Dabei geht es darum, die Anzahl und Qualität der Backlinks zu erhöhen.
Content
Gute Inhalte sind im Grunde die wichtigste SEO-Maßnahme. Ohne interessante Inhalte auf der Website gibt es kaum Aussicht auf mehr Traffic und Backlinks, die letztendlich das Ranking bei den Suchmaschinen verbessern. Google legt besonderen Wert auf einzigartige Inhalte (Unique Content) und blendet doppelt oder mehrfach vorhandene Inhalte aus.
Black Hat SEO vs. White Hat SEO
Hier geht es um das klassische Duell Gut gegen Böse: Die dunkle Seite - Black Hat SEO - schreckt auch nicht vor schmutzigen Tricks zurück, um schnell eine Steigerung der Website-Popularität zu erreichen. Dabei wird bewusst die Verletzung der Google-Spielregeln in Kauf genommen, zum Beispiel durch den Einsatz von Spam oder Linkfarmen. White Hat SEO kämpft hingegen nur im Rahmen der Richtlinien und setzt für mehr Reichweite zum Beispiel auf hochqualitative Inhalte.

Jeder Kunde ist anders, hat seine eigene Organisationsstruktur, Kostenstellen und Bestellwünsche. Ein B2B-Shop sollte es deswegen ermöglichen, sowohl die individuellen Vertriebsstrukturen der Kunden mit den entsprechenden Kostenstellen abzubilden als auch die jeweiligen Rechte für den Produkteinkauf sowie Bestellmengen und Budgetkontrollen festzulegen.

Und mach es nicht Sinn, den Kunden diese Verwaltung selbständig vornehmen zu lassen? Schließlich kennt niemand den Kunden besser als er selbst, weiß wie er organisiert ist und am liebsten einkauft. Selbstverwaltung steigert nicht nur die Kundenzufriedenheit und dient letztlich der Kundenbindung, sie entlastet obendrein sogar noch die eigenen Mitarbeiter von zeitintensiven manuellen Tätigkeiten in der Kundenverwaltung.

Bieten Unternehmen ihren Geschäftskunden außerdem noch Funktionen wie Sammelbestellungen, Schnellbestellungen, Bedarfsanforderungen und Bestelllisten, die das Bestellmanagement vereinfachen, den Einkauf beschleunigen und den Komfort erhöhen, haben sie eine optimale Basis für eine schlanke Prozessstruktur und erfolgreiche Geschäfte.

Drei Sekunden: Mehr Zeit gibt die Mehrheit der Kunden einem Online-Shop nicht, um die eigenen Angebote zu laden. Fast zwei Drittel (65 Prozent) der Shopper weltweit brechen einen Einkauf nach dieser kurzen Zeitspanne ab, wenn die Seite dann nicht steht. So lautet eines der Ergebnisse einer globalen Studie unter 1.400 Verbrauchern, die der Internet-Intelligence und Performance-Spezialist Dyn Anfang des Jahres veröffentlicht hat. Im Umkehrschluss führen kurze Ladezeiten zu höheren Konversionsraten und Umsätzen sowie höherer Zufriedenheit und stärkerer Kundenbindung.

Zugegeben: Die Statistik gilt insbesondere im B2C-Bereich mit saisonal schwankenden Umsätzen und Lastspitzen aufgrund punktueller Marketingaktionen. Aber ist nicht jeder Geschäftskunde auch ein gelernter Endkonsument, der seine Erwartungen aus dem privaten Umfeld ins Geschäftsleben überträgt? Haben Einsteiger in den internationalen B2B E-Commerce die vorherigen Schritte beachtet und umgesetzt, kann es gut sein, dass sich ihr Geschäft schneller und stärker entwickelt als ursprünglich erwartet. Wichtig ist dann eine skalierbare Plattform, die gemeinsam mit ihrem Erfolg wachsen kann und auch mit erhöhten Besucherzahlen leicht fertig wird.

Kurz und knapp

Der Schritt in den internationalen B2B E-Commerce ist für viele Unternehmen interessant und lohnenswert. Sie können weltweit Märkte erschließen, neue Kunden gewinnen und alte noch näher an sich binden. Damit dies gelingt, benötigen sie die richtige Strategie und Technologie, mit der sich diese Strategie umsetzen lässt. (bw)