Das verbraucherfreundliche Widerrufsrecht in Deutschland ist für viele ein guter Grund, in einem Online-Shop einzukaufen. Ohne Angabe von Gründen können Sie Ware innerhalb der gesetzlichen Frist von 14 Tagen an den Händler zurücksenden. Doch das großzügige Widerrufsrecht für Fernabsatzverträge soll nicht für App-Einkäufe bei Apple gelten: Im App Store, dem iTunes Store und dem iBook-Store kann man einmal erworbene Apps, Musik, Filme, TV-Serien und Bücher nicht wieder zurückgeben. Während Nutzer eines Android-Mobilgeräts ihre Käufe innerhalb von 15 Minuten nach dem Bestellvorgang kostenfrei stornieren können, sieht Apple keine Rückgabemöglichkeit vor - jedenfalls nicht deutlich sichtbar. Und das, obwohl das das gesetzlich verbriefte Recht bei Fernabsatzverträgen prinzipiell auch für Apps gelten müsste. Das Gesetz sieht jedoch Ausnahmen vor, wenn die Ware ihrer Beschaffenheit nach nicht zum Umtausch geeignet ist. Das würde beispielsweise auf maßangefertigte Kleidung oder das für Sie hergestellte neue Namensschild für die Haustür zutreffen.
Nun werden Apps nicht maßgefertigt, aber eine weitere Ausnahme ist auch für Software vorgesehen. Ist das Siegel des gelieferten Datenträgers verletzt, verwirkt der Kunde sein Widerrufsrecht. Hier könnte ein Käufer sonst die Software installieren, den Datenträger aber zurückschicken und den Vertrag widerrufen. Der Dumme wäre dann der Software-Verkäufer.
Bei Software-Downloads und damit auch Apps wird es komplizierter, denn hier gibt es kein Verpackungssiegel mit dem der Käufer nachweisen kann, dass er die Software nicht benutzt hat. Außerdem wird eine App in der Regel nach dem Kauf-Klick im App-Store sofort automatisch installiert. Der Käufer kann zudem schlecht nachweisen, dass er die App wieder komplett von seinem Gerät entfernt hat.
Eigentlich wäre es also an Apple, eine entsprechende Möglichkeit vorzusehen. Zudem kann Apple mit seinen Store-Nutzungsbedingungen nicht bestehendes Recht aushebeln. Die "Nicht-Gültigkeit" des Widerrufsrechts bei App-Käufen ist deshalb unter Juristen umstritten.
Als Käufer sollte man es sich aber trotzdem genau überlegen, ob eine 99 Cent teure App den Ärger eines Rechtsstreits wert ist. Wir schildern daher in diesem Artikel die Möglichkeiten, die sich Ihnen auch ohne diesen letzten Schritt bieten.
Rückgaberecht als Service
Zwar gibt es in Apples Software-Kosmos eine Reihe von Apps, die neben der üblichen kostenpflichtigen auch in einer Werbung enthaltenden Gratis-Version ("Free") im App Store stehen. Doch solche Gratis-Versionen zum Ausprobieren gibt es nicht von allen Apps. Anders als im stationären Einzelhandel oder im Software-Store von Google hat der Verbraucher im Apple App Store also auch nicht immer die Möglichkeit, die Ware vor dem Kauf zu prüfen.
Auch wenn sich die Nutzungsbedingungen des App-Stores zunächst restriktiv und damit durchaus Apple-typisch anhören, wird das in der Praxis durchaus flexibler und kulanter gehandhabt. Einen rechtlich verbrieften Anspruch auf eine Rückerstattung des Kaufpreises von Apps streitet Apple zwar ab, so steht es in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen von Apple. Doch unter bestimmten Voraussetzungen räumt auch Apple von sich aus Kunden der eigenen App- und Medien-Shops eine Rückabwicklungsmöglichkeit ein und schreibt den Kaufbetrag gut.
Ungewollter App-Einkauf oder mangelhafte App
Auf Kulanzbasis gewährt Apple bei App-Käufen eine Storno-Möglichkeit für den Fall, dass Sie versehentlich eine App gekauft oder einen In-App-Kauf getätigt haben. Hintergrund ist der Umstand, dass man im App Store verhältnismäßig einfach Software erwerben kann. Apple billigt dem Nutzer daher den Umstand zu, dass man eine App versehentlich lädt, die man eigentlich nicht kaufen wollte. Entweder durch einen vorschnellen Klick oder weil man sich über den zu entrichtenden Preis getäuscht hat.
Eine weitere Möglichkeit für die Stornierung eines App-Kaufs ergibt sich bei mangelhaften Apps. Das ist der Fall, wenn etwa eine App auf dem iPhone, iPad oder iPod Touch des Käufers wiederholt abstürzt und dadurch nicht vernünftig einsetzbar ist. Bei Spielen kann ein technischer Mangel auch darin bestehen, dass es zu Grafik- und Darstellungsfehlern kommt oder Aufgaben durch Logikfehler im Spielverkauf nicht lösbar sind. Auch fehlende Funktionen sind ein von Apple anerkannter Mangel, wenn sich etwa eine in der Beschreibung der App beworbene Funktion nicht oder nur unzureichend in der App wiederfindet und die App dadurch nicht wie angepriesen arbeitet. Eine Rückgabe kommt auch bei eklatanten Übersetzungsfehlern in Betracht, etwa wenn eingedeutschte Menütexte kaum verständlich sind.
In all diesen Fällen kann man sich in einem automatisierten Verfahren über iTunes an Apple wenden, den Sachverhalt schildern und hat gute Chancen auf eine Rückerstattung des Kaufpreises.
So läuft die App-Rückgabe
Die Rückgabe einer App ist an die iTunes-Software gekoppelt. Wird das Programm am PC oder Mac gestartet, klickt man oben rechts auf den eigenen Apple-ID-Namen und melde sich mit seinen Zugangsdaten im iTunes Store an. Anschließend landet man in iTunes auf der Übersichtsseite für seine Apple-ID.
Oben finden sich Angaben zur Rechnungsanschrift und zur Kreditkarte. Unterhalb der Adress- und Abrechnungsdaten gibt es den Punkt "Einkaufsstatistik". Ein Klick auf den Link "Alle anzeigen" dahinter öffnet eine Tabelle mit allen bislang über dieses Applekonto gekauften Apps, Filmen und Musiktiteln.
Nun suchen Sie unten auf der Seite nach dem Kauftag der App, die Sie zurückgeben möchten, und klicken auf den kleinen Pfeil davor. iTunes lädt die Kaufübersicht zum gewählten Datum. Nach einem Klick auf "Ein Problem melden" erscheint in jeder Tabellenzeile hinter den einzelnen App-Namen der Link "Ein Problem melden". Klickt man den Link hinter der gewünschten App an, kommt man zu einem Kontaktformular, über das man die Rückgabe der App beantragen kann.
Aus einer Ausklappliste ist dazu der Grund der Reklamation auszuwählen. Außerdem müssen Sie mit einem kurzen Text erklären, wie es zu dem Zufalls- beziehzngsweise Fehlkauf kam, oder was bei der App nicht wie erwartet funktioniert. In das Formular sollte man zudem explizit den Wunsch nach Rückabwicklung und Erstattung des angefallenen Kaufbetrages eingeben.
Eine Antwort und in der Regel eine Kaufpreisrückerstattung erhält man normalerweise innerhalb von drei bis fünf Tagen. (mec)