Nachfolger vom Business-Handy P990i

Smartphone Sony Ericsson P1i im Test

05.12.2007 von Moritz Jäger
Sony Ericsson will sich mit dem neuen P1i gegen Nokia und BlackBerry im Business-Smartphone-Markt behaupten. TecChannel testet das Sony Ericsson P1i, den Nachfolger des P990i, auf Bedienung, Ausstattung, Schnittstellen und Akku-Laufzeiten.

Nach dem P990 müsste eigentlich das P1000 als Nachfolger kommen. Da Sony Ericsson dies aber als Modellname zu lang war, heißt der Erbe P1i. Doch nicht nur der Name des Gerätes ist anders, auch die Bedienung wurde überarbeitet. Für die Besitzer eines älteren Gerätes der P-Serie heißt es deshalb umdenken, denn der Nachfolger orientiert sich am Bond-Handy M600i.

P1i: Der Hauptschirm bietet einen Schnellzugriff auf die wichtigsten Funktionen.

Auf dem Datenblatt macht das P1i eine gute Figur. Zwar sind WLAN und UMTS an Bord, das schnellere HSDPA wird aber nicht unterstützt. Dafür ist das Touch-Display klar und hell. Das Smartphone stellt Inhalte auf 240 x 320 Pixeln dar, dem aktuellen Quasi-Standard für Business-Smartphones. Das ist genauso groß wie beim Vorgänger P990i, auch wenn dieser auf den ersten Blick größer wirkt.

Erster Eindruck

Bei unserem Testgerät bestechen die Farben Schwarz und Silber, wobei der Rahmen dem P1i einen angenehm edlen Touch gibt. Leider verzichtet Sony Ericsson auf die wirklich hochwertigen Werkstoffe, wie sie aktuell in den Consumer-Handys zum Einsatz kommen, weswegen Business-Kunden mit lackiertem Plastik vorliebnehmen müssen. Das stört ziemlich, denn bei einem UVP von 599 Euro können die Kunden mehr erwarten.

Hauptmenü: Alle Funktionen sind auf diese neun Unterpunkten aufgeteilt.

Nach dem ersten Einschalten präsentiert sich der Heute-Screen, der neben den letzten Nachrichten auch aktuelle Termine oder Aufgaben darstellt. Am unteren Ende finden sich fünf Schnellzugriffsfunktionen, zehn weitere Programme können Sie zusätzlichen Hotkeys zuweisen.

Schnellzugriff: Bis zu zehn Anwendungen lassen sich direkt aus dem Hauptbildschirm starten.

Positiv: Im Karton liegt auch eine Docking-Station, die das Gerät beispielsweise auf dem Schreibtisch aufnimmt. Ärgerlich ist aber, dass diese nur die Sony-Ericsson-Kabel aufnimmt; gerade an der Docking-Station wäre eine Alternative mit Mini-USB und 3,5-Zoll-Klinkenstecker ein echter Bonus gewesen. So muss der Kunde einen zweiten Satz der Kabel erstehen oder ständig wechseln. Die kleinen Kontakte am Datenkabel verbiegen sich leicht, wodurch Verbindungsprobleme entstehen können.

Unnötig proprietär: Das mitgelieferte Cradle können Sie nur an Original-Sony-Ericsson-Kabel anschließen.

Im Test fällt das Sicherheits-Feature des P1i negativ auf. Die Tasten des Gerätes sperren sich, sobald 30 Sekunden lang keine Aktivität erfolgt. Die automatische Tastensperre ist zwar löblich, allerdings hätten wir uns gewünscht, dass sich der Zeitraum flexibel einstellen lässt. 30 Sekunden sind arg kurz.

Handling: Wippen zum Schreiben

Kenner sehen auf den ersten Blick, dass die typische Tastaturenklappe des P990i fehlt. Diese wurde durch eine Wipptastatur ersetzt, bei der sich jeweils zwei Buchstaben oder Zahlen/Sonderzeichen eine Taste teilen. Drückt man beispielsweise bei der ersten Taste auf die linke Seite, erhält man Q oder @, ein Druck auf die rechte Seite ergibt W oder /.

Das ist gewöhnungsbedürftig, vor allem wenn man größere Finger hat. Dennoch sind die Tasten gut verarbeitet, im Test haben wir uns kaum verschrieben. Sony Ericsson hat es geschafft, die Sensibilität der Wippen so einzustellen, dass nur diejenige Taste ausgelöst wird, auf der der Hauptdruck des Daumens liegt. Dennoch werden Besitzer des P990 oder eines Vorgängers die normale Tastatur anfangs vermissen.

Zentrale: Die Nachrichten-Anwendung verwaltet alle Posteingänge – egal ob SMS, E-Mail oder Anrufbeantworter.

Das P1i übernimmt zudem ein Manko des M600i – es verzichtet auf Hotkeys, etwa für „Anruf annehmen“ und „Anruf ablehnen“; diese sind nur im Touchscreen zu sehen. Das Fehlen der Hotkeys ist sicher Geschmackssache. Wir denken, dass die zusätzlichen Tasten dem P1i nicht geschadet hätten.

An den Seiten des Smartphones befinden sich weitere Bedienelemente. Rechts oben ist der Schnellzugriff auf das Internet angebracht, darunter finden sich der Slot für den Memory Stick Micro (maximal vier GByte) und der Auslöser für die Kamera. Auf der linken Seite ist ein Jog-Dial-Rad angebracht, das zur Auswahl gedrückt werden kann, sowie eine „Zurück“-Taste. Zusätzlich steckt ein Stylus zur Stiftbedieung im Gehäuse.

Kontaktverwaltung und Bürofunktionen

Die Synchronisation mit dem Desktop ist sehr gut. Das Programm kann sich mit Outlook bis 2007 und Notes bis Version 7 verbinden und Kontakte, Termine und E-Mails abgleichen. Zusätzlich liefert die Sony-Ericsson-PC-Suite den Mobilfunknetzassistenten mit, mit dem sich das P1i einfach als Modem einrichten lässt. Im Test klappte das problemlos, die Verbindung war ähnlich einfach wie mit der Nokia-Software. Wie bereits anfangs erwähnt fehlt dem Gerät aber ein HSDPA-Modem, sodass Surfen nur per UMTS möglich ist.

Fester Stand: Für den Schreibtisch wird ein einfaches Cradle mitgeliefert.

Bei den Office-Funktionen setzt Sony Ericsson auf die QuickOffice-Suite sowie einen zusätzlichen PDF-Reader. QuickOffice kann die gängigen Formate darstellen und bearbeiten. Das Open-XML-Format von Office 2007 wird allerdings noch nicht unterstützt.

E-Mail und Internet

Sony Ericsson zeigt sich offen, wenn es um E-Mail-Dienste geht. Als Standard-Protokoll kommt POP3 zum Einsatz. Darüber hinaus gibt für die verschiedensten Dienste passende Clients, etwa Active Sync, iAnywhere, BlackBerry Connect oder Visto. Zudem ist das IMAP-idle-Protokoll mit an Board, mit dem sich ebenfalls Push-E-Mail realisieren lässt.

Internet: Mobil surft es sich mit dem Opera-Browser sehr gut.

Sony Ericsson gibt dem P1i den Browser Opera 8.65 for Symbian OS mit auf den Weg. Wie gewohnt lässt sich damit gut surfen, auch wenn der Seiteaufbau teilweise lange dauert. Auch Tabbed-Browsing wird unterstützt. Opera bietet den Vorteil, dass Websites auf das passende Bildschirmformat optimiert dargestellt werden. In der Praxis surft es sich damit gut.

Auch die RSS-Anwendung ist gut eingebunden. Liefert eine Seite passende Feeds aus, erscheint das RSS-Symbol im Browser. Klickt der User auf das Symbol, wird die Adresse an den RSS-Reader, eine zusätzliche Anwendung, weitergegeben, der Feed kann abonniert werden.

Multimedia und Foto

Im Multimedia-Bereich kann das P1i seine Herkunft voll ausspielen. Der Audio-Player erkennt alle gängigen Formate, lediglich DRM-geschützte Titel stellen ein Problem dar. Zudem ist ein Radio integriert, das als nette Beigabe TrackID bietet. Dieser Dienst kann den Namen und Interpreten eines Liedes erkennen, wenn man ein paar Sekunden aufnimmt. Videos sind in den Formaten 3GPP, H.263, H.264, MPG4 und Real Video abspielbar.

Foto: Auf der Rückseite findet sich die 3,2-Megapixel-Kamera mit Autofokus.

Visitenkartenscanner: Killeranwendung für die Kamera?

Auf der Rückseite des Smartphones befindet sich eine 3,2-Megapixel-Kamera. Diese liefert brauchbare Bilder, auch kurze Videosequenzen sind möglich. Schnappschüsse gelingen aber höchstens bei optimalen Lichtbedingungen, ansonsten ist die Kamera zu langsam.

Ein echter Bonus ist aber die mitgelieferte Anwendung Kartenscanner. Damit lassen sich Visitenkarten abfotografieren, anschließend wandelt die Software das Bild in einen Kontakt um. Im Test klappte dass mit verschiedenen Karten sehr gut. Wer also viele Vistitenkarten abzuspeichern hat, der wird diese Funktion nicht mehr missen wollen.

Lauf- und Ladezeit

Der Akku des P1i wurde gegenüber dem M600i deutlich vergrößert; er bietet wie das P990i eine Ladekapazität von 1120 mAh. Damit hielt das Smartphone in unserem Dauertest unter ungünstigsten Bedingungen (keinerlei Stromsparmaßnahmen und volle Displaybeleuchtung) insgesamt 480,5 Minuten, also mehr als acht Stunden, durch. Der Arbeitstag sollte also gesichert sein. Bitte beachten Sie, dass im Test lediglich UMTS eingeschaltet war. Eine dauerhaft aktive WLAN-Verbindung leert den Akku deutlich schneller.

Ladezyklus: Mehr als eine Stunde lädt das Gerät mit über fünf Watt.

Der zweite Teil des Testes galt der Ladegeschwindigkeit. Innerhalb von 115 Minuten, also unter zwei Stunden, war der Akku wieder voll. Gut eine Stunde lang wird dabei mit mehr als fünf Watt geladen. Daher hat man auch nach einer kurzen Ladezeit bereits relativ viel Batterielaufzeit.

Die Laufzeit des P1i liegt im Vergleich knapp über dem Durchschnitt. Der große Akku tut dem Smartphone sichtlich gut, selbst mit Touchscreen ist die Laufzeit noch sehr gut. Im Test hat sich gezeigt, dass das Gerät im alltäglichen Praxisgebrauch gut eine Woche durchhält. Der Akku wird auch geladen, wenn das P1i über USB am Rechner angeschlossen ist.

Tabelle: Das P1i im Überblick

Hardware

Prozessor

Philips Nexperia
Mobile Multimedia Processor PNX4008 208MHz

Speicher

ROM: 160 MByte
RAM: nicht bekannt

Erweiterungsslot

MemoryStick Micro (m2), maximal vier GByte

Display

240 x 320 Bildpunkte

Größe

106 x 55 x 17 mm

Gewicht

168 Gramm inklusive Akku

Akku

1120 mAh

Verbindung, Kommunikation und Betriebssystem

Mobilfunk

GPRS/GSM/UMTS

WLAN / GPS

ja / nein

Bluetooth

ja, 2.0

Profile u. a.: Headset, A2DP, Object Push, Dateitransfer, Seriap Port

Schnittstelle

proprietär

Synchronisation

Sony-Software, diverse Clients

Betriebssystem

UIQ 3.0 (Symbian OS v9.1)

Vertrieb und Preis

Hersteller

Sony Ericsson

Preis (voraussichtlich) mit Vertrag

Vodafone: ab 129,90 Euro
O2: ab 49,99 Euro
E-Plus: nicht im Sortiment
T-Mobile: nicht im Sortiment

Ohne Vertrag

Etwa 400 Euro

Vertrieb

O2, Vodafone

Fazit: Verblasster Glanz

Vor einigen Jahren auf der CeBIT: Nahezu jeder, der etwas zu sagen hatte, war mit einem Sony-Ericsson-Gerät aus der P-Serie unterwegs. Heute: BlackBerry und Nokia dominieren, von Sony Ericsson ist vielleicht noch das private Handy. Das zeigt den Trend, unter dem auch das P1i zu leiden hat. Leider hat der Konzern so viele Entwicklungskapazitäten in die Bereiche Multimedia und Lifestyle gesteckt, vor allen in die Walkmen-Serie, dass die Business-Bereiche auf der Strecke blieben. Den Vergleich zur E-Serie von Nokia oder zu den aktuellen BlackBerry-Geräten verliert Sony Ericsson, wenn es um Handling, Schnelligkeit oder Optik geht. Der Konzern setzt zwar konsequent auf Touchscreens, muss sich hier aber von Microsoft das Wasser abgraben lassen.

Größenvergleich: das Nokia E61, der XDA Terra und das P1i.

Innovationstechnisch zeigt sich das P1i bodenständig. Es fehlen aktuelle Technologien wie HDSPA oder GPS, die andere Hersteller mittlerweile mit Erfolg verbauen. Im Business-Umfeld sollten Smartphones zudem mittelfristig einen integrierten SIP-Stack bieten, um sie in eine Unified-Communications-Umgebung zu integrieren, Voice over WLAN ist hier das Stichwort.

Dabei stecken in dem P1i sehr gute Ansätze: Die Wipptastatur, die uns im M600i noch zu schwammig war, ist nun deutlich ausgereifter. Damit lassen sich Texte nach kurzer Eingewöhnung bereits gut schreiben. Das Display ist gut, ebenso die Akku-Laufzeit. Die Kamera ist ebenfalls in Ordnung, der mitgelieferte Visitenkartenscanner ist in jedem Fall ein Killer-Feature.

Leider gibt es aber wieder die alten Kritikpunkte, die auch beim M600i auffielen: Das Gerät ist einfach zu langsam. Wie bei den Vorgängern hat Sony Ericsson am Prozessor gespart. Das Ergebnis: Selbst wenn nur wenige Programme geöffnet sind, gibt sich das P1i behäbig. Über den schnell zugänglichen Taskmanager lassen sich die Programme zwar wieder aus dem Speicher werfen, ein schnellerer Prozessor wäre dennoch wünschenswert. Auch die proprietären Schnittstellen am Handy und im mitgelieferten Cradle sind nicht mehr zeitgemäß.

Unnötig: Auch am Telefon finden sich nur Sony-Ericsson-eigene Anschlüsse.

Wir hoffen, dass Sony Ericsson für die nächste Generation mehr Designer und Entwickler aus der Spaßecke der Consumer-Geräte abzieht und ein Smartphone vorstellt, das ein „P“ im Namen auch wirklich verdient. Dass das P1i bei T-Mobile und E-Plus gar nicht im offiziellen Sortiment ist, sollte den Entwicklern eine ernste Warnung sein.

Anhang: Probleme im Netz von O2

Wie uns Leser melden, besitzt das P1i aber eine gravierende Schwachstelle. In einer älteren Firmware-Version scheint es Probleme in Verbindung mit O2 zu geben. Unterstützt werden diese Aussagen durch diesen Thread im Forum von SE-World.

Laut dem Thread treten bei den ungepatchten Geräten folgende Probleme auf:

Sony Ericsson hat mittlerweile ein 37 MByte großes Update zur Verfügung gestellt, das über den Update Service auf dem P1i installiert wird. Die Installationsdatei trägt die Nummer 2.7.9.14-1. Sie finden den Download hier bei Sony Ericsson. Sollte Ihre Smartphone also Probleme machen, sollten Sie das Update durchführen. (mja)