Cloud Security Top 12

Sicherheitsrisiken in der Cloud

09.04.2016 von Simon Hülsbömer und Fahmida Y. Rashid
Sind meine Daten in der Cloud sicher oder nicht? Sind sie zumindest compliant abgespeichert? Unternehmen sollten die Top-Bedrohungen in der Cloud kennen, um diese Fragen zu beantworten.

Das Thema Cloud-Security wird langsam zum IT-Evergreen. Unternehmen verlagern digitale Prozesse in die Wolke, sie speichern Daten bei global agierenden Cloud-Playern wie AWS, Google, Microsoft oder der Telekom. Dennoch gibt es immer einmal wieder Fragen und Sorgen um die Sicherheit von Cloud-Diensten - gerade bei kleineren Firmen, die dem Cloud-Braten nicht so recht trauen.

Der erste Schritt hin zu einer sicheren Cloud ist das Bewusstsein um die größten Bedrohungen - auf der jüngsten RSA Conference stellt die Cloud Security Alliance CSA die "Treacherous 12", also die "betrügerischen Zwölf" vor, die zwölf größten Sicherheitsrisiken in der Cloud, mit denen sich Unternehmen 2016 auseinandersetzen müssen.

Weil die Cloud-Architektur per se auf geteilte Ressourcen setzt, die im Bedarfsfall aktiviert und auch wieder deaktiviert werden, ergeben sich eine ganze Reihe von Sicherheitsproblemen, die es im Prä-Cloud-Zeitalter noch nicht gab, warnt die CSA. Firmeninterne Security-Richtlinien lassen sich leicht umgehen, die Schatten-IT wächst und gedeiht. Es braucht neue Kontrollmechanismen.

Datenverluste

Cloud-Umgebungen kämpfen mit den gleichen Bedrohungen wie traditionelle Firmennetze - sind aber durch die gespeicherten Datenmengen ein attraktiveres Angriffsziel. Der mögliche Schaden hängt - verständlicherweise - von dem Wert der an- und abgegriffenen Daten ab. Das öffentliche Interesse an gestohlenen Bank- und Kreditkartendaten mag zwar groß sein - der Verlust von Gesundheitsinformationen, Betriebsgeheimnissen und Intellectual Property ist aber meist wesentlich schmerzhafter.

Wenn ein Datenverlust auftritt, drohen Geldbußen, Gerichtsprozesse und harte Strafen. Die Aufarbeitung des Ganzen und die Information der betroffenen Kunden verursachen erheblich Kosten. Indirekte Folgen wie Image- und Auftragsverluste sind noch gar nicht eingerechnet, die ein Unternehmen für Jahre beschäftigen können.

Cloud Provider schützen ihre Dienste im Regelfall gut ab, letzlich sind es aber die Anwenderunternehmen, die für die Sichreheit ihrer Cloud-Daten verantwortlich sind. Die CSA empfiehlt eine Multifaktor-Authentifizierung und Verschlüsselung der Cloud-Daten.

Gestohlene Benutzerdaten

Mehrfaktor-Authentifizierungsarten wie Einmal-Passwörter, Authentifizierung per Telefon und Smartcards sichern Cloud-Dienste ab - Angreifer können sich schwieriger mit gestohlenen Credentials dort einloggen. Der Vorfall bei Anthem Healthcare, wo 80 Millionen Kundendatensätze abhanden kamen, resultierte beispielsweise aus einem Diebstahl von Login-Daten. Anthem hatte versäumt, eine Mehrfaktor-Authentifizierung zu implementieren - deshalb genügte ein einziges geknacktes Passwort, um an die Kundendatenbank zu kommen.

Viele Entwickler betten die Nutzerdaten und kryptografische Schküssel zwar im Quellcode ein, machen dann aber den Fehler, diese Informationen in öffentlichen Repositories wie GitHub einzustellen. Die CSA weist darauf hin, dass Schlüssel vernünftig abgesichert sein müssen und es einer geschützten Schlüssel-Infrastruktur bedarf. Die Schlüssel müssen zudem in regelmäßigen Abständen durchgewechselt werden, damit Angreifer die abgegriffenen Informationen nicht unbedingt direkt verwenden können.

Unternehmen, die ein föderiertes Identitätsmanagement mit einem Cloud-Provider planen, sollten die Security-Maßnahmen des Providers kennen, um die Plattform abzusichern. Identitäten in einem einzigen Repository zu zentralisieren, ist riskant. Unternehmen müssen abwägen, ob die Bequemlichkeit, die eine Zentralisierung mitbringt, das Risiko eines Angriffs überwiegt.

Geknackte Interfaces und APIs

Praktisch jeder Cloud-Dienst und jede Cloud-Anwendung bietet heutzutage Schnittstellen (APIs) zu weiteren Systemen. IT-Teams brauchen Interfaces und APIs, um mit Cloud-Diensten interagieren zu können - es geht um Provisioning, Management, Orchestierung und Monitoring.

Sicherheit und Verfügbarkeit von Cloud-Diensten - von der Authentifizierung über die Zugangskontrolle bis hin zu Verschlüsselung und Aktivitäten-Monitoring - hängen von der API-Sicherheit ab. Das Risiko steigt mit der Zahl von Drittanbietern, die auf der Grundlage der APIs neue Benutzeroberflächen entwickeln, weil diesen Unternehmen Zugriff auf Dienste und interne Daten gewährt werden muss. Schwache Interfaces und APIs setzen Unternehmen Sicherheitsheitsrisiken in den Bereichen Vertraulichkeit, Integrität, Verfügbarkeit und Haftung aus.

APIs und Interfaces geraten schnell ins Visier von Angreifern, weil sie in der Regel aus dem Internet erreichbar sind. Die CSA empfiehlt adäquate Kontrolle als "erste Linie der Verteidigung und Gefahrenerkennung." Anwendungen und Systeme für das Threat Modeling, unter anderem Data Flows und Architektur/Design, werden zu wichtigen Teilen des Development Lifecycle. Die CSA empfiehlt Code Reviews und Penetrationstests mit einem Fokus auf Sicherheit.

Ausgenutzte Schwachstellen

Schwachstellen im System und angreifbare Bugs in Anwendungen sind keine neuen Phänomene - durch die verschiedenen Formen der Cloud-Nutzung auf Mietbasis werden sie aber zu einem immer größeren Problem. Mehrere Unternehmen teilen sich denselben Arbeitsspeicher, Datenbanken und andere Ressourcen - was wiederum ganz neue Angriffsvektoren ermöglicht.

Glücklicherweise lassen sich Angriffe auf Systemlücken durch "grundlegende IT-Prozesse" vermeiden, so die Cloud Security Alliance. Als Best Practices erwiesen haben sich regelmäßige Schwachstellenscans, sofortiges Patch Management und schnelles Reagieren auf bekannt gewordene Bedrohungen.

Die Kosten einer solchen Absicherung des Systems "sind relativ klein im Verhältnis zu anderen IT-Ausgaben", heißt es im CSA-Bericht. IT-Prozesse aufzusetzen, die Schwachstellen aufzudecken und zu reparieren helfen, ist relativ preisgünstig, wenn man den drohenden Schaden ins Kalkül zieht. Unternehmen in regulierten Branchen müssen ihre Patches so schnell wie möglich einspielen, bevorzugt automatisiert, fordert die CSA. Prozesse zu Änderungssteuerung, die das Notfall-Patching adressieren, stellen sicher, dass Sicherheitsupdates ordentlich dokumentiert und von den technischen Einheiten überprüft werden können.

Account Hijacking

Phishing, Betrug und Software Exploits sind immer noch erfolgreich - Cloud-Services ergänzen diese Maschen um eine weitere Bedrohung, weil Angreifer nun Aktivitäten belauschen, Transaktionen manipulieren und Daten verändern können. Darüber hinaus lassen sich die Cloud-Dienste selbst dazu verwenden, Angriffe zu starten.

Eine gängige Verteidungspraxis sollte derartige Gefahren begrenzen. Unternehmen sollten die gemeinsame Nutzung von Accounts zwischen Anwendern und Services verbieten und wenn möglich Mehrfaktor-Authentifizierung aktivieren. Accounts, auch Service-Accounts, sollten laut CSA überwacht werden, damit jede Transaktion zu einer Person nachverfolgt werden kann. Letztlich geht es bei allem darum, den Diebstahl von Nutzerdaten zu verhindern.

Insider mit bösen Absichten

Die Gefahr von innen hat viele Gesichter: ein aktueller oder ehemaliger Angestellter, ein Systemadministrator, ein Vertrags- oder Geschäftspartner. Es geht um die gesamte Palette - von Datendiebstahl bis hin zu Rache. Im Cloud-Umfeld kann ein fest entschlossener Insider die gesamte Infrastruktur zerstören und Daten manipulieren. Systeme, deren Sicherheit gänzlich von einem Cloud Service Provider abhängt, sind am besonders bedroht - wie beispielsweise Verschlüsselungsdienste.

Die CSA empfiehlt, dass ein Unternehmen die Kontrolle über seinen Verschlüsselungsprozess und die Schlüssel selbst behält und die Zuständigkeiten aufteilt, um einem einzelnen Nutzer so wenig Zugriffsrechte wie möglich einräumen zu müssen. Effizientes Logging, Monitoring und Auditing von Admintätigkeiten sind gleichermaßen wichtige Punkte.

Aber Achtung: Es ist schnell pasiert, dass ein automatisierter "Routine-Job" als Angriff von innen misinterpretiert wird. Als Beispiel sei hier ein Administrator angeführt, der versehentlich eine Kundendatenbank auf einen öffentlich zugänglichen Server kopiert. Hier helfen nur viel Security-Awareness-Training und entsprechendes Security-Management.

Der APT-Parasit

Eine "parasitäre" Form des Angriffs nennt die CSA die sogenannten Advanced Persistent Threats (APTs). Diese unterwandern Systeme auf eine raffinierte Weise, um über einen längeren Zeitraum hinweg unbemerkt Daten und Intellectual Property aus einem Unternehmen abzuziehen.

APTs bewegen sich in der Regel "seitlich" durch ein Netzwerk und mischen sich unter den normalen Datenverkehr - entsprechend schwer sind sie zu entdecken. Die großen Cloud-Provider setzen fortschrittliche Sicherheitstechniken ein, um zu verhindern, dass ihre IT-Infrastruktur durch APTs beeinträchtigt wird. Dennoch sind ihre Kunden gut beraten, sich selbst ebenso sorgfältig auf mögliche Folgeschäden für ihre Cloud-Konten vorzubereiten wie sie das bei On-Premise-Systemen tun würden.

Phishing-Trends 2016
Cloud Storage
Trotz deutlichem Rückgang wurden die meisten Consumer-fokussierten Phishing-Angriffe weiterhin bei Finanzdienstleistern registriert (2015: 31 Prozent, 2013: 41 Prozent). Allerdings haben Cloud-Storage- und File-Hosting-Services den größten Ansteig bei Phishing-Angriffen verzeichnet. Waren diese im Jahr 2013 nur in 8 Prozent aller Phishing-Fälle das Ziel, stieg dieser Anteil im Jahr 2015 auf 20 Prozent.
Hotspot USA
Die USA waren mit Abstand das häufigste Ziel von Phishing-Attacken im Jahr 2015: Satte 77 Prozent aller Unternehmen, die Opfer von Phishing-Angriffen wurden, haben ihren Hauptsitz in den Vereinigten Staaten. Den größten Zuwachs hat übrigens China hingelegt: Waren 2013 nur 1,1 Prozent aller Angriffe auf Ziele in China gerichtet, sind es 2015 schon 5,4 Prozent.
Dotcom-Phishing
Mehr als die Hälfte (52 Prozent) aller Phishing-Websites wurden im Jahr 2015 unter einer .com-Domain registriert. Zwei Jahre zuvor lag dieser Wert noch bei 46 Prozent. Auf den Rängen folgen die Top-Level-Domains .net (5 Prozent), .org (4 Prozent) und .br (4 Prozent).
Mehr Geld
Entwickler von Phishing-Kits machen ihr Geld auf zwei Wege: Entweder sie verkaufen die Kits (zu Preisen zwischen einem und 50 Dollar) oder sie verbreiten ihre Kits kostenlos. In letzterem Fall befindet sich eine Hintertür im Schadprogramm, über die die Cyberkriminelle persönliche Daten und Finanz-Informationen abschöpfen. Laut dem PhishLabs-Report gewinnt die Methode der kostenlosen Phishing-Kits an Beliebtheit, weil eine größere Verbreitung auch die Aussicht auf mehr Daten zur Folge hat.
Einweg-E-Mail-Accounts
Einweg-E-Mail-Accounts werden genutzt, um gestohlene Daten abzugreifen. Im Jahr 2015 wurden dafür in 57 Prozent aller Phishing-Fälle Gmail-Accounts benutzt. Auf den Plätzen folgen Yahoo (12 Prozent), Outlook (4 Prozent), Hotmail (4 Prozent) und AOL (2 Prozent). Eine gute Nachricht gibt es diesbezüglich allerdings auch: Bei den allerwenigsten Phishing-Attacken werden anonyme E-Mail-Accounts verwendet. Die Strafverfolgungsbehörden könnten also per Gerichtsbeschluss die Identität der Inhaber von Einweg-E-Mail-Accounts aufdecken.
Goldesel-as-a-Service
Viele Computerverbrecher verwalten ihr illegal verdientes Geld nicht selbst, sondern lagern das Recruiting von Geldwäschern und die Buchführung an entsprechende Dienstleister aus. Verglichen mit Einweg-E-Mail-Accounts oder einer Domain-Registrierung kostet das richtig viel Geld. Proportional mit dem Erfolg ihrer Phishing-Attacken steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass Cyberkriminelle solche Services in Anspruch nehmen.

Übliche APT-Eintrittsvarianten sind Spear Phishing, direkte Attacken, Malware-verseuchte USB-Sticks und kompromittierte Netze Dritter. Um dem entgegen zu wirken, empfiehlt die CSA Mitarbeiter im Erkennen mögliche Formen des Phishings zu schulen.

Obligatorische Awareness-Programme für die Mitarbeiter und eine IT-Abteilung, die sich laufend über aktuelle Bedrohungen informiert, halten die Aufmersamkeit hoch und verhindern so indirekt, dass APTs erfolgreich sind. Fortgeschrittene Security-Tools, ein durchdachtes Prozess-Management, Pläne für Incident Response und IT-Schulungen kosten natürlich auch viel Geld - Unternehmen müssen deshalb hier erneut eine Kosten-Nutzen-Abschätzung treffen.

Dauerhafter Datenabfluss

Je reifer die Cloud wird, desto seltener kommt es zwar vor, dass Fehler seitens der Provider zu Datenverlusten führen. Hacker mit bösen Absichten sind aber bekannt dafür, dass sie Cloud-Daten dauerhaft löschen, um Unternehmen zu schaden. Als weiterer Risikofaktor für diese Daten kommen Naturkatastrophen hinzu, für die ein Cloud-Rechenzentrum genauso anfällig ist wie jedes andere Gebäude auch.

Um den Schutz zu erhöhen, sollten die Cloud-Daten und -Anwendungen über mehrere Standorte hinweg verteilt werden. Tägliche Backup-Routinen, Sicherungskopien an anderen Standorten sowie Maßnahmen in Business Continuity und Disaster Recovery sind ebenso zu beachten.

Wer muss sich darum kümmern, dass Datenabfluss vermieden wird? Nicht nur der Cloud Service Provider! Wenn ein Kunde seine Daten verschlüsselt, bevor er sie in die Cloud schickt, hat er auch dafür zu sorgen, dass der Schlüssel sicher verwahrt wird. Ist er nämlich einmal weg, sind auch die verschlüsselten Daten unwiderbringlich verloren.

In Compliance-Richtlinien ist oft festgehalten, wie lange Unternehmen Auditierungsunterlagen und andere Dokumente noch vorhalten müssen. Gehen diese Daten zu früh verloren, drohen regulatorische Konsequezen. Im Rahmen der Europäische Datenschutzrichtlinien ist noch zu beachten, dass der Verlust oder die Manipulation von persönlichen Daten im Rahmen eines Angriffs umgehend gemeldet werden muss.

Was Unternehmen zur EU-Datenschutzreform beachten müssen
Was Unternehmen zur EU-Datenschutzreform beachten müssen
Es ist wohl nur noch eine Frage von Wochen und Monaten, bis die neue EU-Datenschutzverordnung in Kraft tritt. Was bedeutet das für die Unternehmen? Was müssen sie wissen? Marco Schmid, Country Manager DACH beim Webhoster Rackspace, gibt Tipps.
Einwilligung
Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie über eine unmissverständliche Einwilligung zur Verarbeitung personenbezogener Daten verfügen, sowohl von Kunden als auch von Mitarbeitern. Von dieser Neuerung sind vor allem Firmen im Consumer-Bereich betroffen, die alle Daten aus ihren Kunden-Datenbanken löschen müssen, für die kein Einverständnis vorliegt. So ist es beispielsweise nicht zulässig, die Daten von Frau Mustermann, die vor zehn Jahren Socken für ihren Mann gekauft hat, weiterhin zu speichern. Marketingabteilungen müssen zukünftig in der Lage sein, Anfragen von Kunden zu berücksichtigen, die um die Löschung ihrer persönlichen Daten bitten oder wollen, dass ihre Daten nicht weiter genutzt werden.
"Recht auf Vergessen"
Die meisten Unternehmen konzentrieren sich erfolgreich darauf, Daten zu sammeln – aber die wenigsten darauf, sie auch wieder aus ihren Systemen zu löschen. Dies wird eine Herausforderung für viele Firmen, sobald Googles „Recht auf Vergessen“ zum Tragen kommt. Eventuell ist die Anonymisierung von Daten eine Alternative für Unternehmen, die es sich leisten können.
Technische und organisatorische Maßnahmen
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Sicherheit der IT-Systeme vor ungewollten Zugriffen. Setzen Unternehmen geeignete Kontrollen ein, um Kunden- und Personaldaten zu schützen – und das solange es erforderlich ist und ohne dass die Gefahr eines unbeabsichtigten Verlusts entsteht? Ist überhaupt bekannt, warum solche Daten gespeichert werden – geschieht es einfach nur wegen der legitimen Absicht, sie weiter zu verarbeiten? Indem Unternehmen diese Fragen beantworten, bereiten sie sich technisch und organisatorisch auf die Einführung der neuen Datenschutz-Verordnung vor.
Anzeige bei Verstößen
Unternehmen, die Daten verarbeiten, sind dazu verpflichtet, Verstöße gegen die Datensicherheit den zuständigen Datenschutz-Behörden und den Betroffenen innerhalb von 72 Stunden zu melden, wenn der Verstoß zu hohen Risiken führt. Daher müssen Unternehmen zuverlässige Reaktionsprozesse zum Incident Management etablieren, mit denen sie dieser Verpflichtung nachkommen können.
Umsetzung und Strafen
Wenn ein Unternehmen aus irgendeinem Grund gegen die Datenschutz-Verordnung verstößt, kann die zuständige Behörde eine Strafe von bis zu einer Million Euro oder zwei Prozent des jährlichen Umsatzes fordern.

Fehlende Sorgfalt

Unternehmen, die die Cloud nutzen, ohne aber die volle Palette ihrer Risiken zu kennen, sehen sich laut CSA "mit einer Unmenge von wirtschaftlichen, technischen und juristischen Gefahren" konfrontiert. Gerade dort, wo ein Unternehmen in die Cloud migrieren oder mit einem anderen Unternehmen über die Cloud zusammenarbeiten möchte, ist "gebührende Sorgfalt" angebracht. Beispielsweise werden Unternehmen, die es versäumen, einen Vertrag eingehend zu prüfen, niemals wissen, wie zuverlässig und seriös der Vertragspartner im Falle eines Sicherheitsvorfalls vorgeht.

Entwicklerteams, die sich nicht mit neueingeführten Cloud-Umgebungen vertraut machen (können), werden schnell Probleme in der täglichen Arbeit bekommen, wenn eine Kompatibilität der bestehenden Altanwendungen mit dem neuen System nicht mehr gegeben ist.

Ergo: Unternehmen müssen sich sehr sorgfältig mit den gewünschten Cloud-Diensten auseinandersetzen, bevor diese zum Einsatz kommen.

Missbrauch von Cloud-Diensten

Es kommt vor, dass Cloud-Services missbraucht werden, um damit kriminelle Aktivitäten zu unterstützenen. Um einen DDoS-Angriff (Distributed Denial of Service) zu starten oder eine Verschlüsselung zu knacken, braucht es eine leistungsstarke Hardwareumgebung - und Cloud-Ressourcen erfüllen dieses Kriterium.

Cloud Provider müssen sich der Gefahr bewusst sein und ihren Kunden Werkzeuge anbieten, mit denen sie den Zustand ihrer Plattform überwachen und im Falle des Falles Missbrauch sofort melden können. Auch wenn die Kunden und ihre Daten und Anwendungen nicht unmittelbar selbst das Ziel eines solchen Angriffs sind, führt ein Missbrauch von Cloud-Diensten zumeist zu Einschränkungen bei der Erreichbarkeit und zu Datenverlusten.

DoS-Attacken

(D)DoS wurde bereits erwähnt - ein einfacher wie beliebter Angriffsvektor, um die Erreichbarkeit von Cloud-Diensten einzuschränken. "Opfer eines Denial-of-Service-Angriffs zu werden, ist wie mit dem Auto im Feierabendstau zu stehen - außer Sitzen und Warten bleibt Ihnen nichts übrig", heißt es im CSA-Bericht.

DoS-Attacken verbrauchen eine große Menge Rechenleistung - die Rechnung zahlt der Kunde. Auch wenn die breitbandigen DDoS-Angriffe weit verbreitet und gefürchtet sind - ebenso gewappnet sollten Unternehmen für assyametrische DoS-Attacken auf Anwendungsebene sein, die Sicherheitslücken in Webservern und Datenbanken betreffen.

Cloud Provider gehen mit DoS-Angriffen meist souveräner um als ihre Kunden, stellt die CSA fest. Wichtig ist, einen Plan für den Ernstfall immer griffbereit zu haben - sollte es dann zu einem Vorfall kommen, können ihn IT-Verantwortliche gleich "aus der Schublade ziehen".

So bekämpfen Sie DDoS-Attacken wirksam
Schützen Sie Ihr Unternehmen gegen DDoS-Attacken
Die Frequenz und der Umfang von DDoS-Attacken nehmen täglich zu. Aufgrund der steigenden Popularität dieser Angriffe sollten Unternehmen frühzeitig Abwehrmaßnahmen in Stellung bringen. Denn schlechte Netzwerkperformance sowie Ausfälle der Website und der Applikationen verursachen nicht nur hohe Kosten, sondern auch einen nicht zu unterschätzenden Reputationsverlust. Die gute Nachricht: Es gibt Maßnahmen, um den negativen Effekt zu minimieren. Markus Härtner, Senior Director Sales bei <a href="https://f5.com/">F5 Networks</a> gibt Ihnen zehn Tipps zur Hand, wie Sie die Auswirkungen einer Attacke auf Ihr Unternehmen gering halten.
1. Angriff verifizieren
Zunächst gilt es, Gründe wie DNS-Fehlkonfiguration, Probleme beim Upstream-Routing oder menschliches Versagen definitiv auszuschließen.
2. Teamleiter informieren
Die für Betriebsabläufe und Applikationen zuständigen Teamleiter müssen die angegriffenen Bereiche identifizieren und die Attacke "offiziell" bestätigen. Dabei ist es wichtig, dass sich alle Beteiligten einig sind und kein Bereich übersehen wird.
3. Ressourcen bündeln
Ist ein Unternehmen einer massiven DDoS-Attacke ausgesetzt, müssen zügig die wichtigsten Anwendungen bestimmt und am Laufen gehalten werden. Bei begrenzten Ressourcen sollten sich Unternehmen auf die Applikationen konzentrieren, die den meisten Umsatz generieren.
4. Remote-User schützen
Durch Whitelisting der IP-Adressen von berechtigten Nutzern haben diese weiterhin Zugriff auf die Systeme, und die Geschäftskontinuität wird aufrechterhalten. Diese Liste sollte im Netzwerk und gegebenenfalls an den Service Provider weitergereicht werden.
5. Attacke klassifizieren
Um welche Art von Angriff handelt es sich? Volumetrisch oder langsam und unauffällig? Ein Service Provider informiert seinen Kunden gewöhnlich, wenn es sich um eine volumetrische Attacke handelt, und hat dann bestenfalls schon Gegenmaßnahmen eingeleitet.
6. Bestimmte IP-Adressenbereiche blockieren
Bei komplexen Angriffen kann es sein, dass der Service Provider die Quellenanzahl nicht bestimmen und die Attacke nicht abwehren kann. Dann empfiehlt es sich, identifizierte IP-Adressen von Angreifern direkt an der Firewall zu blockieren. Größere Angriffe lassen sich per Geolocation – dem Verbot des Zugriffs auf die Unternehmensserver aus bestimmten Regionen – bekämpfen.
7. Angriffe auf Applikationslayer abwehren
Zunächst gilt es, den bösartigen Traffic zu identifizieren und festzustellen, ob dieser von einem bekannten Angriffstool stammt. Spezifische Attacken auf Applikationsebene lassen sich auf Fall-zu-Fall-Basis mit gezielten Gegenmaßnahmen abwehren – dazu sind möglicherweise die schon vorhandenen Security-Lösungen in der Lage.
8. Sicherheitsperimeter richtig einsetzen
Sollte es immer noch Probleme geben, liegt das potenziell an einer asymmetrischen Layer-7-DDoS-Flut. In diesem Fall ist es sinnvoll, sich auf die Verteidigung der Applikationen zu konzentrieren, und zwar mittels Login-Walls, Human Detection und Real Browser Enforcement.
9. Ressourcen einschränken
Sollten sich alle vorherigen Schritte als unwirksam herausstellen, ist die Begrenzung von Ressourcen, wie die Übertragungsrate und die Verbindungskapazitäten, eine letzte – radikale – Möglichkeit. Eine solche Maßnahme hält den schlechten, aber auch den guten Traffic ab. Stattdessen können Applikationen auch deaktiviert oder in den Blackhole-Modus geschaltet werden – dann läuft der Angriff ins Leere.
10. Kommunikation planen
Gelangen Informationen über den Angriff an die Öffentlichkeit, sollten die Mitarbeiter informiert und eine offizielle Stellungnahme vorbereitet werden. Sofern es die Unternehmensrichtlinien erlauben, empfiehlt es sich, die Attacke zuzugeben. Andernfalls können „technische Probleme“ kommuniziert werden. Mitarbeiter sollten auf jeden Fall die Anweisung bekommen, sämtliche Anfragen an die PR-Abteilung weiterzuleiten.

Geteite Technik, doppelte Gefahr

Da die Cloud keine exklusive Technik eines Anwenders ist, sondern von Vielen gleichberechtigt nebeneinander genutzt wird, ergibt sich schon allein hieraus eine signifikante Bedrohung. Verschiedene Cloud Provider teilen sich Infrastruktur, Plattformen und Anwendungen - liegt irgendwo hier eine Verwundbarkeit vor, sind gleich alle betroffen. "Eine einzige Sicherheitslücke oder falsche Konfiguration kann zu einem Schaden in der gesamten Cloud-Infrastruktur führen", schreibt die CSA.

Wenn beispielsweise eine zentrale Komponente wie ein Hypervisoroder eine Anwendung erfolgreich angegriffen wurde, ist gleich die komplette Cloud-Umgebung unsicher. Die Cloud Security Alliance empfiehlt als Gegenmittel auch hier eine umfassende Security-Strategie auf Basis einer Mehrfaktor-Authentifizierung auf allen Hosts sowie Host- und Netzwerkbasierter Intrusion-Detection-Systeme. Wichtig sind das Prinzip "so wenige priveligierte Nutzer wie möglich", eine geeignete Netzwerk-Segmentierung und ein umfassendes Patch-Management.

Dieser Beitrag erschien im englischen Original bei unserer US-Schwesterpublikation InfoWorld.