Sicherheitsinitiative: IT-Risiken werden unterschätzt

24.11.2005
Kaum ein Unternehmen weiß, was ein Ausfall der IT wirklich kostet, kann also auch nicht adäquat die Bedrohungen eliminieren. Das ist das erschreckende Fazit einer Studie der NIFIS.

Die Risiken im Zusammenhang mit Informationstechnologie (IT) werden in weiten Teilen von der Wirtschaft unterschätzt. Ein IT-Risikomanagement findet nicht einmal in einem Zehntel der Unternehmen statt. Auf diese Missstände weist die Nationale Initiative für Internet-Sicherheit (NIFIS) als Selbsthilfeorganisation der Wirtschaft in Sachen Informationssicherheit hin.

NIFIS stützt sich dabei auf Praxisanalysen der unabhängigen Beratungsgesellschaft IT Advisory Group. „Kaum ein Unternehmen in Deutschland hat jemals errechnet, welche Kosten der Teil- oder gar Totalausfall der IT-Systeme tatsächlich verursachen würde - von Produktivitätsverlusten über Umsatzeinbußen bis hin zur Konkursreife“, sagt Tilmann Jourdan, Analyst und Vorstand der IT Advisory Group.

Da die Risiken wirtschaftlich nicht bezifferbar seien, würden auch die Investitionen in IT Sicherheit nach dem Nebelwand-Prinzip („ganz langsam ins Unbekannte voranschreiten“) erfolgen, moniert Jourdan.

Der Feind in meinem Haus

Als Hauptrisikoquelle hat die IT Advisory Group nach Infrastrukturausfällen („Computer geht nicht“) firmeninterne Sabotage ausgemacht. „Datenklau und Datenmanipulationen durch die eigenen Mitarbeiter sind in deutschen Unternehmen an der Tagesordnung“, sagt Jourdan.

Dabei ist nicht immer sichergestellt, dass eine regelmäßige Überprüfung, die eigentlich vorgeschrieben ist, tatsächlich immer auch stattfindet. „Eines der größten Sicherheitsrisiken stellt der Umgang mit den Systemberechtigungen dar. Der Systemadministrator, der selbst Zugriff auf praktisch alle Daten besitzt, gibt diese Berechtigungen abgestuft an andere Mitarbeiter weiter. Die zu Grunde liegenden Berechtigungskonzepte weisen in etwa 70 Prozent der mittelständischen Firmen und zehn Prozent der DAX-30-Unternehmen riesige Sicherheitslöcher auf“, berichtet Jourdan aus der Beratungspraxis, und nennt ein typisches Beispiel:

„Der Systemadministrator geht in Urlaub und gibt seine Passworte an einen Kollegen, der die Vertretung übernimmt. Die Passworte bleiben über den Urlaub hinaus unverändert, der Kollege ist weiterhin zugangsberechtigt, bei Manipulationen schweigt der Systemadministrator, um dadurch seinen eigenen lockeren Umgang mit der Sicherheit zu vertuschen. Solche und ähnliche Beispiele stellen keinen Einzelfall dar, sondern sind die Regel in vielen Unternehmen.“

Empfehlung

Die dringende Empfehlung lautet: Die Firmen sollten ihre Berechtigungsverfahren mindestens ein Mal jährlich einer externen Prüfung unterziehen. Außerdem empfiehlt der Experte den Unternehmen, IT-Risiken und Geschäftswertbetrachtungen gegenüberzustellen, um den wirtschaftlichen Schaden von Ausfällen und Manipulationen bewerten und dementsprechend auch die Wirtschaftlichkeit von Präventions- und Abwehrmaßnahmen kalkulieren zu können.

NIFIS - Nationale Initiative für Internet-Sicherheit e.V. - ist die Selbsthilfeorganisation der Wirtschaft, um Unternehmen im Kampf gegen die wachsenden Gefahren aus dem Internet technisch, organisatorisch und rechtlich zu stärken. Hierzu will NIFIS Konzepte für den Schutz vor Angriffen aus dem Datennetz entwickeln, in pragmatische Lösungen umsetzen und der Wirtschaft zur Verfügung stellen. NIFIS fällt damit im Datenverkehr eine ähnliche Rolle zu wie einem Automobilclub im Straßenverkehr. (mha)

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