Live-System

Sicher surfen mit Porteus

14.02.2016 von Hermann Apfelböck
Bei der Suche nach einem schnellen und anpassungsfähigen Live-System zum Surfen gibt es keine bessere Antwort als Porteus – aktuell in Version 3.1. Durch den Einbau modularer Archive ist Porteus jederzeit individuell erweiterbar.

Das Slackware-basierte Porteus ist ein technisch beeindruckendes und schnelles System, das allerdings noch nicht an jeder Ecke einen endanwendertauglichen Komfort bietet. Um die Möglichkeiten dieser Distribution wirklich auszuschöpfen, ist etwas Erfahrung unverzichtbar. Allerdings gibt es auch einfache Ansprüche: Wer mit dem Ist-Zustand des Systems zufrieden ist, das mit dem Porteus-Build-Service bereits in wesentlichen Punkten vorkonfiguriert werden kann, kann Porteus auch als Anfänger problemlos nutzen. Dieser Beitrag beginnt mit den einfachen Nutzungsweisen (Punkt 1) und erklärt dann fortgeschrittene Anpassungen (Punkt 2).

1. Porteus von der Stange und „Always Fresh“

Porteus downloaden, auf CD oder USB schreiben und dann ohne oder mit geringen Änderungen nutzen, ist keine große Aufgabe: Der englischsprachige Build-Service auf http://build.porteus.org/ erlaubt schon mal so viele Voreinstellungen, dass man von einem Surfsystem „von der Stange“ gar nicht mehr sprechen kann: Zur Auswahl stehen Architektur (32 oder 64 Bit), vier Desktop-Varianten, drei Browser, Tastatureinstellung, Videotreiber, ferner vorab definierbare Zugangskennwörter für root und guest (die Standards sind root=toor und guest=guest) oder ZRAM-Swapping. Anfänger sollten sich auf die Auswahl 32 Bit (läuft überall), Browser Chrome (aktueller als Firefox) und Mate-Desktop (einfach und anpassungsfähig) beschränken.

Die Kiosk-Variante

Die hier nicht näher besprochene Kiosk-Variante von Porteus ist besonders einfach: Hier startet ausschließlich Firefox. Es gibt keinerlei Zugriff auf das System, und auch Firefox speichert keine Infos wie Verlauf oder Kennwörter. Beendet wird das System durch Abschalten des Geräts. Da hier keinerlei Anpassungen möglich sind, müssen Netzwerkzugang (Ethernet? WLAN?) und Browser-Einstellungen vorab eingeimpft werden. Dafür sorgt das unter http://porteus-kiosk.org/ erhältliche ISO-Image mit einem detaillierten Assistenten, der am Ende das eigentliche System bootfähig auf USB-Stick schreibt.

Die Schaltfläche „BUILD“ ganz unten setzt das Wunschsystem zusammen und lädt das ISO-Image herunter (140 bis 250 MB). Dieses ist nur von CD/DVD-Laufwerk bootfähig. Die weitaus handlichere Ausführung auf beschreibbarem USB-Stick würde nun eigentlich voraussetzen, dass Sie das ISO erst auf CD brennen und dann im gestarteten Porteus-Livesystem über „Applications -> Porteus -> Porteus Installer“ das System wiederum auf einen USB-Stick schreiben. Es geht aber auch einfacher: Laden Sie das ISO in das Dateisystem – etwa unter Ubuntu mit Rechtsklick und „Öffnen mit -> Einhängen von Laufwerkabbildern“. Das ISO zeigt dann die Ordner „/boot“ und „/porteus“ sowie die Textdatei „USB_INSTALLATION.TXT“, deren Anweisungen Sie folgen: Sie müssen nur die zwei Ordner des Images mit dem Dateimanager auf USB-Stick kopieren und anschließend dort unter „/boot“ im Terminal den Befehl

bash Porteus-installer-for-Linux.com

starten. Wohin die Bootumgebung geschrieben werden soll (nämlich auch auf den Stick), erkennt das Tool aufgrund seines Startpfades automatisch. Dennoch sollten Sie den angezeigten Zieldatenträger kontrollieren.

Solches Übertragen auf USB-Stick funktioniert auch unter Windows, jedoch ist davon abzuraten: Der USB-Stick sollte vor der Aktion mit dem Dateisystem Ext4 formatiert werden, was spätere Systemanpassungen deutlich vereinfacht. Windows kann Ext4 weder erstellen noch verwenden.

Beim Booten von Porteus über den USB-Stick (eventuell müssen Sie vorher die Bootreihenfolge im Bios ändern) zeigt das System mehrere Start-Modi:

„Graphics Mode“ berücksichtigt, sofern geschehen, alle bisherigen Anpassungen, ermöglicht weitere Konfigurationsänderungen und auch zusätzliche Software-Installationen (siehe Punkt 2). Im „Graphics Mode“ können Sie daher die Oberfläche perfektionieren oder individuelle Browser-Einstellungen wählen. Solche Einstellungen speichert der „Graphics Mode“ auf dem Datenträger unter „/mnt/sd[xy}/porteus/changes“.

„Always Fresh“ startet immer das jungfräuliche Originalsystem wie ursprünglich vom Build-Service bezogen.

„Copy To RAM“ lädt zwar das angepasste System, schreibt es aber komplett in den Speicher, so dass weitere Anpassungen nicht möglich sind. Der USB-Stick kann danach sogar entnommen werden. Porteus mit „Copy To RAM“ startet zwar langsamer, dafür ist das laufende System dann aber deutlich schneller.

2. Angepasstes Porteus und Nachinstallationen

Porteus kann Software-Installationen und ältere Systemzustände in „xzm“-Module speichern.

Alles, was Porteus beim Bootvorgang unter „/porteus/modules“ an „xzm“-Dateien findet, wird geladen. Auf diese Weise kann Porteus nachinstallierte Software einbinden oder Sicherungen früherer Systemzustände laden. Wenn Sie Software-Nachinstallationen planen, bringen Sie zunächst den USM (Unified Slackware Package Manager) über dessen Menü „Updates -> Update all“ auf den aktuellen Stand. Unter „Settings -> Preferences“ aktivieren Sie mindestens die Option „Convert Slackware packages to Porteus modules“. Die Option „Activate modules…“ sollten Sie nur einschalten, wenn Sie gleichzeitig den „Download folder“ auf den Pfad „/porteus/modules“ einstellen. Wir empfehlen dies nicht, sondern die folgende manuelle Vorgehensweise:

Über das „Search“-Feld des USM suchen Sie dann die gewünschte Software, markieren im Feld „File“ das gefundene Paket und wählen „Download“. Das Slackware-Paket wird standardmäßig unter „/tmp/usm“ abgelegt und zum „xzm“-Modul konvertiert. Da dies nicht der finale Pfad „/porteus/modules“ ist, wo das Modul hingehört, verschieben Sie es dann mit dem Dateimanager mit root-Rechten in das „modules“-Verzeichnis. Dort können Sie die Software bei Bedarf mit Doppelklick („Open with Activate“) manuell einbinden und danach über das Startmenü starten. Beim nächsten Systemstart im „Graphics Mode“ steht das Programm automatisch zur Verfügung.

Wichtige Anlaufstelle für weitere Systemanpassungen ist „System -> Systemverwaltung -> Porteus Settings Centre“. Das zweite Symbol mit dem Schraubendreher bringt Sie unter anderem zum „Language setup“, wo Sie die Systemsprache zu großen Teilen, jedoch nicht vollständig, auf Deutsch einstellen können. Das Tastaturlayout sollte bei richtiger Wahl im Build-Service bereits ab Werk auf „de“ stehen (siehe System-Panel), kann aber an dieser Stelle auch nachträglich korrigiert werden mit „Keyboard settings“.

Von besonderem Interesse ist das Diskettensymbol im Porteus Settings Centre. Hier können Sie den aktuellen Zustand des Systems mit „Porteus Save Session“ speichern. Wählen Sie von den nachfolgend angebotenen Optionen „Save to module“. Bei der nachfolgenden Ordnerauswahl sollte der Datenträger angezeigt sein, auf dem sich das Porteus-System befindet – etwa „/mnt/sdc1/porteus/modules“, damit das Sicherungsmodul wirklich auf dem Stick landet, mit dem Sie das System booten. Standardmäßig wählt das Tool automatisch den richtigen Pfad, und es genügt der Klick auf „OK“. Damit landet ein neues Modul „changes-[Datum].xzm“ im „modules“-Ordner. Solche „changes“-Module wie auch Software-Module können jederzeit gegen andere ausgetauscht werden, um damit beim nächsten Start einen anderen Systemzustand zu laden. Es genügt, die „xzm“-Datei aus diesem Ordner zu nehmen oder eine andere hineinzukopieren. Das Entnehmen geht am einfachsten mit eingelegtem Stick auf einem anderen Linux-System, da sich geladene Module unter Porteus nicht löschen lassen.

Nur temporär nötige Module können Sie übrigens in jedem beliebigen Pfad lagern und bei Bedarf mit „Activate“ manuell in das System laden.

(PC-Welt/ad)