Shockwave vs. Flash

30.08.2001 von STEFAN D'AMORE 
Internetpublikationen nutzen zunehmend Multimedia-Anwendungen und komplexe Animationen. Weit verbreitet: Flash und Shockwave. Wo genau liegt der Unterschied und was können beide Formate leisten?

Wer mit seinem Webauftritt Furore machen will, kommt ohne Multimedia-Elemente nicht mehr aus. Mittels Plug-ins lassen sich die meisten Browser inzwischen beliebig erweitern. Die zwei Macromedia-Formate Flash und Shockwave haben sich dabei als Quasi-Standard etabliert. Beiden kommt zugute, dass sie bei aktuellen Browsern standardmäßig mitinstalliert werden. Das Flash-Plug-in hat laut Macromedia einen Verbreitungsgrad von 96% erreicht, vor allem dank der geringen Installationsgröße von etwa 220 KByte. Für Shockwave dagegen sind 3,4 MByte zu laden. Trotzdem zeigt sich eine große Anwender-Schar: Macromedia nennt eine Zahl von 200 Millionen Web-Benutzern.

Zur Anwendungserstellung werden zwei Programme benötigt: Macromedias Flash in der fünften Version erlaubt die Erzeugung von Flash(.swf)-Dateien. Für Shockwave-Anwendungen benötigt man Macromedias Director. Das Programm ist inzwischen in Version 8.5 verfügbar. Wir zeigen Ihnen, welche Ergebnisse beide Programme hervorbringen. Um die erzeugten Beispiele ansehen zu können, benötigen Sie den Flash- und den Shockwave-Player.

Animationsgrundlagen

In der Regel nutzen Animationsprogramme wie Flash oder Director immer dasselbe Prinzip der Abfolge von Einzelbildern. Die Erstellung von Shockwave/Flash-Filmen funktioniert auf der Basis von so genannten Schlüsselbild-Sequenzen. Jedem Schlüsselbild kann dabei ein Inhalt zugeordnet werden.

Eine Sonderform ist dabei das sogenannte Tweening, das Eigenschaften eines Objektes über mehrere Schlüsselbilder hinweg verändert. Beinflussbar sind beispielsweise Größe, Position, Transparenz oder die Farbfüllung für Ränder und Flächen. Ebenso sind Ein- und Ausblendeffekte oder das Morphen von einem Vektorobjekt in ein anderes möglich.

Per Skript lassen sich diese Modifikationen programmtechnisch durchführen - Flash bietet dazu ActionScript, während Director die Sprache Lingo nutzt. Beide Sprachen ermöglichen das Ansprechen und Starten/Stoppen beliebiger Schlüsselbilder beziehungsweise Szenen. Dadurch lässt sich interaktiv innerhalb eines Filmes beliebig von einer Szene zu einer anderen springen.

Flash 5.0

Flash 5.0 kann mit einer Vielzahl von Sound- und Grafik-Formaten umgehen und eignet sich daher für die (interaktive) Produktpräsentation. Es behauptet bisher unangefochten seine Vorrangstellung als vektororientiertes Animationstool im Web-Bereich. Es unterstützt die gängigen Pixelbildformate wie JPEG, GIF oder PNG und kann Vektorformate wie eps, ai-Dateien oder AutoCAD (dxf) importieren. Zudem lassen sich Sound-Dateien wie WAV oder MP3 einsetzen und kontextbezogen abspielen. Die Ausgabe erfolgt als swf-Datei für die Darstellung im Browser oder als exe-Datei mit integriertem Player. Letztere kann auch offline und ohne Browser abgespielt werden.

Ein großer Vorteil von Flash ist die vektorbasierte Arbeitsweise: Gerade bei geringen Bandbreiten haben pixelbasierte Anwendungen aufgrund der langen Ladezeit wenig Chancen, sich beim Anwender durchzusetzen. Hier bestehen die Bildinformationen aus den Werten für jedes Pixel und können somit abhängig von der Auflösung eines Bildes recht umfangreich sein. Bei vektorbasierten Objekten hingegen müssen nur die Koordinaten des jeweiligen Objektes übermittelt werden, das Rendern der Informationen geschieht im Browser.

Quickinfo

Produkt

Flash 5.0

Hersteller

Macromedia

Preis

Zirka 850 Mark

Voraussetzungen

Hardware

Pentium ab 133 MHz oder Power Macintosh, 40 MB Festplatte

Betriebssystem

Windows 9x/NT4/2000 oder MacOS ab 8.5

Player

Download (219 KByte)

Anwendungen

Flash war in der Anfangszeit eher eine Spielwiese für Web-Designer, die mit den interaktiven und multimedialen Möglichkeiten reine Präsentationssites erzeugten. Inzwischen hat Flash aufgrund der weiten Verbreitung des Plug-ins Einzug in den kommerziellen Bereich gefunden - vor allem als Werbemedium. Neben den bekannten Werbebannern im Kopfteil einer Seite finden sich immer häufiger sogenannte Rectangles (380 x 300 Pixel) in der Mitte der Website oder Skyscraper (120 x 800 Pixel, in der Regel rechts auf Webseiten).

Ein Flash-Programmierer kann über Variablen Inhalte an Flash-Filme übergeben und dort in dynamischen Textfeldern anzeigen. Diese Vorgehensweise findet beispielsweise bei personalisierten Flash-Newslettern Anwendung. Auch externe Daten wie Bilder oder Texte lassen sich einlesen. Damit kann der Programmierer die Flash-Inhalte nachträglich ändern, ohne die Flash-Datei öffnen zu müssen. Zudem ermöglicht das eine bessere Strukturierung der Inhalte, ohne dass der Anwender die gesamte Anwendung auf einmal laden muss.

Als Sonderfall zeigen sich Texte, die häufig als Überschriften in Websites fungieren: es ist sehr leicht, Texte zu skalieren, zu rotieren, beziehungsweise ein- oder auszublenden. Umfangreichere Textanimationen wie "tanzende" Buchstaben lassen sich jedoch nur zügig mit darauf ausgerichteten Spezialprogrammen wie Swish erstellen.

Beispiele

Beschreibung

Link

Rectangle: Fiktive Werbe-Flash-Animation mit klickbaren Elementen, in denen weitere Informationen angezeigt werden könnten.

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Externer Text im Flash-Film: Der Text in dem Film wird aus einer externen .txt-Datei gelesen, die auf dem tecChannel-Server liegt.

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Animation einer Vektorfigur

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Drehung/Skalierung samt Ausblendung

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Arbeitsumgebung und Objektbearbeitung

Die Arbeitsumgebung von Flash erfordert zunächst etwas Einarbeitungszeit. Im oberen Bereich befindet sich die Ebenenanzeige: jede Ebene besteht wiederum aus einzelnen Schlüsselbildern. Die Ebenenabfolge bestimmt, welche Objekte sich gegenseitig überdecken. In der Mitte des Bildschirms befindet sich die eigentliche Arbeitsfläche (Bühne). Erzeugte Objekte werden über Bedienfelder in Anzeige und Größe modifiziert. Über Bibliotheken lassen sich Objekte auch in anderen Flash-Filmen verwenden.

Objektveränderungen

Per Tweening modifiziert man die Position eines Objektes, erzeugt Rotationen und Skalierungen oder setzt besondere Effekte ein: über den Alpha-Wert lässt sich das Objekt ein- oder ausblenden. Objektanimationen sind entlang von Pfaden realisierbar. Zudem lassen sich Übergänge von einer Form in die andere erstellen. Als einzige Geschwindigkeitsmodifikation ist das Abbremsen einer Animation möglich.

Scriptumgebung

Flash 5.0 bietet eine Programmierumgebung für das integrierte ActionScript, das sich an JavaScript anlehnt. Flash unterscheidet dabei zwei Modi: im normalen Modus erlaubt das Programm Einstellungen aus einer Befehlsliste heraus. Die Eingabe von Werten erfolgt jedoch im unteren Bereich des Dialogs. Damit sollen vor allem bei Anfängern Fehler vermieden werden. Der Expertenmodus erlaubt die Programmierung wie in einem Texteditor. Hier rundet ein automatisches Debugging den Programmierprozess ab. Das jeweilige ActionScript wird in einem Schlüsselbild gespeichert - zu erkennen an dem kleinen a innerhalb des entsprechenden Bildes.

Mittels ActionScript lassen sich beispielsweise Flash-Filme nachladen oder mathematische Funktionen einsetzen. Das direkte Tweening von Objekten über die Bühne und die Schlüsselbilder lässt sich mittels ActionSkript-Programmierung umgehen - das ermöglicht beispielsweise die Positionierung von Objekten abhängig von der Position der Maus.

Director 8.5 Shockwave Studio

Wer an interaktive Multimedia-Produktionen denkt, kommt an Macromedias Director nicht vorbei. Über das integrierte Shockwave lassen sich auch internetfähige Publikationen erstellen. In der neuesten Version 8.5 findet sich zudem eine von Intel entwickelte Internet-3D-Grafiksoftware. Diese Engine wurde speziell für das Internet konzipiert. Mittels Multi-Resolution Mesh (MRM) und Subdivision Surface (SDS) lässt sich die Animation an die Rechenleistung des Clients und die Übertragungsbandbreite anpassen.

Im Lieferumfang von Director 8.5 ist zudem der Shockwave Mulituser Server 3 enthalten, der serverseitiges Lingo-Skripting erlaubt. Der Lizenzumfang umfasst 2000 simultane Anwender.

Zur Anzeige der Shockwave-Dateien ist ein etwa 3,4 MByte großes Plug-in nötig, das zudem einen leistungsfähigen Rechner benötigt: Macromedia empfiehlt für flüssiges Arbeiten einen Pentium II mit 500 MHz.

Grundsätzlich weist Director zunächst einmal einige Unterschiede zu Flash auf. Das Authoring-Programm arbeitet bei der Erstellung von Internet-Anwendungen nicht rein vektorbasiert, sondern greift mit seinen Funktionalitäten in den Bitmap-Bereich ein. Die Verwendung und Berechnung von Texturen oder Lichtern sind ebenso integriert wie unterschiedliche Kameraperspektiven mit vorgefertigten Kamerafahrten.

Quickinfo

Produkt

Director 8.5 Shockwave Studio

Hersteller

Macromedia

Preis

Zirka 2900 Mark

Voraussetzungen

Hardware

Pentium II ab 500 MHz oder Power Macintosh (G3 oder schneller empfohlen). 64 MByte RAM

Betriebssystem

Windows 9x/NT 4.0 (SP3)/2000 oder MacOS ab 8.1, DirectX 5.2 oder OpenGL

Player

Download (3,4 MByte)

Anwendungen

Shockwave wird derzeit vor allem für Spiele eingesetzt. Unter shockwave.com finden sich zahlreiche Shockwave-Spiele.

In der Werbung findet Shockwave dagegen noch keinen Einsatz, weil das Plug-in nicht weit genug verbreitet ist. Zudem hängt die Anzeigequalität von der Rechenleistung des jeweiligen Systems ab, was den generellen Einsatz ebenfalls schwierig macht.

Shockwave-Anwendungen scheinen auf den ersten Blick oft nur wenig Unterschiede zu Flash zu haben, da sich Flash-Filme in Shockwave importieren lassen. Director 8.5 ermöglicht inzwischen auch die Steuerung von Flash 5-Objekten oder -Animationen per Lingo.

Die Rendering-Fähigkeiten stechen hervor: sie ermöglichen den Einsatz von Texturen oder Partikeln, wie sie beispielsweise aus 3D-Studio Max bekannt sind. Eine eigene 3D-Grafik-Umgebung stellt Director jedoch nicht bereit. Grafiklastige Anwendungen werden in der Regel in 3D-Programmen erstellt und über Konverter in das Shockwave-3D-Format (w3d) überführt. Erst dann ist eine Nachbearbeitung in Director möglich.

Das integrierte Partikel-System erlaubt die Erstellung von Regen oder Nebel. Im Netz finden sich so manche Perlen, die die Renderfähigkeiten von Shockwave nutzen und beispielsweise Kamerafahrten und Pixeleffekte oder Texturen einsetzen und ungewöhnliche Ergebnisse wie Feuer oder Rauch erzeugen.

Beispiel-Anwendungen

Beschreibung

Link

Breakout als Sparversion: Das Spiel wird bei Director mitgeliefert.

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Gerenderte Lampe im 3D-Programm Amapi 6.1 erzeugt, in Director importiert und mit einer Kamerafahrt versehen.

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Dieselbe Lampe, aus Amapi heraus ohne Animation ins Flash-Format exportiert. Das Ergebnis zeigt reine Flächen ohne Texturen.

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Partikel/Feuer-Demo, mit freundlicher Genehmigung von Charles Forman (www.setpixel.com)

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3D-Text, mit dem Verhalten Drehung auf der x/y-Achse versehen.

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3D-Text, mit dem Verhalten Drehung auf der x -Achse versehen.

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Arbeitsumgebung und 3D-Text

Im Vergleich zu Flash ist die Arbeitsumgebung von Director wesentlich komplexer. Inhalte erstellt man auf der Bühne, der eigentlichen Arbeitsfläche. Das so genannte Drehbuch entspricht den Ebenen in Flash und zeigt den Ablauf des Films sowie die verwendeten Darsteller (Sprites) an. Weitere Eigenschaften wie Verhalten, Position oder Farbeffekte lassen sich ebenfalls anzeigen. Zudem bieten Eigenschaftsinspektoren Zugriff auf Größe, Position oder Farbfüllungen der Objekte.

Verfügbare Aktionen erlauben den Einsatz vorgefertigter Kamerafahrten oder Objektanimationen. Eine Vorschau des Films ist direkt auf der Bühne möglich.

3D-Text

Director 8.5 erlaubt die Erstellung von 3D-Text. In die Bühne eingegebener Text lässt sich per Mausklick im Eigenschaftsinspektor in das 3D-Format rendern. Dabei sind Einstellungsmöglichkeiten für Glätte, Tiefe der Extrusion sowie Kantenabschrägungen und Herkunft der Lichtquelle vorhanden. In das 3D-Format umgewandelter Text kann ebenfalls mit vorgefertigten Animationen versehen werden.

Scripting

Macromedias Director stellt über die Script-Sprache Lingo eine Programmierumgebung mit über 800 Befehlen zur Verfügung. Lingo ähnelt Java und C++, verwendet jedoch eine eigene Terminologie und besitzt beispielsweise Parent-Scripts (=Klassen), Child-Objekte (=Instanzen) oder Prozeduren (=Methoden).

In der Version 8.5 sind 300 neue Lingo-Befehle hinzugekommen, die sich unter anderem auf die Steuerung von RealVideo, RealAudio oder Flash-Dateien beziehen. Über Lingo lassen sich weitführende Objektsteuerungen vornehmen: beispielsweise Rotationen, Interpolationen oder Textur-Mappings.

Die Befehle lassen sich entweder über ein Menü einfügen oder direkt im Editor eingeben. Der Programmcode wird abschließend kompiliert. Der Debugger erlaubt unter anderem das schrittweise Vorgehen im Skript oder den Einsatz von Breakpoints. Um der umfassenden Programmiersprache gerecht zu werden, liegt dem Director 8.5-Paket ein über 600 Seiten dickes Lingo-Wörterbuch bei. Einen schnellen Zugriff auf weitere Informationen bietet außerdem die umfangreiche Online-Hilfe.

Fazit

Die Ausrichtung von Director geht weit über den konzeptionellen Ansatz von Flash hinaus. Während sich Flash einst eher an der geringen Internet-Bandbreite orientierte und kleine Dateien erzeugen musste, war Director von vornherein auf komplexe Multimedia-Anwendungen (etwa auf CD) ausgerichtet. Das könnte sich insbesondere mit den integrierten Rendering-Funktionen auf Dauer auszahlen - eine stets steigende Datentransfer-Leistung im Internet vorausgesetzt.

Die Wahl des richtigen Programms hängt von der geplanten Internet-Anwendung ab. Wer weitreichende Pixelverarbeitung mit integriertem Rendering möchte, sollte auf Director zurückgreifen, muss aber damit leben, dass zahlreiche Besucher die Website verlassen, sobald das Fenster mit der Install-Meldung aufpoppt. Zudem lohnt sich Director nicht, wenn damit nur einfache Animationen für die Navigation erstellt werden sollen: Director ist ein Profi-Tool für Highend-Multimedia-Anwendungen. Zudem erfordert das Programm erhebliche Einarbeitungszeit.

Für schnell erstellte Animationen ist Flash somit die bessere Wahl. Einarbeitung ist allerdings auch hier für komplexe Anwendungen per ActionScript gefragt. (sda)

Weiterführende Links

Flash- sowie Director-Informationen finden Sie auf folgenden Seiten. Zum Teil sind dort ebenfalls Demonstrationen oder Tutorials zu finden. Bei einigen Sites handelt es sich um Privatprojekte.

Weiterführende Links

Beschreibung

Link

Bekannteste Website zum Thema Shockwave mit umfangreichen Spielesammlungen und anderen Shockwaveanwendungen.

shockwave.com

Das Macromedia Director Center mit umfassenden Tutorials sowie Downloads.

Macromedia Director Center

Site von Charles Forman, auf der beeindruckende Shockwave-Demos zum Download bereitstehen.

Setpixel

Director Online bietet News und Facts rund um Director.

Director-Online

Developers Dispatch. Site von Gary Rosenzweig mit zahlreichen Artikeln zu Flash und Shockwave.

Developers Dispatch

Intels technology center: Beispielanwendungen zur in Director 8.5 integrierten 3D-Technologie.

Intels technology center

Spielanwendungen in Flash und Shockwave.

Clevermedia

Macromedias Flash-Site mit weiterführenden Links.

Macromedia Flash Center

Umfassende Flash-Tutorials sowie frei verfügbare Sounds.

Flashkit

Deutsche Site mit Tutorials sowie weiterführenden Links.

Flashworker