Service von A bis Z

31.03.1999
Die Schüsselfaktoren im globalen Wettbewerb heißen Kosteneffizienz und Flexibilität. Jetzt sind Dienstleister gefragt, die das neue IT-Busineß verstehen und beherrschen: Das Outsourcing geht von der Pflicht zur Kür über.

Maxim Grimm, Geschäftsführer der Kölner Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pannell Kerr Forster GmbH (PKF), will die Geschäftsabläufe in seinem Unternehmen auf neue Beine stellen. Dazu soll sowohl die externe Kommunikation zwischen PKF, Mandanten und Partnergesellschaften als auch der interne Informationsaustausch zwischen Außendienstmitarbeitern und den Stammhäusern auf Basis eines absolut sicheren Systems neu aufgesetzt werden.

Zu diesem Zweck will Grimm wesentliche Bereiche des Sicherheitskonzepts durch den Extranet-Dienstanbieter Ecoinfobase Business Network GmbH abdecken lassen. Denn die Sicherheit aller Daten und Informationen seiner Mandanten ist für Grimm oberstes Gebot. Parallel zum Aufbau zusätzlicher Effektivität im eigenen Unternehmen verlangt der Berufsstand des Wirtschaftsprüfers im allgemeinen höchste Integrität. Vertragsentwürfe, Strategien und Geschäftszahlen müssen austauschbar sein, ohne daß unbefugte Dritte diese anzapfen und lesen können. Hier bietet Ecoinfobase nach Grimms Überzeugung die geeignete Plattform: "Dieser Extranet-Service nutzt bestehende Telekommunikationsnetze, bietet aber durch das Einbinden mehrerer Sicherheitsstufen wie Trust Center, Smartcards und Fingerprint-Systemen ein ausgereiftes Security-Konzept."

Damit ist die Situation der PKF der klassische Fall für Outsourcing. So wie Grimm geht es vielen Unternehmen. Sie verfügen entweder nicht über genügend Manpower oder entsprechende Skills, um den gegebenen, vor allem aber den neuen Anforderungen der IT-Systeme gerecht werden zu können.

Neue Anbietergruppen entstehen

Doch auch die Outsourcing-Anbieter müssen sich neuen Herausforderungen stellen. Der Markt hat sich differenziert und neue Mitspieler sind hinzugekommen, weil Telekommunikation und Internet gegenwärtig nicht nur neue Anwendungen in den Unternehmen ermöglichen, sondern auch ganz neue Anbieter im Bereich Outsourcing hervorbringen.

Die Ecoinfobase GmbH aus Sankt Augustin will im neu gestalteten Markt kräftig mitmischen. Gesellschafter des Extranet-Dienstes, der in den nächsten Wochen im Testbetrieb mit ersten Pilotanwendern wie der PKF GmbH starten wird, sind die eco Sozietät für Wirtschaftsfragen GmbH und Compaq Computer. Auf der Netzebene arbeitet die Firma mit Mannesmann Arcor zusammen. Der offizielle Start des Dienstes ist nach Einschätzung von gut unterrichteten Kreisen für der Spätsommer diesen Jahres geplant.

Pannell Kerr Forster beschäftigt etwa 500 Mitarbeiter in 16 Niederlassungen in Deutschland und hat weltweit zusätzlich rund 300 Kooperationspartner: Neben allerhöchster Sicherheit beim Transfer von Mandantendaten wie beispielsweise Prüfungsberichte, Strategien, Verträge oder Steuererklärungen suchte Grimm ein System für den verteilten Zugriff auf zentrale Datenbanken: "Damit das geflügelte Wort ‘Wenn Siemens wüßte, was Siemens weiß!’ nicht auch auf uns zutrifft, sind wir seit Monaten dabei, eine interne Datenbank aufzubauen, in der alle Mitarbeiter möglichst das gesamte bisher erworbene Wissen speichern können."

Die Lufthansa mischt mit

So hat das PKF-Personal beispielsweise Meriten in Sachen Insolvenzrecht oder auch Internet-Besteuerung erworben. Skills, so Grimm, die nicht brachliegen dürfen: "Damit diese wertvollen Informationen inhouse jedermann, extern aber niemandem zugänglich sind, werden wir auch diese Anwendung auf den Extranet-Dienst outsourcen." Bei den St. Augustinern fühlt Grimm sich mit seinen Security-Anforderungen sicher: "Unsere Informatiker werden das Ecoinfobase-Konzept weiter auf Herz und Nieren prüfen. Die ersten Ergebnisse sind so positiv, daß wir keinerlei Bedenken an der Zuverlässigkeit der Lösung haben."

Auch die Lufthansa Air Plus bietet hierzulande einen bundesweiten Extranet-Dienst an. Zielgruppe sind Unternehmen mit mehreren eigenen Standorten und Geschäftspartnern wie Lieferanten, Kunden oder Werbeagenturen, die ebenfalls verteilt angesiedelt sind. Ein typisches Einsatzbeispiel ist die Online-Rechnungstellung und Bezahlung von Firmen untereinander, beides Anwendungen, die der Extranet-Dienst der Lufthanseaten nicht nur komplett übernehmen, sondern auch für die sichere Abwicklung garantieren kann.

Eigenen Angaben zufolge gehört das Unternehmen zu den führenden Karten- und Travel-Managementgesellschaften in Europa. Mehr als 13 000 vornehmlich große Unternehmen vertrauen Air-Plus sensible Daten an. Daher sieht sich der Anbieter prädestiniert für einen Extranet-Dienst, über den die Firmen ebenfalls typischerweise sensible Daten austauschen wollen. Das Karten-Know-how setzt die Air Plus übrigens gezielt ein, um ihr Extranet durch Smartcards weiter abzusichern. Der Start des Dienstes erfolgte zur diesjährigen CeBIT.

Proprietär macht´s schwer

E-Commerce wird für Air-Plus-Geschäftsführer Marcus Laube zu einer treibenden Kraft für Outsourcing. Der Grund: "Anwender sollten und werden konsequent nur an Dienstleister auslagern, die strikt auf Internet- und Web-Techniken setzen. Alles andere führt in die Proprietätsfalle!" Allerdings wird die Umstellung auf integrierte IP-Umgebungen inklusive entsprechender ausgelagerter Dienste noch einige Zeit dauern. Als eine Haupthürde für die stärkere Extranet-Nutzung identifiziert eine von Air Plus in Auftrag gegebene Studie die mangelnde Kompatibilität der verschiedenen Netze.

Genau dies wiederum ist für Laube die Ursache dafür, daß immer mehr Unternehmen dazu übergehen, Outsourcing-Dienstleister einzuschalten. Nach Recherchen von Lufthansa AirPlus planen schon heute 40 Prozent der hiesigen Firmen, ihre Server für die elektronische Geschäftsabwicklung durch eine externe Servicefirma betreiben zu lassen. Bis zum Jahr 2000 soll dieser Anteil auf mehr als 90 Prozent ansteigen.

Extranet-Outsourcing stellt laut Studie nicht nur die Netzkompatibilität sicher, sondern löst auch ein weiteres Hauptproblem der Firmen: Die Online-Transaktionen werden objektiv nachvollziehbar. Hierbei fungiert der Extranet-Betreiber als eine Art "Online-Notar", der alle Transaktionen mitprotokolliert und im Streitfall sein Protokollbuch öffnet. Der Air-Plus-Studie zufolge halten 65 Prozent der Firmen die unzureichende Beweisbarkeit elektronischer Geschäftstransaktionen für ein Kernproblem beim Online-Busineß.

Outsourcing betrifft immer nur Teile eines Ganzen. Die Stadtsparkasse München (SSKM) hat Teile ihrer Web-Anwendungen an den Internet-Services-Partner CCN, Computer Consultant Network GmbH, München, ausgelagert. Hierbei geht es um den Web-Site-Server des Münchner Finanzdienstleisters. In eigener Regie betreibt die SSKM dagegen die Server für Online-Banking und die E-Mail-Kommunikation. Daneben unterhält das Institut ein eigenes Rechenzentrum. Nach den Worten des Fachreferenten zentraler Vertrieb, Stefan Lutz, versucht die 160 Mitarbeiter starke IT-Abteilung, die meisten Aufgaben inhouse zu erledigen.

Auslöser für die Outsourcing-Entscheidung war, daß zum geplanten Servicestart im Jahr 1995, als die SSKM als einer der ersten Finanzdienstleister ein solches Angebot hatte, Spezialaufgaben wie Web-Design und Pflege der Inhalte extern vergeben werden sollten. Die Banker wollten sich selber den Rücken freihalten für das Kerngeschäft eines Bankrechenzentrums. Im Bereich Site-Management dagegen konnten die CCN-Spezialisten mit entsprechender High-Tech aushelfen und die Anwendung übernehmen.

Lutz bemerkt: "Wichtig ist eine klare Aufgabenverteilung. Wenn es um Kerngeschäftsfelder wie Euro-Umstellung oder Zugriff auf Datenbestände für Online-Banking geht, haben wir unsere eigenen Spezialisten. Wenn aber Web-Services schnell umzusetzen und kreative Einfälle zu bündeln sind, kommen externe Partner zum Zuge." Das war im Jahr 1997. An-schließend baute die SSKM in Zusammenarbeit mit CCN eine eigene Wissensdatenbank, den sogenannten "Online Helpdesk", auf. Hier finden die Online-Kunden seitdem Tips und Hilfestellungen zum Online-Banking sowie hilfreiche Informationen zum Thema Internet.

Konzentration aufs Kerngeschäft

Dieses Tool wurde von CCN entwickelt, und die Datenbank steht ebenfalls bei den Dienstleistern. Stefan Lutz dazu: "Auch hier war es uns wichtig, für unsere Kunden eine schnelle Lösung zu finden. Das kann ein externer Serviceanbieter, der sich auf seine Spezialkenntnisse konzentriert, einfach besser." Dritter Outsourcing-Bereich bei der SSKM ist die Pflege aller Daten im Online-Helpdesk. CNN testet beispielsweise neue Hard- und Software: "Die helfen uns, den aktuellen Wissensstand im Bereich Internet-Technik zu halten."

Während die Newcomer im Geschäft mit der IT-Auslagerung ihre Kunden eher dabei unterstützen, neues Internet-Terrain zu betreten, heilen die "alten Hasen" meist noch die bekannten Wunden der Anwender. Als die zehn Hauptgründe für klassisches IT-Outsourcing gelten gängiger Augurenmeinung zufolge

- Ausrichtung auf Kerngeschäftsfelder,

- Zugriff auf Kompetenzen der "Weltklasse",

- Beschleunigung des Re-Engineering,

- geteiltes Risiko,

- Ressourcen für andere Aufgaben freimachen,

- Nutzung bisher gebundenen Kapitals,

- Liquiditätserhöhung,

- Reduzierung der Betriebskosten,

- Ressourcen intern nicht verfügbar und

- IT "außer Kontrolle".

Doch auch im klassischen Segment gehen die Uhren heute schneller. Fritz G. Streckhardt, Manager SAP- Outsourcing bei der Kölner Bull Consulting GmbH, sieht den wesentlichen Grund für das Auslagern in der rasanten Innovation im IT-Bereich. Dies führe dazu, daß das Einzelunternehmen weder seitens der Personal- noch der finanziellen Ressourcen in der Lage sei, mit der Entwicklung Schritt zu halten. Streckhardt meint: "Diese Situation verschärft sich noch durch den immer enger werdenden Personalmarkt für IT-Spezialisten. Outsourcing, beziehungsweise die Konzentration von Aufgaben bei einem Dienstleister führt zu einer besseren Auslastung und Nutzung dieser knappen Personalressourcen."

Personalressourcen ausgleichen

Einhergehend mit der Übernahme der operativen IT des Kunden erfolgt in vielen Fällen eine schrittweise Homogenisierung und Anwendungsintegration, beispielsweise über den Einsatz von Thin-Clients und zentral verwalteter Desktop-Systeme. Bull Consulting setzt dabei die Software von Citrix ein (Winframe, Metaframe), die inzwischen Microsoft lizenziert und in das MS-System Hydra integriert hat.

Bull Consulting sieht seine Fähigkeiten besonders in "Turn Key"-Projekten, wo der Kunde alle Leistungen, von der strategischen IT-Studie über das Re-Engineering von Geschäftsprozessen, die Einführung und Anpassung von Standardsoftware bis hin zur Installation der Infrastruktur und dem Betrieb der fertigen Systeme aus einer Hand beziehen kann. Ein SAP-Partner ist ebenfalls mit im Boot, andere Bereiche befassen sich mit Telekommunikation, IT-Sicherheitssystemen und weiterer Standardsoftware.

Keine Verträge für die Ewigkeit

Der Essener Hersteller von Hartmetallwerkzeugen Widia GmbH setzt im Bereich Software bereits seit mehreren Jahren, im Bereich Hardware seit Mitte 1998 auf die Services der Kölner. Für Lothar Paasch, Mitglied der Geschäftsleitung und zuständig für den Bereich IT, stehen die Kosten für die Bull-Dienstleistung in einem sehr guten Verhältnis zu dem erzielten Nutzen: "Wir haben jetzt eine klare Kostensituation, konnten Personal abbauen und haben nicht mehr mit den Unsicherheiten der vergangenen Jahre zu kämpfen."

Widia erwirtschaftete im letzten Geschäftsjahr mit weltweit etwa 3500 Mitarbeitern einen Umsatz von 500 Millionen Mark. Das Unternehmen bedient an die 30 000 Kunden, fertigt und vertreibt etwa 40 000 Artikel. Die damit verbundenen Anforderungen an die DV gab Widia an Bull Consulting weiter (Kasten "Erzielbarer Kundennutzen"). Paasch dazu: "Die Kapazitätsplanung für unsere Hardware war früher ein Problem, denn wir mußten immer die Spitzenzeiten einkalkulieren. Das kann ein Dienstleister viel besser abfangen. Und in der Anwendungsentwicklung haben wir inhouse jetzt nur noch eine kleine kompetente Gruppe für SAP R/3. Wir machen nur noch interne Beratung."

Die Meinung der Analysten

Mit seiner Entscheidung sieht Lothar Paasch sich auf der sicheren Seite. Outsourcing betreibe mittlerweile fast jedes Unternehmen in vergleichbarer Größenordnung. Und außerdem festige der boomende Markt die Anwenderposition.

Dun&Bradstreet erwarten eine jährliche Steigerung des Outsourcing-Volumens von circa 25 Prozent. Auch die Meta Group sieht rosige Zeiten auf die Anbieter entsprechender Lösungen zukommen. Als neuen Trend haben die Auguren indes das Business Process Outsourcing ausgemacht. Außerdem sei erkennbar, daß die Unternehmen in Richtung "selektiven Outsourcings" gehen, wobei beispielsweise nur der Helpdesk oder andere Teilfunktionen ausgelagert würden.

Eine sich stärker entwickelnde Internet-Kultur in den Unternehmen wird das Thema Outsourcing nach Einschätzung der Marktbeobachter weiter nach vorn treiben. In einer Zeit der Globalisierung und Vernetzung von Unternehmen bis hin zu "virtuellen Unternehmen" hat die Beschäftigung mit Unterstützungsprozessen wie dem IT-Betrieb keinen Raum mehr. Hierfür werden zunehmend Unternehmen herangezogen, die genau diese Dienstleistung als Kerngeschäft betreiben. Die Liberalisierung im Telekom-Bereich und die Verbesserung der Sicherheit im Internet erhöhen noch die wirtschaftliche und gleichzeitig die globale Verfügbarkeit.

E-Commerce ist ein weiterer treibender Faktor für Outsourcing-Dienstleistungen. Der Betrieb großer Serverfarmen für E-Commerce ist Sache von Spezialisten und nicht eines Start-up-Unternehmens mit einer guten Vertriebs- beziehungsweise E-Commerce-Idee. Hier werden zukünftig auch neue Modelle der Kooperation Kunde/Dienstleister entstehen, die durchaus bis hin zum "Risk and Profit Sharing" reichen können.

Auch die Sun Microsystems GmbH bewegt sich in dem Markt. Sun bietet Unternehmen weltweit ein umfassendes Serviceportfolio sowie das entsprechende Expertenwissen für die Planung, Entwicklung, Implementierung, den Betrieb und Support heterogener IT-Umgebungen auf Unix-Basis (siehe Kasten "Die wichtigsten Schritte eines Outsourcing-Prozesses"). Derzeit unterstützen 27 Sun Solution Center mehr als eine Million Systeme in aller Welt. Die Servicespezialisten arbeiten in 170 Ländern und werden dabei von weltweit 28 Niederlassungen koordiniert.

Das Angebot im Bereich Professional Services umfaßt die IT-Architekturberatung, die Planung von unternehmensweiten heterogenen Netzwerken sowie die Systemintegration und Implementierung von kundenspezifischen Lösungen. Bei großen Projekten übernimmt Sun Professional Services als Generalunternehmer das gesamte Projektmanagement.

Emil Dübell, Geschäftsführer der Enterprise Services bei Sun, hebt den Stellenwert der Kundenbeziehung beim Outsourcing hervor: "Mit jeder Veränderung geht unvermeidlich Angst einher. Hier hilft neben der Zuverlässigkeit der Technologie nur Vertrauen. Es beruht auf Wissen und Nachvollziehbarkeit. Dazu entwikkeln wir gemeinsam mit unseren Kunden vor Inbetriebnahme ein Betriebsführungskonzept." Sun nennt diese vorausschauende Fehlererkennung und vorwegnehmende Störungsbehebung "preemtive services". Das Vorgehen bildet die komplette Konzeption der Systemadministration und des Betriebs von Rechenzentrum und Netzwerk bis hin zum Betriebshandbuch ab. Darin werden Abläufe und Infrastrukturen geschaffen, unterschiedliche Funktionen dargestellt und die Verfügbarkeit von Ressourcen sichergestellt. Diese konzeptionellen Ansätze wenden die Sun-Spezialisten dann auf die unterschiedlichen Bereiche an.

Erst wägen, dann wagen

Als Ergebnis steht Dübell zufolge ein Instrument zum sicheren Betrieb eines komplexen Unternehmensnetzwerks zur Verfügung. Damit sich im laufenden Betrieb keine Fehler einstellen, empfiehlt der Sun-Manager einen Vorab-Check: "Bevor wir eine neue IT-Lösung implementieren, analysieren unsere Netzwerk-Sicherheitsberater detailliert die bestehende Netzwerkinfrastruktur. Sie achten besonders auf deren Risiken, Schwachstellen und mögliche Angriffspunkte durch Dritte." Mit den gewonnenen Ergebnissen empfehlen die Berater anschließend diejenigen Sicherheitsverfahren, welche angemessenen Schutz bieten. Speziell hier profitiert Dübells Mannschaft von der Erfahrung und vom Fachwissen ihrer Kollegen im Java Center. Außerdem bietet Sun einen Skills Assessment Service an. Das Team beim Kunden kann dabei die eigenen Fähigkeiten in bezug auf das Netzwerksicherheits-Management vertiefen und weiter entwickeln.

Outsourcing-Impulse entstehen immer auch ein Stück weit als Abfallprodukt aus dem Tagesgeschäft. Hardware als Stand-alone-Lösung in Betrieb zu halten, ist trivial. Die Kunst liegt in der effizienten Handhabung vernetzter Systeme, und da kann auch der Systemanbieter helfend eingreifen. Genauso verhält es sich bei den Telekommunikationsunternehmen. Auch die Sprach- und Datennetzbetreiber, allen voran die Deutsche Telekom AG (DTAG), mischen im Outsourcing-Markt mit.

Während kleinere Gesellschaften, wie beispielsweise die Frankfurter Equant, lediglich das Management einzelner Telekommunikationsanwendungen für ihre Kunden übernehmen, hat die DTAG ihre DV- und Netzsteuerungsmannschaft ausge-lagert. Mit der Konzernmutter als Hauptumsatzbringer im Rücken betreibt die Dete CSM jetzt Outsourcing in großem Stil. Im Rahmen der Ende Januar beschlossenen Kooperation mit Tivoli wird die Telekom-Tochter ihr IT-Serviceangebot für externe Kunden nun auch auf den Bereich Systemmanagement erweitern.

Tivoli soll Wachstum bringen

Dazu Professor Dr. Alexander Röder, Vorsitzender der Geschäftsführung der Dete CSM: "Wesentliche Entscheidungskriterien für das Zusammengehen mit Tivoli waren für uns Offenheit und plattformübergreifende Architektur der Management Software Tivoli Enterprise. Sie bilden grundlegende Voraussetzungen, um im Rahmen unserer Outsourcing-Aktivitäten Kunden mit unterschiedlichen Plattformen in unser Gesamtkonzept zu integrieren. Mit Dienstleistungen rund um Tivoli erschließen wir uns ein weiteres expansives Geschäftsfeld."

Outtasking ist die neue Masche

Zum Spektrum der angebotenen IT-Dienstleistungen des Outsourcers mit ausgeprägtem Carrierhintergrund gehören der Betrieb von Rechenzentren sowie Client/Server- und Arbeitsplatzsystemen, Benutzerservice und Callcenter, WebServices, Bürokommunikation und Druck-Services. Diese Dienstleistungen werden auch über die Vertriebskanäle der Deutschen Telekom vermarktet. Dete CSM beschäftigt 4400 Mitarbeiter. Das Unternehmen betreut derzeit rund 2800 Server, knapp 200 000 Clients und leistet Benutzerservice für über 400 Anwendungen.

Im Bereich Betrieb von Rechenzentren und Netzwerken betreut das Unternehmen das Intranet der Konzernmutter DTAG "Hitnet", mit 180 000 aktiven IP-Adressen das größte Intranet Europas. Für die 60 000 Computerarbeitsplätze der 181 Niederlassungen der Bundesanstalt für Arbeit haben die Carrierableger Teile der Bürokommunikation übernommen. Konfiguration der PC sowie Softwareinstallation und -pflege werden zentral vom jeweils nächstgelegenen Servicecenter geregelt.

Auf der Suche nach Lösungen für verteilte Systeme treten immer häufiger klar abgegrenzte Einzelleistungen an die Stelle des klassischen Komplett-Outsourcing. Das Tagesgeschäft des PC- und Serverbetriebs wird an Dritte übertragen. Im Rahmen solcher "Managed Services ", oft auch "Outtasking" genannt, empfiehlt sich die Münchener Compunet AG als externer Spezialist. Compu-net liefert Serviceleistungen nach vertraglich festgeschriebenen Vereinbarungen, sogenannten Service Level Agreements. Die Leistungsabrechnung erfolgt nach Aufwand, beispielsweise je Call, wenn eine Helpdesk-Leistung eingekauft wird. Infolge der Orientierung an den Service-Levels läßt sich die Fremdleistung des IT-Betriebs messen und damit optimieren. Gleichzeitig reduzieren die effiziente Nutzung der richtigen Fähigkeiten und Kenntnisse für die jeweiligen Aufgaben die Betriebskosten.

Die Compunet AG, seit 1996 im General Electric Konzern, hat sich vor rund drei Jahren im Dienstleistungsbereich Managed Services etabliert. Für das Outtasking haben sich bei dem Anbieter einige Schwerpunkte herauskristallisiert. Dazu gehören neben den Helpdesk-Services und dem Betrieb von Client/Server-Infrastrukturen auch Netzwerkbetrieb-Services, das klassische Netzwerk- und Systemmanagement, die Übernahme der Verantwortung für den Betrieb von Standardanwendungen wie SAP R/3, Lotus Notes oder MS-Exchange und sogenannte Remote-Services.

Für einen Mischkonzern, unter dessen Dach sich diverse Geschäftsbereiche von der Finanzdienstleistung bis zum produzierenden Gewerbe vereinen, hat Compunet das komplette Outsourcing auf der Client-Seite übernommen. Europaweit werden hier etwa 20 000 Desktops zentral gemanagt. Die Lösung umfaßt die zwei Komponenten Helpdesk und Remote-Services. Für sämtliche Dienste haben die Mitarbeiter des Anwenders einen einzigen zentralen Anlaufpunkt.

Remote-Services sind gefragt

So bietet der Outtasker unter anderem einen Ersatzteilservice. Hat einer der Server in einem der Holding-Unternehmen beispielsweise ein defektes Netzteil, wird die entsprechende Meldung direkt ins CallManagement geleitet. Der Agent kann aus der Anwendung heraus direkt das Ersatzteil losschicken und, falls nötig, einen Techniker buchen. Die Integration geht so weit, daß Software-Agents alle Routineaufgaben selbständig abwickeln.

Die Zukunft der Remote-Services sehen für Compunet-Sprecher Ha-rald Lindlar so aus, daß der Kunde im besten Fall gar nicht weiß, daß sein Netzteil oder seine Festplatte defekt waren. Wenn Call-Management und Kundensysteme in naher Zukunft noch enger verknüpft und integriert sind, setzen Monitoring-Systeme bei auftretenden Fehlern entsprechende Behebungsschritte selbständig auf.

Es kann nur passieren, daß irgendwann einmal einer der Software-Agents sich einen Spaß erlaubt und 20 Servicetechniker gleichzeitig an ein und denselben Ort schickt, um eine defekte Sound-Karte zu reparieren. Doch bis sich selbst managende Outsourcing-Systeme die Kontrolle komplett übernehmen, werden DV-Leiter und deren Mitarbeiter wesentlich lauter klagen müssen. Irgend jemand muß schließlich die Suppe auslöffeln. (sf)