Serverfarm im Griff

08.02.2002
Minicom hat mit der "Supervisor-Phantom"-Reihe ein raffiniertes Baukastensystem auf den Markt gebracht, mit dem sich Firmen eine Servermanagement-Lösung nach Maß zusammenstellen können. Im Test verhielt sich das Produkt vorbildlich.

Von: Dr. Klaus Plessner

Server brauchen keinen Monitor und keine Tastatur. Der Administrator bedient sie von einer zentralen Konsole aus, die über einen "KVM-Switch" mit den Rechnern verbunden ist. "KVM" steht für "Keyboard, Video und Maus ", weil das Gerät die Signale der Tastatur, der Maus und des Bildschirms zwischen dem Server und dem Management-PC überträgt. Der Switch verlängert die Anschlüsse für die Peripheriegeräte und lässt den Benutzer außerdem auf verschiedene Zielrechner umschalten.

Im Gegensatz zu IP-gestützten Lösungen wie dem "DS 1800" von Avocent (siehe Review in Networkworld 23/24 2001), welche die Videodaten über eine Internetverbindung schicken, verwenden die Geräte der Produktreihe "Phantom" von Minicom dedizierte Leitungen. Damit ist das Managementsystem in seiner Reichweite begrenzt. Es zählt zur Kategorie der lokalen KVM-Switches. Dabei ist die maximale Entfernung zwischen Server und Konsole von über 100 Metern aber vergleichsweise hoch.

Der Vorteil von lokalen Lösungen besteht in der Geschwindigkeit ihrer Übertragung. Sie transportieren die KVM-Signale so schnell wie in Echtzeit. Auch bei Anwendungen, die den Bildschirm sehr oft neu aufbauen, registriert der Benutzer keine Verzögerungen.

Die "Supervisor-Phantom"-Serie enthält im Wesentlichen zwei Teile, die der Anwender mehrfach zusammensetzen kann:

- Der "Manager" ist eine PCI-Karte oder ein externes Gerät für den Konsolen-PC. Die Einschubkarte hat dabei keine PCI-Kontakte und ist zunächst vom PC völlig unabhängig. Wie das externe Gerät wird sie mit der Tastatur, dem Monitor und der Maus der Konsole verbunden. Anschließend stellt die Box nach zweimaligem Drücken der Shift-Taste ein Managementmenü auf dem Monitor dar. Dieses "schleift" das Gerät in die Verbindung zwischen dem Konsolenrechner und seinem Bildschirm ein. Mit der Administrations-Oberfläche definiert der Benutzer verschiedene Einstellungen und wählt den Server, auf den er zugreifen will.

- Der "Specter" ist eine Box von der Größe einer Zigarrettenschachtel, die der Systemverwalter an die KVM-Ports des zu überwachenden Servers anschließt. Auch diese Komponente ist als PCI-Einschubkarte für die Server erhältlich. Von Haus aus passen die Geräte nur zu den PS2-Anschlüssen von PCs. Minicom liefert aber auf Wunsch Adapter für Sun-Server und Macintosh-Rechner. Über zwei Cat-5-Kabel ist diese Einheit einerseits mit dem Manager und andererseits mit weiteren Servern verbunden. Weil die Breite des Specter gerade einer Höheneinheit im 19-Zoll-Rack entspricht, eignet sich das Gerät auch für Serverschränke. Es lässt sich an der Rechnereinheit festschrauben.

Die Stärke der Minicom-Lösung liegt vor allem in ihrer Flexibilität. Je mehr Server zu verwalten sind, desto mehr Specter-Einheiten fügt der Anwender der Kette aus Switches hinzu: pro Server eine Box; nicht mehr und nicht weniger. Damit lässt sich das System genau auf die Bedürfnisse einer Firma zuschneidern. Ein Manager unterstützt dabei bis zu 42 Server. Stattet der Benutzer die Managementkonsole mit vier Managerkarten aus, hat er Zugriff auf 168 Rechner.

Einfache Installation

Nachdem wir alle Geräte angeschlossen hatten, öffneten wir das Managementmenü auf der Konsole, um die Einstellungen für die Serverdarstellung festzulegen. Damit das Menü in der richtigen Größe erschien, mussten wir die Farbtiefe des Monitors auf 256 reduzieren. Die Serverkonfiguration war schnell erledigt, denn abgesehen von zwei Parametern für die richtige Mausintegration funktionierte die Übertragung mit den Voreinstellungen des Herstellers. Das Abstimmen der Mausdaten war allerdings etwas knifflig. Laut Herstellerangaben müssen die Maustreiber der Konsole und des Servers übereinstimmen. Die Aussage erwies sich glücklicherweise als falsch. Der Zugriff klappte auch bei unterschiedlichen Mausvarianten. Nur welche Parameter man für den Maustyp und den Treiber einstellen musste, war dem Handbuch nicht zu entnehmen. Da half nur Probieren. Nach der Mausinstallation war das System zum Arbeiten bereit.

Das Umschalten zwischen verschiedenen Servern beginnt mit dem Aufruf der Managementoberfläche durch die Tastenkombination Shift Shift. Im Menü markiert man den gewünschten Zielrechner mit Pfeil-oben beziehungsweise Pfeil-unten und startet mit der Eingabetaste den Zugriff auf den Server. Bei wenigen Servern genügen also wenige Anschläge, um einen Host auszuwählen. Stehen sehr viele Rechner im Keller, kann das Umschalten ein wenig langwierig werden, weil das Managementmenü keine Servermarkierung mit der Maus erlaubt.

Fazit

Weil die KVM-Lösung von Minicom sehr schnell zu installieren ist und sich zudem gut ausbauen lässt, eignet sie sich hervorragend für Serverräume mit häufig wechselnder Ausstattung. Wegen seines "Daisy-Chain"-Konzepts, nach dem der Anwender die Switch-Hardware Server für Server erweitern kann, bezeichnen wir das Produkt als Tipp dieser Ausgabe.