Die Zukunft von Servern und Virtualisierung

Server-Virtualisierung 2015 - die wichtigsten Trends

03.03.2015 von Bernhard Haluschak
Server-Virtualisierung hat sich in den Unternehmen fest verankert. Allerdings entwickeln sich sowohl die Virtualisierungshardware als auch die Virtualisierungssoftware ständig weiter. Mit welchen IT-Trends sich Verantwortliche im Jahr 2015 auseinandersetzen müssen, erläutern die Server-Experten von Cisco, Dell, Fujitsu, HP, IBM und Thomas-Krenn.

Die Virtualisierung von Server-Systemen gehört in den IT-Abteilungen von Unternehmen zum Alltag. Doch neue Entwicklungen in diesem Bereich stellen die Verantwortlichen der Unternehmens-IT vor neue Aufgaben.

Längst werden durch den Einsatz von virtualisierten Systemen nicht nur veraltete Server durch neue, performante Geräte ersetzt, sondern dedizierte virtuelle IT-Umgebungen aufgebaut, die energieeffizient arbeiten und hochskalierbar sind. Durch die hohe Leistungsdichte und die Vielzahl an verschiedenen Prozessen in einem System spielt die Ausfallsicherheit der Hardware dabei eine zentrale Rolle.

Servervirtualisierung - die wichtigsten Trends -
Ulrich Hamm, Cisco
"Durch den Cloud-Trend entstehen auf der Anwendungsseite neue, stark verteilte Anwendungsarchitekturen. Hierzu eignen sich Server, die eine hohe Dichte an Rechenleistung und RAM bieten und nicht unbedingt virtualisiert sind. Ideal ist die De-Aggregation der Server-Komponenten, um optimal skalieren zu können."
Peter Dümig, Dell
" Generell werden Automatisierung, Vereinfachung und Optimierung der Rechenzentrums-Infrastrukturen 2015 bei vielen Unternehmen ein großes Thema sein, auch bei KMUs."
Susan Fabian, HP
"Sowohl bei größeren als auch kleinen und mittelständischen Unternehmen lässt sich eine kontinuierliche Server-Virtualisierung in den letzten Jahren beobachten. Weitere Trends sind der Anstieg der Automatisierung sowie die verstärkte Nutzung von Cloud-Computing."
Dr. David Höflmayr, Thomas Krenn AG
"Der Trend zu virtualisierten Umgebungen mit leistungsstarken und energieeffizienten Servern setzt sich auch 2015 fort. Unterstützt wird dieser Trend sowohl durch neue Technologien wie Haswell-EP und DDR4-RAM als auch deutlich attraktivere Preis/Leistungsverhältnisse bei 10GB-Ethernet und SSD-RAIDs."
Rupert Lehner, Fujitsu
"Ein weiterer Trend sind integrierte Lösungen für einzelne Anwendungsbereiche, wie wir sie etwa unter der Marke Fujitsu PRIMEFLEX für VMware-Umgebungen oder Hadoop anbieten."
Ingolf Wittmann, IBM
"Aus dem Markt wird eine einheitliche Managementschicht über unterschiedliche Server, Betriebs- und Speichersysteme nachgefragt. Insbesondere die Integration von OpenSource-Lösungen wie KVM in bestehende Landschaften mit PowerVM oder VMWare ist von großen Interesse."

Doch die Server-Virtualisierung darf nicht isoliert betrachtet werden, sondern einheitlich unter Einbeziehung der Storage- und Netzwerk-Virtualisierung inklusive des Managements solcher Strukturen. Im Hinblick auf die genannten Themen erläutern die Experten der wichtigsten Server-Hersteller, wie sich die Virtualisierungsgtechnologie künftig entwickelt. Die Fragestellung lautet: Auf welche allgemeinen Trends im Bereich Server und Virtualisierung müssen sich kleine und mittelständische Unternehmen 2015 einstellen?

Trends bei der Server-Virtualisierung

Ulrich Hamm, Cisco: "In den vergangenen Jahren sind die x86-Server-Plattformen immer leistungsfähiger geworden. Ein treibender Faktor war die x86-Server-Virtualisierung, also die Konsolidierung monolithischer Workloads. Durch den Cloud-Trend entstehen aber auch auf der Anwendungsseite neue, stark verteilte Anwendungsarchitekturen. Diese benötigen in der Regel keine großen und leistungsfähigen Server oder Prozessoren. Es ist viel sinnvoller, kleinere Systeme zu verwenden, die nicht virtualisiert sein müssen. Hierzu eignen sich Server, die eine hohe Dichte an Rechenleistung und RAM bieten. Mit den gängigen Server-Architekturen ist dies nicht zu erreichen. Besser ist die De-Aggregation der Server-Komponenten, um optimal skalieren zu können."

Peter Dümig, Dell: " Generell werden Automatisierung, Vereinfachung und Optimierung der Rechenzentrumsinfrastrukturen 2015 bei vielen Unternehmen ein großes Thema sein, auch bei KMUs. Bei der Virtualisierung selbst - also den Hypervisoren - erwarte ich lediglich eine Evolution. Hier kommen mehr und mehr alternative Ansätze wie Nutanix und VMware EVO:RAIL auf den Markt. Sie machen die Virtualisierung mit neuen Konzepten leichter, schneller und preiswerter."

Rupert Lehner, Fujitsu: "Auch im kommenden Jahr wird der Virtualisierungs- und Konsolidierungsgrad weiter zunehmen. Im Zusammenhang damit steigt der Bedarf an leistungsfähigen Systemen. Ein weiterer Trend sind integrierte Lösungen für einzelne Anwendungsbereiche, wie wir sie etwa unter der Marke Fujitsu PRIMEFLEX für VMware-Umgebungen oder Hadoop anbieten. Durch sie erhalten Unternehmen Komplettlösungen aus einem Guss, was die Implementierung und den Betrieb deutlich erleichtert."

Susan Fabian, HP: "Sowohl bei größeren als auch kleinen und mittelständischen Unternehmen lässt sich eine kontinuierliche Server-Virtualisierung in den vergangenen Jahren beobachten. Diese wird 2015 weiter voranschreiten. Die Virtualisierung bedingt vor allem bei Servern eine Verschärfung der Sicherheitsmaßnahmen. Weitere Trends sind die Zunahme der Automatisierung sowie die verstärkte Nutzung von Cloud-Computing. Auch der Einsatz von 3-D-Druck und spezialisierter Hardware für spezielle Anwendungen wird in diesem Jahr weiter zunehmen. Da OpenStack einen immer höheren Stellenwert einnimmt, ist es wichtig, die Hardware in dieses Framework zu integrieren. Dafür benötigt sie offene Schnittstellen, zum Beispiel HP RESTful API.

Auch ist davon auszugehen, dass 2015 die Mobility-Ansprüche der Kunden und Unternehmen weiter steigen werden. Die immer höhere Anzahl von Apps führt zu einem veränderten Nutzerverhalten, und die Anforderungen an die Skalierbarkeit der Hardware werden höher."

Ingolf Wittmann, IBM: "Aus dem Markt wird eine einheitliche Managementschicht über unterschiedliche Server, Betriebs- und Speichersysteme nachgefragt. Insbesondere die Integration von OpenSource-Lösungen wie KVM in bestehende Landschaften mit PowerVM oder VMware ist von großem Interesse, um die bestehenden Infrastrukturen besser zu nutzen und effizienter verwalten zu können. Durch den mittlerweile hohen Grad der Virtualisierung auch bei kleinen und mittelständischen Unternehmen stehen hier die Lizenzkosten für Virtualisierungsumgebungen im Fokus. Damit werden OpenSource-Lösungen immer attraktiver. Allerdings fehlen gerade im kleineren Unternehmen Spezialisten, um virtuelle Umgebungen aufbauen und betreiben zu können, sodass Cloud-Lösungen eine probate Alternative für Standardanwendungsumgebungen in diesem Umfeld sind."

Dr. David Höflmayr, Thomas-Krenn AG: "Der Trend zu virtualisierten Umgebungen mit leistungsstarken und energieeffizienten Servern setzt sich auch 2015 fort. Unterstützt wird dieser Trend sowohl durch neue Technologien wie Haswell-EP und DDR4-RAM als auch durch deutlich attraktivere Preis-Leistungs-Verhältnisse bei 10GB-Ethernet und SSD-RAIDs. Die Infrastruktur wandert vermehrt in den Server, wo immer mehr "Open"-Software zum Einsatz kommt. Die Verzahnung von Server, Virtualisierung, Cloud und Softwareentwicklung (beispielsweise Docker, Mesosphere) bietet selbst kleinen und mittelständischen Unternehmen die Möglichkeit, dynamische Produkte zu erstellen, die sich nahezu beliebig skalieren lassen." (hal)

Acht Trends bei Servern und Data Center -
8 Trends bei Servern und Data Center
Forrester erwartet für die nächste Zeit Bewegung im Server- und Rechenzentrums-Markt - darunter neue x6 CPU-Angebote und Druck, den Energieverbrauch zu senken.
1. Nächster größerer x86-Server-Zyklus:
Gegen Ende des Jahres rechnet Fichera mit dem einflussreichsten Ereignis: der nächsten Generation an CPUs und Servern, die auf der Ivy Bridge-Architektur von Intel basieren. Es werde zunächst eine Überlappung mit den derzeitigen E5 CPUs geben. Die neuen E7 CPUs hingegen machten voraussichtlich einen Sprung hin zu einer neuen Architektur und einem 22 nm-Prozess. Forrester prognostiziert, dass dabei ein Teil der Ressourcen für eingebaute Beschleuniger wie Kryptographie und Virtual Machine Acceleration sowie in zusätzliche Sicherheitsfeatures, die bereits von anderen Ivy-Bridge-Chips bekannt sind, verwendet werden.
2. Entschleunigung bei den ARM-Servern:
Der ARM-Gegenpol Cortex A53/A57 werde vermutlich erst Ende des Jahres erhältlich sein, die ersten Systeme sogar erst im kommenden Jahr. Für einen Schub sorgten immerhin die Aktivitäten vom AMD, das eine ARM-Architektur-Lizenz angeschafft und SeaMicro übernommen hat.
3. Auch AMD bleibt Nischenspieler:
Wenn AMDs neue Piledriver-CPUs die Vorgänger der Bulldozer-Serie nicht mehr als deutlich übertreffen, tut sich dieser Anbieter laut Forrester im Mainstream-Server-Geschäft schwer. Es verbleibt die Nische der hohen Taktfrequenz bei geringer Power und niedrigem Preis. Unbekannte in dieser Kalkulation bleiben laut Studie vorerst das erwähnte neue ARM-Standbein und die integrierte CPU/GPU-Technologie für Laptop- und Desktop-Produkte.
4. Hybrid Scalar/GPU wird Mainstream:
Nach den ersten Erfolgen von Nvidia und AMD im GPU-Segment mischt Intel hier seit 2012 mit dem Intel Xeon Phi mit. In Sachen Performance hinkt man laut Forrester zwar hinterher, aber der Trumpf ist die Kompatibilität mit x86-Codes. Dieses Scharnier lässt die GPU-Technologie nun wirklich im Mainstream ankommen, insbesondere in der hybriden System-Form mit x86- und GPU-Prozessoren.
5. Konvergente Infrastrukturen entwickeln sich weiter:
Alle Anbieter haben die neue Intel-Technologie in ihr Portfolio an Blade Servern und Converged Infrastructures (CIs) aufgenommen. Laut Forrester wird nach IBMs PureSystems-Produktlinie in diesem Jahr HP im Blade-Bereich nachziehen. Schneller voran soll es aber vor allem auch bei den Storage-zentrierten CIs gehen, die teilweise für virtualisierte Umgebungen optimiert werden, teilweise zur Basis-Technologie für die Private Cloud getrimmt werden. Forrester nennt hierzu als Beispiele die teilweise modularen Angebote von Nutanix, SimplVity und HDS.
6. Mehr DCIM-Lösungen:
Der Anspruch von DCIM-Lösungen ist es, die physische Umwelt im Rechenzentrum ganzheitlich zu erfassen und Zukunftsszenarien fassbar zu machen. Forrester macht Schneider und Emerson als vorerst wichtigste Anbieter aus und nennt einige grundlegende Funktionen für DCIM-Software: Inventory & Discovery, eine fortlaufende Sammlung von Daten, konsolidiertes Display, Trend-Analyse und Modell-Lösungen für die Implementierung.
7. Fortschritte beim modularen Rechenzentrum:
Die herausragenden Vorzüge modularer Rechenzentren bleiben laut Studie vorerst bestehen. Erstens sind sie etwas günstiger als konventionelle Data Center, zweitens sehr viel schneller zu erwerben. Die Hülle gibt es in der Regel binnen sechs bis zwölf Wochen. In höchstens zwei Jahren sollte auch die Infrastruktur eines klassischen Rechenzentrums installiert sein.
8. SDDC gewinnt an Bedeutung:
Das Software-Defined Data Center (SDDC), ursprünglich von VMWare propagiert, gewinnt laut Studie als Organisationskonzept für komplexe virtualisierte Infrastrukturen an Gewicht. Bereitgestellt werde eine komplett Software-basierte Abstraktion des Rechenzentrums, die alle Server, Speicherkapazitäten und Netzwerke beinhalte.