Server-Verwaltung mit Plesk

28.06.2007 von Achim Wagenknecht
Linux-Systemverwalter kennen ihre Kommandozeile in- und auswendig. Trotzdem: Eine grafische Oberfläche wie Plesk 8.1 bringt deutlich mehr Komfort in die Server-Verwaltung.

Neben Confixx ist Plesk (ab 199 Euro) die beliebteste Konfigurations-Oberfläche zur Verwaltung von Webservern. Aber auch eine Reihe anderer Server-Funktionen lassen sich mit Plesk komfortabel steuern.

Plesk ist ein Admin-Werkzeugkasten, der für eine Vielzahl von Server-Einstellungen die passenden Tools unter einer übersichtlichen Web-Oberfläche bereithält. Die Benutzerverwaltung ist in vier Gruppen unterteilt: Administrator, Kunden, Domainbesitzer und Mailbenutzer.

Mit der Version 8.1 hat der Hersteller viele neue Funktionen eingeführt. So ist die Startseite, der Desktop, frei konfigurierbar. Gut: Auch für die anderen Benutzer sind anpassbare Desktops vorhanden.

Jede Menge Neuerungen

Das Watchdog-Modul wacht nun in der Version 2.0 über den Server. Mit der Version 8.1 hat der Hersteller viele neue Funktionen eingeführt. So ist die Startseite, der Desktop, frei konfigurierbar. Gut: Auch für die anderen Benutzer sind anpassbare Desktops vorhanden. Das Watchdog-Modul wacht nun in der Version 2.0 über den Server.

Die Routine beaufsichtigt Apache-Server sowie Festplatten, und zeigt die Auslastung von CPU und RAM an. Zudem kann Watchdog das System auf Rootkits, Hintertüren, lokale Exploits und anderen Schadcode untersuchen. Bisher konnte Plesk nur Datenbanken verwalten, die auf dem gleichen Server installiert waren wie Plesk.

Plesk 8.1 kann jetzt auch externe Datenbanken einbinden. Damit ist es möglich, dedizierte Datenbank-Server zu benutzen, die einen deutlichen Performance-Sprung erlauben. Unterstützt werden MySQL und PostgreSQL. Die entsprechende Konfigurationsseite findet sich unter „Server/Datenbankserver“.

Das passende Betriebssystem

Um das Einspielen von Plesk kümmert sich der Autoinstaller. Dieser verweigert auf unserem Testrechner mit Open Suse 10.2 seinen Dienst, weil er kein passendes Betriebssystem findet. Die Ursache: Die Plesk-Entwickler hinken bei vielen Distributionen hinterher. Die unterstützten Systeme Open Suse 10.1 und Ubuntu 6.06 wurden schon vor Monaten von neueren Releases abgelöst. Bei CentOS, Debian und Red Hat ist Plesk allerdings up to date.

Auf Open Suse 10.1 macht sich der Installer an die Arbeit. Er lädt über 200 MByte aus dem Netz und installiert rund 70 Pakete. Laut SWsoft lässt sich Plesk mittels Installer reibungslos einspielen, sofern eine minimale Server-Installation vorliegt und alle Pakete in der passenden Version eingespielt sind. Auf dem Testrechner war das nicht der Fall. Und so klappte die Installation erst im fünften Anlauf. Bei den ersten vier Versuchen arbeitete der Installer jeweils einen Teil der Installation ab, um sie dann mit einer knappen Fehlermeldung abzubrechen. Mal muss SpamAssassin aktualisiert, mal PostgreSQL de-installiert werden. Dabei arbeitet sich der Installer immer weiter vor, bis das Einspielen schließlich doch noch gelingt. Als Shellprogramm ist der Plesk-Installer sehr gut geeignet, um per SSH aus der Ferne installiert zu werden. Auch die Installation auf mehreren Servern ist so schnell erledigt.

Einrichtung per Web-Browser

Plesk lässt sich per Web-Browser ganz einfach einrichten. Dazu melden Sie sich mit einem Browser auf dem Server unter Port „8443“ an. Der Benutzername für das erste Login lautet admin, als entsprechendes Passwort tippen Sie setup ein.

Wer Plesk vor dem Produktiveinsatz erst einmal ausgiebig testen will, kann das Tool auch auf einer bei einem DNS-Service wie dyndns.org registrierten Domain installieren. Sprachpakete und Zusatzmodule lassen sich direkt vom Hersteller herunterladen. Lizenzen werden als Shell-Scripts geliefert und lassen sich im Test problemlos installieren. Das Gleiche gilt für die optional angebotenen Sprachpakete. Sobald das Paket mit den deutschen Locales installiert ist, kann es auf dem Plesk-Desktop unter Set up server interface preferences aktiviert werden.

Alle Funktionen an Bord

Ist die Programmsprache einmal umgestellt, geht die Arbeit mit dem übersichtlichen Admin-Interface noch einfacher von der Hand. Aufgrund der klaren Unterteilung, der Beschränkung auf wenige Hauptpunkte in der linken Navigationsleiste sowie der Icons zum Schnellzugriff auf die einzelnen Funktionen macht Plesk die Verwaltung eines Servers selbst für weniger versierte Anwender zum Kinderspiel. Dabei muss aber nicht auf weiterführende Funktionen verzichtet werden.

Aufgeräumt: Auf dem Plesk-Desktop sitzt alles wohlgeordnet an der richtigen Stelle.

Über so genannte Option-Packs lassen sich mit Plesk auch exotischere Dienste verwalten, unter anderem Tomcat-Server für Java-Applets oder Cold-Fusion-Unterstützung. Selbstverständlich gehören auch die Standardfunktionen, zum Beispiel das Festlegen von Speicherplatzgrenzen für Web-Inhalte und E-Mails zum Leistungsspektrum. Die integrierte Benutzerverwaltung erlaubt es, beliebige Login-Namen zu definieren. Auch ist Plesk in der Lage, bestimmte Webverzeichnisse durch ein frei wählbares Zugriffs-Passwort zu schützen und Konten für berechtigte Anwender anzulegen.

E-Mail, Datenbanken oder Webserver: Plesk stellt für fast alles ein Admin-Modul zur Verfügung.

Da alle Arbeitsschritte aufeinander aufbauend abgehandelt werden, fühlt sich der Anwender wie von einem Assistenten durch die einzelnen Masken geleitet. Praktisch: Ein Großteil der Optionen ist mit Tool-Tipp-Hilfen hinterlegt, was einen Blick in die gute Online-Hilfe in den meisten Fällen überflüssig macht.

Integrierte Erinnerung

Gerade die zahlreichen Details erleichtern dem Administrator die tägliche Arbeit. Ein Beispiel: Wenn an den Firewall-Regeln etwas geändert wird, so müssen die neuen Regeln nicht nur gespeichert, sondern auch aktiviert werden. Wer das vergisst, wird beim nächsten Aufruf der entsprechenden Konfigurationsseite von einer Hinweismeldung darauf aufmerksam gemacht.

Ein weiteres Beispiel: Beim Ändern einer Firewall-Regel soll eine neue IP-Adresse in die Liste der erlaubten Quellen eingetragen werden. Nach der Eingabe der entsprechenden Nummernfolge muss man auf Hinzufügen klicken. Wer das vergisst, wird darauf hingewiesen, sobald er die Seite mit OK verlassen will.

Firewall und VPN-Modul

Mit dem Firewall-Modul konfigurieren Sie den eingebauten Paketfilter. Mitgeliefert wird ein recht großzügig ausgelegter Regelsatz, der zunächst den Zugang zu allen benötigten Diensten grundsätzlich erlaubt. Die vorhandenen Regeln lassen sich vom Nutzer beliebig anpassen, löschen oder ergänzen. Der Zugang kann ebenfalls auf beliebige IP-Bereiche beschränkt werden.

Gute Unterhaltung: Neben Dateiserver oder VPN lassen sich mit Plesk auch Spiele-Server verwalten.

Neue Regeln können eingehenden, ausgehenden oder weitergeleiteten Traffic auf beliebigen Ports steuern. Das Modul für verschlüsselte Internet-Verbindungen basiert auf der OpenVPN-Lösung, die OpenSSL für die Verschlüsselung und den virtuellen TUN/TAP-Treiber für das Tunneling einsetzt. Es lässt sich komfortabel einrichten, erlaubt aber nur eine gleichzeitige Verbindung.

Post-Verwaltung

Im Test übernimmt Plesk souverän und reibungslos die Verwaltung des auf dem Testrechner installierten MTAs Postfix. Als Schutz vor Spam lassen sich eigene Black- und Whitelists definieren. Zudem unterstützt Plesk das Sender Policy Framework (SPF) und das Mail Abuse Prevention System (MAPS). Sollten dann noch unerwünschte Werbemails übrig bleiben, macht der als eigenes Modul integrierte SpamAssassin ihnen den Garaus. Die Mailgröße kann beschränkt werden, ebenso die Häufigkeit der POP3-Abrufe.

Sehr wichtig: Damit die Postfächer keine leichten Opfer für Cracker werden, versucht Plesk auf Wunsch, die Passwörter der am System registrierten User zu knacken. Neu in dieser Version ist die Verwaltung der Nachrichtenwarteschlange. Damit lässt sich die Qmail-Nachrichtenwarteschlange direkt aus Plesk administrieren. Das ist vor allem im Kampf gegen Spam hilfreich. Diese Funktion ist unter „Server/Mail/Nachrichtenwarteschlange“ zu finden.

Fazit

Linux-Administratoren sind es gewohnt, kryptische Konfigurationsdateien zu bearbeiten. Das mag in bestimmten Situationen sogar Vorteile haben. Ab wer einmal einen Server-Park mit Hilfe einer grafischen Oberfläche wie Plesk verwaltet hat, der will nicht mehr darauf verzichten.