Server-Management: Cool on Demand

01.08.2007 von Klaus Gottschalk
Die Hersteller reagieren auf die aktuelle Energiesparsamkeit mit neuen Techniken und Services, auch Anwender können davon profitieren. Mit Hilfe von Software lässt sich der Energieverbrauch im Rechenzentrum kontrollieren und gewissermaßen steuern.

Strom sparen, so lautet der neue Trend im Rechenzentrum. Seinen Ursprung hat er einerseits darin, dass die Rechner immer schneller werden und damit in der Stromrechnung immer deutlicher zu Buche schlagen; auch die gesellschaftliche Diskussion rund um die Klimaerwärmung hat Einfluss auf das neue Bewusstsein im Rechenzentrum genommen.

Der nach wie vor ungebremste Bedarf nach mehr Prozessorleistung führt dazu, dass immer mehr Prozessoren in einen Chip und damit in die Systeme eingebaut werden. War etwa ein Datenbanksystem bislang für acht CPUs vorgesehen, benötigt die nächste Version bereits 16 und verbraucht entsprechend mehr Strom - ein Trend, der sich unweigerlich auch in Zukunft fortsetzen wird. Neue Spartechnologien waren und sind daher dringend notwendig.

Prozessoren und Stromsteuerungs-Technologien

Zum Beispiel arbeiten neue Prozessoren heute mit Stromsteuerungstechnologien, die dafür sorgen, dass Teile im Prozessor, die zeitweise nicht genutzt werden - etwa Speichermanager oder Fließkommaarithmetik - abgeschaltet werden. Dadurch bleibt der Verbrauch eines Prozessors konstant, auch wenn sich die Taktraten insgesamt erhöhen.

So rechnet zum Beispiel der neue POWER6-Prozessor mit einer Taktrate von bis zu 4,7 Gigahertz mehr als doppelt so schnell, wie sein Vorgänger mit "nur" 2,2 Gigahertz, benötigt dafür aber nicht mehr Strom - und dies, obwohl sich nach den Regeln der Physik der Stromverbrauch eines Prozessors vervierfacht, wenn sich die Taktrate verdoppelt.

Effizient: Der System p-Server mit POWER6-Chip verdoppelt seine Geschwindigkeit ohne zusätzlichen Stromverbrauch gegenüber dem Vorgänger. (Quelle: IBM)

Ebenso kann ein moderner Prozessor seine Taktrate automatisch an den momentanen Rechenbedarf anpassen. Viele Systeme müssen nur 10 bis 20 Prozent ihrer Arbeitszeit volle Kraft geben; für die übrigen Jobs genügt auch eine geringere Taktrate, wodurch die Prozessoren auch weniger Strom verbrauchen.

Das gleiche Prinzip wird bei Kühlsystemen genutzt: Da zum Beispiel die Lüfter viel Energie benötigen, sorgen Steuerungssysteme dafür, dass auch deren Leistung an die Kühl-Bedürfnisse der Systeme angepasst werden. Wenn die Systeme gerade sehr beansprucht werden, dann legen auch die Ventilatoren einen Zahn zu und schalten herunter, wenn die Prozessoren weniger zu tun haben - das Prinzip kennt man bereits vom Laptop.

Energieeffizienz durch Virtualisierung

Ein anderer Weg zu mehr Energieeffizienz führt über die Serverkonsolidierung. Die Schlüsseltechnik für die Konsolidierung ist die Virtualisierung der Server, bei der man flexibel logischen Partitionen bestimmte Server-Pools zuweist. Dadurch lässt sich verblüffend viel Strom sparen:

Denn wenn Server so zusammengefasst sind, dass man deren Rechenleistung flexibel auf verschiedene Anwendungen verteilen kann, dann muss man weniger Maschinen bei "laufendem Motor" für die Spitzenzeiten vorrätig halten. Dies ist aber der Fall, wenn jeder Anwendung ein Server zugeschrieben wird und dessen Spitzenleistung nur einmal für einen kurzen Zeitraum zu 80 Prozent abgerufen wird, er die meiste Zeit aber für seine Verhältnisse viel zu wenig zu tun hat, trotzdem aber Strom frisst.

Wenn man aber zum Beispiel zehn Rechner mit 20-prozentiger Auslastung zu nur noch zwei Rechnern zusammenlegt, die aber dann zu 90 Prozent ausgelastet sind, spart man natürlich auch Strom. Denn vom Stromverbrauch her unterscheiden sich die unterschiedlich ausgelasteten Server nicht wesentlich. Die zwei Server leisten also im Prinzip das selbe, wie die zehn, benötigen insgesamt aber nur ein Fünftel an Strom.

Verlässt man die Systemebene und wirft einen Blick ins Rechenzentrum, wird deutlich, zu was für einem Kostenfaktor der Strom für die IT werden kann: Wenn eine mittelgroße Serverfarm 500 Kilowatt an Strom verbraucht, dann beträgt die jährliche Stromrechnung dafür bei einem Preis von 13 - 15 Cent pro Kilowattstunde schon über eine halbe Millionen Euro. Wenn man also den Strombedarf etwa um "nur" 10 Prozent senken kann, dann wirkt sich dies bereits stark auf die Gesamtrechnung aus.

Moderne Klimaanlagen sind Pflicht

Um Stromkosten zu sparen, kommen verschiedene Techniken zum Einsatz, auch solche, die nicht direkt mit den Rechnern zu tun haben, wie etwa die Klimatechnik. Denn in der Regel verbrauchen die Klimaanlagen noch einmal etwa 50 Prozent der Strommenge, die für die Rechenleistung benötigt wird.

Bei einem halben Megawatt für die Server kämen also unter Umständen noch mal 200 bis 250 Kilowatt für die Kühlung hinzu. In der Regel sind dabei Klimaanlagen, die mehr als zehn Jahre auf den Rotoren haben, nicht effizient genug für die heutigen Ansprüche. So liegt die Effizienz solcher Anlagen meist bei etwa 50 Prozent, moderne Anlagen können bis zu 90 Prozent aufweisen. Bei diesem Unterschied mach sich die Investition in eine neue Anlage bereits nach einem, maximal zwei Jahren bezahlt.

Prima Klima: Moderne Server-Räume benötigen leistungsstarke Klimaanlagen, um die erzeugte Wärme sicher abzuführen. (Quelle: IBM)

Die meisten Klimaanlagen arbeiten mit Luftkühlung. Aber auch die Wasserkühlung, die vor zehn Jahren en vogue war, hat Vorteile, da Wasser die Wärme besser leitet. Dadurch kann die Wärme besser und damit energiesparender abtransportiert werden, als über die Luft.

Stromverbrauch regeln und recyceln

Außerdem lässt sich die Wärme besser nutzen, wenn sie im Wasser gebunden ist. Denn der Gedanke liegt ja nahe, dass man die Abwärme der Rechner durchaus wiederverwenden könnte. In einigen wenigen großen Rechenzentren wird dies bereits getan, etwa indem die Wärme für die Heizung des Gebäudes mitgenutzt wird.

Steuerzentrale: Mit Hilfe von Software lässt sich der Energieverbrauch im Rechenzentrum kontrollieren und gewissermaßen steuern.

Mittlerweile gibt es auch Software, mit der sich der Stromverbrauch im Rechenzentrum von außen steuern lässt. Wenn zum Beispiel ein Unternehmen nicht über 100 Kilowatt Stromverbrauch kommen will, dann lässt sich über diese Software der Verbrauch der Systeme im Raum so regulieren, dass man sich stets unterhalb dieses Limits bewegt. Auch andere Stromsparziele lassen sich so einhalten.

Vorgänge, die viel Strom verbrauchen, können so zum Beispiel auch in die Nacht verlegt werden, falls der Strom dann billiger ist.

Energieberater gesucht

Für den IT-Berater bieten die ernüchternden Energiebilanzen aus den Rechenzentren Anlass, seinen Kunden den Nutzen neuer, energieeffizienterer Systeme vorzustellen. Das Thema bietet dabei viele Ansätze, um zusammen mit dem Kunden Grundlegendes neu zu bedenken und eine Kaufentscheidung für neue energiesparende Systeme zu fördern. Zusätzliche Chancen ergeben sich, wenn er sein Portfolio um entsprechende Klimaprodukte erweitert.

Weitere Möglichkeiten bieten sich ihm durch den Aufbau von Beratungskompetenzen in Sachen Energiesparen. Durch Service- und Beratungsangebot kann sich ein IT-Berater hier Alleinstellungsmerkmale verschaffen. Wenn er seinem Kunden aufzeigen kann, wie viel er durch den Austausch seiner 20 Jahre alten Klimaanlage in ein paar Jahren unterm Strich einsparen kann, dann erwirbt er sich sowohl Vertrauen in seine Kompetenz, und schafft sich gleichzeitig neue Verkaufsmöglichkeiten.

Für den Hausbau boomt das Geschäft mit der Energieberatung bereits, es sollte nicht überraschen, wenn sich in naher Zukunft auch in der IT-Abteilung der Beratungsbedarf enorm erhöhen wird. Gerade den breiten Mittelstand können die großen Hersteller, die solche Beratungen bereits bieten, nicht alleine bedienen und brauchen kompetente Partner in Sachen Green IT.

Fazit und Ausblick

Energiemanagement auf allen Ebenen, neue Techniken und viel Beratung sind die Mittel und Wege, mit denen man dem wachsenden Energiebedarf der IT heute entgegensteuert. Doch der Stromverbrauch wird weiter steigen - und mit ihm der Bedarf nach noch mehr Ideen für saubere Rechenzentren. (hal)

Diesen Beitrag haben wir von unserer Schwesterpublikation ChannelPartner, der Fachzeitschrift für den IT-Handel, übernommen.