Personalengpässe bei Banken

SEPA-Umstellung: Gewerkschaft warnt vor Konto-Chaos

22.08.2013
Im Februar startet das neue europäische Zahlungssystem SEPA. Es gibt jedoch Zweifel, ob die Umstellung der alten Kontonummern reibungslos über die Bühne geht. Laut Bankengewerkschaft droht ein Chaos, und auch die Bafin mahnt: Die Zeit wird knapp.

Fünf Monate vor dem Start des neuen europäischen Zahlungssystems SEPA warnt die Bankengewerkschaft DBV vor Problemen bei Überweisungen durch Personalengpässe bei den Banken. "Ohne zusätzliches Personal droht das Chaos", sagte DBV-Vorstand Stephan Szukalski der "Süddeutschen Zeitung" (Donnerstag). Die Finanzinstitute seien auf die Umstellung auf die neuen europäischen Kontonummern (IBAN) nicht ausreichend vorbereitet.

Viele der neuen Belege müssten manuell nachbearbeitet werden, doch schon jetzt seien die entsprechenden Abteilungen in den Banken überlastet. Sollten die Angestellten den zusätzlichen Aufwand nicht abarbeiten können, drohten Verzögerungen bei der Abwicklung von Überweisungen, warnt die Gewerkschaft.

Vom Februar an dürfen Kreditinstitute Überweisungen und Lastschriften von Unternehmen und Vereinen nur noch im SEPA-Format mit den internationalen Kontonummern IBAN bearbeiten. Die neue Kontonummer ist in Deutschland mit 22 Stellen länger als die bisherige - sie kombiniert die alte Kontonummer mit der Bankleitzahl, dazu kommen ein Länder- und ein Sicherheitscode. Privatkunden können die IBAN bereits verwenden, sie müssen es aber erst ab dem 1. Februar 2016.

Nach einer Umfrage unter Finanzinstituten sieht auch die Finanzaufsicht Bafin Probleme auf die Branche zukommen: "Die IT-Systeme, die die Zahlungsdienstleister für die Abwicklung des Zahlungsverkehrs nutzen, müssen technisch angepasst werden. Die Zeit, die nach den letzten Abschlussarbeiten bis zur endgültigen Umstellung am 1. Februar 2014 verbleibt, ist nach Ansicht der BaFin sehr knapp", berichteten die Aufseher am Donnerstag.

Bildergalerie:
SEPA
Bei vielen Unternehmen sind die Vorstellungen hinsichtlich SEPA noch relativ vage.
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Gerade bei kleineren Unternehmen herrscht offensichtlich noch Informationsbedarf.
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Viele Firmen erhalten Informationen über ihre Hausbanken.
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Die meisten Firmen sehen sofortigen Handlungsbedarf für ihr Unternehmen.
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27 Prozent der Unternehmen haben bereits die SEPA-Überweisung benutzt.
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Bereits zum Jahresende / Jahreswechsel wollen viele Firmen ausschließlich die SEPA-Überweisung einsetzen.
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Die Anpassung der internen IT-Systeme gehört zu den Herausforderungen bei der Umstellung.
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Der deutlich verkürzte Verwendungszweck hat in vielen Unternehmen Auswirkungen auf die Prozesse.
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Gerade kleinere Unternehmen sehen noch keinen Handlungsbedarf.
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Bei vielen Unternehmen machen Lastschriften einen respektablen Teil des Umsatzes aus.
SEPA
Für viele Firmen steht der finale Umstellungstermin auf die SEPA-Lastschrift noch nicht fest.

Die Lage werde dadurch verschärft, dass 93 Prozent der Zahlungsdienstleister bei der Abwicklung des Zahlungsverkehrs externe IT-Dienstleister nutzten: "Die technische Umstellung auf das SEPA-Format liegt daher maßgeblich in deren Händen."

Gleichzeitig forderte die Bafin die Branche auf, einzelne Kunden gezielt anzusprechen und zu unterstützen. Den höchsten Informationsbedarf hätten kleinere Unternehmen und Vereine.

Besonders brisant dürfte das Problem in den Banken nach Ansicht der DBV zum Jahreswechsel hin werden. Denn die meisten Unternehmen planten die Umstellung erst kurz vor dem für sie festgelegten Stichtag 1. Februar 2014, so dass der Wechsel in den Banken binnen weniger Tage abgearbeitet werden müsse. Dann könnten die Überweisungen möglicherweise in den Spitzenzeiten nicht rechtzeitig abgewickelt werden. Unternehmen, Vereine und Privatpersonen müssten mit erheblichen Verzögerungen rechnen. Ausführliche Informationen zu SEPA inklusive zahlreicher Ratgeber und Tipps finden Sie hier. (dpa/mje)