Büro-Tricks

Sechs Linux-Tipps für Office, Browser und Backups

19.07.2015 von David Wolski
Kniffe für bekannte Software, clevere Programme, die alltägliche Angelegenheiten leichter meistern oder diffizile Aufgaben lösen: Hier finden Sie Tools, Tipps und Tricks rund um Anwendungen unter Linux.

Docfetcher: Volltextsuche für viele Dokumentformate

Auf dem Linux-Desktop liefern Tracker, Baloo unter KDE und das mächtige Recoll eine Volltextsuche für Dokumente auf den Festplatten. Diese Lösungen haben gemein, dass sie erst einen Index der zu durchsuchenden Dateien erstellen müssen, was eine Weile dauern kann. Bei Recoll kann dabei auch die Größe des schnell wachsenden Indexes ein Problem werden, der nahezu so groß wird wie die zu durchsuchenden Datenmengen. Eine handliche und unkomplizierte Alternative ist das Java-Programm Docfetcher.

Auch Docfetcher arbeitet mit einem Index – dieser kann aber bei Bedarf zum Durchsuchen eines Ordners mit wenigen Klicks erstellt werden, was auch bei großen Datenmengen nur einige Momente dauert. Das Programm bietet eine Volltextsuche mit logischen Operatoren und kann unter anderem in Dokumenten von Open Office, Libre Office, Microsoft Office, Abiword sowie in PDFs, Epubs und Textdateien aller Art suchen.

Docfetcher ist in Java geschrieben und braucht auf dem System eine Java-Runtime. Dafür es aber plattformunabhängig, funktioniert nicht nur unter Linux, sondern auch auf Windows sowie Mac-OS X und muss selbst nicht installiert werden. Docfetcher ist portabel und läuft auch von einem USB-Stick. Stellen Sie zunächst sicher, ob auf dem Zielsystem eine Java-Runtime installiert ist, was am einfachsten im Terminal mit

java -version

gelingt. Oracle JRE oder Open JDK jeweils ab Version 1.6 sind in Ordnung. In Ubuntu ist üblicherweise keine Java-Runtime vorinstalliert, so dass Sie dies erst noch erledigen müssen. Am schnellsten ist im Terminal mit

sudo apt-get install default-jre

die Open-JDK-Runtime installiert.

Entpacken Sie dann die ZIP-Datei in ein Verzeichnis Ihrer Wahl, und starten Sie das Programm über sein Start-Script „DocFetcher.sh“ im Terminal:

sh DocFetcher.sh

Falls das Programmfenster zunächst leer bleibt, hilft es, das Fenster per Maus auf eine neue Größe zu ziehen. Das Programmfenster ist in vier Bereiche geteilt: Links oben findet sich eine Liste der Dateitypen, darunter sind die zu durchsuchenden Ordner. Rechts davon ist oben das Suchfeld, das die Suchbegriffe annimmt, und daneben blendet Docfetcher jeweils eine Vorschau der gewählten Datei ein, die einen der Suchbegriffe enthält.

Bevor die Suche beginnen kann, müssen Sie aber erst einen Index erstellen. Dazu klicken Sie mit der rechten Maustaste in das leere Feld „Suchbereich“ links unten und wählen „Index erstellen aus -> Ordner“. Den Index brauchen Sie nur einmal erstellen, denn Docfetcher behält ihn im Unterordner „indexes“ im Programmverzeichnis. Anschließend kann die Suche beginnen. Begriffe im Suchfeld werden automatisch mit einem logischen „OR“ verknüpft. Sie können aber Begriffe auch mit „AND“ verknüpfen oder einen Ausdruck in Anführungszeichen angeben.

Posterdruck unter Linux: Ausdruck auf mehreren Seiten

Soll ein Ausdruck auf Postergröße auf mehrere A4-Seiten verteilt werden, hilft das Programm Posterazor, das eine PDF-Datei mit automatisch erzeugten Seiten erstellt.

Für Aushänge, Mitteilungen an Pinnwänden und Postermotive reicht es nicht, das Motiv lediglich auf einer A4-Seite auszudrucken. Es ist eine Aufteilung auf mehrere A4-Druckseiten nötig, die anschließend zugeschnitten und verklebt werden.

Libre Office lässt Sie bei der Aufteilung eines Druckauftrags auf mehrere Seiten im Stich. Zwar gibt es in Libre Office Draw die Funktion „Datei -> Drucken -> Allgemein -> Auf mehrere Druckseiten verteilen“, aber diese arbeitet schon seit Version 4.3 nicht mehr. Der Posterdruck geht unter Linux aber trotzdem: Das Tool Posterazor teilt ein Bild in Abschnitte ein, die es in einem mehrseitigem PDF speichert.

Die Größe des Ausdrucks lässt sich entweder in Zentimetern oder in der gewünschten Anzahl der A4-Seiten angeben. Besonders wichtig ist die Überlappung der Einzelseiten, damit im anschließenden Ausdruck keine Bildbereiche verloren gehen. Es empfiehlt sich, hier mindestens 1,5 Zentimeter anzugeben, damit etwas Spielraum bleibt. Die resultierende PDF-Datei von Posterazor können Sie mit einem PDF-Betrachter wie Evince (Gnome, Unity) oder Okular zum Drucker schicken. Bei den Druckoptionen sollte der Rahmen nicht zu groß gewählt werden, damit der Drucker nichts abschneidet.

Posterazor können Sie in Debian, Ubuntu und Co mit

sudo apt-get install posterazor

installieren. Auch Fedora hat das Programm in seinen Paketquellen, und der Build-Service von Open Suse hält inoffizielle Pakete bereit.

Libre Office Writer/Calc: Dokumente vergleichen und Änderungen übernehmen

Gut, das wir verglichen haben: Libre Office Writer und Calc können aus zwei Fassungen einer Datei (Text oder Tabelle) nach einer Gegenüberstellung wieder ein einziges Dokument machen.

Speichert man ein Dokument an zwei verschiedenen Orten, etwa einmal auf einem lokalen Datenträger und einmal in einem Cloud-Speicher, dann führt das schnell zu verschiedenen Versionen, deren inhaltliche Qualität allein anhand der Zeitdaten nicht mehr zu beurteilen ist. Libre Office Writer und Calc liefern eine nützliche Funktion, um verschiedene Fassungen eines Dokuments wieder in eine Version zu überführen.

Mit der Option „Dokumente vergleichen“ im Writer und in Calc zeigen die Office-Programme akribisch die Unterschiede zweier Dateien an.

Schritt für Schritt können Sie die Änderungen einer anderen, weiterbearbeiteten Datei in das gerade geöffnete Dokument übernehmen oder verwerfen. Dabei erkennt Libre Office nicht nur Ergänzungen, sondern auch Löschungen und Änderungen, so dass alle Unterschiede in beiden Versionen eines Dokuments beachtet werden. Trotzdem funktioniert der Vergleich am besten, solange beide Dateien nicht zu unterschiedlich sind: Je mehr Gemeinsamkeiten es gibt, desto genauer arbeitet Libre Office.

Öffnen Sie im Writer oder in Calc die Datei, die als Master-Dokument die Änderungen aufnehmen soll, und starten Sie den Vergleich mit der anderen Datei über „Bearbeiten -> Dokumente vergleichen“.

Gleiche Passagen sind im Master-Dokument schwarz, die Abweichungen gelb gefärbt. Ein Dialogfenster zeigt zu Zeilen, Absätzen oder Zellen die erkannten Unterschiede und ob es sich um eine Einfügung oder Löschung handelt. In diesem Dialog arbeiten Sie die Unterschiede systematisch ab und verwerfen oder akzeptieren diese.

Lesezeichen in Firefox: Ein einfaches Symbol für Lesezeichen

Das Bookmarks Menu ist eine Firefox-Erweiterung, die ein einfaches Menü für Lesezeichen nachrüstet. Die Erweiterung kann auch als platzsparende Alternative für die Lesezeichen-Symbolleiste dienen.

Firefox änderte mit Version 29 die Optik seiner Benutzeroberfläche zu „Australis“. Mittlerweile dürften sich die meisten treuen Firefox-Nutzer daran gewöhnt haben, dass der Browser beinahe so aussieht wie Google Chrome. Ein Problem bleibt aber das neue Symbol für Lesezeichen: Die Icons zum Setzen eines Lesezeichens und zum Ausklappen der Liste sind allzu nahe zusammen, so dass man sehr präzise klicken muss.

Inzwischen gibt es eine Reihe von Erweiterungen von Firefox-Fans, die mit der neuen Optik und Bedienung des Browsers nicht in allen Punkten zufrieden sind. Ein Vertreter dieser Ergänzungen ist das „Bookmarks Menu”, das ein Lesezeichenmenü im alten Stil zurückbringt. Nach dessen Installation und dem Neustart des Browsers klicken Sie das neue Symbol an und wählen „Options“. Dort wählen Sie die Einstellung „All Bookmark items“, um alle Lesezeichen zu sehen und nicht nur jene in der Lesezeichen-Symbolleiste. Klicken Sie mit der rechten Maustaste in die Symbolleiste von Firefox und dann auf „Anpassen“, um das neue Symbol an die gewünschte Stelle zu ziehen. Das herkömmliche Doppel-Symbol für Lesezeichen können Sie bei der Gelegenheit gleich entsorgen. Neue Lesezeichen nehmen Sie weiterhin mit der Tastenkombination Strg-D auf, und mit Strg-Umschalt-O rufen Sie die Lesezeichenverwaltung auf.

Ubuntu und Co.: Umzugsservice: Repositories und Einstellungen sichern

Bei einem Wechsel von einem Ubuntu-System auf ein anderes kann Aptik inoffizielle Repositories, Paketlisten, Desktop-Themen und Icon-Schemata sichern und importieren.

Im Laufe seines Lebenszyklus sammelt sich bei einer LTS-Version von Ubuntu und dessen Varianten oft eine stattliche Sammlung an inoffiziellen Repositories (PPAs) an, aus welchen zusätzliche Programmpakete installiert wurden. Beim Wechsel des Systems auf eine neue Version, bei einer Neu- oder Zweitinstallation sind die PPAs, deren Pakete und Einstellungen zunächst nicht mit von der Partie.

Das Programm Aptik wurde für die Sicherung und Wiederherstellung von PPA-Software-Quellen unter Ubuntu entwickelt und ist für Ubuntu und dessen Derivate von Version 12.04 bis 14.04 verfügbar. Aptik sichert die hinzugefügten PPAs in einer Liste, die sich auf dem Zielsystem auch wieder mit Aptik einlesen lassen, ohne dazu manuell eine Liste der Repositories zu übertragen. Außerdem kann das Tool noch vorhandene DEB-Pakete aus dem APT-Cache sichern, Einstellungen speichern sowie Icons und Desktop-Themes übertragen.

Aptik liegt als inoffizielles Paket auf Launchpad vor und muss selbst aus einem PPA installiert werden. Dies erledigen die drei Befehle

sudo add-apt-repository ppa:teejee2008/ppa
sudo apt-get update
sudo apt-get install aptik

Nach der Installation finden Sie Aptik unter diesem Namen über das Dash von Unity oder über das Anwendungsmenü anderer Desktop-Umgebungen. Da Aptik auf die Liste der Paketquellen zugreift, erfolgt zunächst eine Abfrage des Passworts für root-Rechte über sudo. Zunächst gilt es, unter „Backup Directory“ einen Speicherort für die Sicherung festzulegen. Mit „Software-Sources -> Backup“ schreiben Sie die Liste der PPAs an den ausgewählten Speicherort. Dabei zeigt Aptik zunächst eine Liste der PPAs an, wobei jene mit installierten Paketen grün gekennzeichnet sind und jene ohne installierte Programme nur ein gelbes Symbol haben. Auf dem Zielsystem können Sie nach der Installation von Aptik die exportierte Liste wieder mit „Software-Sources -> Restore“ einlesen. Die Gefahr eines Paket-Konflikts besteht nicht, da auch auf neueren Ubuntu-Versionen die übernommenen PPAs mit der passenden Versionsangabe versehen werden. Aptik arbeitet hier sehr gründlich und spart bei vielen PPAs eine Menge Handarbeit.

Die Funktionen „Downloaded Packages“ und „Software Selections“ sind bedingt nützlich. Die „Downloaded Packages“ enthalten den APT-Cache heruntergeladener Pakete, der nach dem regelmäßig empfohlenen Ausleeren mittels sudo apt-get clean keine Pakete enthält. Die „Software Selections“ sichern nicht nur die Paketlisten aus den PPAs, sondern alle Nicht-Standard-Pakete.

Das Sichern und Wiedereinspielen eignet sich grundsätzlich nur bei einem Wechsel auf ein Ubuntu-System mit gleicher Versionsnummer. Die Funktion „Themes and Icons“ ist dagegen sehr hilfreich, um manuell nachinstallierte Desktop-Themen und Symbolsammlungen aus dem Verzeichnis „/usr/share/“ zu sichern und später wieder bequem einzulesen.

PDFs mit Flpsed bearbeiten: Anmerkungen einfügen und Formulare ausfüllen

Ein PDF ohne Formular ausfüllen: Das schlichte grafische Tool Flpsed lädt PDF-Dateien, die sich dann an beliebigen Stellen mit Text ergänzen und wieder abspeichern lassen.

Nicht alle PDF-Dokumente mit Formularen lassen sich unter Linux mit PDF-Betrachtern komfortabel ausfüllen. Das Tool Flpsed ist ein simpler PDF-Editor, der Text-Ergänzungen in einer PDF-Datei vornehmen kann.

Flpsed ist eine äußerst kompakte grafische Anwendung, die auf das Nötigste reduziert ist. Die Installation ist in Debian, Ubuntu und Fedora ganz einfach über den Paketmanager möglich, in Debian/Ubuntu beispielsweise mit diesem Befehl:

sudo apt-get install flpsed

Anwender von Open Suse bekommen ein inoffizielles Paket über den Build Service nachgereicht. Das PDF laden Sie in Flpsed über „File -> Open File“. Platzieren Sie den Cursor an die gewünschte Stelle auf einer Seite, um dort Text einzugeben. Textgröße und Farbe können Sie in der Menüleiste anpassen. Nach den Ergänzungen speichern Sie die geänderte Datei unter „File -> Export PDF“. Flpsed ist nicht nur nützlich für Formulare, sondern auch für mehrseitige PDF-Dokumente, um Seitenzahlen manuell zu ergänzen.

(PC-Welt/ad)