Flash-Hype in Notebooks übertrieben

Seagate: Solid State Disk für Server Mitte 2009

07.11.2008
Der Festplatten-Marktführer Seagate Technology will voraussichtlich Mitte 2009 seine erste SSD (Solid State Disk) auf den Markt bringen. Dabei werde es sich um ein Highend-Enterprise-Modell handeln.

Seagates erste SSD soll sich besonders für I/O-intensive Applikationen wie beispielsweise Datenbankanwendungen eignen, ließ Seagate-CEO Bill Watkins auf einer Veranstaltung in München durchblicken.

In einer Storage-Architektur ist dies der bekannte Tier-0-Speicher – der schnellste der schnellen. Bislang wird dies von Storage-Anbietern mit einem Festplatten-Array gelöst, in dem beispielsweise zehn Hard-Disk-Drives mit je 200 GByte ihre Dienste verrichten. Es wird jedoch nicht der komplette Speicherplatz benützt, sondern nur die äußersten Datenspuren der Disks, da hier die höchsten Übertragungsraten stattfinden. Typischerweise werden somit oftmals nur rund 10 Prozent der Kapazität einer Disk genutzt. Zehn solcher Disks in einem Array entsprechend zusammengeschaltet offerieren also wiederum nur 200 GByte – aber mit einer enormen I/O-Performance. Verständlich allerdings auch, dass so ein Array einen stolzen Dollar-Preis pro GByte erzielt.

Und hier sieht Watkins gute Chancen für Seagate, mit einer Tier-0-SSD zu reüssieren. Denn diese SSD wäre vermutlich etwas preisgünstiger als ein Tier-0-Array. Abgesehen davon: Seagate weiß, wie Festplatten zu bauen sind, damit sie in einer IT-Architektur auch wie eine Festplatte ansprechbar sind. Allerdings schätzt Watkins, dass der verfügbare Markt dafür „deutlich weniger als 10 Prozent, vielleicht sogar nur 5 Prozent“ des jetzigen Storage-Markts ausmacht – im Jahr 2011/12. Deswegen ist ihm überhaupt nicht bange, dass andere Unternehmen wie beispielsweise EMC mit ähnlichen Lösungen schon auf dem Markt sind. „Der Markt dafür startet gerade, und er wächst nur sehr langsam“, erläutert Watkins gegenüber speicherguide.de.

Vorteile von SSDs in Notebooks nicht stichhaltig

Der Seagate-Chef hält generell den Rummel rund um Flash-Disks für „übertrieben“. Bei Notebooks konnten sich seiner Meinung nach die Vorteile einfach bislang nicht in der Breite einstellen: „Das Betriebssystem will etwas, das aussieht wie ein Drive, riecht wie ein Drive, agiert wie ein Drive und schmeckt wie ein Drive“, so Watkins. Da hätten die jetzigen Flash-Disks noch viele Probleme. Und wenn jemand ein Notebook wegen des Stromsparens der Flash-Disk kaufe, der werde ganz schön enttäuscht, weil die Festplatte auch bislang eben nur für 10 Prozent des Stromverbrauchs bei einem Notebook stehe. “Und wenn sich dieser Verbrauchsanteil halbiert, dann merkt das niemand“, fügt Watkins hinz.

Watkins sieht deshalb rundum keinen stichhaltigen Vorteil für Flash-Disks auf dem umkämpften Notebook-Markt: „Mir konnte noch niemand erklären, warum ausgerechnet einer der preissensitivsten Märkte den SSDs hinterher laufen soll.“ Die einzige Marktchance sieht er bei Mini-Notebooks, die oftmals auch Netbooks genannt werden. Der EeePC von Acer ist so ein typischer Vertreter dieser neuen Spezies. Hier sei die kleine Bauform der Flash-Disks von Vorteil. Aber wenn ein Anwender sein Netbook intensiv nutze und viele Daten zum Abspeichern habe, dann werde seine Flash-Disk relativ schnell voll – „und dann kommen wir wieder mit einer externen Festplatte ins Spiel“, freut sich Watkins.

Im Artikel Test SSD: Flash-Laufwerke im Vergleich finden Sie Benchmarks aktueller Solid State Disks von Intel, MemoRight, OCZ und Transcend. (speicherguide.de/cvi)