Schweizer Fernsehpiraten verurteilt, alle Dreambox-Besitzer im Visier

02.04.2007
Zwei Anbieter von illegalen Smart Cards wurden in der Schweiz zu 20.000 Franken Bußgeld verurteilt. Doch auch alle Besitzer der Dreambox stehen seit dem Hack des Schweizer Pay-TVs unter einem Generalverdacht.

Der bekannteste Anbieter von Verschlüsselungstechniken für Pay-TV-Sender, Kudelski, hat im Kampf gegen die Fernsehpiraterie einen ersten Teilsieg errungen. Die beiden Anbieter der Smart Cards wurden am 27. März 2007 vom Einzelrichteramt in Zug verurteilt. Mit den Karten konnte man kostenpflichtige Sender ohne Bezahlung beziehen. Dazu brauchten Anwender neben den Karten lediglich eine, von den Verurteilten entwickelte, Software aus dem Internet herunterzuladen.

Die beiden Angeklagten hatten zusammen eine Firma in der Zentralschweiz betrieben. Durch diese haben sie die illegalen Smart Cards in Umlauf gebracht. Das Gericht verurteilte die beiden zur Übernahme der Gerichtskosten und einer Buße von 20.000 Franken als Schadenersatz.

Kudelski hat noch weitere Verfahren gegen Hacker offen, die jedoch weit schwerer wiegen als der Hack mit Smart Cards. So lässt sich scheinbar die Verschlüsselung der Pay-TV-Sender Cablecom und Teleclub mit dem Linux-basierenden Sat-Empfänger Dreambox durch ein einfach erhältliches Softwaremodul aushebeln.

Klage gegen Dreambox-Händler

Kudelski will jetzt in der Schweiz die Händler der Dreambox verklagen, mit der seine Verschlüsselung von Pay-TV-Programmen einfach geknackt werden kann. Die Nachfrage nach der Dreambox habe sprunghaft zugenommen, sagte Kudelski in einem Interview der "SonntagsZeitung" und fügte hinzu: "Ich habe meine Zweifel, dass jemand die Box legal nutzt."

Diesen Zusammenhang werde man vor Gericht aufzeigen. Kudelski kündigte zudem Schritte gegen Personen an, die die Box privat verwenden. Auch die Schwarzseher müssten mit rechtlichen Schritten rechnen. So sollen in der Schweiz bereits vier Verfahren am Laufen sein.

Mit Hilfe eines Software-Decoders für die Dreambox sollen inzwischen alle digital verbreiteten Sender der Schweizer Anbieter Cablecom und Teleclub ohne Abonnement- und Pay-per-View-Gebühren geschaut werden können. Schwarzseher könnten so pro Jahr 3000 Franken für die fast hundert Fernsehsender und die Miete der Set-Top-Box sparen.

Cablecom bestätigt Dreambox-Hack

"Wir haben mit der Dreambox tatsächlich ein Problem", sagte Simon Osterwalder, Rechtsanwalt der Cablecom, gegenüber der "SonntagsZeitung". So habe man festgestellt, dass seit Anfang des Jahres zunehmend auch Leute außerhalb der Hackerszene das Gerät missbrauchen würden. Osterwalder befürchtet deshalb, dass bald erste Dreambox-Receiver in Discountketten der Schweiz auftauchen könnten.

In Deutschland gehört unter anderem Premiere zu den Kunden von Kudelski. Schon vor Jahren war Premieres erster Verschlüsselungsstandard „Nagravision“ geknackt worden. Auch die aktuelle Verschlüsselung von Premiere stammt von Kudelski und hat sich als nicht besonders sicher erwiesen.

Mehr zur Dreambox und deren legalen Anwendung lesen Sie in unseren Beiträgen Dreambox: Der Linux-Satelliten-Receiver als Media-Server im Netzwerk, Dreambox: Der Linux-Satelliten-Receiver als Windows-Server und Audio- und Video-Streaming mit der Dreambox. (ala)