Schlank, schick und sparsam

16.08.2002
An welchen Arbeitsplätzen ein Thin-Client den PC ersetzen sollte, entscheiden vor allem die Betriebskosten. Kleine und mittelgroße Firmen können mit der "schlanken" Variante sparen, weil sie damit ihre IT-Abteilung beim Verwalten der Desktops entlasten.

Von: Dr. Klaus Plessner

Die meisten der mit Thin-Clients gesparten Kosten sind indirekter Art. Sie betreffen Personalschulungen, Datenverluste durch Bedienungsfehler und Zeitverluste durch das PC-Management in eigener Regie. So lautet das Ergebnis einer Studie der Gartner Group zu Rentabilität von "Server Based Computing". Eine Firma mit 2500 Desktops und 35 Vier-Wege-Servern an drei Standorten reduziert, auf zwei Jahre hin berechnet, ihre Betriebskosten um 60 Prozent, wenn sie statt herkömmlichen Arbeitsplatzrechnern die dünne Variante wählt, so die Analyse. Selbst der Vergleich mit "gemanagten" PCs, die vom Administrator aus der Ferne gewartet werden, führt noch zu einem Plus von 25 Prozent. Wenn man zusätzlich den Aufwand einer kompletten Migration berücksichtigt, schrumpft der Vorteil jedoch auf weniger als 5 Prozent.

Steve Yeo, Director of Marketing für den Bereich Emea bei Wyse Technology, schlägt deshalb eine schrittweise Umstellung vor. Anstatt bestehende Rechner zu ersetzen, rät er, jeden neuen Mitarbeiter mit einem Thin-Client auszustatten. Damit sich die Migration bezahlt mache, müssten die simplen Desktops gegenüber den PCs eine kritische Masse erreichen. Sobald ein Unternehmen aber diese Grenze überschritten hat, würde es mit jedem weiteren schlanken Arbeitsplatz deutliche Gewinne erzielen gegenüber einem Ausbau mit "Fat-Clients".

Schlankes Design, reiche Software

Was einen Thin-Client vom herkömmlichen PC unterscheidet, ist nicht so sehr die bescheidene Hardwareausstattung ohne Laufwerke und Steckplätze für Erweiterungen. Das Kernstück bildet die Software, die den Benutzer auf verschiedene Serversysteme zugreifen lässt. Die gängigen Verfahren sind "Independent Computing Architecture" (ICA) von Citrix, "Remote Desktop Protocol" (RDP) von Microsoft und "Adaptive Internet Protocol" (AIP) von Tarantella.

Grundprinzip des Server Based Computing: Die Programme laufen auf dem Server, während der Client nur die Bildschirminhalte empfängt und die Maus- und Tastatursignale zurückschickt. Die Übertragungsprotokolle sorgen außerdem dafür, dass das zentral arbeitende Programm den nächsten Drucker in der Abteilung ansteuert, dass es auf Wunsch des Anwenders am USB-Port angeschlossene Laufwerke einbindet, und dass der Benutzer Inhalte per "Copy and Paste" verschieben kann.

Das zentrale Konzept bringt einige Vorteile mit sich, die der Hersteller Affirmative in einem Grundlagenpapier zusammenfasst:

- Zentrale Administration der Clients;

- selten Updates notwendig;

- hohe Ausfallsicherheit durch redundate Serverfarmen;

- effiziente Nutzung der Hardware;

- längere Investitionszyklen als bei PCs;

- zuverlässiger Datenschutz durch zentrale Datenhaltung;

- kaum Ausfälle der Desktops;

- Leistungssteigerung durch Ausbau der Serverfarm.

Steve Yeos Einschätzung nach, bringt Server Based Computing in allen Fällen Einsparungen. Besondere Vorteile haben Betreiber so genannter dünner Netzwerke. Sie unterhalten viele kleine Filialen, die über keine eigene IT-Abteilung verfügen und dabei so weit voneinander entfernt sind, dass ein Vor-Ort-Support durch das zentrale IT-Management zu teuer kommt. Deshalb sind die Außenstellen selbst für die Administration ihrer Rechner zuständig. Die Bandbreite für die Kommunikation der Filialen untereinander ist so gering, dass eine Fernwartung der Desktops vom Hauptstandort aus nicht in Frage kommt.

Kostenfaktor Management

Ein Umstieg auf breiter Front ist nur möglich, wenn die Geräte mit ihren Funktionen den Anforderungen verschiedener Arbeitsplätze gerecht werden. Je nachdem, wo sie zum Einsatz kommen, benötigen die Boxen einen WLAN-Adapter (Wireless LAN), der die drahtlose Kommunikation im Unternehmen erlaubt, einen Smartcard-Leser für die Zugangskontrolle an öffentlichen Stellen oder den Zugriff auf Sicherheitskritische Anwendungen, eine GPRS-Schnittstelle für den Wireless Access zu Firmenapplikationen.

Das A und O einer rentablen Thin-Client-Architektur sind die Management-Tools, die die Hersteller zu den Geräten liefern. "Bei der Administrationssoftware wird sich die Spreu der Thin-Clients vom Weizen trennen", sagt Heiko Gloge, General Manager von Melchers Network Components. Je besser die Software, mit deren Hilfe der Netzadministrator die Terminals seines Hauses verwaltet, desto mehr kann eine Firma gewinnen, wenn sie auf Server Based Computing umstellt.

Die Hauptaufgabe der Managementsoftware besteht darin, die Firmware der Clients auf dem neuesten Stand zu halten. Gleichzeitig dient sie als Konsole des Netzadministrators, der die Terminal-Einstellungen der Endgeräte vornimmt, die Boxen bei Problemen mit einem Fernsteuerungs-Tool repariert und Änderungen an den Desktops in einer Log-Historie überwacht. Einige Administrationsprogramme erfassen selbstständig in regelmäßigen Abständen, welche Geräte ans Netz angeschlossen sind und machen eine Bestandsaufnahme der Hardware und der installierten Programme. Ausgeschaltete Clients aktivieren sie mithilfe einer Wake-on-LAN-Schnittstelle. Wer einen Massen-Roll-out plant, wählt am besten Produkte, die auf die Bandbreite achten und identische Images nur einmal schicken.