Scalix installieren und einrichten

Scalix: Linux als Exchange-Ersatz

11.09.2006 von Juergen Donauer
Wer Groupware sagt, meint oft Microsoft. Allerdings stellt Scalix auch eine vollwertige Linux-basierte Alternative bereit. Wir zeigen Ihnen in unserem Workshop, was die Software kann und wie Sie sie installieren und einrichten.

Groupware gehört mittlerweile zum festen Bestandteil jeder größeren Firma. Häufig kommt dabei die Microsoft-Lösung Exchange zum Einsatz, was vor allem an dem nahtlosen Zusammenspiel zwischen MAPI und Outlook liegt. Bislang konnten Linux-Distributionen hier kaum mithalten. Das hat sich inzwischen dank Scalix geändert. Die Small- und die Business-Edition dieser Distribution bietet einen Connector, mit dem sich die Linux-Software problemlos in Microsoft-Umgebungen integrieren lassen.

Und das Beste ist: Scalix bietet eine kostenlose Commuity-Version seiner Software an. Sie bietet fast alle Features der Small Business oder Enterprise Edition. Premium-Anwender können zudem auf den Connector zugreifen. In der freien Version von Scalix sind 25 Premium-User inklusive. Für kleine Betriebe also eine ideale kostenlose Lösung.

Bitte Beachten Sie: Die Scalix Community Edition ist sehr umfangreich. Deswegen kann dieser Artikel nicht auf alle Einzelheiten eingehen.

Features der Community Edition

Eine Begrenzung von Standardbenutzern gibt es in der freien Version nicht. Damit können Sie beliebig viele POP/IMAP-E-Mail-Accounts einrichten. Diese enthalten einen persönlichen Kalender und Zugang via Scalix Web Access. Ebenfalls enthalten ist eine GUI-basierte Installation. Die Administration erfolgt entweder grafisch oder via Kommandozeile. 25 Premium-Anwender sind in der bezahlfreien Version inklusive.

Diese Benutzer haben die Möglichkeit einer nativen Unterstützung für MS Outlook mittels MAPI. Ebenso stehen den privilegierten Anwendern ein voll funktionierender AJAX-Web-Client (Scalix Web Access) und Support für Novell Evolution zur Verfügung. Diese Anwender haben die Möglichkeit, das so genannte „Group-Scheduling“ im Kalender zu benutzen. Die Nutzung öffentlicher Ordner ist ebenfalls auf die 25 Premium-User beschränkt. iCal- und Meta-Directory-Unterstützung für LDAP ist hingegen wieder allen Anwendern möglich. Interoperabilität mit Exchange und eine Integration in Active Directory ist der freien Version vorenthalten. Anti-Virus, Anti-Spam und Archivierung sind über eine Schnittstelle von Drittanbietern realisierbar.

Systemvoraussetzungen einer erfolgreichen Installation und Inbetriebnahme

Sie können das Software-Paket auf jedem Intel x86-, x86_64-, AMD- oder AMD64-Rechner installieren, der Linux unterstützt. Auch auf der Z-Serie von IBM besteht die Möglichkeit, die Groupware einzusetzen. In 64-bit-Umgebungen ist die Software ebenfalls als 32-bit-Anwendung einsetzbar. Scalix unterstützt laut Dokumentation offiziell Red Hat Enterprise Linux 3 oder 4, SUSE Linux Enterprise Server9, SUSE Linux Open Source Software 10.0 und Fedora Core 4. Letzteres soll in diesem Artikel als Host dienen.

Als minimale Speicheranforderung sind 512 MByte angesetzt. Voraussetzung ist ebenfalls ein Reverse-DNS-Lookup-Eintrag des voll qualifizierten Domänennamens für alle Scalix-Server im Netzwerk. Der Hinweis auf das DNS-Problem ist allerdings etwas lieblos. Gerade bei der Community-Edition kann man davon ausgehen, dass diese auf einem Single-Server und nicht in einem größeren Netzwerk mit DNS-Server zum Einsatz kommt. Das bedeutet, dass Sie auf dem Scalix-Rechner einen DNS-Dienst starten und konfigurieren müssen. Sonst fallen Sie an dieser Stelle über den ersten Stolperstein.

Falls nicht schon installiert, bringt diese Scalix-Version die notwendigen Pakete JRE 1.5, Tomcat 5.0.28, JK Apache/Tomcat-Connector und libcal rpms bereits mit. Als weitere Software-Pakete benötigen Sie für alle Linux-Distributionen glibc, bash, ncurses, libstdc++, coreutils, grep, diffutils, gawk, sed, util-linux, openssl, which, tcl, tk, cyrus-sasl, sendmail 8.12 oder höher und Python 2.2 bis 2.4. Diese Pakete sollten in der Regel bei den Distributionen enthalten sein. Weitere Anforderungen für die Distributionen sind unterschiedlich. Vor der Installation eines der unterstützten Betriebssysteme sei dringend ein Blick in die ausführliche Dokumentation empfohlen. Sie sparen sich eventuellen Ärger mit späterer Paketsuche und -nachinstallation. Tomcat 5.5 ist übrigens nicht von Scalix unterstützt.

Partitionieren des Festplattenspeichers

Neben einer /-, /boot- und /swap-Partition ist das Erstellen von /var zwingend erforderlich. Normalerweise ist dies bei Red Hat und SUSE Standard. Es macht aber durchaus Sinn, diesem Verzeichnis eine eigene Partition zuzuweisen. Hier legt Scalix später den Nachrichtenspeicher an. Somit vermeiden Sie die Gefahr, dass Ihnen die root-Partition voll läuft. Beachten Sie dabei, den Festplattenplatz ausreichend zu kalkulieren. Sollten Sie 25 Anwendern eine Mailbox von 100 MByte zugestehen, brauchen Sie mindestens 2,5 GByte. Zumindest für den /var-Bereich macht es Sinn, eine Partition mit einem Logical Volume Manager einzurichten. Das erleichtert Ihnen später die Erweiterung dieses Bereichs ungemein. Die /swap-Partition sollte mindestens die doppelte Größe des Arbeitsspeichers haben.

Unterstützte Webbrowser und E-Mail-Clients

Als offiziell unterstützte Browser gibt Scalix Internet Explorer 5.5 oder 6.0, Mozilla 1.7 oder höher und Mozilla Firefox 1.0 oder höher an. Als E-Mail-Client sollten Sie Microsoft Outlook 2000, XP, 2003 oder höher einsetzen. Ebenfalls steht auf der Liste der unterstützten Mail-Clients Novell Evolution 2.4.2 oder höher. Als Client-Workstations garantiert der Software-Hersteller Support für Windows 2000 und XP. Frühere Windows-Versionen erhalten keinen Support, egal, welche Outlook-Version installiert ist.

Installation von Scalix Community Edition

Die kostenlose Version der Groupware können Sie nur auf einem Single-Host installieren. Das komplette Scalix-Paket läuft somit auf einem Rechner. Erster Schritt ist das Einloggen auf dem Server als Benutzer root. Das Fedora-Core-4-basierte Testsystem benötigt danach die Datei scalix-core-intel-redhat-10.0.1.tar.gz. (Sie finden das Paket hier). Kopieren Sie diese irgendwo hin und entpacken Sie die Datei mit dem Befehl: tar –xzvf scalix-core-intel-redhat-10.0.1.tar.gz

Nächster Schritt ist das Wechseln in das neu entstandene Verzeichnis und das Aufrufen des Installer-Scripts. Es sei nochmals auf den Blick in die Dokumentation hingewiesen. Stellen Sie sicher, dass alle darin geforderten Pakete installiert sind. Der Befehl ./scalix-installer ruft das grafische Installations-Menu auf. Während des System-Checks weist Sie der Installer auf eventuelle Ungereimtheiten hin. Fehlt zum Beispiel ein Eintrag in der Datei /etc/hosts, gibt Ihnen das Logfile Aufschluss darüber, was zu tun ist.

Nach einem weiteren Mausklick ist das Groupware-Paket installiert, und es folgt eine Erstkonfiguration. Zunächst zur Vergabe des primären Mailnode-Namens. Sie können im Prinzip den vorgegebenen Wert stehen lassen. Danach vergeben Sie den Domain-Namen, der am Ende jeder Mail-Adresse erscheinen soll. Ebenfalls geben Sie hier an, wie die Anzeige des Namens und die Generierung der E-Mail-Adresse erfolgen soll. Als letzten Schritt vergeben Sie noch das Passwort und die Mail-Adresse des Scalix-Admins. Danach kreiert die Software den Server Message Store. Dieser Vorgang dauert eventuell einige Zeit.

Die Lizenzabfrage können Sie einfach überspringen, da die Community-Edition keinen Lizenz-Key benötigt. Danach macht sich der Installer daran, Java Runtime Environment, Jakarta Tomcat und Apache Connector to Tomcat (JK) zu installieren. Nach der Vergabe des Passworts für die Scalix Administration Console konfiguriert die Software noch ein paar Dinge und startet Tomcat. Die Installation ist danach abgeschlossen.

Die Scalix Administration Console

Die Administration des Scalix-Servers können Sie ab diesem Zeitpunkt zum Großteil webbasiert via Browser vornehmen. Dazu müssen Sie sich nicht einmal mehr an dem Scalix-Rechner befinden. Über

http://<name-oder-ip-adresse-des-rechners>/sac

rufen Sie die Administration Console auf. Den Login-Namen und das Passwort haben Sie während der Installation festgelegt. In der Regel lautet der Administrator sxadmin@<Full-Qualified-Domain-Name>. Das Webfrontend ist übersichtlich gestaltet, und jeder sollte sich schnell zurechtfinden.

Benutzer anlegen

Auf dem Testrechner legen wir zunächst mit dem „Create User(s)“-Button einen neuen Benutzer an. Da die Community-Version der Groupware 25 Premium-Anwender inklusive liefert, bekommt User Nummer eins einen solchen spendiert. Der Unterschied zwischen Premium-, Standard- und Internet-Mail-User schlüsselt sich wie folgt auf. Ein Premium-Anwender kann im Gegensatz zu einem Standard-Account dank dem Connector nativ mit Outlook oder Evolution auf den Mail-Server zugreifen. Zusätzlich hat er die Möglichkeit, einen Gruppenkalender zu benutzen und Zugriff auf die öffentlichen Ordner. Dem Internet-Mail-User leitet die Software lediglich Nachrichten auf eine anzugebende externe Adresse weiter. Alles Weitere in dieser Maske ist selbsterklärend.

Sie könnten schon mal testen, ob Nachrichten erfolgreich ankommen. Dazu schicken Sie eine Mail via Shell-Fenster an den eben angelegten Anwender:

mail –v test.user@<Full-Qualified-Domain-Name> -s test

Danach haben Sie die Möglichkeit, einen Nachrichten-Body zu tippen. Mit <enter> .+<enter><enter> senden Sie die Mail ab. Mit dem Befehl cat /var/mail/root würden Sie es sofort sehen, falls die Nachricht nicht angekommen und somit zurückgekommen sein sollte.

Nachdem ein Benutzer erfolgreich angelegt ist, können Sie selbstverständlich die Details dieses Accounts nachträglich ändern. Weiterhin haben Sie nun die Möglichkeit, den Anwender gewissen Gruppen zuzuweisen. Interessant ist auch die Vergabe von Mailbox-Limits in der Schaltfläche Advanced. Somit verhindern Sie ein eventuelles Volllaufen des Festplattenplatzes.

Am Rande erwähnt: Ein Anwender, der Mails via Scalix empfängt, muss nicht als System-Account vorhanden sein. Die Software klinkt sich dafür während der Installation in die Datei /etc/mail/sendmail.cf und somit in den sendmail-Daemon ein.

Anlegen und Bedeutung von Gruppen

Nach der Grundinstallation sind bereits vier Admin-Gruppen mit unterschiedlich hohen Rechten vorhanden. Sollten Sie einen Anwender einer dieser Gruppen zuordnen, genießt dieser gewisse Privilegien. Eine Zuordnung zu ScalixUserAdmins berechtigt den Anwender zum Beispiel, neue Benutzer anzulegen oder vorhandene zu ändern.

Bei einer Neuanlage von Gruppen ist es sinnvoll, sprechende Namen zu verwenden. Eine beliebte Variante ist zum Beispiel, nach Abteilungen zu staffeln. Es besteht die Möglichkeit, eine Nachricht an eine ganze Gruppe zu versenden. Alle Mitglieder bekommen somit diese Nachricht zugeteilt. Die einzelnen Gruppen wiederum können ebenfalls Mitglieder anderer Gruppe sein.

Tipp: Es ist durchaus einen Gedanken wert, eine „Übergruppe“ anzulegen, in der grundsätzlich jeder Mitglied ist. Somit können Sie mit einer Mail alle Anwender erreichen. Es könnte zum Beispiel sein, dass der Server wegen Wartungsarbeiten für eine gewisse Zeit nicht zur Verfügung steht. Dann könnten Sie alle Anwender mit einer einzigen Mail erreichen und diesen den geplanten Ausfall mitteilen.

Die Rubriken Server Info und Settings

Die Administration Console bietet weiterhin die Rubriken Server Info und Settings. Server Info ist mehr oder weniger ein grafisch aufbereitetes Logfile für die Services und Queues. Bei den Services können Sie einen Logging Level einstellen. Dieser ist für jeden Dienst stufenweise von „Serious Errors“ bis zu „All Messages“ einstellbar. Das Einsehen von Logdateien ist immer dann sinnvoll, wenn der Server nicht „rund“ läuft.

Die Queues geben Ihnen zum Beispiel Aufschluss darüber, was der Server aktuell verarbeitet. Ebenso enthält die Anzeige Durchschnittswerte der verarbeiteten Nachrichten. Hier könnten Sie zum Beispiel herauslesen, wenn der Server überlastet ist. Wenn die Warteschlange immer weiter anwächst und der Server die Nachrichten nicht schnell genug ausliefern kann, sollte ein Administrator besonderes Augenmerk darauf richten. So etwas könnte nur ein temporäres Phänomen sein, aber auch ein Indiz, dass eine Aufrüstung der Hardware vonnöten ist.

Unter Settings stellen Sie allgemeine Regeln ein, die für jeden Benutzer gelten. Zum Beispiel kann der Administrator gewisse Regeln für Passwörter vergeben. Auch eine allgemeine Quota für E-Mail-Accounts und die jeweiligen Sanktionen bei Regelbruch können Sie hier einstellen. Sie haben hier zudem die Möglichkeit, weitere lokale Domains einzutragen und einen Standardwert für Nutzerinformationen zu hinterlegen. Letzteres bekommt jeder neu angelegte Benutzer automatisch zugewiesen. Somit wird Ihnen das Anlegen von neuen Benutzern etwas erleichtert.

Das Scalix Web Interface

Jetzt ist es an der Zeit, sich das erste Mal in das Scalix Web Interface einzuloggen. Erreichbar ist dies unter der Adresse http://<Name des Servers oder IP-Adresse>/webmail. Jeder angelegte Benutzer kann sich im Format <name@domain> und mit vergebenem Passwort einloggen.

Dem einen oder anderen Anwender kommt die Oberfläche vielleicht bekannt vor. Tatsächlich ähnelt dieses Interface Outlook Web Access von Microsoft. Dementsprechend ist das Scalix Web Access ziemlich selbsterklärend und einfach zu bedienen. Sie können zum Beispiel neue Ordner oder Unterordner anlegen und via Drag-and-Drop Nachrichten verschieben.

Unter Extras-Regeln finden Sie einen Regel-Assistenten. Der steht jedem Anwender zur Verfügung. Damit kann der Einzelne die Behandlung der eingehenden Nachrichten selbst bestimmen. Der Unterpunkt Extras-Einstellungen ermöglicht dem User, das Webinterface bedingt an eigene Bedürfnisse anzupassen. Zum Beispiel bestimmen Sie hier, ob E-Mails als html- oder Plain-Text-Nachrichten versandt werden. Ebenso können Sie hier die Anzeige der Wochentage im Kalender anpassen oder die Antwortadresse verändern.

Verwendung von E-Mail-Clients

Sie können die Groupware nicht nur mit dem Webinterface bedienen. Sollten Sie die Groupware-Funktionalitäten nicht benötigen, funktioniert jede POP3- oder IMAP-fähige Software mit dem Produkt. Somit könnten Sie auch Mozilla Thunderbird, Outlook Express, KMail oder PINE für reines E-Mailing verwenden. Damit haben Sie allerdings keinen Zugriff auf öffentliche Ordner, Kalender oder auf das vom Server bereitgestellte Adressbuch. Dies funktioniert nur mit Microsoft Outlook oder Novell Evolution und dem dafür vorgesehenen Connector.

Anbindung von Microsoft Outlook

Um Microsoft Outlook als Groupware-Client an Scalix anzubinden, müssen Sie zunächst den bereits angesprochenen Connector installieren. Diesen finden Sie im heruntergeladenen Archiv unter Software. Mit einer Setup.exe-Datei und in Windows-typischer Manier sollte dieser Schritt in weniger als zwei Minuten erledigt sein. Bei der Konfiguration der Server-Typen ist zum Beispiel bei Outlook 2003 darauf zu achten, den Menüpunkt Zusätzliche Servertypen zu wählen. Im nächsten Fenster sollte Scalix Server zu sehen sein.

Nach korrekter Konfiguration sollte der Zugriff mit Outlook kein Problem mehr darstellen. Mittels Connector haben Sie zum Beispiel Zugriff auf den Server-seitigen Kalender, das öffentliche Adressbuch oder die öffentlichen Ordner. Die Anbindung von Microsoft Outlook an den Groupware-Server funktionierte im Test unkompliziert und ließ sich leicht implementieren.

Novell Evolution in Verbindung mit Scalix

Dieser Schritt funktioniert leider nicht so einfach wie die Anbindung an Microsoft Outlook. Die Anleitung in der Dokumentation gilt nur für Fedora Core 4 und scheitert an den yum-Repositories von nrpms.net. Diese waren während der Testphase nicht verfügbar. Mit apt und nrpms.net ließ sich zwar das Repository ansprechen, jedoch war das benötigte Upgrade von Evolution auf Version 2.4 oder höher nicht möglich.

Da Scalix Support für Fedora Core 4 oder höher bietet, wichen für den Test auf Fedora Core 5 aus. Hier folgte auf den Fuß das nächste Ärgernis, da die mitgelieferte rpm-Datei für diese Distribution nicht funktioniert. Somit bleibt nur der Griff zu den Sourcen und einer Eigenkompilation.

Installation unter Fedora Core 5

Bei einer Standardinstallation von Fedora Core 5 fehlen einige Pakete. Diese lassen sich jedoch leicht via yum nachinstallieren. Für ein erfolgreiches Abschließen des Kompiliervorgangs benötigen Sie die Pakete gcc, evolution-devel und evolution-data-server-devel. Nachfolgender Befehl erledigt dies:

yum install gcc evolution-devel evolution-data-server-devel

Der Installations-Manager löst alle Abhängigkeiten auf und spielt automatisch die Packages ein. Danach können Sie die Sourcen entpacken und in das Verzeichnis wechseln.

tar xzvf evolution-scalix-10.0.0.357.tar.gz && cd evolution-scalix-10.0.0.357

Ab diesem Zeitpunkt sollte es mit dem üblichen ./configure, make und make install klappen, und der Connector wird in das System eingebunden. Um den Befehl make install erfolgreich ausführen zu können, müssen Sie selbstverständlich als Benutzer root angemeldet sein.

Ist die Installation erfolgreich abgeschlossen, können Sie Novell Evolution an den Scalix-Server anbinden. Bei der Konfiguration eines neuen E-Mail-Profils sollten Sie nun die Möglichkeit haben, den Server-Typ „Scalix“ auszuwählen. Nach Angabe des richtigen Servers, Benutzernamens und der Authentifizierungsmethode lässt sich der E-Mail-Client an den Groupware-Server anbinden.

Administration über Kommandozeile

Grundsätzlich könnten Sie Scalix komplett via Shell administrieren. Einfacher ist allerdings, die webbasierte Administration zu bemühen. Dennoch lässt sich derzeit nicht alles in Scalix mittels grafischem Frontend konfigurieren. Bei gewissen Tasks bleibt dem Administrator nichts anderes übrig, als auf die Kommandozeile zurückzugreifen. Die Groupware stellt für die Commandline-basierte Administration eigene Programme zur Verfügung. Diese befinden sich nach einer Standardinstallation im Verzeichnis /opt/scalix/bin. Zum Beispiel ist beim Anlegen und Verwalten von öffentlichen Ordnern ein Griff auf die Shell unabdingbar.

Allgemeines und Einrichtung öffentlicher Ordner

Öffentliche Ordner können sowohl Objekte, wie zum Beispiel Word-Dokumente, Kalender und Nachrichten, als auch weitere öffentliche Ordner enthalten. So genannte „Top Level Public Folders“ können derzeit nur Scalix-Administratoren einrichten. Normale Benutzer könnten nur Unterordner, auch Nested Folders genannt, anlegen. Zusätzlich ist es möglich, den Zugriff auf die öffentlichen Ordner mit so genannten Access Control Lists (ACL) zu kontrollieren. Wie das genau funktioniert, würde in diesem Rahmen zu weit führen. Kontaktieren Sie hierzu die Dokumentation.

Top-Level und Access Control Lists

Top-Level-Ordner können Sie, wie schon erwähnt, nur via Kommandozeile einrichten. Öffnen Sie hierzu als Benutzer root ein Terminal-Fenster und wechseln Sie in das Verzeichnis /opt/scalix/bin. Die hier relevanten Binaries sind omlistbbs und omaddbb. Mit omlistbbs können Sie sich alle derzeit erstellten Top Level Public Folders anzeigen lassen. Der andere Befehl gibt Ihnen die Möglichkeit, öffentliche Ordner zu kreieren. Der Befehl

./omaddbb –s Marketing

würde einen Top Level Public Folder namens Marketing erschaffen. Mit dem Kommando

./omaddbb –m Marketing –s Messen

erzeugen Sie einen Nested-Ordner Messen im Top-Level-Bereich Marketing. Den Unterordner Messen hätte allerdings auch jeder Anwender mit Schrei-Berechtigung im Ordner Marketing aus zum Beispiel Outlook erzeugen können. Der Befehl

./omlistbbs –d 0

würde Ihnen nun alle Ordner und Unterordner im Bereich Public Folders anzeigen.

Ein genauerer Blick in die Dokumentation lohnt sich dennoch. Dort finden Sie, wie man zum Beispiel „Expiry Dates“ setzt. Mit dieser Option können Sie Nachrichten nach einer gewissen Zeit automatisch aus den öffentlichen Ordnern löschen lassen. Ebenso finden Sie dort weitere relevante Befehle und deren Schalter, die bei der Administration der Public Folders nützlich sind.

Viren- und Spam-Schutz

Scalix bringt keine eigene Viren-Scan-Engine mit. Dennoch können Sie mit McAfee Virus Scan for Linux, Trend Micro InterScan VirusWall oder Clam Anti-Virus so genannte Third-Party-Applikationen als Schutz einbinden. Diese Virenscanner bringen ein Kommandozeilen-Interface mit und sind somit geeignet. Wie Sie den Schutz implementieren und welche Konfigurationsdateien Sie ändern müssen, finden Sie ebenfalls in der Dokumentation.

Auch die genaue Erläuterung der Spam-Vorbeugung würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Scalix stellt Ihnen eine Reihe von Optionen zur Verfügung, mit denen Sie verhindern können, dass Spammer Ihr System ausnutzen. Die Dokumentation gibt Ihnen hier die erforderlichen Hinweise und konkrete Beispiele. Dazu gehört zum Beispiel, wie Sie Spoofing verhindern, die Identität eines Senders überprüfen oder wer den Server als Relay benutzen darf. Ebenso können Sie nachlesen, wie der systemweite Einsatz des Outlook-Security-Models möglich ist.

Allgemeine Tipps zu Scalix Community Edition

Stellen Sie sicher, dass Apache automatisch beim Systemstart hochgefahren wird. Dies ist keine Standardeinstellung von Fedora Core 4. Der Scalix Server startet bei einem Reboot selbstständig. Ohne den http-Daemon kann sich kein Anwender via Webfrontend anmelden.

Haben Sie auf dem System eine Firewall installiert, vergewissern Sie sich, diese korrekt konfiguriert zu haben. Oftmals sucht man Fehler an den falschen Stellen. Die Firewall muss natürlich Zugriffe auf die von Scalix verwendeten Ports ermöglichen. Je nach Verwendungszweck der Groupware sollten folgende Ports offen sein: Scalix UAL (5729), LDAP (389), HTTP (80), HTTPS (443), SMTP (25), POP (110), IMAP (143) und UDP (5757).

Am Ende der Dokumentationsdatei scalix_administration_guide.pdf finden Sie den „Scalix Command Line Reference Guide“. In dieser Rubrik finden Sie alle Kommandos der einzelnen Bereiche in alphabetischer Order. Dieser Bereich ist simpel, aber nützlich aufgebaut. Sie finden dort alle benutzbaren Kommandozeilen-Befehle und deren Auswirkung. Nicht beschrieben sind allerdings die optionalen Schalter. Letztere werden Ihnen nur mittels man <Befehl> auf Commandline erläutert.

Fazit

Scalix ist eine hervorragende Groupware-Lösung. Die kostenlose Community-Version reicht mit den 25 Premium-Lizenzen leicht für kleine Unternehmen aus und ist eine echte Exchange-Alternative. Sind alle Anforderungen erfüllt, ist die Installation und Grundkonfiguration der Groupware-Lösung einfach. Ist dies nicht der Fall, hat man es ohne fundierte Linux-Kenntnisse schwer. Mit dem webbasierten Frontend ist es ein Leichtes, Benutzer und Gruppen anzulegen. Schwieriger wird es jedoch bei administrativen Aufgaben, die keine grafische Lösung bieten. Gerade für Schritte, wie zum Beispiel öffentlich Ordner anzulegen und diese zu verwalten, wäre eine Implementation in die Administration Console von großem Vorteil. Der Fairness halber muss man sagen, dass Microsoft Exchange auch nicht ganz trivial zu administrieren ist. Ausgewachsene Groupware-Lösungen erfordern nun mal Einarbeitungszeit und das Studieren der Dokumentation.

Ein Blick in die ausführliche Dokumentation ist ohnehin unabdingbar. Mit einer „Trial and Error“-Methode kommt man in der Administration Console zwar relativ weit. Geht es jedoch ans Eingemachte und zurück auf die Kommandozeile, bleibt selbst ein erfahrener Administrator ohne Betriebsanleitung stecken. Gerade wenn es um die Feinheiten des Software-Pakets geht, kommt man um einen Blick in die Anleitung nicht herum. Die englische Dokumentation ist im Großen und Ganzen sehr gut. An einigen Stellen wären allerdings etwas konkretere Beispiele wünschenswert.

Die Anbindung an Microsoft Outlook funktioniert tadellos. Ein Anwender wird nicht merken, ob sich nun ein Exchange- oder Scalix-Server dahinter befindet. Das Webfrontend ist schön und übersichtlich. Tatsächlich erinnert es sehr an Outlook Web Access, was aber nicht unbedingt einen Nachteil bedeutet. Schade ist allerdings, dass der Novell Evolution Connector nur offizielle Unterstützung für Fedora Core 4 oder höher und Red Hat Enterprise Linux 4 oder höher bietet. Hier wäre eine Ausweitung auf die anderen großen Distributionen wünschenswert. Zumindest auf ein Betriebssystem, das Evolution 2.4 oder höher als Standard mitbringt. Bei Fedora Core 4 ist dies zum Beispiel nicht der Fall, und die beschriebene Anleitung funktioniert nicht. Hier bleibt nur der Griff auf die Kommandozeile, um die Software selbst zu kompilieren. Dieser Umstand ist noch verbesserungswürdig. Gerade bei Masseninstallationen könnte das ein lästiges und zeitraubendes Unterfangen sein. Ein eigenes rpm-Paket zu basteln, wäre sicher eine Lösung, über die es sich in so einem Fall nachzudenken lohnt. Das ist allerdings auch der einzig wirklich negative Kritikpunkt an dem Software-Paket. (mja)