Android-Smartphone

Samsung Galaxy S I9000 im Test

20.11.2010 von Yvonne Göpfert
Riesiger Bildschirm, tolle Farben dank AMOLED-Display - das Samsung Galaxy S spielt in der Handy-Oberliga mit. Ob das Topmodell dort aber um die Meisterschaft mitspielt, zeigt unser Test.

Beim Design des Samsung Galaxy S I9000 stand ganz offensichtlich Konkurrent Apple Pate - Erfolg wird eben gern kopiert. Das erinnert stark an das iPhone 3G S - mit einem Unterschied: Das Super-AMOLED-Display, das Samsung verwendet, ist mit vier Zoll deutlich größer und wesentlich farbintensiver als Apples 3,5 Zoll großes IPS-Panel, das dafür eine deutlich höhere Auflösung liefert. In der Sonne reflektiert das Galaxy S ähnlich wie das iPhone, was vor allem beim Fotografieren stört.

Ebenfalls auffällig: Das Samsung Galaxy S kommt extrem flach daher. Dabei wird fast schon die Grenze des Tragbaren überschritten, so dass das Handy nicht unbedingt gut in der Hand liegt. Punktabzug für das Design gibt es auch für den Plastik-Look.

Unter dem kapazitiven Touchscreen aus Glas befindet sich beim Galaxy S ein Knopf, der den Nutzer immer wieder auf den Startbildschirm zurückholt. Links und rechts davon gibt es eine Zurück-Taste und einen Knopf für die Menübefehle. Beide sind als Sensortasten angelegt, die jedoch unbeleuchtet sind. Schade, denn das geht vor allem bei Dunkelheit zu Lasten der schnellen Orientierung.

Bedienung

Während das erste Galaxy von Samsung außer der reinen Android-Oberfläche praktisch keine eigene Menüführung bot, hat Samsung über sein Topmodell Galaxy S die selbstentwickelte Bedienoberfläche Touch Wiz in der aktuellen Version 3.0 gelegt. Es gibt bis zu sieben Bildschirme, die sich mit Widgets und Verknüpfungen frei konfigurieren lassen. Einige Mini-Programme sind bereits vorinstalliert. Samsung-spezifische Widgets wie Asphalt 5 und BILD oder weitere Apps aus dem Android Market kann sich der Nutzer zusätzlich herunterladen.

Samsung Galaxy S: Hauptmenü wie beim iPhone.
Foto: xyz xyz

Für die Optik im Hauptmenü hat sich Samsung wiederum Anregungen beim iPhone geholt: Sämtliche Apps sind wie Briefmarken gelistet - jedoch nicht untereinander, wie für Android typisch, sondern über mehrere Bildschirme verteilt. Zudem kann man die einzelnen Programme in ihrer Reihenfolge ändern - auch das ist untypisch für Android.

Software

Wer unterwegs arbeiten muss, kann beim Galaxy S auf die Office-Software ThinkFreeOffice zugreifen. Sie erlaubt das Überarbeiten von Word- oder Excel-Dateien. Eine neue Word-, Excel- oder Powerpoint-Datei zu kreieren, ist allerdings nicht möglich.

Die Sprachsuche hilft, Begriffe über Google ohne mühsames Eintippen zu finden. Das Programm hört gut zu und ist somit einsatztauglich. Ein sprachlicher Versager ist dagegen die Sprachwahl, die Samsung ebenfalls installiert hat. Sie hat im Test konsequent jeden Sprachbefehl missverstanden.

Weiter sind der Augmented Reality-Browser Layar, ein Minitagebuch, und ein Tool namens "Schreiben und los" dabei, um Updates gleichzeitig auf Twitter, Facebook und Myspace zu aktualisieren. Serienmäßig ist auch AllShare vorinstalliert, ein Programm zur Datennutzung über WLAN. Darüber können Daten zwischen dem heimischen PC und per Verbindungstechnik DLNA auch mit dem Fernseher ausgetauscht werden. So kann der Anwender beispielsweise seine mit dem Handy gedrehten Videos direkt auf dem TV-Gerät ansehen.

Wer bislang seine Mühe mit dem Tippen auf einem Touchscreen hatte, findet vielleicht mit Swype eine Lösung. Per Swype-Tastatur wird nicht mehr jeder Buchstabe einzeln getippt. Stattdessen entstehen Worte, indem man mit dem Finger von Buchstabe zu Buchstabe zieht, bis das Wort fertig geschrieben ist und die Schreibspur wie ein Wollknäuel auf dem Touchscreen aussieht. Der Vorteil: Damit muss ein einzelner Buchstabe nicht mehr so genau getroffen werden - das erleichtert das Tippen ungemein. Man muss sich an das neue Schema jedoch erst gewöhnen. Wer nicht umsteigen will, kann auch weiterhin im Hoch- oder Querformat auf einer klassischen QWERTZ-Tastatur tippen.

Hardware

Im Internet kommt das Galaxy S dank HSDPA und WLAN 802.11n schnell zur Sache. Findet sich Flash auf der Webseite, kommt der Nutzer mit dem Galaxy S jedoch nicht weiter, da das verwendete Android 2.1 Flash nicht unterstützt.

Beim Speicher zeigt sich Samsung großzügig: Neben dem Steckplatz für eine microSD-Karte stehen intern acht GByte Flash-Speicher bereit. Knapp sechs GByte sind für Fotos, Videos oder Musik reserviert, fast zwei GByte darf der Anwender mit Apps belegen. Nur wer extrem viele Anwendungen herunterlädt, wird an die Grenze des Systems stoßen. Dies Begrenzung wird bald ein Ende haben. Sobald das Update von Android 2.1 (Éclair) auf Android 2.2 (FroYo) zur Verfügung steht, ist die Installation von Programmen und Spielen auch auf der Speicherkarte möglich.

Im Internet ist es schon länger Android 2.2 für das Galaxy S zu haben, diese inoffiziellen Versionen leiden jedoch unter Kinderkrankheiten, die den Browser einfrieren lassen oder zum Absturz führen. Das offizielle Update auf Android 2.2 ist zwar angekündigt, aber immer noch nicht auf der Support-Seite von Samsung verfügbar (Stand: 19.11.2010).

Dank GHz-Prozessor sollte das Handy eigentlich flüssig arbeiten. Und doch kommt es immer wieder zu einer Sekunde Atemholen, bevor eine Aktion wie "zurück zum Startbildschirm" erfolgt.

Multimedia

Unverständlich ist, warum Samsung dem Smartphone eine Kamera ohne LED-Blitz vermacht hat. Nachts werden Aufnahmen also nicht gelingen. Doch auch tagsüber kann die Bildqualität nur wenig überzeugen. Die Bilder sind alle von einem leichten Rotstich überzogen. Außerdem patzt die Kamera bei der Detailzeichnung. Beim Fotografieren kann ein Bild auch schnell verwackeln, da es keinen mechanischen Auslöser am Gehäuserand gibt. Und der Touch-Autofokus stellt zwar binnen zwei Sekunden scharf, erfordert aber zum Auslösen zusätzlich noch die Berührung der Auslösetaste. Gut gefallen haben uns dagegen das Kamera-Menü und die vielen Einstellmöglichkeiten etwa für Portraits, Makro- und Sportaufnahmen.

Neben einem einfach zu bedienenden UKW-Radio hat Samsung für das Galaxy S einen leistungsfähigen MP3-Player entwickelt, der deutlich mehr kann als die Android-Standard-Kost. Neben der Anzeige von Songs, Alben, Interpreten und Genre erlaubt er das Erstellen von Wiedergabelisten auf dem Handy. Am Sound kann der Nutzer schrauben, indem er Equalizer-Presets wie "Rock" oder "Pop" und Effekte wie "Konzertsaal", "Klarheit" oder "Bässe" verändert. Auch 5.1-Suround-Sound lässt sich aktivieren und sorgt für vollmundigen Klang. Der Ton kommt über einen 3,5-Millimeter-Klinkenanschluss auf der Geräteoberseite und In-Ear-Kopfhörer laut und klar. Kein Klirren stört hier den Klang.

Die Sprachqualität bei Telefonaten ist ebenfalls ordentlich. Sie erinnert in ihrer Klarheit an Telefonate von Festnetz zu Festnetz. Auch der Lautsprecher überzeugt: Kein Rauschen und kein Hall-Effekt stören die Übertragung.

Fazit

Riesiges, kapazitives 4-Zoll-Display, WLAN 802.11n und Bluetooth 3.0: Das Samsung Galaxy S kann dem Apple iPhone locker das Wasser reichen. Und wem das Design des Apple-Smartphones gefällt, der wird auch das Samsung Galaxy S hübsch finden - auch wenn hier nur Kunststoff statt Metall zum Einsatz kommt.

Für hohen Tippkomfort bietet das Android-2.1-Handy eine Swype-Tastatur. Das Arbeitstempo ist trotz einer Gedenkminute ab und an dank GHz-Prozessor erfreulich hoch. In den 8-GByte-Speicher passen jede Menge Videos und Musik.

Hobbyfotografen werden bei Samsungs Top-Modell jedoch von der Bildqualität der Kamera und dem fehlenden LED-Licht enttäuscht sein.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation PC-Welt. (mec)