iOS-Browser

Safari-Alternativen im Vergleich

11.02.2016 von Thomas Hartmann
Auch mit Chrome, Dolphin oder anderen alternativen Browsern lässt es sich auf iPhone und iPad bequem im Internet surfen.

Wer ein iOS-Gerät wie iPhone oder iPad benutzt, lernt zwangsläufig Apples Browser Safari kennen. Damit ist man prinzipiell auch gut bedient, denn Safari ist perfekt ins mobile Betriebssystem von Apple integriert. Der Browser ist unserer Erfahrung nach recht schnell und mit vielen zusätzlichen Funktionen versehen, die das Surfen komfortabel machen. Diese nahtlose Integration macht sich etwa darin bemerkbar, dass man direkt in den Haupteinstellungen einen Eintrag für die zahlreichen Funktionen von Safari findet. Dort lässt sich die Suchmaschine auswählen, die schnelle Website-Suche und andere Beschleuniger aktivieren, Passwörter und das automatische Ausfüllen von Webformularen einrichten und vieles mehr.

Auch der Datenschutz und die Sicherheit wie das Unterbinden von Tracking (DNT - Do Not Track auf Englisch) schreibt Apples Safari groß - er ist nun der einzige größere iOS-Browser, der diese – in ihrer Wirksamkeit allerdings umstrittene – Funktion für die Privatsphäre noch bietet. Löschen von Verlauf und Websitedaten und andere Einstellungen sind in Safari ebenfalls unmittelbar zugänglich. Ein wenig Zeit benötigt man, um sich durch alle Optionen zu klicken. In Safari selbst kann man wie im Pendant auf OS X alle geöffneten Tabs gleichzeitig darstellen und auf die gewünschte Seite flott zugreifen. Links lassen sich per E-Mail oder über andere Dienste teilen, Seiten drucken und Lesezeichen anlegen.

Was man vom Mac her kennt, ist auch auf iOS praktisch: Seiten, die das unterstützen, versetzt man durch Antippen der vier Striche links im Adressfeld in den Lesemodus. Dabei werden störende Formatierungen oder Werbung ausgeblendet, so dass man die Website sehr viel übersichtlicher präsentiert bekommt. Ohne Frage ist Safari auf iOS-Geräten ein zuverlässiger Browser – auch wenn gelegentliche Fehler wie die Abstürze bei Suchanfragen im Adressfeld das Gesamterlebnis vorübergehend stören. In diesem Fall hat Apple aber schnell reagiert und das Problem gelöst.

Google – auch als Chrome-Browser allgegenwärtig

Während mit dem Standard-Browser in iOS und jeder Besitzer von iPhone & Co. schon Erfahrung gesammelt hat, bietet der App Store interessante Alternativen. So schwören viele User nicht nur auf dem Mac, sondern auch beispielsweise auf dem iPad auf den flotten Browser von Google. Chrome hat dabei kürzlich für iOS-Geräte eine deutliche Überarbeitung erfahren und setzt nun auf die neue Engine WKWebView. Ab Chrome 48 soll der Wechsel von UIWebView zu WKWebView "dramatische Verbesserungen" bei Stabilität, Geschwindigkeit Webkompatibilität bringen, außerdem verspricht Google deutlich weniger Abstürze. Auch die Spotlight-Suche wird nun unterstützt, dazu kommen neue Wischgesten.

Funktionen wie Do Not Track (DNT) und andere Optionen für den Schutz der Privatsphäre sind mit dem Wechsel aber verschwunden, wie die Kollegen der Macworld herausgefunden haben. Ausführlicher hat Macwelt.de zum Wechsel der Engine hier berichtet. Google Chrome ( App Store) setzt in der neuesten Version mindestens iOS 9.0 voraus und bietet ähnlich wie Safari den Vorteil der Synchronisierung von Lesezeichen und Webseiten über mehrere Geräte hinweg – die größte Sorge beim Umgang mit diesem Browser freilich bleibt die Frage, was Google mit den persönlichen Informationen anstellt. Im besten Fall erhält man immerhin persönlich relevante Werbung. Wen das stört, kann zum Glück auf weitere Angebote zurückgreifen.

Delphin – der ”Delfin” unter den Browsern

Zu den Alternativen gehört etwa der Dolphin-Browser von Mobotap, der für iOS und Android verfügbar ist. Dieser möchte dem Nutzer eine möglichst gute Browser-Erfahrung bieten und unterstützt dafür unter anderem Gesten zur Steuerung, um etwa von unten oder nach oben auf einer Seite zu navigieren.

Dolphin: Der flotte Browser hat einiges zu bieten

Wozu man allerdings erst etwas umständlich ein separates ”Wisch”-Fenster über der Website öffnen muss. Auch der Vollbildmodus wird unterstützt. Welche Features Dolphin sonst noch bietet, findet man übersichtlich auf der Website des Entwicklers – freilich nur auf Englisch. Darunter finden sich Optionen zum Synchronisieren von Lesezeichen, geöffneten Tabs oder Passwörtern über Browser und Geräte hinweg – einen Account beim Entwickler vorausgesetzt. Die Möglichkeit, per Schütteln und Stimme zu suchen, zu teilen oder zu navigieren (”Sonar”) gibt es nur auf dem iPhone, nicht dem iPad, und es kostet zudem als In-App-Kauf 99 Cent. Auch die weiteren Optionen zum einfachen Teilen und Speichern (etwa auf Evernote) beschreibt Mobotap dort. Einige Extrafunktionen gibt es lediglich für Android, etwa die direkte Integration von Web-Apps wie Wikipedia oder Facebook, ebenso spezielle Add-ons zum Konvertieren der Websites ins PDF-Format oder das Lesen einer kompletten Seite in anderer Sprache, wie auf Französisch – über 60 solcher Zusatzfunktionen zählt der Entwickler für Android auf. Es ist natürlich nicht auszuschließen, dass diese Features nach und nach auch für iOS-Geräte erscheinen. Jetzt schon erhältlich für iPhone und iPad sind diverse Themes – kostenlos wie käuflich. Ob man zusätzliche Ablenkung vom eigentlichen Surferlebnis benötigt, kann dabei jeder für sich selbst entscheiden. Erforderlich ist für Dolphin ( App Store) mindestens iOS 7.0.

Das ”Internet-Taxi” für iOS

Selbstverständlich finden sich im App Store die vom Desktop bekannten ”üblichen Verdächtigen", darunter neben Chrome auch Opera Mini ( App Store) (ab iOS 7.0) und Firefox ( App Store) (ab iOS 8.2). Doch legen wir das Augenmerk weiter auf sonst eher weniger beachtete Browser: Mac-Enthusiasten etwa kennen noch iCab, gewissermaßen das deutsche ”Internet-Taxi”. Genau damit wirbt Entwickler Alexander Clauss auch, der seinen Browser schon in klassischen Mac-OS-Zeiten als Shareware vertrieben hat – heute zahlt man auf dem Mac zur Freischaltung 15 Euro.

iCab bietet zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten

Das Besondere an diesem Browser waren neben seiner Geschwindigkeit, die je nach Version durchaus recht hoch sein konnte, immer schon der Umfang der Einstellungsmöglichkeiten oder Spezialitäten wie der Kiosk-Modus, besonders geeignet für Ausstellungen oder Hotels. Doch auch Clauss geht mit der Zeit, und so gibt es sein "Internet-Taxi" nicht nur für OS X 10.11, sondern auch als iCab Mobile. Dieses unterstützt Tabs, bietet einen Download-Manager sowie die Möglichkeit zum Upload von Dateien und Fotos auf Webseiten, auch der iCloud-Support gehört dazu, ebenso wie ein spezieller Lesemodus ähnlich Safari. iCab Mobile glaubt von sich selbst, einer der iPhone-Browser mit den meisten Funktionen zu sein. Tatsächlich lassen sich damit schier endlos erscheinende Details einsehen und einstellen. Dies mag man durchaus auch als verwirrend empfinden. Gut dran ist, wer eine Apple Watch sein eigen nennt. Denn damit und über eine spezielle Watch-App für iCab Mobile ist der Browser auf dem iOS-Gerät fernsteuerbar (darunter Navigieren, Zoomen, Scrollen, Zugriff auf Lesezeichen und anderes). Auch eine aktuelle Seite kann man sich damit vorlesen lassen. Für die Fernsteuerung wirbt der Entwickler vor allem im Hinblick auf Präsentationen, was in der Tat sinnvoll klingt. Formulare ausfüllen, Lesezeichen in Ordnern organisieren, Vollbildmodus und vieles mehr machen den Browser, der nur knapp 15 MB Download-Größe erfordert, ohne Zweifel zu einer komplexen App, die freilich nicht kostenlos ist – immerhin zwei Euro verlangt der Entwickler, und wegen des Vertriebs über Apples App Store lässt sich hiervon nicht vorher auch eine Demo ziehen. Dennoch, wer seinen iCab und seine zahllosen Features auf dem Mac schätzt, ist auch auf seinem iPhone oder iPad gut damit unterwegs – obwohl aktuell einige Nutzer darüber klagen, dass das Internet-Taxi zu viele Crashs hinlegt (zu Version 9.2 vom 15. Januar 2016). Da man zahlen muss, ohne testen zu können, wartet man besser die nächste, überarbeitete Version ab.

Opera: From coast to coast

Kehren wir zu den kostenlosen iOS-Browsern zurück. Opera Mini wurde schon erwähnt – nun gibt es vom gleichen Entwickler eine ganz besondere Variante namens Opera Coast. Diese setzt sich bewusst von der klassischen Oberfläche und Bedienung anderer Internet-Zugangssoftware ab. So gibt es kein herkömmliches Adressfeld, auch Tabs im gewohnten Stil sucht man vergeblich. Vielmehr hat man eine Art Homescreen mit verschiedenen Wischfenstern ähnlich dem iPad oder iPhone vor sich, nur dass sich statt Apps hinter den kacheligen Icons Webseiten verbergen, die man beliebig löschen, hinzufügen und umverteilen kann. Möchte man eine solche Kachel entfernen, zieht man sie auf den oberen Bildschirmrand. Sehr stylisch zeigt sich dort eine schwarz hinterlegte Wellenlinie: ”Zum Löschen hier ablegen”. Auch der Hintergrund mit den beleuchteten Hochhausfenstern macht sich gut, zumal man den Background nach Wunsch verändern und farbiger machen kann. Auch einen Überblick über alle geöffneten Tabs (die in Wahrheit separate Fenster sind) erhält man per einfachem Tippen auf das entsprechende Symbol unten rechts im Display. Ganz so übersichtlich wie bei Safari ist das allerdings nicht gelöst, vollständig - dafür größer - sieht man immer nur ein einzelnes Fenster, man wischt sich aber doch flott durch alle hindurch.

Eine Adresszeile sucht man hier erst vergeblich

Gut durchdacht ist auch das Angebot von Websites, die dem Nutzer nach seinen bisherigen Verhalten interessieren könnten. Unter einem Herz und dem Stichwort "Für Sie" erhält man jeweils fünf aktuelle Artikel, die hübsch animiert präsentiert werden. Und möchte man doch einfach einmal nur eine Adresse oder einen Suchbegriff eingeben, geht das in einem Feld oberhalb der Kacheln ebenfalls problemlos. Websites, die man per Eingabe sucht, werden schon beim Tippen als mögliche Treffer symbolisch angezeigt - besuchte Websites legt der pfiffige Browser wie in einem Dock als Icon-Stapel ab, dort lassen sie sich auffächern und erneut besuchen oder an den Startscreen anheften. Toll ist der pulsierende Effekt auf dem Bildschirm, wenn eine Site sich lädt oder aktualisiert. In den Systemeinstellungen für Opera Coast lassen sich noch diverse Details einstellen, etwa um sich Kennwörter zu merken oder Browserdaten zu löschen. Auch über die Turbobeschleunigung zum Laden vorkomprimierter Seiten verfügt Opera Coast wie sein großer Bruder. Aufgrund schneller Internetverbindungen konnten wir diesen potenziellen Vorzug aber nicht testen. Möchte man diesen Browser, der ab iOS 7.0 läuft und kostenlos zu haben ist, für sich ausprobieren, sollte das nicht der maßgebliche Grund sein. An unserer Beschreibung merkt man es vermutlich schon: Wir sind wirklich davon begeistert, Opera Coast ist unser absoluter Geheimtipp. Schade, dass man im iOS immer noch nicht einen anderen Browser zum Standard statt Safari erklären kann. Dieser hätte bei uns die größten Chancen. In unserem iOS-Dock immerhin ist er bereits schnell zugänglich gelandet.

Fazit: iOS bietet Browser-Alternativen satt

Soweit unser Überblick über ein paar interessante Alternativen zu Safari. Es gibt weitere spezialisierte Browser, die etwa mit ihrer Geschwindigkeit und Anonymität werben, wie der Snowbunny ( App Store), der bereits ab iOS 6.0 läuft. Mit dem Desktop Browser for the Social Network ( App Store) bekommt man ab iOS 7.0 einen komfortablen Überblick über seinen Facebook Account mit zahlreichen Details wie auf dem Mac. Dazu kommen etwa Apps zum Blockieren von Werbung wie Werbebannern oder Pop-Ups und anderes mehr. Über zu wenige Browser auf iPhone und iPad kann man sich jedenfalls nicht beklagen, einfach mal das Stichwort ”Browser” im App Store eingeben – oder unseren Empfehlungen gleich folgen. Wäre nur schön, wir erwähnten es schon, wenn Apple endlich die Standardkonfiguration für einen Browser nicht mehr seinem Safari vorenthielte. Denn auf tiefere Eingriffe wie Jailbreaks hat schließlich nicht jeder Lust.

(Macwelt/ad)