Ruhe am Dienstag: US-Webradios protestieren gegen neue Gebühren

25.06.2007
Der morgige Dienstag könnte bei vielen US-Webradios im wahrsten Sinne des Worts ruhig verlaufen. Denn die Stationen planen, gegen ein neues Gebührensystem zu protestieren, indem sie einen Tag lang schlicht nichts senden.

Anfang März 2007 wurde in den USA ein neues Gebührensystem für Online-Radiosender beschlossen. Demnach müssen diese künftig nicht mehr wie bislang einen prozentualen Anteil ihres Umsatzes an die Urheber abführen, sondern pro Song und pro Hörer bezahlen. Das neue System gilt rückwirkend ab dem Jahr 2006 und soll am 15. Juli in Kraft treten. Eine Vielzahl an Online-Radiosendern sieht sich durch das neue System in seiner Existenz bedroht, den n die Abgaben würden auf einen Schlag um ein vielfaches steigen. Im Zuge der neuen Gebührenordnung musste beispielsweise Pandora seinen Dienst für internationale User sperren.

Für Dienstag, den 26. Juni, planen nun tausende US-Sender, gegen das neue System zu protestieren, indem sie ihren Dienst einstellen, beziehungsweise nur Rauschen senden. In einem Statement erklärten die Organisatoren des "National Day of Silence": "Die willkürlichen und drastischen Gebührenerhöhungen durch das Copyright Royalty Board vom 2. März bedrohen den Lebensunterhalt tausender von Webcastern sowie Millionen ihrer Zuhörer im ganzen Land." (PDF-Download)

Um auf diese Situation aufmerksam zu machen, seien die teilnehmenden Web-Radios auch bereit, für einen Tag auf Werbeeinnahmen zu verzichten. "Auf den Umsatz eines Tages zu verzichten, ist besser, als für immer zu schließen", so Jake Ward, Sprecher der Savenetradio-Vereinigung.

Ruhe am Dienstag

Am Dienstag werden einige Webcaster den Zugriff auf ihre Musik-Streams komplett sperren, andere senden hingegen nichts oder nur Rauschen, das sporadisch von Ankündigungen unterbrochen wird, die den Sachverhalt erläutern.

"Internet-Webcaster und Radiosender, die ihr reguläres Programm auch Online ausstrahlen, werden ihren Hörern so verdeutlichen, dass Stille das sein könnte, worauf Internet-Radio nach dem 15. Juli reduziert sein wird", so das Statement.

Das neue Gebührensystem bedeutet mindestens eine Verdreifachung der derzeitigen Lizenzzahlungen. Betroffen sind neben reinen Online-Radiosendern auch traditionelle Radiosender mit parallelem Web-Stream und digitale Music-Stations, bei denen sich Anwender etwa ihr eigenes Web-Radioprogramm zusammenstellen können. Das System sieht eine jährliche Erhöhung der Gebühren bis zum Jahr 2010 vor und sieht folgendermaßen aus: Für das Jahr 2006 werden für einen Song pro Hörer 0,0008 Dollar fällig, 2007 0,0011 Dollar, 2008 0,0014 Dollar, 2009 0,0018 Dollar und im Jahr 2010 0,0019 Dollar. Anbieter mehrerer Musik-Channel wie pandora.com zahlen eine Flatrate in Höhe von 500 Dollar pro Kanal und pro Monat.

Am stillen Protest wollen unter anderem Yahoo, Live365 stations, Pandora.com, MTV Online, AccuRadio, KCRW in Santa Monica, Calif., WGLI in Babylon, N.Y., WMUK in Kalamazoo, Mich., KFCF in Fresno, Calif., LuckySevenRadio.com, RadioMilwaukee, KQLZ in Los Angeles und KXPR/KXJZ in Sacramento teilnehmen. (PC-Welt/mja)