Roadmap: AMD- & Intel-CPUs für 2003

17.01.2003 von Christian Vilsbeck
Das Geheimnis um die kommenden CPUs von Intel und AMD ist gelüftet: tecCHANNEL hatte Einblick in geheime Hersteller-Roadmaps. Lesen Sie, was AMD mit dem Athlon 64 und XP plant und was Intel dagegensetzt.

Die Hersteller von Hardware müssen sich frühzeitig auf die kommenden Prozessoren einstellen. Schließlich kann die Entwicklung der Chipsätze und Mainboards nicht erst zum Launch der CPUs erfolgen. AMD und Intel versorgen die Industrie deshalb frühzeitig mit detaillierten Informationen über ihre geplanten Neuerscheinungen.

Diese Informationen wurden auch tecCHANNEL zugespielt - natürlich nicht von AMD oder Intel. Den Spekulationen über den Athlon 64 weichen damit Fakten. Jetzt können wir alle geplanten Versionen mit Model Number aufführen. Zur Überraschung wird es den Athlon 64 mit zwei verschiedenen Cores geben. Auch den Athlon XP gilt es 2003 noch zu beachten.

Welche Mittel Intel gegen die Hammer-Offensive auffährt, geht aus den "Confidential Roadmaps" ebenso hervor. Neben höheren Taktfrequenzen sollen aufgebohrte FSBs und leistungsstarke Chipsätze AMDs Angriff abwehren.

Wir weisen darauf hin, dass Informationen aus Roadmaps erfahrungsgemäß mit Vorsicht zu genießen sind. Schon öfter haben die CPU-Hersteller noch kurz vor dem Launch an der Taktfrequenz gedreht oder den Start verschoben. Unsere Informationen aus verschiedenen Quellen bestätigen allerdings die Plausibilität dieser aktuellen Hersteller-Roadmap.

Athlon XP mit neuem Core

Die aktuellen Athlon XP mit Thoroughbred-Core haben ihren Zenit erreicht. Der Athlon XP 2800+ mit FSB333 und 256 KByte L2-Cache wird der Letzte seiner Art bleiben. Noch vor der Mitte März stattfindenden CeBIT in Hannover erhält der Athlon XP aber einen Nachfolger mit dem Code-Namen Barton.

Der L2-Cache des weiterhin als Athlon XP bezeichneten Prozessors wird durch den Barton-Core von 256 auf 512 KByte vergrößert. Für die gleiche Model Number benötigt der Barton somit weniger Taktfrequenz. AMD deutete in der Vergangenheit an, dass der Leistungsunterschied bei gleicher - reeller - Taktfrequenz mindestens 10 bis 15 Prozent betragen soll. Zum Start bietet AMD den Athlon XP auf Barton-Basis in den Versionen 2500+, 2800+ und 3000+ an. Die FSB-Taktfrequenz beträgt einheitlich 333 MHz (per DDR). Barton-Versionen mit FSB266 wird es nicht geben.

Der Athlon XP 2800+ "Barton" ersetzt dabei den Athlon XP 2800+ mit Thoroughbred-Core. Den Athlon XP 2700+ "Thoroughbred" sowie die niedriger getakteten Varianten bis einschließlich 1700+ lässt AMD weiterhin im Angebot.

Erst im dritten Quartal 2003 stellt AMD mit dem Athlon XP 3200+ ein neues Topmodell der Serie vor. Weitere Taktfrequenzerhöhungen sind bis Ende 2003 nicht mehr vorgesehen. Ob AMD die Leistung des Athlon XP dann 2004 weiter steigert, steht noch nicht fest.

Einen Test des aktuellen Athlon XP 2800+ können Sie hier bei tecCHANNEL nachlesen.

Versionen des Athlon 64

Anfang des zweiten Quartals 2003 stellt AMD den Athlon 64 vor. Eventuell nutzt das Unternehmen auch die Mitte März stattfindende CeBIT in Hannover als Launch-Event. Ungeachtet des noch nicht klar definierten Vorstellungstermins stehen die Modelle des Athlon 64 aber offenbar schon fest.

Zum Start gibt es den Athlon 64 in den Versionen 2800+, 3100+ und 3400+. Die tatsächlichen Taktfrequenzen der Modelle verschweigt zwar auch die Roadmap, nach Insider-Informationen liegen sie aber zwischen 1,8 und 2,4 GHz. Fest steht dagegen die Größe des L2-Cache, die überraschend auf 1 MByte festgelegt wurde. Ursprünglich ging man beim Desktop-Hammer von einem 256 oder 512 KByte großen Puffer aus. Der Athlon 64 unterscheidet sich von der Cache-Dimensionierung damit nicht von der Servervariante Opteron, der AMD ebenfalls 1 MByte L2-Cache spendiert.

Im dritten Quartal 2003 legt AMD dann aber mit einem Spar-Hammer nach. Der mit Code-Namen "Paris" versehene Athlon 64 verfügt über einen nur 256 KByte großen L2-Cache und debütiert mit der Model Number 3200+. Offen ist allerdings, ob es bei der Namensgebung Athlon 64 bleibt. Vielleicht nennt man den Billig-Hammer dann Duron 64. Ebenfalls im dritten Quartal 2003 wird die Taktfrequenz des "normalen" Athlon 64 auf 3700+ angehoben. Im letzten Quartal des Jahres erreicht der Athlon 64 dann die Model Number 4000+, die Sparvariante wird im gleichen Zeitraum auf 3500+ angehoben.

Im ersten Halbjahr 2004 plant AMD laut Roadmap den Athlon 64 mit dem Code-Namen "San Diego". Bislang war nur bekannt, dass AMD mit dieser CPU die Fertigung auf 90 nm Strukturbreite umstellen will. Aus unserer Roadmap geht nun auch die Cache-Größe des San Diego hervor, die weiterhin 1 MByte betragen soll. Als wahrscheinlich gilt zudem ein DDR-II-Interface.

Ausführliche Grundlagen über die x86-64-Architektur der Hammer-Prozessoren können Sie in diesem Artikel nachlesen.

Intel mit FSB800 & Prescott

Ursprünglich war der Pentium-4-Nachfolger Prescott auf Mitte 2003 datiert. Als Highlight sollte er die Hyper-Threading-Technologie in den Desktop-Markt einführen.

Diese Pläne hat Intel aber verworfen: Hyper-Threading debütierte bereits im November 2002 im Pentium 4 mit 3,06 GHz. Den Prescott will Intel jetzt erst im vierten Quartal 2003 ins Rennen schicken. Mit welchen architektonischen Highlights die CPU ausgestattet wird, lässt Intel offen. Gemunkelt wird sowohl von SSE3 als auch von Intels Yamhill-Technologie. Dabei soll es sich um Intels Alternative zur 64-Bit-Architektur der Itanium-CPUs handeln. Yamhill könnte aber auch Intels Code-Wort für AMDs x86-64-Technologie sein. Durch ein Cross-License-Agreement zwischen Intel und AMD dürfen beide Unternehmen die Technologien des jeweils anderen verwenden - mit einer festgelegten Verzögerung.

Das Rätsel um den Prescott wird Intel voraussichtlich auf dem Frühjahrs-IDF 2003 in der Zeit vom 17. bis 21. Februar weiter lüften. tecCHANNEL wird direkt vom IDF berichten. Bekannt ist bislang nur, dass Intel mit dem Prescott die 90-nm-Fertigungstechnologie einführt. Unserer Roadmap zufolge soll die Taktfrequenz jedoch "mehr als 3,4 GHz" betragen. Bis der Prescott im vierten Quartal 2003 auf den Markt kommt, wird der Pentium 4 noch einige Male aufgefrischt. Den Takt will Intel im zweiten Quartal 2003 auf 3,20 GHz steigern und den FSB von 533 auf 800 MHz anheben. Bislang galt eine FSB-Taktfrequenz von 667 MHz als nächster Schritt beim Pentium 4. Prescott soll ebenfalls mit einem 800-MHz-FSB arbeiten. Der Preis für den Pentium 4 3,20 GHz mit FSB800 steht mit 637 US-Dollar ebenfalls schon in der Roadmap. Dieser Prozessor wird mit dem Athlon 64 3400+ konkurrieren.

Der FSB mit 800 MHz bleibt aber nicht dem Pentium-4-Topmodell vorbehalten, er soll mit Taktraten bis hinab zu 2,4 GHz zu haben sein. Alle diese CPUs verfügen über Hyper-Threading, das für den bisherigen FSB von 533 MHz dann nicht mehr angeboten wird. Der aktuelle Pentium 4 mit 3,06 GHz wird die einzige FSB533-CPU mit Hyper-Threading bleiben.

Keine Überraschungen sind beim Celeron zu erwarten. Die aktuelle Taktfrequenz von 2,2 GHz steigert Intel im zweiten Quartal 2003 auf 2,30 GHz und im dritten auf 2,40 GHz. Die FSB-Taktfrequenz bleibt bei 400 MHz.

Intel-Chipsätze mit Dual-DDR400

Intel hat seinen Widerstand gegen DDR400-SDRAM aufgegeben. Schon auf einer uns im November 2002 zugespielten Roadmap tauchten erstmals die Chipsätze "Canterwood" und "Springdale-PE" auf, die mit dem noch nicht standardisierten Speicher umgehen können sollen. Außerdem finden sich in der uns jetzt vorliegenden Roadmap die Varianten Springdale G und Springdale P.

Beim "Canterwood" handelt es sich um den Nachfolger des RDRAM-Chipsatzes i850E. Der neue Performance-Chipsatz für FSB-Taktfrequenzen von 533 und 800 MHz bietet einen Dual-Channel-DDR-SDRAM-Controller mit ECC-Support. Neu ist der so genannte "Turbo mode", zu dem noch keine näheren Informationen vorliegen. Zu einem weiteren Feature des Canterwood zählt die AGP-8x-Unterstützung. Neben den zwei Ultra-ATA/100-Anschlüssen weist der ICH5 des Canterwood-Chipsatzes zwei Serial-ATA-Ports auf.

Die ebenfalls im zweiten Quartal 2003 erscheinenden Springdale-Chipsätze lösen die aktuelle i845-Serie ab. Zu den gemeinsamen Features des Springdale G, P und PE zählen ein Dual-Channel-DDR-SDRAM-Controller (ohne ECC), AGP 8x sowie der ICH5, der für die Peripherie verantwortlich ist. Die Einstiegsvariante Springdale P beherrscht die FSB-Taktfrequenzen 400 und 533 MHz und kann maximal DDR333-Speicher ansteuern. Dem Springdale PE und G spendiert Intel zusätzlich die Unterstützung von FSB800-Prozessoren sowie DDR400-Support. Der Springdale G kann außerdem mit einer integrierten Grafik-Engine aufwarten.

Den Canterwood- und Springdale-Chipsätzen gemein ist das CSA-Feature - dabei handelt es sich um die Communication Streaming Architecture. Bei CSA wandert die LAN-Anbindung vom ICH in den MCH. Bei Gigabit-Ethernet kann die herkömmliche PCI-Anbindung an den ICH bereits zur Bremse werden. Statt der PCI-Bandbreite von 133 MByte/s (1000er Basis) bietet der CSA-Bus zum MCH mit 266 MByte/s (1000er Basis) die doppelte Transferrate.

Fazit

Über Langeweile kann man sich 2003 - auf Prozessoren bezogen - wahrlich nicht beklagen. Den Anfang macht in Kürze der Athlon XP 3000+ mit dem Barton-Core. Der dürfte den aktuellen 3-GHz-Pentium 4 wieder etwas mehr herausfordern. Richtig spannend wird es allerdings Ende März oder spätestens im April, wenn der Athlon 64 an den Start geht. Mit der Model Number 3400+ trifft die AMD-Hoffnung dann auf einen Pentium 4 mit 3,2 GHz Taktfrequenz. Dieser kontert mit einem FSB800 und baut auf die Unterstützung von Dual-Channel-DDR400-Mainboards - Hyper-Threading - inklusive.

Im Value-Segment dürfte es AMD mit dem Spar-Hammer Athlon 64 "Paris" leichter haben - zumindest in punkto Performance. Denn der klassische Konkurrent Celeron wird bis zum Launch des "Paris" im dritten Quartal 2003 nur geringe Taktfrequenz-Erhöhungen erfahren.

Neu gemischt werden die Karten dagegen im vierten Quartal 2003. Intel stellt dann den Pentium-4-Nachfolger Prescott vor. Mit Taktfrequenzen von über 3,4 GHz und noch unbekannten Überraschungen - über SSE3 bis hin zu einem 64-Bit-Mode wird spekuliert. (cvi)