RFID: Der Supermarkt der Zukunft

24.03.2006 von Alexander Tarzi
Das RFID-Innovationszentrum des Handelskonzerns METRO lädt Zulieferer und Partner ein, sich von den RFID-Geschäftsvorteilen zu überzeugen, Einkäufer können im Future Store erste Erfahrungen im „Supermarkt der Zukunft“ machen.

“Wir haben das Potenzial von RFID früh erkannt”, so Zygmunt Mierdorf, Chief Information Officer der METRO Gruppe über den innovativen Ansatz des Unternehmens. „Tatsächlich waren wir eines der ersten Handelsunternehmen weltweit, das mit der stufenweisen Einführung von RFID in der eigenen Lieferkette begonnen hat. Natürlich schafft das heute kein Unternehmen ganz alleine – wir haben rund 45 renommierte Partner an der Seite, die gemeinsam mit uns Innovationen im Handel und Einzelhandel vorantreiben.“

Im METRO Future Store können Einkäufer erste Erfahrungen mit diesen Innovationen machen. In diesem voll funktionsfähigen Supermarkt können die METRO und ihre Partner neue Technologien in einer echten Handelsumgebung ausprobieren, um herauszufinden, welche genuine Vorteile für Händler und Kunden bieten.

Auch Philips ist seit dem Projektbeginn 2002/2003 maßgeblich bei der Entwicklung von neuen Konzepten für den Store involviert. Als eines der aktivsten Mitglieder des METRO RFID Solution Teams trägt Philips grundlegendes RFID-Hardware- und System-Know-how sowie Technologien zum Projekt bei.

HF-Tags mit Selbstzerstörungsmechanismus

Zurzeit nutzt die METRO die UCODE EPC 1.19 Halbleiter von Philips für das Tagging von Paletten und Paketen. Angesichts des Erfolgs dieser smarten Etiketten, erwartet die METRO sogar noch bessere Ergebnisse, sobald der laufende Wechsel auf UCODE EPC Gen2 abgeschlossen ist. Zudem testet die METRO die Vorteile von Tags für einzelne Artikel und verwendet dazu den ICODE-Chip, der wichtige Funktionen für diese Anwendung bietet.

ICODE-Labels sind HF-Tags, die einen Selbstzerstörungsmechanismus aufweisen – eine wichtige Funktion, um sicher zu gehen, dass die Daten ihrer Einkäufe nicht gegen den Willen der Konsumenten aufbewahrt werden. Außerdem liest ICODE 200 Tags in der Sekunde, wodurch beispielsweise Inventuren schnell durchgeführt werden können und intelligente Erfassungssysteme eine große Durchlaufmenge an mit Tags gekennzeichneten Artikeln bewältigen.

Die Anliegen der Zulieferer

Im Unterschied zu dem verbraucherorientierten Future Store, konzentriert sich das RFID Innovationszentrum auf die Bedürfnisse der Zulieferer der METRO. Seit November 2004 hat die METRO Group RFID in ihre Lieferkette implementiert, zunächst auf der Ebene von Paletten, doch das Ziel ist die Kennzeichnung von einzelnen Kartons. Heute gilt das für die wichtigsten Zulieferer, aber letztlich sollen auch mittlere und kleine Zulieferer die Technologie annehmen.

“Ziel ist es, unsere Zulieferer – vor allem auch mittlere und kleine Unternehmen – dabei zu unterstützen, RFID-Systeme wie Lesegeräte und Smart-Tags mit ihren eigenen Produkten und Verpackungen unter realen Bedingungen zu testen”, erklärt METRO Group-Sprecher Albrecht von Truchsess.

Simulation zeigt die Vorteile

Das RFID Innovationszentrum steht allen Partnern der Gruppe offen. An Hand von fünf verschiedenen Simulationsbereichen können die Besucher die Anwendungen in Aktion erleben und bekommen so ein Verständnis dafür, warum RFID eine bedeutende Rolle in der Lieferkette spielen kann, von der Produktion bis hin zum Kunden.

Die Simulation beginnt mit der Bestell-Aufnahme, einer der zentralen Aufgaben eines Distributionszentrums. „Die Besucher sehen hier, wie RFID zu mehr Genauigkeit und Effizienz führt“, führt Truchsess weiter aus. „Zum Beispiel sehen sie hier automatische Sortiermaschinen, die bis zu 6000 Artikel pro Stunde erledigen können; außerdem erfahren sie, wie sie RFID nutzen können, um Artikel für die Auslieferung an das nächste Glied in der Lieferkette auszusortieren und zu markieren.

Im Bereich Lager-Management gibt es eine ganze Reihe von Anwendungen zu sehen, angefangen bei RFID-fähigen Gabelstaplern bis hin zu Handheld-Lesegeräten. Auf das meiste Interesse stößt hier vor allem die so genannte EPCglobal-Technologie: Das EPC-Netzwerk kann einen Artikel in der Lieferkette genau orten – egal ob abwärts oder aufwärts – und dies von überall auf der Welt aus. Diese Leistung macht die Technologie zu einem sehr starken Business-Tool.

Die METRO Group und Philips engagieren sich stark für die Entwicklung von EPCglobal-Standards, da dieses Konzept Kosten-Effektivität, Transparenz und Interoperabilität ermöglicht. Außerdem machen sich beide Unternehmen für EPCglobal Gen2 stark, für das Philips jetzt seine Gen2-konformen UCODE Halbleiter anbietet.

Das RFID-Innovationszentrum ist als EPCglobal Performance-Testcenter akkreditiert, wo METRO-Partner sich ihre Handelsware mit RFID-Transpondern versehen und testen lassen können. Zudem entwickelt das Labor Lösungen für technische Probleme, wie etwa das Taggen von Metallen und Flüssigstoffen, die mit RFID-Signalen interferieren.

Jenseits der Lieferkette

Neben dem Supply Chain Management zeigen die Simulationen auch, wie RFID das Einkaufserlebnis verbessern und Verkäufe ankurbeln kann. Im Warenhaus etwa registrieren Lesegeräte in intelligenten Umkleidekabinen Artikel über das RFID-Label und bieten zusätzliche Informationen zu dem Produkt an. Durch zu dem Artikel passende Einkaufs-Tipps kann diese Technologie den Verbraucher etwa zu weiteren Einkäufen animieren.

In der Supermarkt-Abteilung können die Besucher weitere revolutionäre Technologien des Future Stores für sich entdecken, wie etwa Anzeigen, Skalen, intelligente Regale (um die Lieferfähigkeit von Waren zu gewährleisten) und Antidiebstahl- und Kassensysteme.

Abschließend präsentiert das Innovationszentrum einen Ausblick darauf, was RFID zuhause in Zukunft bedeuten kann, etwa durch intelligente Kühlschränke und Gefrierfächer, die automatisch Einkaufslisten zusammenstellen (und eines Tages sogar direkt an den Laden schicken, sobald die geeignete Infrastruktur dafür vorhanden ist).

Das RFID Innovationszentrum der METRO bietet einen Ort für Trainings, Führungen, Kommunikation, Schulungen und natürlich Test-Lösungen. Wie auch der Future Store ist das Innovationszentrum ein Zeichen für eine Vision und das Vertrauen der METRO Group in die RFID-Technologie, ebenso wie die Überzeugung, dass Partnerschaft und Kooperationen der Schlüssel für deren erfolgreiche Implementierung sind.

Im Supermarkt der Zukunft

Für die Bewohner von Rheinberg gleicht der Abstecher in den Supermarkt einer Reise in die Zukunft. Bei ihrem wöchentlichen Einkauf im METRO Future Store erfahren Verbraucher, was die Supermärkte von Morgen alles für sie leisten können.

Es wird zum Beispiel Schluss sein mit dem Hin und Her auf der Suche nach der richtigen Abteilung – der Einkäufer erfährt einfach von seinem intelligenten Einkaufsassistenten auf seinem Einkaufwagen - dem „Personal Shopping Assistant“ (PSA) in Form eines Touchscreens – wo es lang geht. Diese Schnittstelle zum Gesamtsystem des Stores zeigt über eine Lagekarte im GPS-Stil, wo sich der gewünschte Artikel befindet und informiert über interessante Sonderangebote zur Einkaufsliste des Kunden.

Der PSA ist nicht der einzige Bildschirm im Supermarkt der Zukunft: Es gibt Großbildschirme für Werbespots und weitere lokale Informations-Displays, die Verbraucherfragen beantworten, wie etwa: „Welcher Wein passt zu diesem Fisch? Wo kommt das Fleisch her?“ Außerdem gibt es Anzeigen direkt auf dem Fußboden oder anderen Oberflächen, die dem Kunden den Weg zum gewünschten Artikel weisen.

Der PSA addiert den Preis jedes in den Einkaufswagen gelegten Artikels zum Gesamtpreis, so dass es am Ausgang keine ungewollten Überraschungen gibt. Außerdem entfällt die lange Warterei komplett, da das Kassensystem bereits weiß, wie viel zu kassieren ist.

Gut fürs Geschäft

Technologien, die gut für den Kunden sind, sind auch gut für das Geschäft. Ein IEEE 802.11b WLAN über den gesamten Supermarkt sorgt dafür, dass alles mit allem verbunden ist. Auf diese Weise melden die intelligenten Regale dem Warenmanagement-System (Merchandise Management System – MMS), wenn es an der Zeit ist ein Regal aufzufüllen oder ein Produkt nachzubestellen.

Außerdem sorgt die Technologie für mehr betriebliche Effizienz. Ausgerüstet mit PDAs können die Mitarbeiter Waren bestellen, Inventarmengen prüfen sowie E-Mails senden und empfangen beziehungsweise Telefonate von überall im Laden aus über das WLAN führen.

Der Future Store beschert seinen Kunden nicht nur ein tolles Einkaufserlebnis, er klärt sie auch über RFID auf. Er bietet detaillierte Informationen zur Technologie und zeigt, dass hier keine persönlichen Informationen auf den Chips gespeichert werden. Außerdem sind alle Labels klar mit dem EPC-Logo gekennzeichnet.

Alle Kunden können ihr auf Philips ICODE basierendes Label funktionsuntüchtig machen, sobald sie das Geschäft verlassen. Das ist eine einfache Antwort auf die Befürchtung, die Label würden die persönliche Einkaufsliste direkt an jeden x-Beliebigen senden, der mit einem Scanner ausgerüstet ist. (mje)

Der Autor Alexander Tarzi ist Communications Manager bei Philips Semiconductors BL Identification, in der Konzernkommunikation der Philips Austria GmbH.