Remote Desktop auf dem Tablet

Remote-Apps: PC-Software auf iPad und Android-Tablets nutzen

08.08.2012 von Oliver Schonschek
Mit Remote Desktop-Apps lassen sich Tablets wie ein PC verwenden. Damit können auch geschäftliche Aufgaben per Remote-Zugriff auf den Bürorechner vom iPad oder Android-Tablet aus erledigt werden. Wir erläutern, welche Vor- und Nachteile diese Methode hat.

Rund 40 Prozent der Nutzer mobiler Endgeräte wollen unterwegs nicht nur ihre E-Mails und ihren Status in einem sozialen Netzwerk bearbeiten, sondern auf Unternehmensanwendungen wie CRM, ERP oder Zeiterfassung zugreifen, so eine Studie von Avanade.

Tablets fürs Business: Die Cisco Global IT Survey zeigt eine steigende Beliebtheit und Verbreitung von Tablets im geschäftlichen Bereich. Dabei sind unterschiedliche Ländertrends zu beobachten. So gibt es zum Beispiel in Deutschland die höchste Verbreitung von Tablets unter Vertriebsmitarbeitern (31% im Vergleich zu 21% im weltweiten Durchschnitt).

Gleichzeitig verwenden mobile Nutzer zunehmend Android-Tablets und iPads, wie eine Cisco-Umfrage zeigt. Doch Tablets haben klare Einschränkungen bei der geschäftlichen Nutzung. Eine aktuelle Google-Studie ordnet Tablets auch eher der Unterhaltung zu als der Arbeit.

Mit Remote Desktop Apps können Anwender jedoch viele Begrenzungen von Tablet-PCs überwinden, wie die folgenden Beispielanwendungen zeigen.

Apps für den mobilen Fernzugriff

Für den mobilen Fernzugriff auf Dateien und Anwendungen, die sich auf dem Computer im Büro oder im Home-Office und nicht auf dem Tablet befinden, gibt es eine ganze Reihe von Apps für Android und Apple iOS. Sie ermöglichen in der Regel die Kommunikation zwischen Tablet und Windows-PC oder Mac über RDP (Remote Desktop Protocol) oder VNC (Virtual Network Computing).

Abgesehen von der App, die auf dem Tablet installiert werden muss, gibt es nur wenige Voraussetzungen, damit ein Mac oder Windows-PC über ein Tablet aus der Ferne genutzt und gesteuert werden kann.

Kontaktfreudig: Die Verbindung zum Desktop-Computer wird zum Beispiel über die Eingabe einer ID und eines Passwortes gestartet. Voraussetzung ist, dass der Computer über das Internet erreichbar ist und gegebenenfalls eine spezielle Remote-Desktop-Software ausführt.
Foto: TeamViewer

Bei TeamViewer zum Beispiel laden Sie die TeamViewer-Software auf den Computer, auf den Sie mit einem Tablet zugreifen möchten. Zu der Software gehören eine eindeutige ID-Nummer und ein Passwort. Diese Informationen brauchen Sie zur Legitimation Ihres späteren Fernzugriffs. Nach Installation der TeamViewer-App auf Ihrem Tablet erfolgt die Verbindung zu Ihrem Computer einfach durch Eingabe der ID und des Passworts, vorausgesetzt, der Computer ist über das Internet erreichbar und die TeamViewer-Software läuft.

Empfehlung: Die Verbindung zu Ihrem Computer über eine Remote Desktop App ermöglicht nicht nur die Fernsteuerung des PCs oder Macs. Ihr Tablet wird dadurch in puncto verfügbare Speicherkapazität und nutzbare Business-Anwendungen wesentlich erweitert. Selbst der mobile Unterhaltungswert wird gesteigert.

Mehr Speicherplatz für iPad und Android

Die interne Speicherkapazität eines Tablets ist im Vergleich zu einem Notebook und erst recht im Vergleich zu einem Desktop-Computer eher bescheiden. Cloud-Dienste wie die iCloud sind deshalb wichtige Ergänzungen für iPad und Co.

Datenaustausch: Remote Desktop Apps wie TeamViewer erlauben auch den Datentransfer zwischen Desktop-Computer und Tablet. Dadurch werden die Festplatten des Computers zur praktischen Speichererweiterung für Tablets.

Wer zum Beispiel aus Datenschutzgründen eine Alternative zum Cloud-Storage sucht, kann eine Remote Desktop App wie TeamViewer nutzen, um auf die Festplatten des Bürorechners zugreifen und Dateien übertragen zu können. Dazu wechseln Sie einfach zwischen dem Modus Remote-Sitzung und der Funktion File Transfer. Der Datentransfer ist in beiden Richtungen möglich. Dies erhöht nicht nur die mobil verfügbare Speicherkapazität, sondern ermöglicht auch gleich die Synchronisierung zwischen Desktop-Computer und iPad.

Empfehlung: Wenn Sie den eigenen Rechner anstelle einer Cloud-Lösung als Speichererweiterung nutzen, umgehen Sie zwar das Problem der mangelnden Transparenz, wo sich Ihre Daten befinden. Die Datensicherheit erhöht sich aber nur, wenn die Verbindung zwischen Desktop-Computer und Tablet auch wirklich sicher ist. TeamViewer zum Beispiel bietet eine SSL-Verschlüsselung (AES 256 Bit), ein zusätzliches dynamisches Sitzungspasswort und eine Signierung des Programmcodes, sodass die Echtheit der Software geprüft werden kann.

Spontane Unterhaltung

Wenn Sie in der Mittagspause ein bestimmtes Video sehen oder eine bestimmte Musik hören möchten, brauchen Sie diese nicht zuvor auf Ihr Tablet zu übertragen. Mit einer WLAN-Verbindung können Sie ganz spontan über eine Remote Desktop App wie Splashtop auf Ihr iTunes-Archiv oder die Windows Media Library des Desktop-Computers zugreifen. Auch Flash-Anwendungen können Sie auf Ihr Tablet holen, selbst wenn dieses eigentlich kein Flash unterstützt. Voraussetzung ist jeweils, dass der Splashtop Streamer auf dem Desktop-Computer installiert ist.

Der 2X Client for RDP/Remote Desktop unterstützt RemoteFX, das für eine optimierte Multimedia-Nutzung via Remote Desktop Protocol sorgt. Allerdings stellt eine RemoteFX-Nutzung besondere Anforderungen an den Desktop-Rechner, der die Medieninhalte liefern soll.

Empfehlung: Für einen Fernzugriff über das mobile Internet sollten Sie natürlich auf eine Daten-Flatrate und eine ausreichende Bandbreite achten, um Ihrem Tablet über den Desktop-Computer die gewünschten Videos oder Musikstücke zur Verfügung zu stellen. Alternativ bieten sich (sichere) WLAN-Hotspots unterwegs an.

Ersatz für fehlende Apps

Auch wenn es nach Bitkom-Berechnungen weltweit bereits mehr als 520.000 verschiedene Apps gibt, ist der Bedarf an weiteren Anwendungsprogrammen ungebrochen. Gerade für Individualsoftware fehlt meist die passende App. So bestätigen laut Cisco IT-Manager weltweit, dass individuelle Apps von Vorteil für das Geschäft seien.

Remote Desktop Apps bringen zum Beispiel eine Windows-Oberfläche auf ein Android-Tablet. Plattformgrenzen können so überwunden werden.
Foto: TeamViewer

Den Zugriff auf Individualsoftware, für die es noch keine App gibt, ermöglichen zum Beispiel Remote Desktop Apps wie LogMeIn for iOS oder Ignition for Android, unabhängig vom jeweiligen Betriebssystem auf dem entfernten Desktop-Rechner. Sie können über Ihr Tablet auch Individualsoftware mit virtueller Maus und Tastatur steuern. Selbst die Belegung von Sondertasten der Tastatur steht Ihnen auf Ihrem Tablet zur Verfügung.

Empfehlung: Für den Fernzugriff auf Individualsoftware gibt es verschiedene technische Möglichkeiten, darunter auch die Programmierung eines webbasierten Zugangs. Dann reicht auf Ihrem Tablet auch ein mobiler Browser. Der Browser-basierte Zugang hat auch den Vorteil, dass Sie nicht verschiedene Apps für die unterschiedlichen Tablet-Betriebssysteme vorhalten müssen, falls es keine einheitliche Tablet-Infrastruktur in Ihrem Unternehmen gibt.

Bedenkt man den Trend hin zu Bring your own Device (ByoD), werden einheitliche Tablets in Unternehmen aber eher die Ausnahme sein. Anstatt eigene Apps entwickeln zu lassen, sollten Sie also eher Remote Desktop Apps nutzen, wenn es keinen webbasierten Zugang gibt.

Das Tablet als tragbares Home-Office

Damit im Home-Office die gleichen Tätigkeiten am Computer ausgeführt werden können wie im Büro, sind in der Regel an beiden Standorten dieselben Anwendungen erforderlich. Alternativ müssen Zugriffsmöglichkeiten auf die Anwendungen, die im Büro laufen, geschaffen werden.

Mit einer Remote Desktop App wie Wyse PocketCloud wird das Tablet zum tragbaren Home-Office, ohne dass der Administrator zu Ihnen kommen muss. Für die Konfiguration des Fernzugriffs reicht es, wenn Sie die IP-Adresse sowie Benutzernamen und Passwort für den Rechner in Ihrem Büro bereithalten.

Empfehlung: Die Umsetzung von Telearbeit scheitert oftmals am befürchteten Aufwand für das Unternehmen und an Sicherheitsbedenken. Da ist es ein klarer Vorteil, wenn Sie bei Ihrem Antrag auf ein Home-Office den Vorschlag machen, eine Remote Desktop App wie Wyse PocketCloud zu nutzen. Die Einrichtung ist einfach, die Sicherheit der Verbindung ins Firmennetzwerk dank SSL-Verschlüsselung und RSA-Zwei-Faktor-Authentifizierung (zusätzlich zum Passwort) trotzdem hoch.

Remote Desktop Apps: keine Chance für Datendiebe

Ein weiterer Vorteil von Remote Desktop Apps liegt darin, dass auf sensible Daten zugegriffen werden kann, ohne diese auf dem Tablet selbst speichern zu müssen. Geht also das Tablet verloren, ist damit kein Datenverlust verbunden.

So bequem und vorteilhaft der Fernzugriff auf Dateien und Anwendungen mit Remote Desktop Apps auch ist, der mobile Datenzugriff muss abgesichert sein. Dazu gehört auch die Verwendung einer sicheren Lösung für Remote Desktop. Welche Gefahren bei unsicheren Remote-Desktop-Lösungen bestehen können, zeigt das aktuelle Beispiel von Symantec pcAnywhere.

Empfehlung: Wenn Sie eine Remote Desktop App für Ihr Tablet nutzen, sollten Sie die Sicherheit im Blick behalten:

Fazit: verlängerter Arm, aber keine Dauerlösung

Remote Desktop Apps für das iPad und Android-Tablets haben das Potenzial, die Einsatzmöglichkeiten mobiler Geräte im Business-Bereich weiter zu steigern. Bei entsprechend sicherer Verbindung, einer guten Bandbreite im mobilen Internet und einem ausreichend großen Tablet-Display wird Ihr Tablet zum verlängerten Arm hin zum Desktop-Computer.

Sie sollten bei der Tablet-Nutzung aber auf die richtige Körperhaltung achten, da sonst bei längerer Verwendung zum Beispiel Nackenprobleme auftreten könnten, wie eine Studie der Harvard University zeigt. Für zeitlich begrenzte Fernzugriffe bieten Tablets mit Remote Desktop Apps eine gute Basis. (hal)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation Computerwoche.