Recording-Software für DVD

18.06.2002 von NICO HARTMANN  und Manuel Masiero
Die DVD-Brenner im Test werden mit verschiedenen Brennprogrammen ausgeliefert. Die Software zeichnet sich durch eine Vielfalt von Funktionen und Einstellungen aus. Gut für Kenner, schlecht für Anfänger.

Die DVD-Brenner in unserem Test werden mit den Recording-Programmen Ahead Nero Burning ROM, VOB InstantCD/DVD, B's Recorder Gold und MyDVD ausgeliefert.

MyDVD fällt etwas aus der Reihe, da das Programm hauptsächlich eine Authoring-Software ist, mit der man nur Video-CDs und Video-DVDs erstellen kann. Den Brennern von Philips, Pioneer und Ricoh liegt die Software bei. Für das Schreiben von Daten-CD-Rs, -CD-RWs und -DVDs sind Programme wie Ahead Nero Burning ROM zuständig.

Nero Burning ROM ist ein klassisches Recording-Programm, das auch vielen CD-Brennern beiliegt. Anfangs braucht man ein wenig Zeit, um sich an das Layout und die Bedienung zu gewöhnen. Danach lernt man aber, dessen Vorzüge zu schätzen: Nero ist vielseitig und lässt bei den Einstellungen viel Freiraum. So brennt es beispielsweise mp3PRO-Musikstücke und Fremd-Image-Dateien im ISO-Format.

B's Recorder Gold und VOB InstantCD/DVD sind in Deutschland weniger bekannt. Nichtsdestotrotz lässt sich mit beiden Programmen sehr gut arbeiten, auch wenn sie nicht ganz so einfach zu bedienen sind.

B's Recorder Gold I

Die Recording-Software B's Recorder Gold 3.04 des japanischen Herstellers B.H.A. ist in Deutschland kaum bekannt. Warum Ricoh auf B's Recorder setzt und nicht auf die bekannte Software WinOnCD, hängt damit zusammen, dass das Programm als erstes DVD+RW-Brenner unterstützt hat.

Die Brennsoftware verfügt über einen Assistenten. Dieser erscheint beim Aufruf des Programms; auf Wunsch lässt er sich auch deaktivieren. Der Assistent bietet die gängigen CD-Typen und nützliche Funktionen wie Festplatten-Backup zur Auswahl an. Hat man sich entschieden, wird der Blick auf die grafische Oberfläche des Programms frei. Mit ihren fünf Fenstern wirkt sie auf den ersten Blick verwirrend. Nach kurzer Zeit gewöhnt man sich aber an das Layout, und die Bedienung wird einfach.

Die zu brennenden Dateien zieht man mit der Maus aus dem oberen, rechten Fenster in das mittlere der drei unteren Fenster. Links hat man die CD-Struktur im Blick, rechts listet das Programm die Art des aktuellen Tracks auf. Legt man beispielsweise Daten im CD-Layout ab, werden sie als Datentrack ausgewiesen. Hinzufügen lassen sich Musikstücke im WAV-, CDA-, MP3- und VQF-Format oder Videosequenzen als MPEG-Datei.

B's Recorder Gold II

Im Kopf des Programms erhält man jederzeit Auskunft über den gewählten CD-Typ und die Gesamtspielzeit sowie die Anzahl der belegten Sektoren. Die ausgewählten Daten lassen sich entweder direkt auf CD und DVD brennen oder als Image-Datei auf Festplatte ablegen. Letzteres macht Sinn, wenn man die gleiche CD oder DVD zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal brennen will. Ein Image ist auch dann sinnvoll, wenn man das Risiko eines Buffer Underrun weit gehend vermeiden möchte, da bei einem Image die Daten nicht fragmentiert über die Festplatte verteilt sind.

B's Recorder Gold ist in der Lage, Dateien aus dem Netzwerk zu brennen. Außerdem kann es MP3-Stücke zu WAV-Dateien konvertieren und als CDA-Dateien auf einen Rohling schreiben. Der umgekehrte Weg, Audio-Tracks in MP3-Dateien zu verwandeln und auf CD zu schreiben, ist ebenso möglich. Die Brennsoftware nutzt bei der Umwandlung den Fraunhofer-Codec. Dieser lässt sich bis zu 30 Tage nach Installation oder 20 Dateiumwandlungen nutzen. Ein Upgrade auf die Vollversion ist möglich. Der Standard-Codec von Windows kann aber ebenso genutzt werden.

B's Recorder Gold 3.04 verfügt über eine CDDB-Anbindung. Diese erlaubt, die Namen der Audio-CD-Tracks über den CDDB Disc Recognition Service im Internet herunterzuladen. Ein Eingeben von Hand, um beispielsweise CD-Text-Informationen auf die CD zu speichern, ist nicht mehr erforderlich.

Für inkrementelles Schreiben liegt B's CLiP 3.04 im Software-Paket der Brenner. Das Programm ist mit DirectCD und PaketCD vergleichbar. Es beschreibt CDs im UDF-Format. So lassen sich die CD-Medien wie eine Festplatte behandeln und via Drag-and-Drop über den Windows-Explorer beschreiben.

Sonic MyDVD

MyDVD 3.0 von Sonic ist ein einfach gestricktes Authoring-Programm. Damit kann man Video-Material auf CD und DVD aufnehmen. Schnell und unkompliziert lässt sich ein komplettes DVD-Projekt mit Video-Clips, Grafiken und Menüstruktur gestalten.

Erstellt man seine eigene Video-DVD oder -CD, wählt man eines von 25 Hintergrundbildern aus den vorgegebenen Themenbildern wie "Happy Birthday", "Sports" und "Wedding Day". Anschließend fügt man Menüordner hinzu, in die man später sein Video-Material ablegt. Eigene Hintergrundbilder und Menüs lassen sich mit wenigen Klicks erstellen.

Das gesamte Video-Projekt lässt sich wahlweise auf CD oder DVD brennen oder auf der Festplatte zwischenspeichern. MyDVD kann das Video-Material von einer DV-Kamera auch direkt auf eine DVD speichern. Video- und Audio-Informationen werden separat und synchronisiert abgelegt. Nach dem Brennen lassen sich zum Beispiel weitere Menüs mit Videos hinzufügen. Das Finalisieren einer eigenen Video-DVD dauert immer etwa 40 Sekunden.

Auf Wunsch kann MyDVD auch Videos "schneiden" und Audio-Informationen löschen. Schneiden meint: Anfang und Ende eines Films kürzen. Szenen ausschneiden, einfügen, vertauschen und vieles mehr aber nicht. Kurz: Video-Bearbeitung beherrscht MyDVD nicht.

Ahead Nero Burning ROM

Die Brenn-Software liegt den DVD-Brennern von Philips und Panasonic in der Version 5.5 bei. Sie beschreibt CDs und DVDs mit Ausnahme von DVD-RAMs. Liegt eine CD im Recorder lassen sich neben den Standardformaten wie Audio-CD und Daten-CD auch ungewöhnliche Formate wie CD-Extra oder Hybrid-CD auswählen. Eine Hybrid-CD lässt sich in einem PC und in einem Mac nutzen. CD Text und UDF kann Nero Burning ROM ebenso schreiben. Das Programm unterstützt auch die Formate mp3 und mp3PRO.

Will man eine DVD brennen, hat man die Wahl zwischen einer 1:1-Kopie, einer bootfähigen DVD-ROM, einer UDF- und ISO-DVD und einer DVD im UDF-Bridge- Format. Letztere enthält sowohl das UDF-Format und ISO-9660 beziehungsweise Joliet.

Die Oberfläche und die Bedienung von Ahead Nero Burning ROM ist einfach. Beim ersten Umgang sorgt das Anlegen von Image-Dateien jedoch für Verwirrung. Der Befehl Image-Datei brennen im Dateimenü schreibt nur eine bereits vorhandene Image-Datei. Erst im Menüpunkt Recorderauswahl lässt sich ein virtueller Image-Recorder aktivieren, der die Image-Datei auf die Festplatte schreibt. Für das eigentliche Brennen einer CD wird dann der angeschlossene CD/DVD-Recorder ausgewählt.

Ab der Version 5.0 bietet Nero Burning ROM auch diverse Audio-Filter an. Diese stammen von der Firma Syntrillium, die durch ihre Cool-Edit-Serie bekannt wurde. Eine CDDB-Anbindung ist in Nero ebenfalls integriert. Mit Hilfe der Internet-Datenbank lassen sich Musikstücke benennen und als CD Text-Information auf eine CD-DA brennen.

Für das inkrementelle Schreiben liefert Ahead die UDF-Software InCD mit. Die Funktionsweise gleicht Programmen wie PacketCD und DirectCD. Allerdings arbeitet InCD nur mit wieder beschreibbaren Medien.

VOB InstantCD/DVD 6

InstantCD/DVD 6 von VOB unterstützt neben CD-RW-Brennern auch DVD-R-, DVD-RW-, DVD-RAM-Recorder und Sonys Double Density-Laufwerk. Die Software besteht aus sechs Programmteilen. Kernstück ist das Modul InstantDisc, das verschiedene CD- und DVD-Typen brennt. Ein auf Wunsch abschaltbarer Assistent führt durch die Projektauswahl. Neben gewohnten Formaten wie Audio- und Mixed-Mode-CD lassen sich UDF- und Apple-HFS-Projekte auswählen. Video-CDs und 1:1-Kopien erstellen die separaten Module InstantVideo respektive InstantCopy.

Die Oberfläche von InstantDisc ist übersichtlich, und die Bedienung ist einfach. Für anfängliche Verwirrung sorgt die Fensteranordnung: Im Gegensatz zu anderen Brennprogrammen befinden sich die Projektdaten im oberen Bereich, die lokale Verzeichnisstruktur samt Dateien findet sich dagegen in der unteren Hälfte. Über die Größe des aktuellen Projekts informiert die Software per Balkenanzeige.

Exoten wie DVD-Audio kann InstantDisc mit einer Einschränkung erzeugen: Die Projektdaten müssen als Image vorliegen. Es ist nicht möglich, einzelne Audio-Dateien wie zum Beispiel WAV- oder MP3-Musikstücke zu verwenden. Wer eine CD im HFS-Dateiformat brennen oder eine UDF-Video-DVD erstellen will, muss dafür ebenfalls auf ein Image zurückgreifen: InstantDisc akzeptiert insgesamt sieben unterschiedliche Image-Formate, darunter BIN, ISO, UDF und MPG. Images kann InstantCD/DVD nicht erzeugen - daher müssen andere Brennprogramme wie zum Beispiel Nero Burning ROM diese Funktion übernehmen. Mit InstantCD/DVD ist es lediglich möglich, vor dem Brennen viele kleine Dateien zu einer Art Image zusammenzufassen.

Das Software-Paket enthält die UDF-Software InstantWrite und das Backup-Programm InstantBackup. Mit InstantMusic lassen sich Audio-Daten optisch darstellen und mit zahlreichen Filtern und Effekten bearbeiten. Daten von Audio-CDs kann das Programm extrahieren und mittels CDDB-Anbindung korrekt benennen. Auf Computern ohne Sound-Unterstützung verweigert InstantMusic jedoch seinen Dienst.

Fazit

MyDVD ist ein Authoring-Programm für Video-CDs und -DVDs. In wenigen Schritten erstellt man mit der Software ein eigenes Video-Projekt. Das Programm bietet jedoch nur rudimentäre Funktionen. Wer einen ausgewachsenen Video-Editor sucht, wird mit MyDVD nicht glücklich.

Die Stärke von Ahead Nero Burning ROM ist, dass das Programm sehr gut zu konfigurieren ist. Beim Kopieren von CDs lassen sich beispielsweise "illegale TOC ignorieren" und "Daten unkorrigiert schreiben" einstellen. Anfänger werden aber durch die Vielzahl der Funktionen und Einstellmöglichkeiten überfordert sein.

Ähnlich verhält es sich mit B's Recorder Gold. Die Fülle von sichtbaren Informationen und versteckten Einstellungen schreckt Laien ab. Hat man sich jedoch an das Programm gewöhnt, ist es leicht und schnell zu bedienen.

Die Recording-Software VOB InstantCD/DVD ist ähnlich leistungsfähig wie Nero Burning ROM und B's Recorder Gold. Sie brennt DVD-RAMs, DVD-Rs, DVD-RWs und alle gängigen CD-Formate. Zudem kann das Programm im RAW-Modus CDs kopieren und auch eine DVD-Audio schreiben, wenn ein Image vorliegt. (nha)