Recording-Software

18.06.2002 von NICO HARTMANN  und Manuel Masiero
Alle Programme in unserem CD-RW-Brenner-Vergleich sind OEM-Produkte und unterstützen daher nicht alle Schreibformate und Dateisysteme. Mit welcher Software lässt sich trotzdem sinnvoll arbeiten und welche Einschränkungen muss man hinnehmen?

Das Rennen um die Gunst der Laufwerkhersteller machen drei Programme unter sich aus: Ahead Nero Burning ROM ist am stärksten vertreten: 19 Laufwerke setzen auf diese Software. Adaptec's Easy CD Creator liegt 14 Brennern bei. 12 Laufwerkshersteller statten ihre Retail-Kits mit dem Programm WinOnCD aus (älteren Modellen liegt die Version 3.6, neueren die Version 3.7 oder 3.8 bei).

Auch Philips hält nicht mehr an seiner eigenen Brennsoftware Philips Write2CD fest, sondern setzt auf den Easy CD Creator. Bei Write2CD handelt es sich im Wesentlichen um das CeQuadrat-Programm just!audio, allerdings wurde die Oberfläche farblich aufgepeppt. Die Recording-Software MyCD von Veritas liegt den Brennern HP CD-Writer 9510i und 9710i bei.

Neu hinzugekommen ist B's Recorder Gold: Sony hat seinen 24x-Recorder CRX175M mit diesem Programm ausgestattet.

Neu: B's Recorder Gold I

Die Recording-Software B's Recorder Gold 3.01 des japanischen Herstellers B.H.A. ist in Deutschland kaum bekannt. Dennoch bietet Sony seinen CD-RW-Brenner CRX175M hierzulande mit dieser Software an.

Die Brennsoftware verfügt über einen Assistenten. Dieser erscheint beim Aufruf des Programms; auf Wunsch lässt er sich auch deaktivieren. Der Assistent bietet die gängigen CD-Typen und nützliche Funktionen wie Festplatten-Backup zur Auswahl an. Hat man sich entschieden, wird der Blick auf die grafische Oberfläche des Programms frei. Mit ihren fünf Fenstern wirkt sie auf den ersten Blick verwirrend. Nach kurzer Zeit gewöhnt man sich aber an das Layout, und die Bedienung wird einfach.

Die zu brennenden Dateien werden mit der Maus aus dem oberen, rechten Fenster in das mittlere der drei unteren Fenster gezogen. Links befindet sich die CD-Struktur, rechts listet das Programm die Art des aktuellen Tracks auf. Legt man beispielsweise Daten im CD-Layout ab, werden sie als Datentrack ausgewiesen. Hinzufügen lassen sich Musikstücke im WAV-, CDA-, MP3- und VQF-Format oder Videosequenzen als MPEG2-Datei.

Neu: B's Recorder Gold II

Im Kopf des Programms erhält man jederzeit Auskunft über den gewählten CD-Typ und die Gesamtspielzeit sowie die Anzahl der belegten Sektoren. Die ausgewählten Daten lassen sich entweder direkt auf CD brennen oder als Image-Datei auf Festplatte ablegen. Letzteres macht Sinn, wenn man die gleiche CD zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal brennen will. Sofern die Daten des Images zuvor defragmentiert wurden, ist zudem das Risiko eines Buffer Underrun weit gehend ausgeschlossen.

B's Recorder Gold ist in der Lage, Dateien aus dem Netzwerk zu brennen. Außerdem kann es MP3-Stücke zu WAV-Dateien konvertieren und als CDA-Dateien auf einen Rohling schreiben. Der umgekehrte Weg, Audio-Tracks in MP3-Dateien zu verwandeln und auf CD zu schreiben, ist ebenso möglich. Die Brennsoftware nutzt bei der Umwandlung den Fraunhofer-Codec. Dieser lässt sich bis zu 30 Tage nach Installation oder für maximal 20 Dateiumwandlungen nutzen. Ein Upgrade auf die uneingeschränkte Vollversion ist möglich. Der Standard-Codec von Windows kann aber ebenso genutzt werden.

B's Recorder Gold 3.01 verfügt über eine CDDB-Anbindung. Diese erlaubt, die Namen der Audio-CD-Tracks über den CDDB Disc Recognition Service im Internet herunterzuladen. Ein Eingeben von Hand, um beispielsweise CD-Text-Informationen auf CD zu speichern, ist nicht mehr erforderlich.

Für inkrementelles Schreiben liegt B's CLiP im Software-Paket der Brenner. Das Programm ist mit DirectCD und PaketCD vergleichbar. Es beschreibt CDs im UDF-Format. So lassen sich die CD-Medien wie eine Festplatte behandeln und via Drag-and-Drop über den Windows-Explorer beschreiben.

CeQuadrat WinOnCD I

Die aktuelle OEM-Variante von WinOnCD ist die Version 3.8. Mit ihr taucht erstmals der Firmenname Roxio auf. Bis zur Version 3.7 wurde WinOnCD noch von CeQuadrat vertrieben. Roxio wurde im September 2000 gegründet und ist eine Tochtergesellschaft von Adaptec. Bereits im Juli 1999 hat Adaptec die CeQuadrat GmbH gekauft und die ehemaligen CeQuadrat-Mitarbeiter bilden heute das Team der europäischen Roxio-Niederlassung.

WinOnCD 3.8 löste die ältere Version 3.7 im Zuge der neuen Recorder ab. Sie gehört zu den besten im Testfeld. Fast alle relevanten CD-Formate werden unterstützt. Hybrid-CDs (Apple-Format) können aber nur mit der Vollversion Power Edition 3.6, 3.7 oder 3.8 hergestellt werden. Mit der Version 3.8 ist es nun auch möglich, eine CD im Raw-Modus inklusive aller Subchannels zu kopieren.

Die Benutzeroberfläche von WinOnCD ist mit großen, aussagekräftigen Buttons versehen, die die Navigation erleichtern. Blenden Sie aber nur die Schaltflächen ein, die Sie auch wirklich brauchen, sonst wird es schnell unübersichtlich. In der Version 3.8 lässt sich die grafische Oberfläche frei gestalten: Ähnlich wie in Netscape 6 sind verschiedene Styles wählbar, auch eigene Bitmaps können eingebunden werden.

CeQuadrat WinOnCD II

Die Audio-Funktionalität zählt zum Besten, was bei CD-Recording-Software zu haben ist. Der integrierte Editor beherbergt zahlreiche Funktionen. Ähnlich Programmen wie Cool Edit verändern sie das Klangbild der Datei per Mausklick in einem Equalizer.

Der Audio-Editor der Power Edition hat zusätzlich zum Declicker noch einen Denoiser und einen Decrackler. Damit kann man unterschiedliche Störgeräusche entfernen. Weitere Effekte des Audio-Editors sind Raumklang, Stereoverstärkung und Veränderung der Wiedergabegeschwindigkeit.

Unterschiede zwischen der gebundelten WinOnCD-Version und der Power Edition gibt es auch beim Video-Editor. Die OEM-Version kann nur Videos mit einfachen Menüstrukturen erstellen. Die Power Edition enthält ein komplettes Video-CD-Authoringtool, das mit einem Assistenten versehen ist. Im Lieferumfang befindet sich ein einfacher Booklet- und Lable-Editor, der das Erstellen von CD-Inlets zulässt. Ab der Version 3.6 kann WinOnCD auch mp3-Dateien dekodieren und als Red Book Audio schreiben.

In Verbindung mit WinOnCD kommt meistens die UDF-Software Packet CD. Die aktuelle Version 3.0 läuft in allen Tests relativ flott. Das Formatieren dauert mit einem 4fach-Schreiber zirka 25 Minuten. Das Brennen einer vollständigen CD ist in knapp 20 Minuten erledigt. Allerdings arbeitet das Programm nicht immer zuverlässig: Beim inkrementellen Schreiben mit dem Traxdata CDRW4432 Plus stürzte das Programm mehrfach beim Formatieren von CD-RW-Medien ab.

Ahead Nero-Burning ROM

Neben den Standardformaten wie Audio-CD, Daten-CD oder CD-Extra unterstützt die Recording-Software von Ahead auch die etwas ausgefalleneren Formate wie Hybrid-CD. Damit können Sie eine CD sowohl an einer PC- als auch auf einer Mac-Plattform nutzen. Neue Formate wie CD-Text und UDF sind ebenfalls implementiert.

Die Oberfläche und Bedienung ist einfach. Nur das Anlegen von Image-Dateien sorgt für Verwirrung. Der Befehl Image-Datei brennen im Menü Datei schreibt nur eine bereits vorhandene Image-Datei. Erst im Menüpunkt Recorderauswahl lässt sich ein virtueller Image-Recorder aktivieren, der die Image-Datei auf die Festplattes schreibt. Fürs eigentliche Brennen einer CD wird dann der angeschlossene CD-Recorder ausgewählt.

Neu in den Versionen 4.0 und 5.0 sind neben den angesprochenen Formaten auch diverse Audio-Filter. Pate stand hier die Firma Syntrillium, bekannt durch ihre Cool-Edit-Serie. Was noch fehlt, ist eine Titel-Datenbank für das Erstellen von Audio-CDs.

Für das inkrementelle Schreiben liefert Ahead ein eigens entwickeltes Programm: InCD. Die Funktionsweise gleicht der anderer Software wie PacketCD und DirectCD. Allerdings arbeitet InCD nur mit CD-RW-Medien.

Adaptec Easy CD Creator I

Die Anbieter von CD-Brennern liefern den Easy CD Creator von Adaptec in der Version 3.5 und 4.0 aus. Mittlerweile wird auch Easy CD Creator von Roxio vertrieben. Neu in der Version 4.0 ist die CDDB-Anbindung, die es erlaubt, die Namen der Audio-CD-Tracks über den CDDB Disc Recognition Service im Internet herunterzuladen. Ein Eingeben von Hand, um beispielsweise CD-Text-Informationen auf die CD zu speichern, ist nicht mehr nötig. Ebenfalls neu ist die Möglichkeit, MP3-Dateien direkt im Audio-CD-Format zu brennen. Beim Brennen von Audio-CDs kann man eventuelle Störgeräusche, die in den Quelldaten vorhanden sind (Bandrauschen beziehungsweise Kratzer auf LPs) mittels Filter beseitigen. Abgesehen von der moderneren Oberfläche ist beim Update alles beim Alten geblieben.

Der Easy CD Creator 3.5 ist im Großen und Ganzen ein gutes Standardprogramm, das für den täglichen Gebrauch ausreicht. Es ist klar und durchdacht strukturiert. Die Funktionen finden sich dort, wo man sie vermutet. Easy CD Creator unterstützt nahezu alle gängigen Schreibformate und Dateisysteme, Sonys CD-Text ist allerdings nicht dabei. Deshalb ist es ein wenig verwunderlich, dass Hewlett-Packard das Programm seinen Brennern beilegt, die auf den Sony-Modellen CRX120E und CRX140E basieren. Das Resultat ist ein HP-Brenner, der zwar CD-Text unterstützt, aber durch die Software eingeschränkt wird.

Adaptec Easy CD Creator II

Easy CD Creator 3.5 hat keine Datenbank für Audio-CDs. Hier heißt es vor dem Brennen, selbst ist der Mann und tippen, was das Zeug hält. Vermisst haben wir auch gute Audio-Filter.

Integriert ist ein Programm, mit dem die Leistung der angeschlossenen Komponenten wie Festplatte und CD-ROM-Laufwerk getestet wird. Die Ergebnisse streuen jedoch sehr, was sich besonders beim Test der DAE-Fähigkeiten bemerkbar macht.

Retail-Kits, die mit Easy CD Creator ausgeliefert werden, sind auch mit der UDF-Software DirectCD ausgestattet. Sie kommt im Test in drei verschiedenen Varianten vor. Die Version 2.5 arbeitet langsam und teilweise unzuverlässig. Beim Memorex CDRW-6424 und Iomega ZIPCD 650 konnte DirectCD 2.5d verschiedene CD-RW-Medien nicht formatieren. DirectCD 3.0 und 5.0 arbeitet in dieser Hinsicht sauberer und vor allem schneller.

Philips Write2CD

Die Oberfläche der Software ist bunt und poppig. Man gewinnt schnell den Eindruck, Philips will es den Anwendern so einfach wie möglich machen: eine Hand voll Register zum Auswählen, eindeutig gekennzeichnete Bedienelemente und nur die wichtigsten Einstellmöglichkeiten.

Die Software erlaubt nur die Optionen Audio-CD, Daten-CD oder Backup, sprich CD-Kopieren. Andere Formate lassen sich nicht einstellen. Write2CD nimmt dem Anwender (fast) alle Einstellungen ab. Image-Dateien kann es nicht anlegen, wohl aber solche brennen.

Bei unserem Test stellten wir fest, dass die Software den CD-Brenner etwas ausbremst.

HP MyCD

Mit dem CD-Writer 9510i liefert Hewlett-Packard erstmals das Brennprogramm MyCD 2.0 von Veritas aus. Die grafische Oberfläche ist gelungen, die Bedienung einfach und der Funktionsumfang auf ein Minimum reduziert. Auf den ersten Blick erinnert MyCD an den WinOnCD-Wizzard oder den Assistenten von Easy CD Creator. Der Anwender wird durch alle erforderlichen Schritte gelotst.

MyCD bietet wenige Optionen: Schreibformate wie Disc-at-once, Session-at-once oder Track-at-once stehen nicht zur Auswahl. Boot-CDs und Multisession-CDs hält HP für exotische Formate und bietet sie dem Anwender gar nicht erst an. Images sind nicht zu erstellen. Dateien, die vom Netzwerk auf einen CD-Rohling geschrieben werden sollen, kann MyCD nicht brennen. Sie müssen zuerst auf eine lokale Festplatte kopiert werden. Beim Brennen einer CD-RW zeigt MyCD die verstrichene Zeit an, bei einer CD-R hingegen nicht.

Will man eine Audio-CD erstellen, durchsucht das Programm automatisch die lokalen Laufwerke nach Musikstücken. Ähnlich wie beim Windows-Explorer werden diese im linken Fenster aufgelistet. Zum Brennen braucht man sie dann nur noch ins rechte Fenster zu ziehen. Die Lieder lassen sich nicht bearbeiten: Umfangreiche Filter, wie sie WinOnCD parat hält, gibt es nicht. Eine eingebundene CD-Titeldatenbank oder CDDB-Anbindung fehlt. MP3-Dateien kann das Programm in Echtzeit wandeln und schreibt eine CD-DA.

Während des Tests meldete die Software häufig Buffer-Underrun-Fehler. Das Update auf die aktuelle Version 2.61 behebt das Problem. Updates erhalten Sie auf der Internetseite von Hewlett-Packard.

HP MyCD ist durch seine übertriebene Bedienfreundlichkeit beinahe unbrauchbar, da dem Benutzer wichtige Einstellungen abgenommen werden. Der Funktionsumfang ist minimalistisch. Selbst Anfänger sind nach wenigen Wochen unterfordert.

Update: Fazit

WinOnCD ist ein leicht zu bedienendes Programm. Es ist klar und einfach strukturiert. Selbst bei der mitgelieferten Lite-Version von WinOnCD bleiben kaum Wünsche offen. Der implementierte Audio-Editor zählt zu den besten, der in einer Brennsoftware zu finden ist. Wer Wert darauf legt, CDs im Apple-Format zu erstellen, oder einen vollständigen Video-Editor braucht, sollte zur Vollversion WinOnCD Power Edition greifen.

Besonders für Spiele-Kopierer ist Ahead Nero Burning ROM interessant. Das Programm ist sehr gut zu konfigurieren (illegale TOC ignorieren, Daten unkorrigiert schreiben etc.) und versteht sich sogar auf das Brennen fremder Image-Dateien. Nero eignet sich für all jene, die beim Schreiben nichts dem Zufall überlassen wollen.

Ähnlich verhält es sich mit B's Recorder Gold. Die Fülle von sichtbaren Informationen und versteckten Einstellungen schreckt Laien ab. Hat man sich jedoch an das Programm gewöhnt, ist es leicht und schnell zu bedienen.

Die Recording-Software Easy CD Creator bietet weder die Funktionsvielfalt von WinOnCD noch die Einstellmöglichkeiten von Nero. Das Programm ist allerdings kinderleicht zu bedienen und somit Einsteigern wärmstens zu empfehlen.

Philips Write2CD und HP MyCD bieten nur rudimentäre Funktionen und unterstützen lange nicht alle Schreibformate. Beide Programme sind nicht empfehlenswert. (nha)