Vor- und Nachteile

Ratgeber: Windows Phone 7 für Admins

05.08.2011 von Thomas Joos
Wenn im Unternehmen Smartphones mit Windows Phone 7 zum Einsatz kommen, müssen Administratoren einige Punkte beachten. Mit der Integration des Smartphone-OS von Microsoft ergeben sich für Admins andere Herausforderungen als bei Android und iOS, wie folgende Bestandsaufnahme klärt.

Administratoren, die entweder Windows Phone 7 verwalten müssen oder selbst einsetzen, werden schnell feststellen, dass die neue Mobile-Generation von Microsoft sehr endkundenorientiert ist und sich stark von den Vorgängerversionen unterscheidet. Windows Mobile 6.5 war noch anzumerken, dass eher Unternehmenskunden im Fokus standen, während Windows Phone 7 eindeutig zentral zunächst auf Privatanwender oder zumindest privat orientierte Anwender setzt.

Bildergalerie:
Windows Phone 7 für Admins
Die Oberfläche von Windows Phone 7 ist in Kacheln organisiert.
Windows Phone 7 für Admins
Windows Mobile konnte noch mit Zertifikaten umgehen.
Windows Phone 7 für Admins
Über Zune kann man insbesondere Mediendateien mit dem Smartphone synchronisieren.
Windows Phone 7 für Admins
Mit den Network-Tools können Sie unter Windows Phone 7 Webseiten testen.

Zwar ist die Anbindung an Exchange und SharePoint direkt integriert, und auch Exchange-ActiveSync-Richtlinien lassen sich umsetzen, allerdings ist generell der Unternehmenseinsatz von Windows Phone 7 für Administratoren eine komplexe Angelegenheit, da Microsoft im neuen System viele wichtigen Funktionen für Unternehmenskunden schlicht weggelassen hat.

Das fällt sofort auf, wenn Sie ein Windows-Phone-7-Gerät mit Windows 7 verbinden. Hier unterstützt das Gerät nicht das Synchronisierungscenter, sondern Sie müssen die Zune-Software installieren. Über die Software verwalten Sie die Musiktitel auf dem Gerät, ebenso die installierten Anwendungen. Die Telefone sind auch nicht als USB-Speicher sichtbar, sodass keine Daten mit dem Gerät synchronisiert werden können. Nur wenn Sie die Consumer-Software Zune nutzen, lassen sich Daten synchronisieren - und dann auch nur unvollständig.

Oberflächliches

Das Erste, was Administratoren auffallen wird, die Windows Phone 7 verwalten, ist die komplett veränderte Oberfläche, die Microsoft stark abgespeckt hat. Im Gegensatz zu Android-Geräten, die sich in der Bedienung ganz ähnlich wie Apples iPhone präsentieren, glänzt Windows Phone 7 über eine neu entwickelte Oberfläche mit der Bezeichnung Metro.

Diese Technologie übernimmt Microsoft mittlerweile auch für seine Webseiten, und in Windows 8 soll Metro ebenfalls integriert sein und eine vereinfachte Bedienung ermöglichen. Viele Anwender kommen mit der Oberfläche schnell zurecht, da die Bedienung sehr intuitiv ist. Nutzer, die von Windows Mobile 6/6.1 oder 6.5 kommen, werden sich grundlegend umstellen müssen.

Einfach anders: Die Oberfläche von Windows Phone 7 ist in Kacheln organisiert.

Der Homescreen von Windows Phone 7 zeigt die wichtigsten Programme als Kacheln an, und Anwender können den Bildschirm anpassen und zusätzliche Programme integrieren. Leider bietet Windows Phone 7 hier nicht genügend Möglichkeiten, die Benutzeroberfläche besser an die eigenen Wünsche anzupassen. Die 2-D-Animationen wirken in der ersten Version von Metro noch nicht so richtig ausgereift und flüssig. Pinnen Anwender mehr Programme, Kontakte oder Webseiten direkt an den Homescreen, muss man ordentlich scrollen, da eine bessere Anpassung fehlt. Beispielsweise lassen sich maximal zwei Kacheln nebeneinander anordnen, dies nutzt den Raum nicht gerade ideal aus. Hier wäre es besser, wenn die Möglichkeit bestünde, die Größe der Kacheln anzupassen und damit mehr Programme zu integrieren oder einzelne Programme besser hervorzuheben.

Vor allem Administratoren, die noch zusätzliche Apps installieren müssen, zum Beispiel für die Netzwerkverwaltung oder -tests, würden so einiges an Zeit sparen. Leider lassen sich die Farben einzelner Kacheln nicht anpassen, um zum Beispiel spezielle Anwendungen wie E-Mail oder SharePoint-Zugriff herauszustellen. Windows Phone 7 bietet nur die Möglichkeit, die Farben aller Kacheln über das entsprechende Theme zu ändern.

Synchronisation und Zertifikate

Dass es nicht möglich ist, Daten mit lokalen Rechnern auszutauschen, fällt schnell auf. ActiveSync gibt es nicht mehr, und auch die Verwaltung der Zertifikate auf dem System hat Microsoft stark eingedampft. Zwar lassen sich Zertifikate weiterhin installieren, aber nicht über ActiveSync übertragen oder zentral verwalten wie mit Windows Mobile 6.

Vergangenheit: Windows Mobile konnte noch mit Zertifikaten umgehen.

In Vorgängerversionen von Windows Phone 7 hat Microsoft noch eine Konsole im Gerät unterstützt, über die sich Zertifikate verwalten lassen. Diese Konsole fehlt in Windows Phone 7. Daher Zertifikate nur noch installiert werden, nicht mehr verwaltet. Die Installation muss entweder über den Zugriff auf eine Webseite, eine Dateianlage per E-Mail oder über einen Internetspeicher erfolgen (siehe auch Windows-Phone-7-Praxis: Exchange-Anbindung und Zertifikate). Ein Austausch des Zertifikats über eine SD-Karte oder ActiveSync ist nicht möglich.

Zusammenspiel: Über Zune kann man insbesondere Mediendateien mit dem Smartphone synchronisieren.

Die Synchronisierung mit dem lokalen Outlook ist nicht integriert. Anwender müssen einen Abgleich über das Internet durchführen, lokal ist das nicht möglich.

Nicht einmal das Synchronisierungscenter in Windows 7 lässt sich nutzen, um Daten eines PCs auf Windows Phone 7 zu übertragen. Durch die Installation der Zune-Software auf einem Computer können Anwender aber Bilder, Musik und Videos synchronisieren und auf dem lokalen Speicher des Gerätes ablegen. Andere Dateien, Office-Dokumente oder Termine und Kontakte mit Outlook lassen sich dagegen nicht synchronisieren. Das ist für Unternehmenskunden sehr ineffizient.

Dateizugriff und Verschlüsselung

Viele Technologien in Windows Phone 7 sind optional, das heißt, es bleibt dem entsprechenden Gerätehersteller überlassen, ob er die entsprechende Technologie in seine Geräte einbaut. Zu den optionalen Funktionen gehören Wi-Fi (802.11g und 802.11n), Bluetooth, erweiterbarer Speicher und eine Hardwaretastatur. Setzen Unternehmen daher nicht zentral auf ein einzelnes Gerät, müssen sich Administratoren auf die Verwaltung einer Vielzahl von Geräten einstellen. Grundsätzlich unterstützt Windows Phone 7 MicroSD-Karten, allerdings lassen sich diese nicht austauschen. Eine Vergrößerung des Datenspeichers ist nicht möglich.

Ebenfalls problematisch ist der fehlende Datei-Explorer. Mit diesem konnten Anwender und Administratoren bis Windows Mobile 6.5 noch auf das Dateisystem des Smartphones zugreifen und Dateien verwalten. Diese Konsole gibt es nicht mehr, und auch der Zugriff auf das Dateisystem von Smartphones ist nicht mehr möglich.

Leider ist es mit Windows Phone 7 auch nicht ohne Weiteres möglich, Screenshots für Anleitungen zu erstellen. Was in iPhones standardmäßig integriert und in Android-Geräten nachgerüstet werden kann, fehlt schlicht und ergreifend in Windows Phone 7. Dies lässt sich lediglich über nicht offizielle Funktionen bewerkstelligen, siehe auch Workshop - Versteckte Windows-Phone-7-Funktionen aktivieren.

Daten lassen sich in Windows Phone 7 nicht verschlüsseln. Das heißt, wenn Sie wichtige Daten auf dem System speichern, was vor allem bei Administratoren sehr oft der Fall ist, müssen Sie aufpassen, dass kein Unbefugter Zugriff auf das Gerät erhält. In der aktuellen Version werden keinerlei Daten in Windows Phone 7 unterstützt. Auch zusätzliche Apps die diese Funktion übernehmen, gibt es aktuell nicht. Unternehmen, die sichere Umgebungen einsetzen, sollten daher zunächst auf andere Systeme setzen.

Die aktuelle Version von Windows Phone 7 ist nicht Multitasking-fähig. Erst mit dem Mango-Update, das Microsoft Ende des Jahres veröffentlicht, integriert Microsoft diese Möglichkeit in Windows Phone. Aktuell basiert der Internet Explorer Mobile in Windows Phone 7 noch auf dem langsamen Internet Explorer 7. Erst mit dem Mango-Update erhält das System den neuen Browser Internet Explorer 9 inklusive einer Hardwarebeschleunigung.

Fehlende Exchange-ActiveSync-Richtlinien

Zwar können mit Windows Phone 7 problemlos Exchange ActiveSync-Richtlinien umgesetzt werden, aber es sind nicht alle Möglichkeiten von Exchange integriert. Im Gegensatz zu Android-Geräten lassen sich bei iPhones und Windows-Phone 7-Geräten die Richtlinien nicht aushebeln, dafür aber auch nicht alle Einstellungen setzen. Windows Phone 7 unterstützt die Exchange-ActiveSync-Richtlinien von Exchange Server 2003 SP2/2007/2010. Folgende Einstellungen sind per Richtlinie auf die Geräte übertragbar:

• Password Required

• Minimum Password Length

• Idle Timeout Frequency Value

• Device Wipe Threshold

• Allow Simple Password

• Password Expiration

• Password History

Andere Richtlinien, die Exchange-Server unterstützt, geben bei Windows Phone 7 immer den Wert True zurück:

• Disable Removable Storage

• Disable IrDA

• Disable Desktop Sync

• Block Remote Desktop

• Block Internet Sharing

Alle anderen Einstellungen, die Exchange unterstützt, geben den Wert False zurück. In einem TechNet-Artikel erhalten Sie mehr Informationen zu diesem Thema.

Mehrere E-Mail-Konten - Vor- und Nachteile

Alle E-Mail-Konten erhalten eine eigene Kachel und eine eigene Oberfläche im Homescreen. Zwar lassen sich in Windows Phone 7 auch mehrere Exchange-Konten anbinden, allerdings ist die Verwaltung der Konten beispielsweise in iPhones besser gelöst. Im Gegensatz zu Apple bietet Microsoft nicht die Möglichkeit, alle eingehenden E-Mails auf Wunsch in einer gemeinsamen Oberfläche anzuzeigen.

Will ein Anwender alle seine E-Mails bearbeiten, muss er nach und nach die verschiedenen Posteingänge öffnen, eine zentrale Verwaltung der E-Mails fehlt. Das ist auf der einen Seite vor allem für Nutzer problematisch, die mehr als zwei Konten verwalten müssen, da hier ein ständiger Wechsel notwendig ist.

Auf der anderen Seite sind in Windows Phone 7 vor allem Besprechungsanfragen wesentlich effizienter zu verwalten, da die Exchange-Anbindung konsistenter gelöst ist. Anwender können Besprechungsanfragen beantworten, Termine ändern und auf Wunsch die Besprechungsteilnehmer bei Verspätungen mit einem Klick informieren. Diese erweiterten Möglichkeiten sind in anderen Geräten nicht integriert.

Tethering und Aktualisierung

Tethering bezeichnet eine Funktion, die es ermöglicht, andere Geräte mit dem Smartphone zu verbinden, zum Beispiel andere Telefone oder Notebooks. Mit dieser Technologie kann zum Beispiel mit einem Notebook oder Tablet die Internetverbindung von Android-Geräten oder iPhones genutzt werden - damit werden diese Geräte zu kostenlosen UMTS-Modems. Leider ist diese Möglichkeit in Windows Phone 7 nicht integriert. Hier muss Microsoft nacharbeiten, denn für Unternehmensanwender ist eine solche Technologie nahezu unverzichtbar.

Für den Betrieb von Windows Phone 7 ist Zune auf dem Rechner nicht notwendig, die Anbindung an Exchange und SharePoint funktioniert auch so. Wollen Sie allerdings Anwendungen bequem installieren oder das Telefon aktualisieren, ist der beste Weg der über Zune. Sobald Sie das Gerät mit dem Computer verbinden und Zune installiert haben, überprüft die Software, ob eine Aktualisierung für das Telefon verfügbar ist. Anschließend lädt Zune die notwendigen Daten herunter und installiert diese auf dem Telefon.

Der Vorteil bei der Verwendung der Zune-Technologie ist, dass auch Anwender schnell und einfach Updates auf dem Gerät installieren können. Über Zune lassen sich auch Anwendungen auf Windows-Phone-7-Geräten installieren und verwalten.

Apps für Administratoren

Über Windows-Phone-7-Geräte selbst oder über die Zune-Software lassen sich Apps auf den Geräten installieren. Zwar gibt es für Windows Phone 7 weit weniger Anwendungen als für Android oder iPhones, aber im Marketplace finden Sie einige interessante Tools.

Praktisch: Mit den Network-Tools können Sie unter Windows Phone 7 Webseiten testen.

Ein Beispiel sind die Network-Tools. Diese können Sie entweder eine Weile testen oder für 4,49 Euro kaufen. Die Tools enthalten Möglichkeiten zum Pingen von Rechnern im Netzwerk, zum Testen von Ports, einen HTTP(S)-Test und zum Testen von Webseiten und deren Verfügbarkeit.

Die App bietet den Windows-Phone-7-typischen Navigationsbereich, und die einzelnen Funktionen sind schnell erreichbar und leicht verständlich.

Administratoren, die unterwegs über den Remote-Desktop auf Server oder PCs eine Fernwartung starten wollen, finden mit der Anwendung Remote Desktop von Topperware im Marketplace einen passenden Client dazu. Die Anwendung ist für 11,49 Euro zu haben, und die Bedienung ist recht einfach. Die Anwendung speichert bereits aufgebaut Verbindungen, sodass sich diese schnell und einfach wieder öffnen lassen.

Die Testversion bricht die Verbindung nach 60 Sekunden ab, bei der gekauften Version sind die Verbindungen unbegrenzt. Aktuell können Sie mit solchen Tools aber keine lokalen IP-Adressen verwenden. Hier verspricht erst das Mango-Update von Windows Phone 7 Abhilfe. In der aktuellen Version routet die Anwendung den Datenverkehr über einen Server beim Anbieter, der den Datenverkehr dann wiederum zum entsprechenden lokalen Server weiterleitet. Der lokale Server muss dazu im Internet verfügbar sein. Ist das nicht der Fall, können Sie die App nicht nutzen.

Fazit

Windows Phone 7 bietet einige Vorteile im Vergleich zur direkten Konkurrenz iPhone und Android, allerdings auch ein paar Einschränkungen. Die direkte Anbindung an Exchange und SharePoint ist mit Windows Phone 7 wesentlich besser möglich als mit anderen Systemen. Vor allem Besprechungsanfragen, Office-Dokumente und der Zugriff auf SharePoint-Bibliotheken funktionieren bereits mit Bordmitteln problemlos.

Negativ fallen Funktionen auf, die Unternehmenskunden einfach benötigen, sei es eine zentrale Verwaltung und Steuerung von Zertifikaten, eine effiziente Anpassung der Oberfläche, Umsetzung der Richtlinien, Zugriff auf das lokale Netzwerk, eine Verschlüsselung und vieles mehr. Sie sollten Windows Phone 7 ausgiebig in Ihrer Umgebung testen, um zu überprüfen, ob Sie Ihre Anforderungen damit erfüllen können. (mje)