VirtualBox, VM, VDI

Ratgeber: Was ist was bei der Oracle-Server- und -Desktop-Virtualisierung

25.03.2014 von Johann Baumeister,
Oracle bietet eine Reihe von Virtualisierungslösungen wie VDI, VM oder VirtualBox an. Was sich hinter den Begriffen verbirgt, erläutert dieser Artikel. Wir zeigen die Bandbreite von Produkten zur Server- bis hin zur Desktop-Virtualisierung.

Wer an Oracle denkt, denkt an Datenbanken - und vielleicht auch an deren Anwendungen oder die Middleware Fusion, aber wohl kaum an Virtualisierung. Dennoch wartet das Unternehmen mit einigen Produkten in diesem Segment auf. Oracle möchte durch sein Virtualisierungs-Engagement an diesem lukrativen Segment der IT teilhaben. Auf seiner Website finden sich alle derzeit angebotene Produkte von Oracle wieder. Dies sind allen voran Oracle Database, Java, die Middleware Fusion, die Anwendungssysteme und weitere Softwaresysteme. Aber auch wer nach Virtualisierung aus dem Hause Oracle sucht, wird hier fündig. Der korrespondierende Link auf der Website ist mit Virtualisierung umschrieben.

Themenschwerpunkt: Oracle hat dem Bereich der Virtualisierung eine eigene Rubrik gewidmet.

Oracle (vormals Sun) hat sein Angebot in Sachen Virtualisierung in den vergangenen Jahren beständig ausgebaut. Dieses Angebot gruppiert der Datenbankspezialist in die folgenden Bereiche:

-Servervirtualisierungsprodukte

-Virtualisierungslösungen für Rechenzentren

-Desktop-Virtualisierungs-Produkte

-Desktop-Virtualiserung-Lösungen

Servervirtualisierung mit Oracle VM

Oracle hat seine Virtualisierungslösung Oracle VM, ein System zur Virtualisierung von Servern, seit Ende 2007 im Programm. Oracle VM ist für zwei Systemumgebungen verfügbar: X86 und SPARC. Oracle VM für X86 hat mittlerweile die Version 3.2 erreicht, die SPARC Version ist in der Version 3.1.1 verfügbar. Oracle VM für X86 unterstützt 128 virtuelle CPUs pro virtueller Maschine, als minimaler Speicher wird 1 GByte angegeben, 2 GByte werden empfohlen. Oracle VM basiert auf den Konzepten von Xen und setzt auf diesem Open-Source-Produkt auf. Infolgedessen ist Oracle VM mit Citrix XenServer vergleichbar, dessen Wurzeln ebenfalls in Xen liegen.

Details: Oracle VM ist aktuell in der Version 3.2 verfügbar.

Die Oracle-Virtualisierungssoftware unterstützt Anwendungen von Oracle und anderen Anbietern gleichermaßen. Dennoch wird Oracle mit dem begrenzten Angebot kaum in Wettbewerb zu VMware oder Microsoft treten wollen und können. Das ist derzeit aber auch nicht das Ziel des Datenbankgiganten. Für die Kunden von Oracle steht damit auch eine Oracle-eigene Virtualisierungssoftware zur Verfügung.

Die Software unterstützt die gesamte Virtualisierungsumgebung, ausgehend vom Betriebssystem Linux und von den Datenbanksystemen von Oracle sowie deren Middleware Fusion und die Anwendungen der Benutzer.

Es werden alle gängigen Linux-Derivate wie etwa Oracle Linux, Red Hat, Suse oder CentOS unterstützt. Oracle gibt für diesen gesamten Stack seiner Produkte auch Support und unterstützt die Kunden beim Einsatz und bei der Konfiguration seines Virtualisierungssystems.

Um den Einsatz des Systems auf Oracle VM sicherzustellen, setzt das Unternehmen auf die Zertifizierung der Produkte. Oracle selbst hat einen Großteil seiner Produkte geprüft und für den Lauf auf Oracle VM zertifiziert. Wer möchte, kann sich die Software von der Oracle-Website herunterladen - das Unternehmen stellt diese den Anwender kostenfrei zur Verfügung.

Gratis: Nach der Registrierung auf der Oracle-Website können Interessierte die VM-Software kostenfrei herunterladen.

Um die Inbetriebnahme von Anwendungen zu beschleunigen, setzt das Unternehmen auf die Nutzung von Templates. Oracle positioniert seine Virtualisierungslösung in erster Linie für die eigene Kunden. Daher liefert das Unternehmen auch mehr als 100 vorbereitete Templates für die eigenen Produkte. Auch sie werden auf der Oracle-Website kostenfrei angeboten.

Diese Templates vereinfachen den Betrieb der Oracle-Produkte in den virtuellen Umgebungen von Oracle VM 3. Zu den Templates gehören jene für Betriebssysteme, Oracle-Applications, die E-Business Suiten, SunRay, Middleware und -Datenbanken von Racle und MySQL. Die Templates umfassen die Konfiguration der virtuellen Systeme und vereinfachen das Setup. Sie beinhalten alle Konzepte für die Bereitstellung eines vollkonfigurierten Softwarepakets. Diese helfen durch vorinstallierte und vorkonfigurierte Images, die Unternehmenssoftware schnell zu aktivieren.

Oracle VM umfasst ferner die Funktionalitäten für das Server-Clustering im Kontext der Servervirtualisierung. Der Hersteller spricht in diesem Zusammenhang auch von einer Umsetzung der Techniken des Grid-Computing.

Die Wurzeln von Oracle VM liegen in Xen

Oracle VM basiert auf Xen. Xen umfasst aber nur den Hypervisor. Die Verwaltung muss dabei über das Kommandozeilen-Interface in Xen erfolgen. Dies ist kaum als komfortabel zu bezeichnen. Um den Anwendern den Zugang zu dieser neuen Technik der IT zu vereinfachen, bedarf es aber einfacherer Verwaltungs-Interfaces. Und wie Citrix hat auch Oracle zusätzliche Verwaltungsoberfläche, den Oracle VM Manager, dazu erstellt. Diese basiert auf Linux und setzt auf ein webbasiertes Interface.

Oracle positioniert VM 3.0 für das Data Center und dessen Anforderungen. Es umfasst eine Policy-basierte Verwaltung. Die Verwaltungsinformationen werden in einer Datenbank hinterlegt. Die Policies werden an den Regeln der geschäftlichen Anforderungen ausgerichtet. Hinzugekommen ist außerdem eine verbesserte Verwaltung des Massenspeichers, die durch die Integration mit den Oracle VM Storage Connect Plug-Ins erreicht wird. Neu ist außerdem eine zentrale Verwaltung der virtuellen Netzwerke. Oracle VM orientiert sich an dem Open Virtualization Format (OVF).

Die Inbetriebnahme der Oracle VM ist vergleichsweise einfach. Das System umfasst das Betriebssystem-Image mit den wichtigsten Diensten. Der Hypervisor wird von einer Boot-fähigen CD innerhalb weniger Minuten installiert. Zur Verwaltung setzt Oracle VM auf eine kostenfreie Instanz seiner eigenen Datenbank. Auf diese werden die Konfigurationsinformationen und das Repository des Systems gespeichert. Verwaltet wird das System über eine HTML-basierte Umgebung. Die Installation der virtuellen Gäste erfolgt entweder über ein fertiges Template oder über ein ISO-Image auf dem Server.

Desktop-Virtualisierung mit Oracle Virtual Box

Das zweite Virtualisierungsprodukt von Oracle ist die VirtualBox. Oracle führt diese unter dem Bereich der Desktop-Virtualisierung. VirtualBox liegt nun in der Version 4.3 vor; verbessert wurden vor allem die Anwenderfreundlichkeit und die Flexibilität. Virtuelle Maschinen können nun besser kopiert werden. VirtualBox wurde ursprünglich von Sun Microsystems entwickelt. Durch die Übernahme von Sun durch Oracle kam auch das Produkt in den Oracle-Bestand. VirtualBox ermöglicht es, auf einem x86-Rechnersystem mehrere verschiedene Gastbetriebssysteme gleichzeitig laufen zu lassen. Dies ist vergleichbar mit den Konzepten, die auch in der VMware Workstation oder dem VMware Server geboten werden.

VirtualBox unterstützt eine Vielzahl an Host-Betriebssystemen. Dazu gehören Windows, Mac OS X, Oracle Solaris, Oracle Linux und andere wichtige Linux-Systeme.

Gut zu wissen: VirtualBox für Windows ist einfach zu installieren..

Dabei nutzt VirtualBox auch speicherplatzsparendes Linking anstelle einer vollständigen Kopie. Der Speicher der virtuellen Gäste lässt sich auf 1 TByte RAM ausdehnen. Ein Host soll mehr als 1000 VMs aufnehmen können. Verbessert wurde in VirtualBox auch die Fernwartung mit dem Remote-Zugang. Das VM Scripting erlaubt Skripting und Automatismen beim Kopieren von Files, bei Konfigurationsaufgaben und vielem mehr.

Die Virtualisierungslösung bietet einen großen Datendurchsatz und ist per grafische Benutzeroberfläche gut bedienbar. Es arbeitet mit einer großen Bandbreite an virtueller Hardware, beispielsweise Chipsätzen, die PCI-Express unterstützen. VirtualBox ist darüber hinaus in der Lage, das VMDK-Format von VMware zu nutzen.

Das geladene Softwaremodul ist dann mithilfe der jeweiligen Betriebssystem-Tools auf das Host-System einzuspielen. Durch ein optional zu beziehendes "Extension Pack" erhält der Nutzer Unterstützung für USB 2.0, das VirtualBox RDP und eine PXE-Boot-Option von Intel-Netzwerkkarten.

In der Praxis: VirtualBox für Mac OS X mit Windows 7 als Gastsystem.

Die Oracle-Software ist mit diversen Hilfen und Assistenten ausgestattet, die die Arbeit mit dem System vereinfachen. Um beispielweise eine virtuelle Maschine zu erzeugen, aktivieren Sie den zugehörigen Schaltknopf Neu in der Icon-Leiste des "Virtualbox Manager". Der sich nun öffnende Assistent fragt alle wichtigen Konfigurationsparameter in einer Dialogfolge ab.

Zu diesen Einstellungen gehören unter anderem die Größe des Arbeitsspeichers, die virtuelle Festplatte und die Netzwerkeinstellungen. Bei der Konfiguration der virtuellen Festplatte können Sie außerdem bestimmen, ob diese eine feste Größe auf ihrem System einnehmen oder dynamisch wachsen soll. Ferner müssen Sie den Speicherort für die dynamische Festplatte auf dem Host angeben.

Damit ist die Konfiguration der virtuellen Maschine abgeschlossen. Zu den weiteren Konfigurationseinstellungen gehören jene zur Bestimmung der Größe des Hauptspeichers, der CPUs, I/O-Adressierung und die Start-Reihenfolge. VirtualBox unterstützt, je nach Hardware des Hosts, bis zu acht CPUs.

Gästeverwaltung in VirtualBox

Auch die weitere Verwaltung einer virtuellen Maschine unter VirtualBox ist vergleichsweise einfach. Dies beruht aber auch darauf, dass das gesamte Interface und die Konfigurationsmöglichkeiten überschaubar sind. Nach dem Anlegen der virtuellen Maschine durch den VirtualBox-Manager können Sie den virtuellen Gast sogleich starten. Beim erstmaligen Aufruf einer neu erzeugten virtuellen Maschine öffnet das System einen Assistenten. Dieser hilft beim Setup der virtuellen Maschine und dem Einrichten des Betriebssystems in der virtuellen Hülle.

So geht’s: VirtualBox für Linux/UNIX arbeitet in einem eingebetteten Windows-XP-System.

Als Installationsmedium kommen CD- und DVD-Laufwerke oder ISO-Images infrage. Nach dem Setup des Betriebssystems müssen Sie noch die VirtualBox-Gasterweiterungen installieren. Diese sind vergleichbar mit den VMware-Tools. Sie optimieren den Betrieb der VM im Kontext von VirtualBox. Die Installation der VirtualBox-Gasterweiterungen erfolgt über die Option Geräte und dann Gasterweiterungen installieren. Diese Add-Ons sorgen für eine bessere Performance der virtuellen Maschinen und eine einfachere Bedienung. Dazu gehört beispielsweise die automatische Anpassung der Bildschirmauflösung des Gastsystems an die Fenstergröße oder die nahtlose Übergabe des Mauszeigers in den Fenstern.

Verfügbar sind diese Gasterweiterungen für alle gängigen Betriebssysteme von Windows, aber auch Linux und Solaris. Neben dem Verwaltungs-Interface des VirtualBox-Managers steht Ihnen die jeweilige Konsolenansicht zur Verfügung. Zu den weiteren Einstellungen gehören unter anderem jene für virtuelle Netzwerke und diverse Pfadangaben. Ferner haben Sie die Möglichkeit, die weiteren Medien mit der virtuellen Maschine zu verknüpfen, also beispielweise virtuelle Festplatten, CDs oder DVDs. Last, but not least können Sie auch Images im Format des Open Virtualization Format (OVF) mit Ihren virtuellen Maschinen verknüpfen.

Im Gast-Fenster werden die Ausgaben Ihres virtuellen Gastes eingeblendet. Die Anzeige des Gastes kann dabei in unterschiedlichen Formaten erfolgen. Dazu gehören beispielsweise der Vollbildmodus, eine verkleinerte Anzeige und die automatische Anpassung der Anzeige an die Umgebung. Bei der seamless (nahtlosen) Integration wird der Gast so in das Fenster des Host eingepasst, dass die Ausgaben der Gäste in einem Fenster des Hosts erfolgen.

Oracle VDI

Neben VirtualBox hat Oracle ein weiteres Produkt zur Desktop-Virtualisierung im Angebot. Dieses orientiert sich am Konzept der Virtual Desktop Infrastructure. Oracle Virtual Desktop Infrastructure ist eine Lösung für virtuelle Desktops. Sie umfasst alle Hilfen und Tools, die man braucht, um virtuelle Benutzerarbeitsplätze zu erstellen und zu verwalten.

Oracle-VDI-Architektur: So sieht der prinzipielle Aufbau der Oracle Virtual Desktop Infrastructure aus.
Foto: Oracle

Oracle VDI unterstützt unterschiedliche virtuelle Desktops. Dazu gehören Systeme mit Microsoft Windows 8 / 8.1, Microsoft Windows 7, Windows Vista, Windows XP und Windows 2000, ferner Oracle Linux, Oracle Solaris, SUSE Linux Enterprise Desktop und Ubuntu Linux. Die Benutzerarbeitsplätze werden von Oracle als Client Tier bezeichnet. Dabei kann es sich um Sun-Ray-Clients, Windows-PCs und Macs handeln. Als Host-Plattform für die Sun-Ray-Clients setzt Oracle auf das eigene Linux, bietet den Anwendern aber auch weitere Lösungsszenarien. In Verbindung mit dem eigenen VDI-Angebot erlaubt Sun / Oracle zudem die Kombination von VirtualBox und Microsoft Hyper-V oder VMware vSphere. (hal)