Schulungen und Weiterbildung für Admins

Ratgeber: Qualifizierungsangebote für Netzwerkadministratoren

14.02.2012 von Thomas Hümmler
Wer seinen Job gut machen will, muss technologisch immer auf dem Laufenden sein. Das gilt auch für Netzwerkadministratoren, wenn sie Netzwerke zuverlässig planen und betreuen wollen. Wir sagen Ihnen, welche Schulungen und Zertifizierungen die wichtigsten Unternehmen im Netzwerkbereich anbieten.

Immer mehr Unternehmen erwarten von ihren Mitarbeitern als Qualifikationsmaßstab entsprechende Zertifizierungen. Das gilt nicht nur bei Neueinstellungen. Laut einem Wikipedia-Eintrag gibt es derzeit etwa vier Dutzend IT-Bereiche, in denen jeweils zwischen einer und zirka 30 Zertifizierungen angeboten werden. Dabei ist der Schulungsmarkt kaum zu überschauen. Hier sind viele Schulungsunternehmen aktiv, aber auch die IT-Hersteller selbst. Sie haben eigene Fortbildungscenter und zertifizieren Trainer ebenso wie Institute, die sich dann mit diesen Zertifikaten schmücken. Diese Zertifikate sagen zwar einiges über die Kenntnisse in einer speziellen Software, Hardware oder über die IT-Ausstattung der Schulungsanbieter aus, jedoch kaum etwas über die pädagogischen Fähigkeiten der Trainer beziehungsweise Ausbildungsleiter.

Details: Die Cert-IT gehört zu den ersten Zertifizierungsstellen in Deutschland.

Doch wie kann man sich orientieren? Und vor allem: Woher weiß man, welche Zertifizierung die richtige ist? Helfen kann hier eventuell die arbeitsprozessorientierte IT-Weiterbildung - kurz: APO IT. Dieses Konzept ist Teil der IT-Fortbildungsverordnung des Bundes und gedacht für IT-Berufs- und Hochschulabsolventen. Es enthält fünf Profilgruppen - Software and Solution Developer, Customer Advisor, Administrator, Coordinator und Technician - und insgesamt 14 Weiterbildungsprofile. Entwickelt hat das Konzept das Fraunhofer-Institut gemeinsam mit den IT-Verbänden Bitkom und ZVEI sowie den Gewerkschaften. Auftraggeber des inzwischen abgeschlossenen Projekts war das Bundesforschungsministerium. Eine Qualifizierung nach APO IT erfolgt nach der internationalen Norm DIN EN ISO/IEC 17024.

Um eine Zertifizierung zu erhalten, bearbeitet ein Kandidat ein sogenanntes Transferprojekt, also ein Projekt in seinem betrieblichen Umfeld. Dieses Projekt muss einem Referenzprozess der Prüfungsordnung entsprechen. Ein Coach betreut den Kandidaten während des selbstgesteuerten Lernens bei der Arbeit. Weitere Informationen finden Sie auf der Website von Kompetenzzentrum IT-Bildungsnetzwerke sowie auf der Homepage von Cert-IT.

Dell

Dell bietet verschiedene Formen der Weiterbildung an. Es gibt zwei Zertifizierungsprogramme: den Dell Certified Systems Expert (DCSE) und den Dell Certified Storage Networking Professional (DCSNP). Diese vermitteln Kenntnisse zur Konfiguration, Verwaltung und Überwachung von Servern, Massenspeicher- und Netzwerklösungen. Teilnehmer müssen E-Learning-Kurse, praktischen Unterricht sowie eine Prüfung absolvieren. Für die PowerEdge-Hardware kann man Serverschulungen besuchen. Dabei erhalten die Teilnehmer notwendige Informationen über die Hardware und die Installation des Betriebssystems inklusive Konfiguration, Remote-Verwaltung und Fehlerbehebung. Weitere Kurse vermitteln Kenntnisse zu Massenspeichern wie die EMC-Storage-Arrays oder zu EMC-SAN-Lösungen wie Snapview und Mirrorview. In Netzwerkschulungen werden Konfiguration, Überwachung, Datacenter-Konnektivität und Switch-Aggregation unterrichtet.

Dell: Das Unternehmen bietet Weiterbildungsangebote sowohl für Profis als auch für Amateure an.

Aber Dell ist auch Direktvermarkter und hat dementsprechende Angebote für den PC-Amateur im Programm. So kann man Kurse besuchen, in denen man PC-Kenntnisse erlernt oder das Wichtigste zur Produktivität von Peripheriegeräten erfährt. Das PC-Schulungspaket bietet mehr als 370 Kurse für Anfänger zur Internetnutzung, zum Versenden von Digitalfotos per E-Mail oder zur Konfiguration eines Heimnetzwerks. Die Teilnehmer können ein ganzes Jahr lang auf die Kurse zugreifen.

Cisco

Cisco bietet 17 verschiedene Zertifizierungen an. Zwei davon - Cisco Certified Network Associate (CCNA) und Cisco Certified Network Professional (CCNP) - können für sich allein genommen oder aufbauend auf ein APO-IT-Projekt erworben werden. Die Cisco Networking Academy hat dazu vor einigen Jahren gemeinsam mit der IG Metall einen Flyer aufgelegt. Die Gewerkschaft hat der Zusammenarbeit damals einen "erfolgreichen Start" attestiert; später war von dem Projekt nicht mehr viel zu hören. Immerhin: Die Zertifizierungsstelle Cert-IT erkennt die Cisco-Zertifikate als formale Ausbildung im Rahmen der Qualifizierung zum IT-Spezialisten an. Außerdem habe etwa ein Drittel der APO-IT-Absolventen an Herstellerzertifizierungen von Cisco und anderen teilgenommen, bestätigt die aktuelle Evaluationsstudie APO-IT 2010. Das ist auch erforderlich, denn "die APO-Qualifizierung ist bei Personalverantwortlichen nicht bekannt. Sie ersetzt weder Studium noch fachspezifische Zertifikate", schreibt einer der in der Studie Befragten.

Cisco: Die Ausbildung für Administratoren findet in der Network Academy bei Cisco statt.

Nur etwa jeder Zehnte bewertete laut der Studie seine Aufstiegschancen aufgrund von APO IT als zufriedenstellend. Herstellerzertifizierungen sind daher nach wie vor wichtig für die Karriereplanung. Dementsprechend dediziert werden sie auch teilweise angeboten. Die beiden Cisco-Zertifikate CCNA und CCNP etwa haben noch je vier weitere Spezialisierungen für Voice, Security, Wireless und Service Provider Operations. Wer die zwei Prüfungen für das CCNA-Zertifikat getrennt oder in einem Rutsch absolviert, kann anschließend Cisco-Geräte von kleinen bis mittelgroßen Netzwerken betreuen.

Im Gegensatz dazu verleiht das CCNP-Zertifikat die Befähigungen für mittelgroße Netzwerke und belegt das Verständnis von Technologien wie QoS, Breitband, VPN und sicherheitsrelevanten Funktionen. Im Unterschied zu den CCNA-Examen müssen hier noch vier weitere Einzelprüfungen absolviert werden. Diese erfragen das Wissen zu skalierbaren Internetworks, Netzwerken mit Multilayer-Switchen, zu sicheren Wide Area Networks und zum Optimieren konvergierter Cisco-Netzwerke.

IBM

IBM nimmt unter den IT-Unternehmen eine Sonderrolle ein. Denn die Firma bietet nicht nur Software, sondern auch Hardware aus einer Hand. Dementsprechend vielfältig sind die Schulungs- und Zertifizierungsangebote. Wer auf der IBM-Website nach Kursen mit dem Stichwort "Administration" sucht, erhält fast 900 Treffer. Von IBM gibt es darüber hinaus die drei Zertifizierungsgrade Certified Associate, Certified Professional und Certified Advanced Professional.

Diese Zertifizierungen können in verschiedenen Produktgruppen in der Soft- oder Hardware erworben werden. Das Zertifizierungsprogramm umfasst mehr als 500 Tests und Zertifikate. Die Tests werden in Form von Online-Multiple-Choice-Tests durchgeführt. Aus einem Fragen-Pool erhalten die Teilnehmer nach dem Zufallsprinzip eine Auswahl. Alle Tests sind in der Regel in englischer Sprache verfügbar. Wer einen bestimmten Zertifizierungsstatus erreicht, bekommt ein persönliches Zertifikat per Mail zugesandt.

Training für jeden Zweck: IBM bietet viele Trainings für seine Soft- und Hardwareprodukte an.

Ähnlich wie Suse Linux bietet auch IBM Linux-Schulungen an. Die werden allerdings komplett von IBM abgewickelt. LPIC-Examen sind hier kein Thema. Stattdessen erstreckt sich der Komplex Systemadministration von Grundlagentrainings über die System- und Netzwerkadministration bis hin zu sehr speziellen Trainings zum Monitoring-Tool Nagios und zum Java-Servlet-Container Tomcat. Weitere Spezialschulungen behandeln die Virtualisierung mit Xen oder KVM, Hochverfügbarkeit mit Pacemaker oder IBMs paralleles Dateisystem GPFS.

Im Bereich Hardware und Systeme schult IBM seine unterschiedlichen Plattformen: das Unix-System AIX mit IBM Power Systems, die Intel- und AMD-basierten x86-Server, die System-z-Großrechnersysteme einschließlich deren Vorgänger, die S/390-Plattform sowie das System i (das frühere AS/400) für bis zu mehreren tausend Nutzern.

Microsoft

Microsoft bietet drei verschiedene Ausrichten bei seinen Zertifizierungen. Es gibt die IT-Professionals, die Professional Developer und die Trainer. Die Zertifizierungen für die IT-Profis unterteilen sich in verschiedene Sparten, für Administratoren interessant sind die Weiterbildungen zum Enterprise Messaging Administrator, zum Enterprise Administrator und zum Server Administrator. Wie bei Cisco die CCNA- und CCNP-Zertifizierungen, werden auch die genannten Zertifikate von Microsoft allesamt im Rahmen der Qualifizierung zum APO-IT-Spezialisten als formale Ausbildung anerkannt.

Um zertifizierter Microsoft-Server-Administrator zu werden, müssen drei Prüfungen zu Windows Server 2008 absolviert werden: eine zur Netzwerkinfrastruktur und -konfiguration, eine zum Active Directory nebst Konfiguration und eine zum Windows-Server-2008-Administrator. Wer schon das Zertifikat MCSE 2003 hat, braucht nur eine Upgrade-Prüfung machen.

Für jeden etwas dabei: Microsoft bietet Kurse für IT-Professionals, Entwickler und Trainer an.

Für den Enterprise-Administrator sind vier Server-Prüfungen und eine Client-Prüfung abzulegen. Für die Client-Prüfung kann der Kandidat zwischen drei Angeboten wählen: "Konfiguration von Windows 7", "Konfiguration von Windows Vista Client" oder "Verteilen (Deploying) von Windows 7 und Office 2010". Für den Server-Administrator sind vier Prüfungen zu schaffen: die Konfiguration der "Windows-Server-2008-Application-Infrastruktur", der "Windows Server 2008 Netzwerkinfrastruktur", des "Windows Server 2008 Active Directorys" sowie den Test zum Windows-Server-2008-Enterprise-Administrator.

Auch beim Enterprise-Administrator gilt: Wer schon den MCSE 2003 hinter sich hat, muss nur die Upgrade-Prüfung machen; um sich Enterprise-Administrator nennen zu können, sind noch die "Windows Server 2008 Enterprise Administrator"-Prüfung sowie die Client-Prüfung "Konfiguration von Windows Vista Client" zu absolvieren.

Enterprise-Messaging-Administrator kann man noch für Exchange 2007 werden. Allerdings laufen diese Prüfungen am 30. September 2012 aus. Demnach sollte man sich besser gleich auf den Enterprise-Messaging-Administrator für Exchange 2010 konzentrieren. Der Vorteil: Hier sind nur zwei Prüfungen zu absolvieren. Der Kandidat muss zeigen, dass er das Entwerfen und den Einsatz von Messaging-Lösungen mit Exchange Server 2010 sowie dessen Konfiguration beherrscht.

Suse Linux

Die in Nürnberg ansässige Suse Linux GmbH ist eine Tochter von Attachmate. Das Unternehmen aus Seattle hat im April 2011 Novell, den damaligen Eigentümer von Suse Linux, für 2,2 Milliarden US-Dollar übernommen. Die Suse Linux GmbH lässt ähnlich wie Red Hat sein Linux unter dem Namen Opensuse von der Community weiterentwickeln. An Firmenkunden verkauft Suse Linux den Suse Linux Enterprise Server. Schulungen dazu gibt es ebenfalls. Auf der Suse-Website sind die Angebote gelistet.

Für Administratoren kommen bei Suse zwei, eventuell drei Kurse infrage: der Linux-Administrator, der Linux-Desktop-Administrator und der Linux-Professional. Ein Linux-Professional muss das Dateisystem warten und Software ebenso wie Prozesse verwalten können. Außerdem sind grundsätzliche Fähigkeiten in Bezug auf Netzwerk, Samba und Apache erforderlich. Der Einsatz von IPv6 und Shell-Skripten sollte ebenfalls geläufig sein.

Suse Linux: Linux-Zertifizierungen gibt es für IT-Profis, Admins und Trainer.

Für den Desktop-Administrator kommen noch ein paar Dinge hinzu: Hier ist es erforderlich, die Desktop-Umgebung zu konfigurieren, in bestehende Umgebungen zu integrieren oder große Installationen vornehmen zu können. Der Linux-Administrator ist das Maß aller Dinge bei Suse Linux. Hier umfasst die Liste der Kenntnisse mehr als 50 Einträge - vom Backup mit tar über das Konfigurieren von Diskquotas bis hin zur Benutzerauthentifikation mit PAM.

Manche der Fertigkeiten kann man auch mit einem LPIC1-Zertifikat nachweisen. Dieses Zertifikat setzt zwei Prüfungen voraus, in denen ein Kandidat wichtige Linux-Grundlagen nachweisen muss. Der Vorteil beim herstellerunabhängigen LPIC: Es werden nicht nur Kenntnisse in Suse Linux vermittelt, sondern auch detaillierte Fähigkeiten von Debian GNU/Linux, einer sehr robusten Linux-Distribution, sowie von Red Hat, der in den USA sehr weit verbreiteten Linux-Distribution. Wer nur LPIC-Prüfungen ablegen möchte, kann dies natürlich auch tun - auf der LPI-Webpage stehen weitere Informationen zu den insgesamt acht Prüfungsteilen, von denen die letzten vier speziell für Administrationsaufgaben vorgesehen sind. (hal)