Cloud-Security

Ratgeber: mehr Sicherheit für Unternehmensdaten in der Cloud

05.06.2014 von André Kiehne
Die Vorteile von Cloud-Dienstleistungen liegen auf der Hand: geringere Fix- und Anschaffungskosten, mehr Flexibilität und höhere Technologiestandards im Unternehmen. Doch die nötigen Sicherheitsrichtlinien für die Nutzung von Cloud-Diensten hinken hinterher.

Nur ein Drittel der kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) in Deutschland nutzt derzeit Dienstleistungen aus der Cloud, wie TecChannel kürzlich mit seiner Studie "Cloud Computing im Mittelstand" gezeigt hat. Der Grund: Angst der Unternehmer vor Sicherheitslücken und Datenverlust. Eine Angst, die unbegründet ist, wenn die Geschäftsführer und IT-Leiter bei der Auslagerung ihrer Daten und der Nutzung der Cloud einige Grundregeln beachten.

Die KMU versprechen sich von der Cloud vor allem die schnellere Bereitstellung von IT-Services und deren verbesserte Skalierbarkeit, den ortsunabhängigen Zugriff auf IT-Ressourcen und automatische Updates. Auch dies hat die TecChannel-Studie gezeigt.

Dennoch: So klar sie die Vorteile der Cloud sehen, so skeptisch sind die betreffenden Firmen bei der Frage, mit welchem Risiko diese Benefits verbunden sind. Die Sicherheitsbedenken aufgrund medialer Großereignisse wie der NSA-Affäre sind in Deutschland viel größer als in anderen Industrienationen - und bescheren dem deutschen Mittelstand damit international einen Wettbewerbsnachteil. Das ist paradox, wenn man bedenkt, dass der Datenschutz in Deutschland höchsten Ansprüchen genügt. Planen KMU die Verlagerung von Daten oder Anwendungen in die Cloud, ist aber auch die genaue Prüfung des Dienstleisters - etwa hinsichtlich bestehender Zertifizierungen - wichtige Grundlage für ein entsprechendes Sicherheitsniveau.

Cloud Security Tools
Cloud-Security-Tools
Um die Sicherheit in Cloud-Umgebungen zu kontrollieren und zu überwachen, gibt es etliche Werkzeuge zum Nulltarif, so dass Anwender nicht unbedingt zu kostspieligen Suiten greifen müssen.
Date Leak Prevention: MyDLP und OpenDLP
Um herauszufinden, wo unternehmenskritische Daten lagern und auf welchen Wegen sie im Corporate Network transportiert werden, bieten sich Programme wie "MyDLP" (www.mydlp.com) und "OpenDLP" an. Beides sind Open-Source-Programme für Data Loss Prevention (DLP). Beide Tools verhindern, dass sensible Informationen per E-Mail, als Kopien auf USB-Sticks oder in Form von Ausdrucken das Haus verlassen.
Date Leak Prevention: MyDLP und OpenDLP
Zudem helfen die Programme, den Speicherort sensibler Daten ausfindig zu machen und eine Konsolidierung vorzunehmen. Das etwas komfortabler zu benutzende Programm ist MyDLP. Es führt den Anwender Schritt für Schritt durch den Installations- und Konfigurationsvorgang. Dagegen merkt man OpenDLP seine Vergangenheit in der "Kommandozeilen-Ecke" an.
GRC-Stack der Cloud Security Alliance
Für Checklisten, die unter anderem bei der Auswahl des richtigen Cloud-Service-Providers und der Implementierung von Sicherheitsvorkehrungen in Cloud-Umgebungen helfen, hat die Cloud Security Alliance (CSA) den "GRC Stack" erarbeitet. Die Unterlagen sind ausschließlich in Englisch verfügbar und zudem stark auf Compliance-Vorgaben ausgelegt, die in den USA gelten. Dennoch können sie als Basis für Sicherheits-Checks im Rahmen von Cloud-Computing-Projekten herangezogen werden.
GRC-Stack der Cloud Security Alliance
Ebenfalls von der CSA stammt die "Cloud Controls Matrix" (CCM). Anhand dieser Checkliste können Interessenten die Sicherheitsvorkehrungen eines Cloud-Service-Providers unter die Lupe nehmen. Die Grundlage bilden Sicherheits- und Compliance-Standards wie ISO 27001/27002, ISACA, COBIT, PCI, NIST, Jericho Forum und NERC CIP. Die aktuelle Version 1.3 der CCM vom September 2012 steht auf der Website der Organisation kos-tenlos zum Herunterladen bereit.
Zwei-Faktor-Authentifizierung mit WiKID
Wie bereits angesprochen, spielt die Authentifizierung von Nutzern im Rahmen von Cloud Computing eine zentrale Rolle, auch bei Cloud-Migrationsprojekten. Unternehmen, die noch keine Erfahrung mit einer Zwei-Faktor-Authentifizierung gesammelt haben, können dies mit dem Open-Source-Produkt "WiKID" nachholen. Die Software lässt sich unter anderem einsetzen, um Intranets abzuschotten, deren Nutzer Zugang zu den Ressourcen eines externen Cloud-Computing-Service-Providers haben.
Microsoft Cloud Security Readiness Tool
Kostenlos verfügbar ist auch das "Cloud Security Readiness Tool" von Microsoft. Es soll vor allem kleine und mittelständische Betriebe ansprechen. Der Nutzer muss Fragen beantworten, beispielsweise ob Regeln für den Zugriff auf Daten bestehen, welche Sicherheits-Policies gelten und ob grundlegende Sicherungen wie etwa ein Malware-Schutz und Firewalls oder eine Zutrittskontrolle zum Rechenzentrum vorhanden sind. Die Resultate fasst das Tool inklusive Bewertung und Empfehlungen in einem etwa 60-seitigen Bericht zusammen.
Centrify Cloud Tools
Die amerikanische Firma Centrify hat in Form der "Centrify Cloud Tools" eine Sammlung von Programmen und Scripts zusammengestellt. Mit ihnen können Systemverwalter eine Authentifizierung und Zugriffskontrolle für Linux-Server einrichten, die auf den Plattformen von Cloud-Service-Providern wie Amazon EC2 oder der Cloud-Management-Plattform von Rightscale aufgesetzt wurden.
Spiceworks spürt heimlich genutzte Cloud-Services auf
Ebenfalls gratis erhältlich sind die "Cloud Management Tools" von Spiceworks. Das Unternehmen hat sich auf IT-System-Management-Software spezialisiert. Dementsprechend lassen sich mit den Cloud-Management- Tools On- und Off-Premise-Cloud-Services verwalten. Dies ist auch unter dem Sicherheitsaspekt von Vorteil, denn mit der Software können Administratoren Cloud-Services aufspüren, die einzelne User oder Unternehmensbereiche ohne Wissen der IT-Abteilung verwenden - Stichwort "Rogue Cloud Services". Die Cloud Management Tools enthalten Monitoring-Funktionen, mit denen der Nutzer den Status der Systeme in der Cloud überwachen kann, etwa von Hosted Servern.
VMware- und Hyper-V-Hosts überwachen
Eher am Rande mit Cloud-Security zu tun haben Tools, mit denen sich der Status von Virtual Hosts überwachen lässt. Zwei Anbieter stellen kostenlose Versionen ihrer Monitoring-Werkzeuge zur Verfügung: Veeam mit der "Veeam One Free Edition" ...
VMware- und Hyper-V-Hosts überwachen
und Solarwinds mit "VM Monitor". Beide Tools überwachen den Status der VMware- und Microsoft-Hyper-V-HostSysteme.

Die Cloud gibt es nicht als Standardlösung

Eine gute Lösung ist auf jeden Kunden individuell zugeschnitten. Public, Private oder Hybrid Cloud? In Verbindung mit Managed-Services oder gar komplettes Outsourcing? Der Provider sollte den Kunden beraten können, wo welche Daten am besten aufgehoben sind. Das ist abhängig von der Größe des Unternehmens, der Branche, einer Bewertung und Klassifizierung der Unternehmensdaten und dem Umfang der Services, die benötigt werden. Standardisierte Elemente sind dabei günstig und erprobt, die Kunden sollten aber immer auch Wert auf Flexibilität legen. Der technische Support und die Kapazitäten müssen an den persönlichen Anforderungen gemessen - und abgerechnet - werden, nicht am durchschnittlichen Bedarf. Bei der Nutzung von externen Providern gibt es zudem verschiedene Sicherheitsaspekte:

Individuell: Bei der Auswahl von Cloud-Services muss man die eigenen Anforderungen in den Vordergrund stellen.
Foto: Barracuda Networks

Der Provider schützt seine Infrastruktur und Software vor Angriffen von außen und sollte eine sichere Verbindung zwischen Kunde und Rechenzentrum bereitstellen. Von den hohen Sicherheitsstandards eines externen Providers kann die IT-Abteilung nur profitieren. Dank neuester Sicherheitssoftware und regelmäßiger Wartung ist die umfassende Datensicherheit meist weitaus besser gewährleistet als im eigenen Rechenzentrum. Welche Personen auf welche Daten zugreifen dürfen, muss im Unternehmen geregelt sein. Auch hier kann und sollte ein professioneller Anbieter helfen, klare Regeln aufzustellen.

Security-Services: auf den individuellen Bedarf zugeschnitten

Grundlegend für eine sichere IT ist eine qualifizierte Analyse, welche speziellen Security-Mechanismen für bestimmte Daten und Anwendungen bereitgestellt werden müssen. Dabei spielt eine Rolle, welche Daten wohin migriert werden sollen und ob sie nur für Interna oder auch für den Kundenkontakt genutzt werden sollen. Sollten Kundendaten bei einem externen Provider lagern, können KMU auf einer strikten Trennung bestehen: Ein guter Provider installiert pro Kunde eine eigene Umgebung - eine versehentliche Verwechslung oder Vermengung der Daten ist damit ausgeschlossen.

Die Unternehmen sollten darauf achten, dass besondere Sicherheitsvorkehrungen eingehalten werden, etwa wenn sie in der Cloud sensible Daten verwalten wollen. So ist zum Beispiel beim Dateiaustausch mittels Triple-Crypt-Verschlüsselungstechnologie die Garantie gegeben, dass der Schutz höchsten Sicherheitsstandards genügt. Eine weitere gute Option zur Absicherung sind Back-up-Systeme, die Kunden selbst steuern können - ohne dass Provider Zugriff darauf haben.

"Schatten-IT" schadet der Sicherheit - und wird dank der Cloud überflüssig

Sicherheitslücken, die wegen der Unachtsamkeit der eigenen Mitarbeiter im System entstehen, stellen die IT-Abteilung von KMU vielfach vor größere Herausforderungen als gezielte Angriffe von außen. Das größte Problem ist die "Schatten-IT": Viele Mitarbeiter meiden den Weg über die hausinterne IT, weil sie schnelle, unbürokratische Geschäftslösungen wie etwa Dienstleistungen zum Datentransfer oder zur Aktualisierung von Software benötigen.

Die finden sie vielfach auf Online-Portalen mit undurchsichtigen Sicherheitsvorkehrungen. Über einen Anbieter mit einer transparenten Datenschutzpolitik könnte Software-as-a-Service ohne hohe Anfangsinvestition bezogen werden. Dort sind die Anwendungen ständig auf dem aktuellsten Stand und durch den Provider zusätzlich geschützt. Das hilft der IT-Abteilung, Compliance und Sicherheitsvorschriften des Unternehmens einzuhalten. Unternehmen sollten ihre Mitarbeiter auch darüber hinaus sensibilisieren: Wenn diese mit privaten Geräten auf Firmendaten zugreifen, birgt das bei mangelndem Schutz der Devices große Sicherheitsrisiken. Ein sicheres Mobile Device Management ist also entscheidend für die Nutzung von externen Services und Cloud-Lösungen.

Unternehmen müssen Cloud-ready sein, bevor sie die Services nutzen

Um Cloud-Lösungen effizient und sicher nutzen zu können, sollten KMU den Datenumzug gewissenhaft planen. Ein guter Provider wird die Unternehmens-IT dafür auf Cloud-Readiness überprüfen. Dazu gehört die Analyse der unternehmerischen Anforderungen, der betrieblichen Abläufe sowie der vorhandenen Technologien mit Blick auf den Nutzen beim Einsatz von Cloud-Computing.

Wichtig ist, die bei einem Umstieg auf die Cloud-Lösung entstehenden Kosten mit denen zu vergleichen, die der Aus- und Umbau der bestehenden IT-Infrastruktur nach sich ziehen würde. Wenn die Cloud finanzielle Vorteile bringt, müssen KMU notwendige Änderungen in der IT-Umgebung und ihre spezifischen Cloud-Anforderungen identifizieren. Basis sind die vier zentralen Aspekte des Cloud-Computings: Unternehmensausrichtung, Organisation, Infrastruktur und Anwendungen. Schlussendlich sollte der Anbieter den richtigen Zeitpunkt für den Umstieg wählen. Entwicklungs- und Implementierungsverzögerungen bei der Cloud selbst sowie solche, die bei wichtigen Projekten durch die Implementierung der Cloud-Strategie entstehen könnten, sollen so vermieden werden.

Zertifizierungen als Hinweis auf die Verlässlichkeit des Providers

Zertifizierungen sind ein guter Hinweis auf die Verlässlichkeit und Qualität des Providers. Allerdings gibt es eine große Anzahl dieser Prüfsiegel, die auf den ersten Blick verwirrt. Wichtig ist, dass ein Provider Zertifizierungen erhalten hat, die sich sowohl an globalen als auch an lokalen Standards orientieren, dass er also für seine weltweite Verfügbarkeit sowie für die Einhaltung der lokalen Datenschutzbestimmungen gute Zeugnisse bekommt. Natürlich ist es auch wichtig, welche Institution das Siegel vergibt:

Die ISO-Standards definiert und überprüft das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), eine der vertrauenswürdigsten Quellen. Der Provider sollte dort über alle und vor allem die aktuellsten Zertifikate verfügen. Bei Bedenken in Bezug auf Datenschutz ist das EU-Safe-Harbor-Zertifikat eine gute Richtschnur: Damit ist gewährleistet, dass der Provider die Daten nach europäischem Recht schützt und nicht etwa nach amerikanischem. Wer genau hinschaut, sollte neben der Layer2-Verschlüsselung auch auf ein rollenbasiertes Sicherheitskonzept achten. Das reglementiert Zugriffe noch stärker. Beide Sicherheitsmechanismen werden zum Beispiel von einem Provider wie Dimension Data aufgrund ihrer netzwerkzentrischen Cloud-Architektur angewendet.

Herstellerzertifizierungen bedeuten einfache Implementierung

Ein weiteres Entscheidungskriterium bei der Wahl des passenden Providers sind etwaige Zertifizierungen durch Hersteller. Wenn Kunden Anwendungen zu einem Cloud-Provider "umziehen" wollen, ist es wichtig zu wissen, wie leicht diese in die Umgebung eingebettet und wie reibungslos die gesamten Abläufe dort implementiert werden können. Namhafte Hersteller wie Microsoft oder SAP haben daher ihre eigenen Zertifizierungen.

Der deutsche Softwarehersteller SAP überprüft vor der Zertifizierung beispielsweise die Infrastruktur der Rechenzentren eines Providers, dessen IT-Spezialisten, die physikalischen und logischen Vorkehrungen zum Schutz der Daten, die Prozesse sowie Portale eingehend. Alle Faktoren müssen den Ansprüchen von SAP im Bereich der Qualität, Verfügbarkeit und Sicherheit genügen. Wenn ein Provider diese Zertifizierung erhält, dann können die bereits genutzten Anwendungen dort einfach implementiert und die mit ihrer Nutzung verbundene Rechenleistung noch besser skaliert werden.

Die rechtlichen Grundlagen im Hinterkopf

Wenn Unternehmen die Daten vor fremdem Zugriff schützen wollen, müssen sie auch die rechtlichen Grundlagen parat haben. Der Datenschutz in Deutschland genügt dabei höchsten Ansprüchen. Man sollte sich aber auch darüber im Klaren sein, dass es "die deutsche Cloud" im eigentlichen Sinne nicht geben kann, denn die Cloud macht nicht vor Ländergrenzen halt. Gerade bei den Globalisierungsvorhaben vieler Mittelständler ist die weltweite Verfügbarkeit von Cloud-Services eines Provider entscheidend dafür, den Ambitionen der Kunden Rechnung zu tragen.

Das deutsche Bundesdatenschutzgesetz ist ein wichtiger Eckpfeiler, und auch die europäische Datenschutz-Richtlinie 95/46/EG ist bis zur Entwicklung eines neuen und umfassenden Gesetzes ein Hinweis auf eine gute Datenschutzpolitik. Wichtig ist, einen Partner auszuwählen, der mit seinen Cloud-Diensten und Rechenzentren im europäischen Rechtsraum auf sicherem Terrain verankert ist. Dieser Partner sollte die IT-Transformation der Kunden begleiten, die nicht nur Cloud-Lösungen, sondern auch Beratungsleistungen, Managed-Services oder gar Outsourcing beinhaltet, damit die IT bedarfsgerecht und auf die individuelle Kundensituation zugeschnitten bereitgestellt werden kann.

Kunden können entscheiden, wo ihre Daten liegen

Die Frage nach der sicheren Nutzung von Cloud-Technologien ist in erster Linie eine Frage der Beherrschbarkeit und der damit verbundenen Risiken. Je nach Einsatzszenario ergeben sich unterschiedliche Sicherheitsanforderungen. Bei der richtigen Beratung sind vorrangig die Anbieter in der Pflicht und dafür zuständig, Transparenz zu schaffen. Sie müssen dem Kunden jederzeit Auskunft erteilen können, in welchem Rechenzentrum seine Daten liegen und auf welcher Plattform sie gehostet werden.

Verfügt ein Provider über mehrere Rechenzentren mit Standorten in mehreren Ländern, können die Kunden entscheiden, wo ihre Daten gelagert werden. Ausschließlich sie selbst legen fest, wer Zugriff auf die Daten hat und wie die Zugriffe auf die Cloud überwacht werden sollen. Der Provider selbst darf und kann nicht auf die Daten zugreifen, die Unternehmer in der Cloud lagern. (hal)