Herren - Stil ist gefragt

Ratgeber: Kleidungs-Knigge für die Firma

29.10.2015 von Anke Quittschau und Christina Tabernig
Schlips und Jackett tragen ohnehin nur die Chefs, es reichen doch auch Jeans und bequemer Pulli. Doch setzen Sie nicht auf allzu legere Kleidung, raten selbst Personalberater. Oft wird vom Outfit auf die Arbeitseinstellung geschlossen - wenn auch zu Unrecht.

Es ist wie so oft, wenn verschiedene Hierarchien aufeinander treffen. Die hart an der Basis arbeitenden Administratoren, IT-Techniker und Supporter denken sich beim geschniegelten Anblick der Manager "Diese Schlipsträger halten sich wohl für was Besseres…" Und manche Chefs fragen sich bei einigen Mitarbeitern kopfschüttelnd "Wie kommt denn der schon wieder daher..." Vorurteile lassen sich bekanntlich schwerlich entkräften, und bei dem einen oder anderen treffen diese sicherlich auch zu.

Fakt ist jedoch, egal ob Chef oder nicht, im Büro repräsentiert man immer auch seine Firma, sei es vor Kollegen oder Kunden. Schnell passiert es, dass sich überraschend Besuch in der Firma ankündigt oder der Geschäftsführer sich mal ins Büro verirrt. Peinlich, wenn man dann im ausgewaschenen Pulli und abgewetzter Jeans da sitzt. Beim morgendlichen Griff ins Kleiderregal hat man damit wohl nicht gerechnet.

Wie die Benimm-Expertinnen Anke Quittschau und Christina Tabernig von der Agentur korrekt! auch zu Bedenken geben, schließen Entscheider oft vom Auftreten und der Kleidung auf die Arbeitseinstellung. Die gewählte Kleidung wird als Hinweis darauf gesehen, wie korrekt, zuverlässig und kreativ jemand arbeitet. Lesen Sie also unsere 13 Tipps zum Kleidungsstil von Männern.

Tipp 1: Traditionelles muss nicht langweilig sein

Man kann sich klassisch kleiden, ohne dabei alt oder langweilig zu wirken. Wechseln Sie zum Beispiel zu modischen Kragenformen bei den Hemden. Ein Haifischkragen wirkt deutlich schicker als der gute alte Kentkragen. Manchmal macht auch schon ein kleines Detail den Unterschied: Probieren Sie doch mal ein Sakko mit zwei statt drei Knöpfen aus.

Foto: contrastwerkstatt _Fotolia.com

Tipp 2: Modisch ja, aber in Maßen

Natürlich darf man in der Geschäftswelt auch modisch angezogen sein. Man sollte nur nicht jede Mode mitmachen und genau prüfen, welches Auftreten die eigenen Geschäftspartner von uns erwarten. Als IT-Berater sollte man eben auf Jeans und Turnschuhe beim Kunden verzichten - auch, wenn sie im Trend sind.

Tipp 3: Konsequent bleiben

Wenn Sie eine Krawatte tragen, binden Sie diese ordentlich, wobei der oberste Hemdknopf geschlossen wird. Ist Ihnen der Kragen zu eng, müssen Sie neue Hemden kaufen. Alles dazwischen sind Halbheiten. Denken Sie daran: Manche Menschen schließen von Ihrer Kleidung auf Ihre Arbeitsweise...

Tipp 4: Die richtige Ärmellänge

Achten Sie beim Hemdenkauf auf die richtige Ärmellänge. Die Hemdmanschette sollte bei hängenden Armen die Daumenwurzel berühren und circa einen bis zwei Zentimeter aus dem Sakkoärmel rausschauen. Kommen Sie mit normalen Ärmellängen nicht zurecht, fragen Sie im Handel nach Hemden mit "extra langen oder kurzen Ärmeln".

Tipp 5: Schuhe sind Ihre Visitenkarte

Nichts ruiniert Ihr Outfit schneller, als ein stilloser oder vernachlässigter Schuh. Mit den Klassikern (Oxfords und Brogues) liegen Sie immer richtig. Achten Sie hier unbedingt auf gute Qualität. Ein Schuh zum Anzug hat übrigens immer eine Ledersohle.

Den schönsten Glanz bekommen Ihre Schuhe, wenn Sie sie richtig putzen: Schmutz zuerst mit einem feuchten Tuch entfernen, Creme auftragen, mit der Bürste nachpolieren und dann mit ausgedienten Nylons auf Hochglanz bringen.

Tipp 6: Braun nie zu Schwarz

Wer dunkle Anzüge trägt, sollte braune Schuhe unbedingt meiden.
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Glauben Sie nicht alles, was Sie sehen. Nein, zu schwarzen Anzügen trägt man keine braunen Schuhe, auch nicht mit braunem Gürtel. Zu dunkelblauen, grauen und beigefarbenen Anzügen dagegen schon.

Tipp 7: Weniger ist auch bei Männern mehr

Der Gürtel sollte die gleiche Farbe haben wie die Schuhe und aus Leder sein. Die Gürtelschnalle sollte dezent zum Business-Outfit gewählt werden. Große Logos oder dicke Silberschließen sind nicht gefragt. Bei der Länge des Gürtels achten Sie darauf, dass rechts und links neben dem passenden Loch noch Spielraum ist.

Tipp 8: Farben und Muster

Auch hier fährt man mit dem Motto "weniger ist mehr" sehr gut. Ein gestreifter Anzug, ein kariertes Hemd und eine getupfte Krawatte sind einfach zu viel. Merken Sie sich die Formel: das Muster der Krawatte sollte stärker sein als das des Hemdes. Und: zu einem Nadelstreifenanzug wählen Sie immer ein einfarbiges Hemd.

Tipp 9: Stilvoll schreiben

Damit ist nicht nur gemeint, wie Sie Ihre Texte formulieren. Viel mehr möchten wir an dieser Stelle auf das Schreibgerät und die Unterlage hinweisen. Unterzeichnen Sie bitte wichtige Verträge mit einem persönlichen Stift und nicht mit einem Plastikkuli auf dem in großen Lettern ein Unternehmen wirbt. Wenn Sie es nicht schon machen, sollten Sie Notizen in einem Meeting in ein dafür vorgesehenes Buch oder auf einem gebundenen Notizblock vornehmen. Einzelne Zettel haben den Nachteil, dass sie schnell verloren gehen.

Tipp 10: Sichtbare Männerwaden nur beim Sport

Die Blicke der Geschäftspartner sollten nicht durch helle Nuancen zwischen Hosenbein und Schuh abgelenkt werden. Achten Sie darauf, dass die Socken auch beim Beinüberschlag keine Haut zeigen. Auf Nummer Sicher gehen Sie dabei mit Kniestrümpfen. Neben der "stacheligen Wade" sind es aber auch helle Strümpfe, die bei einem dunklen Anzug für Ablenkung sorgen. Wie längst bekannt, sollten Tennissocken auch nur zum Sport verwendet werden.

Wichtig bei all den Regeln ist aber: Bleiben Sie sich treu! Unterstreichen Sie Ihre Persönlichkeit mit Ihrem Stil und steigern Sie damit Ihren Sympathie-Wert. Nur mit einer sympathischen Ausstrahlung können Sie Kollegen und Vorgesetzte von Ihrem Erfolgsweg überzeugen.

Tipp 11: Wo MANN individuell sein kann

Müssen die Herren im Kundenkontakt Anzug tragen, bleibt ihnen zur Individualisierung die Krawatte - das kleine Stoffstück mit großer Wirkung. Das bedeutet nun aber nicht, dass es ein Modell aus Leder, Holz oder mit Mickey-Mouse-Motiv sein soll. Wichtig sind stilvolle Krawatten, die immer aus reiner Seide sind, mit einem dezenten Muster. Doch hier bringt's die Farbe: blaue Krawatten strahlen Sachlichkeit und Ruhe aus, orange wirkt sehr lebhaft und kreativ, rote Krawatten vermitteln emotionale Wärme und haben eine hohe Signalwirkung.

Individualität lässt sich aber auch in der Wahl der Anzüge demonstrieren: Die Schnittform kann heute schlank sein und somit sportlich wirken. So können Männer einen unverwechselbaren Stil prägen, indem sie zum Beispiel nur Anzüge mit einem bestimmten Schnitt tragen oder Hemden mit einer bestimmten Kragenform. Manche Herren machen auch Schuhe zu ihrem Hobby und tragen nur bestimmte Modelle.

Trägt der Herr keinen Anzug, sollte er seinen Kleidungsstil immer an seine Zielgruppe anpassen. Sehr viel Raum zur Individualisierung bleibt hier nicht. In konservativen Branchen wie Banken und Versicherungen, geht es eher klassisch zu. Danach sollte sich zum Beispiel auch der IT-Dienstleister richten. In anderen Branchen geht es etwas lockerer zu, man darf deshalb aber nicht gleich zur Freizeitkleidung greifen.

Tipp 12: Möglichst kein Schmuck

Schmuck ist im Business-Umfeld nicht akzeptiert. Hier sollten sich Herren auf maximal ein bis zwei Ringe und eine Armbanduhr beschränken. Auch bei der Uhr heißt es, eher dezent aufzutreten. Denn zum Anzug passt keine Taucheruhr mit Kautschukarmband.

Tipp 13: Was bei "Business Casual" erlaubt ist

Keine Krawatte zum Anzug trägt der Herr, wenn der Dresscode "Business Casual" erlaubt. Dieser bedeutet immer: Anzug ohne Krawatte - und nicht weniger. Es sind also keine Jeans damit gemeint, wie viele Herren denken. Ein Button-down-Hemd zum Anzug oder eine Kombination ist hier perfekt. Im Sommer können Männer auch einen hellen Baumwollanzug ohne Krawatte tragen.