Mediencenter

Rasplex: Filme und Musik über Raspberry Pi streamen

05.09.2015 von Stephan Lamprecht
Der Medienserver Plex hat sich eine breite Nutzerbasis geschaffen, die damit Musik und Filme zentral im Netzwerk verteilen. Mit dem angepassten System Rasplex wird der Raspberry Pi zum passenden Server und Client und zur alternativen Set-Top-Box.

Plex stammt ursprünglich vom XBMC-Projekt (inzwischen „Kodi“)ab und sollte eigentlich eine für die Apple-Welt optimierte XBMC-Version zur Verfügung stellen. Inzwischen gibt es Plex aber für alle Betriebssysteme. Zu Plex gehören eine ganze Reihe von optionalen Premiumfunktionen, für deren Nutzung Sie einen Plex-Pass erwerben müssen (3,99 Euro pro Monat): Offline-Synchronisation für mobile Geräte, das Abonnement von aktuellen Film-Trailern oder das Speichern und Wiedergeben der eigenen Mediensammlung über die Cloud gehören zu diesen Bezahlfunktionen. Dazu gibt es eine kostenlose Android-App. Diese Erweiterungen sind schick, aber nicht notwendig. Das für den Raspberry Pi entwickelte Rasplex ist eine Client-Software: Sie greift auf den Plex-Server zu, um von dort Medien abzuspielen – typischerweise per HDMI über den Fernseher.

Die Client-Server-Struktur von Plex

Plex nutzt eine Client-Server-Architektur. Sie benötigen also einen Rechner, der als Server arbeitet und das eigentliche Streaming der Inhalte übernimmt. Wenn Sie auf einem anderen Client-Gerät Medien nutzen wollen, muss dieser Server auf jeden Fall laufen. Die Medien liegen auf den internen oder externen Datenträgern des Servers. Bei externen USB-Datenträgern muss beim Systemstart des Servers sichergestellt werden, dass diese Laufwerke automatisch eingebunden werden, damit die Inhalte zur Verfügung stehen. Der Plex-Server kann auf einem PC (Linux, Windows, Mac) oder einem NAS laufen. Auch ein Raspberry Pi oder ein vergleichbarer Platinenrechner kann die Server-Rolle übernehmen, wobei aber selbst das neuere Raspberry-Modell 2 an seine Grenzen kommt. Der Rasplex-Client ist auf einem Raspberry 2 hingegen gut aufgehoben (siehe Kasten „Rasplex und Raspberry Pi 2“).

Plex-Server unter Ubuntu einrichten

Der Medienserver Plex wird kostenlos angeboten, ist aber kein Open-Source-Programm mehr. Deswegen müssen Sie die Software im Software-Center von Ubuntu für „kaufen“ – für null Euro. Direkt in der Seitenleiste von Unity starten Sie den Server dann bequem mit einem Mausklick. Alternativ laden Sie sich die aktuellste Version direkt von der Projektseite https://plex.tv/downloads für Ubuntu herunter. Diese installieren Sie in einem Terminal mit

sudo dpkg -i \ [Name der Datei]

Das Installationsprogramm richtet auch gleich den Start des Servers ein. Wenn dieser aus irgendwelchen Gründen später beendet oder neu gestartet werden muss, nutzen Sie dazu folgende drei Befehlsvarianten:

sudo service plexmediaserver start|stop|restart

Läuft der Server, lässt er sich per Browser einrichten und verwalten. Am lokalen Rechner verwenden Sie dazu die Adresse „http://127.0.0.1:32400/web“. Wenn Sie sich von einem anderen System aus mit dem Plex-Server verbinden wollen, müssen Sie dessen IP-Adresse plus Port eingeben, zum Beispiel: „http://192.168.1.1:32400“.

Voraussetzung für den Rasplex-Client ist ein funktionierender Plex-Server.

Sie werden nach der Installation Schritt für Schritt durch die Einrichtung geführt. Dabei geht es in erster Linie um die Definition der Verzeichnisse, wo sich die Mediendateien befinden. Wenn Sie später die Konfigurationsoberfläche aufrufen, kann es passieren, dass Sie statt der gewohnten Oberfläche nur den Auszug aus einer XML-Datei sehen. Ergänzen Sie in diesem Fall die URL des Servers mit „/manage“, also etwa „http://192. 168.1.1:32400/manage“. Plex sucht über eine bestehende Internetverbindung Metainformationen zu den angelegten Dateien und schreibt diese in seine Datenbank.

Damit es dabei zu möglichst wenigen Fehlern kommt, werden Sie wahrscheinlich einige Korrekturen an Ihrer Sammlung vornehmen müssen. Unter https://support.plex.tv/hc/en-us/categories/200028098 haben die Entwickler einige Hinweise zusammengetragen, nach welchem Schema Sie das am besten erledigen.

Rasplex auf Raspberry Pi installieren

Kleine grafische Installer wie hier für den Mac laden das aktuelle Image herunter und übertragen es auf die SD-Karte.

Der Raspberry startet sein Betriebssystem von der SD-Karte. Sie müssen also den Rasplex-Client zuerst auf die Karte bringen. Das geht recht komfortabel mit den von den Entwicklern angebotenen Installationsprogrammen für Linux, Windows und Mac.

Die Linux-Version des Installers setzt ein 64-Bit-System voraus. Sie laden sich das Programm herunter, gehen mit dem Terminal in den Download-Ordner und starten dort die Datei mit diesem Kommando:

sudo ./GetRasplex.bin

Alternativ ist auch eine manuelle Installation möglich. Dazu laden Sie die IMG-Datei zuerst herunter und kopieren dann das System mit

dd if=rasplex-RP-0.5.0.img of=/dev/sd[x] bs=1MB

auf die Speicherkarte. Achten Sie beim Zielgerät („of=…“) unbedingt auf die korrekte Gerätekennung, weil der angegebene Datenträger komplett überschrieben wird. Starten Sie anschließend den Raspberry Pi. Sie werden vom Einrichtungsprogramm von Rasplex begrüßt. Mit den Pfeiltasten einer angeschlossenen Tastatur navigieren Sie durch die Punkte. Nachdem Sie die Sprache ausgewählt haben, gelangen Sie zur Auswahl des Netzwerks. Der Dialog ist selbsterklärend. Haben Sie den Minirechner per Ethernet mit dem Netzwerk verbunden, richten Sie später optional auch noch einen WLAN-Zugang in den Optionen von Rasplex ein. Im nächsten Dialog geht es um die Kalibrierung des Bildschirms. Wählen Sie „Do Calibrate“ aus, und folgen Sie den Anweisungen auf dem Bildschirm. Durch das Positionieren der angezeigten Linien passen Sie die Darstellung an Ihren Monitor an. Der nachfolgende Abschnitt der Einrichtung ist optional. Sofern Sie bereits einen Zugang zu „MyPlex“ besitzen, hinterlegen Sie dessen Zugangsdaten. Es ist durchaus zu empfehlen, auf der nächsten Bildschirmseite das „Pre-Caching“ einzuschalten. Es beschleunigt die Navigation innerhalb der Mediensammlung deutlich. Denn Rasplex lädt damit schon mal die Vorschaubilder lokal auf die Speicherkarte. Damit sind Sie bereits am Ende der Einrichtung angelangt und betreten die Oberfläche des Rasplex.

Einrichten und Medien in Plex wiedergeben

Sie können in Plex direkt zu den Kategorien blättern oder nach Medien suchen.

Sie befinden sich jetzt direkt auf dem Startbildschirm. Darüber verzweigen Sie in die verschiedenen Bereiche der Mediensammlung, zum Beispiel „Filme“. Mit der Funktion „Suchen“ finden Sie schnell zu einem bestimmten Titel. Sie navigieren entweder per App oder Tastatur, wobei nur die Pfeiltasten, Eingabetaste und Esc benötigt werden. Haben Sie eine Medienkategorie ausgewählt, zeigte Ihnen Rasplex die Übersicht der enthaltenen Titel. Über das kleine Menü am Rand holen Sie sich zu einem Eintrag weitere Informationen. In den Details eines Films können Sie etwa zu einer anderen Tonspur (wenn vorhanden) wechseln, den Film bewerten oder auch Untertitel aktivieren. Die grundlegende Bedienung des Systems ist leicht verständlich. Wer bereits mit einer Set-Top-Box wie dem Apple TV oder Fire TV Erfahrungen gesammelt hat, kommt auf Anhieb zurecht.

Hat der Plex-Server die korrekten Metainformationen zu einem Titel gefunden, werden diese vom Rasplex-Client eindrucksvoll dargestellt.

Die Einstellungen für Rasplex erreichen Sie, indem Sie auf dem Hauptbildschirm mit den Pfeiltasten nach links navigieren. In der Seitenleiste finden Sie den Punkt „Einstellungen“. Die Einstellungen gliedern sich in vier große Bereiche. Unter „Erscheinungsbild“ finden Sie alle Kommandos zusammengefasst, die die Optik des Systems, teilweise auch dessen Bedienung beeinflussen. Im Bereich „Wiedergabe“ legen Sie in Abhängigkeit der Medienarten deren Darstellung fest. Änderungen am System, zum Beispiel die Anmeldung bei „Mein Plex“ oder auch die Einrichtung von zusätzlichen Eingabegeräten, sind alle über das kleine Zahnrad unter „System“ zu finden.

Hier können Sie weitere Funktionen für Rasplex nachrüsten.

Von diesen Optionen zu unterscheiden sind die eigentlichen Systemeinstellungen („System Settings“). Hier sind alle Optionen gruppiert, die teilweise auch Hardware-nahe Änderungen durchführen. Wenn Sie einen neuen WLAN-Zugang aktivieren wollen oder einen Bluetooth-Adapter anschließen und einrichten möchten, nutzen Sie die Systemeinstellungen. In diese Kategorie fällt zum Beispiel auch das Aktivieren von Diensten. Falls eine App für das Smartphone den Rasplex-Client nicht findet, kontrollieren Sie beispielsweise, ob Sie Änderungen an den Diensten oder Verbindungen vorgenommen haben. Generell ist Rasplex so konfiguriert, dass größere Änderungen in den Systemeinstellungen nicht notwendig sein sollten – es sei denn, sie wollen beispielsweise eine Fernbedienung einrichten.

Wie wäre es beispielsweise mit dem Abruf der Kino-Trailer von Apple?

Rasplex lässt sich mit Hilfe von Apps ergänzen. Im Menüabschnitt, der zu den Einstellungen führt, finden Sie den Eintrag „App Store“. Geordnet nach Kategorien und Medientypen haben Sie hier die Wahl zwischen einer ansehnlichen Sammlung von Ergänzungen für das System. Wenn Sie etwa auf Vimeo oder Soundcloud zugreifen wollen, installieren Sie sich die passende App.

In den „Einstellungen“ von Rasplex finden Sie fundamentale Optionen zur Einrichtung von Netzwerkzugängen und zum Anpassen der Hardware.

Die Erweiterungen verewigen sich üblicherweise mit einem Eintrag direkt auf dem Startbildschirm, müssen dann aber häufig auch noch konfiguriert werden (etwa durch das Hinterlegen von Zugangsdaten). Da Plex auf XBMC/Kodi basiert, bietet Rasplex auch Unterstützung für Apples Airplay-Technologie. In den Programmoptionen können Sie diese Unterstützung aktivieren. Leider bringt Apple oft Updates für seine Geräte, die Airplay unter Rasplex erst mal verhindern. In solchen Fällen müssen Sie ein paar Tage warten, bis die Entwickler von Rasplex ebenfalls ein passendes Update zur Verfügung stellen. Das Streaming von Inhalten etwa aus iCloud funktioniert sehr gut – ein schnelles LAN oder WLAN vorausgesetzt. Das Spiegeln des iPad-Bildschirms war hingegen zum Zeitpunkt dieses Artikels aussichtslos.

Optionen für die Fernsteuerung

Um das Wohnzimmererlebnis zu perfektionieren, suchen viele Anwender nach der Einrichtung des Grundsystems nach Möglichkeiten, das Rasplex ohne Tastatur zu steuern. Unterstützt der Fernseher den CEC-Standard, ist es einen Versuch wert, den Raspberry direkt mit der TV-Fernbedienung zu steuern. Ferner sollten alle Fernbedienungen funktionieren, die auch von XBMC/Kodi unterstützt werden. Sie brauchen dafür allerdings einen zusätzlichen Infrarot-Empfänger auf USB-Basis.

Ein weiterer interessanter Ansatz, der aber ebenfalls einige Anpassungen erfordert, ist das Projekt Flirc. Der USB-Dongle kostet etwa 30 Euro und verspricht Unterstützung für jede IR-Fernbedienung auf dem Raspberry Pi.

(PC-Welt/ad)