Do-it-yourself

Raspberry Pi als Wandkalender mit Google Kalender einrichten

03.12.2015 von Markus Fasse
Wieder mal einen wichtigen Termin verpasst, weil der Kalender an der Wand nicht umgeschlagen war? Solche Querelen des Alltags sind mit dem Raspberry Pi Vergangenheit: Der kleine Computer kann mithilfe von Google Kalender zum elektronischen Jahresweiser umgebaut werden.

Mit diesem Projekt kommen Sie nie mehr zu spät. Und hinter einem Monitor angebracht stören auch keine überflüssigen Kabel. Mit Ausnahme der Stromversorgung empfängt der kleine Rechenknecht Signale und Infos über das Netz oder per Fernwartung. In wenigen Schritten zeigt er Ihnen so rund um die Uhr Ihre aktuellen Termine an. Ganz ohne altbackenes Papier und neunmalkluge Kalendersprüche.

Der Einkaufszettel

Das wichtigste Teil des Wandkalender-Projekts ist natürlich ein Raspberry Pi inklusive Micro-SD-Karte sowie Stromversorgung. Ob Sie zum aktuellen Modell 2 greifen oder einen älteren Pi verwenden, ist für dieses Projekt unerheblich. Möchten Sie den Mini-Computer allerdings parallel zum Wandkalender mit anderen Aufgaben betrauen, sollten Sie zur aktuellen und etwas leistungsstärkeren 2-B-Variante greifen.

Wichtig: Legen Sie ein für Ihr Modell passendes Gehäuse ebenfalls in den Warenkorb. Darüber hinaus benötigen Sie einen USB-WLAN-Dongle, einen Monitor mit HDMI-Anschluss und ein HDMI-Kabel. Optional: eine Wandhalterung für den Bildschirm. Da der Raspberry Pi im Grunde ständig mit dem Internet verbunden ist, sollten Sie ein entsprechendes Heimnetzwerk bereits installiert und betriebsbereit haben. Eine USB-Maus und -Tastatur ergänzen den Zettel der nötigen Komponenten.

Die ersten Schritte mit dem Raspberry

Mit dem kostenlosen Programm Disk Imager installieren Sie das Raspberry-Pi-System Wheezy im Handumdrehen auf einer SD-Karte.

Falls Sie einen konfigurierten Raspberry Pi samt Raspbian Wheezy bereits verwenden, können Sie gleich dazu übergehen, den Google Kalender auf dem Raspberry Pi einzurichten (lesen Sie weiter ab Hilfe für Iceweasel). Ansonsten müssten Sie zunächst Ihren Mini-Computer mit dem Betriebssystem ausstatten. Laden Sie sich dafür die aktuelle Version von Raspbian Wheezy herunter. Danach installieren Sie das kostenlose Programm Win32 Disk Imager. Entpacken Sie die ZIP-Datei mit Raspbian Wheezy und stecken Sie die SD-Karte samt Adapter in einen freien Slot Ihres PCs. Starten Sie das Freeware-Tool Disk Imager und wählen Sie in der oberen Zeile die entpackte Datei von Wheezy aus. Geben Sie über das Datei-Symbol gleich daneben an, dass Sie dieses Image auf Ihre SD-Karte installieren möchten. Ein Klick auf „Write“ und in ein paar Minuten ist Ihre Karte bootfähig. Ziehen Sie diese nach Abschluss der Installation aus dem Computer heraus und stöpseln Sie sie in den Raspberry Pi.

Den Raspberry vorbereiten

Schließen Sie nun auch WLAN-Dongle, USB-Tastatur, USB-Maus sowie die Stromversorgung und ein LAN-Kabel an den Raspberry Pi an. Verbinden Sie abschließend den Mini-Computer per HDMI-Kabel mit dem Monitor. Anschließend booten Sie den kleinen Freund. Zunächst sind jedoch ein paar Feineinstellungen im Setup von Ihrem frisch installierten Raspbian Wheezy nötig:

Am Anfang war das Setup. In der Konfiguration des Raspberry Pi nehmen Sie wichtige Einstellungen vor, die für dieses Projekt nötig sind – etwa das Booten in den grafischen Desktop.

Expandieren Sie als erstes das Dateisystem von Wheezy, damit das Betriebssystem die gesamte SD-Karte ausnutzt. Dies erledigen Sie über den Punkt 1 „Expand Filesystem“. Darüber hinaus müssen Sie noch den Desktop-Boot aktivieren (Punkt 3 „Enable Boot to Desktop“). Schließlich wollen Sie den Google Kalender mit der grafischen Oberfläche von Wheezy genießen und nicht auf den Linux-Terminal starren. Ferner sollten Sie im Setup ein sicheres Passwort vergeben (Punkt 2 „Change User Password“). Folgen Sie in allen drei Fällen einfach den Anweisungen auf dem Bildschirm. Zu guter Letzt aktivieren Sie optional noch SSH. Über die sogenannte Secure Shell können Sie auf Ihren Raspberry aus der Ferne zugreifen. Das ist besonders praktisch, um Wartungsarbeiten durchzuführen. Den entsprechenden Punkt finden Sie im Menü „Advanced Options“.

WLAN installieren

Der Raspberry Pi ist bereits über das LAN-Kabel mit dem Internet verbunden. Um den Kabelsalat aber in Schach zu halten, möchten wir WLAN verwenden. In der Regel sind gängige WLAN-Dongle via USB Hotplug-fähig; sie funktionieren also nach einem sauberen Neustart des Systems ohne komplizierte Installationen. Dennoch sollten Sie kurz prüfen, ob Ihr Wi-Fi-Stecker von Raspbian Wheezy problemlos verwendet werden kann. Geben Sie dazu im Terminal den Befehl „lsusb“ ein. Sie sehen nun sämtliche angeschlossenen USB-Geräte. Ihr WLAN-Adapter sollte mit der Typenbezeichnung des Herstellers zu finden sein. Der Dongle taucht nicht auf? Prüfen Sie dann direkt beim Hersteller, ob dieser Linuxfähige Treiber für seine Adapter anbietet. Tadellos funktionieren beispielsweise der Edimax EW-7811UN für rund acht Euro oder der CSL 300 MBit/s WLAN-Stick für rund 13 Euro. Um sich nun mit dem Adapter ins WLAN einzuklinken, können Sie die grafische Oberfläche benutzen: Klicken Sie einfach auf das Programm Wifi Config. Wählen Sie im Feld „WLAN-Adapter“ Ihren Stick aus und scannen Sie anschließend nach der SSID des kabellosen Netzwerkes. In den Ergebnissen sollte nun Ihr WLAN auftauchen: Klicken Sie es doppelt an und tragen Sie das Passwort ein. Wenn Sie den Raspberry Pi zunächst ohne grafische Oberfläche konfigurieren, geben Sie im Terminal den Befehl

sudo nano /etc/network/interfaces

ein.

Sie sehen eine Konfigurationsdatei, an dessen unteren Zeilen folgende Informationen zu finden sein sollten:

allow-hotplug wlan0 iface wlan0 inet manual wpa-roam /etc/wpa_supplicant/wpa_supplicant.conf iface default inet dhcp

Das steht dort so nicht? Kein Problem! Ergänzen Sie die obigen Zeilen in Ihrer Datei, aber löschen Sie nicht die vorhandenen Einträge, die mit „auto lo“, „iface lo“ und „iface eth0“ beginnen. Falls Sie in der Datei etwas geändert haben, speichern Sie das Ganze über STRG+X ab und laden Sie die Konfiguration neu:

sudo /etc/init.d/networking reload

Suchen Sie nun Ihr WLAN mit dem Befehl:

sudo iwlist wlan0 scan

Gefunden? Prima! Tragen Sie die SSID samt Passwort nun in die Datei wpa_supplicant.conf ein:

sudo nano /etc/wpa_supplicant/wpa_supplicant.conf

Hier sollten Sie unter der Zeile update_config= 1 folgende Einträge sehen:

network={ ssid=“WLAN-Name“ psk=“WLAN-Passwort“ key_mgmt=WPA-PSK }

Falls nicht, tragen Sie diese Zeilen nach. Ergänzen Sie den Platzhalter „WLAN-Name“ mit der tatsächlichen SSID und tragen Sie statt „WLAN-Passwort“ das Kennwort Ihres Netzwerkes ein. Speichern Sie auch diese Datei via STRG+X und laden Sie sie neu. sudo/etc/init.d/networking reload Glückwunsch, Sie sind nun mit Ihrem WLAN verbunden. Es hakt irgendwo? Starten Sie den Raspberry Pi mit dem Befehl

sudo reboot

neu.

Google Kalender mit der ganzen Familie nutzen

Was wäre ein ordentlicher Wandkalender für die ganze Familie ohne die Termine der lieben Verwandtschaft? Damit Sie immer wissen, was bei Ihrer Familie so anliegt, können Sie einen eigenen Kalender für die Familie anlegen und via Google mit allen anderen teilen. So kann jedes Familienmitglied Termine für die Allgemeinheit eintragen und sie werden alle am Monitor angezeigt. Ihre privaten Termine bleiben hingegen weiterhin nur für Sie sichtbar.

Und so geht’s: Loggen Sie sich bei Google ein und klicken Sie über das gekachelte Quadrat oben rechts auf „Kalender“. Klicken Sie links neben der Überschrift von „Meine Kalender“ auf das abwärts zeigende Dreieck. Wählen Sie aus dem Menü den Eintrag „Neuen Kalender erstellen.“ Geben Sie dem Kalender im folgenden Menü einen treffenden Namen und füllen Sie bei Bedarf die übrigen Felder wie „Beschreibung“ oder „Ort“ aus.

Wichtig: Tragen Sie im Feld „Für bestimmte Personen freigeben“ die Googlemail-Adressen Ihrer Familienmitglieder ein, mit denen Sie den neuen Kalender teilen möchten. Alle Adressen werden benachrichtigt und können fortan Termine in den gemeinsamen Kalender eintragen. Alternativ können Sie über das Dreiecks-Menü auch bereits bestehende Kalender freigeben.

Hilfe für Iceweasel

Der Browser Iceweasel ist kein Bordmittel von Raspbian Wheezy. Lesen Sie hier, wie Sie den Firefox-Ableger installieren.

Im Grunde ist nun alles angerichtet. Damit der Google Kalender aber permanent und stets synchron auf dem Monitor angezeigt wird, sollten Sie zuvor noch Iceweasel installieren. Das ist ein Webbrowser auf Grundlage von Mozillas Firefox und er arbeitet wunderbar mit Googles Webapps zusammen. Unter die fällt auch der Kalender. Installieren Sie die Software mit dem Befehl

sudo apt-get install Iceweasel

Damit der Browser auch beim nächsten Reboot des Pis ebenfalls startet, tragen Sie ihn noch kurzerhand in den Autostart ein. Geben Sie im Terminal den Befehl

sudo nano /etc/xdg/lxsession/LXDE/autostart

ein und tragen Sie in der Datei in die unterste Zeile @iceweasel sowie in eine Zeile darunter

@Unclutter

ein.

Damit Iceweasel nach einem Neustart oder Crash direkt zum Google Kalender surft, sollten Sie diesen als Startseite im Browser festlegen.

Die Datei dann mit STRG+X abspeichern, fertig – das Wiesel ist nun immer startklar. Bevor Sie den Google Kalender einrichten, sorgen Sie noch kurz für etwas Ordnung: Falls der Browser einmal abstürzt, soll er nicht den sonst praktischen Wiederherstellungs-Modus anwerfen. Lieber soll er gleich wieder zum Google Kalender durchstarten. Starten Sie Iceweasel und geben Sie in der Browserzeile den Befehl

about:config

ein.

Scrollen Sie in der Liste zum Eintrag „browser.sessionstore.resume_from_crash“ und setzen Sie den Wert „Value“ auf „false“. Schließen Sie danach den Tab. Nun stört nur noch der ständig abgebildete Mauscursor. Darüber hinaus soll der Raspberry Pi nicht in den Stromsparmodus wechseln, wenn er länger ungenutzt an der Wand hängt – die Darstellung des Kalenders wäre dann zu dunkel.

Weg mit Cursor und Energiesparmodus

Wichtig, falls Iceweasel oder der Raspbery Pi mal den Dienst quittiert: Der Browser soll, anstelle der Wiederherstellung geschlossener Tabs, direkt zum Google Kalender durchklicken.

Auch dafür ist wieder etwas Software nötig: Installieren Sie zunächst Unclutter, indem Sie – erneut im Terminal – den Befehl

sudo apt-get install Unclutter

eintragen und mit Enter bestätigen. Starten Sie das Programm mit dem Befehl

Unclutter

Übrigens: Um den automatischen Start von Unclutter müssen Sie sich beim nächsten Reboot des Pis keine Sorgen machen: Das Programm haben wir zuvor bereits mit Iceweasel zusammen in den Autostart eingetragen. Sobald Sie nun die Maus für ein paar Sekunden nicht anrühren, blendet der Mauscursor automatisch aus. Letzter Schritt in der Vorbereitung: Der Energiesparmodus muss weg. Um das Dimmen bzw. Ausschalten des Monitors zu vermeiden, müssen Sie die Datei lightdm.conf bearbeiten. Geben Sie den Befehl

sudo nano /etc/lightdm/lightdm.conf

im Terminal ein.

Bewegen Sie den Cursor ganz ans Ende, wo steht: „[SeatDefaults]“. Ändern Sie die Zeile

„#xserver-command=X“

in

„xserver-command=X -s 0 –dpms“.

Beenden Sie die Datei via STRG+X und speichern Sie die Änderungen ab. Nun kann es endlich richtig losgehen!

Google Kalender auf dem Raspberry einrichten und ausreizen

Ein frisch aufgesetzter Google Kalender im Vollbildmodus wirkt aufgeräumt und wartet darauf, Ihre Termine und Aufgaben abzuspeichern.

Rufen Sie im Iceweasel-Browser die URL www.google.de auf und loggen Sie sich mit Ihrem Google-Konto ein. Noch keinen Account beim Internetriesen? Eine Registrierung ist kostenlos und über den Button oben rechts denkbar einfach. Die Anmeldung kann natürlich auch mit einem Pseudonym geschehen. Klicken Sie anschließend oben rechts innerhalb der Google-Seite auf das gekachelte Quadrat und wählen Sie „Kalender“. Dieser ist dank der einfachen Struktur relativ selbsterklärend. Wichtig: Richten Sie exakt diese Kalender-Webseite als Startseite von Iceweasel ein. Klicken Sie dafür auf das Symbol mit den drei Balken oben rechts. Im Menü „General“ können Sie mit einem Klick auf „Use Current Page“ den Google Kalender als Home Page festlegen. Bestätigen Sie die Änderung mit einem Click auf „Close“ und drücken Sie auf der Tastatur die Taste F11. Der Browser geht nun in den Vollbildmodus – so stört Sie keine unnötige Menüzeile. Über die Schaltfläche „Termin eintragen“ können Sie nun ein Ereignis datieren. Es taucht dann auch gleich in der Gesamtübersicht auf. Auch Termine, die über die App auf einem Smartphone eingetragen wurden, werden hier angezeigt. Die Synchronisation kann aber schon einmal ein paar Minuten dauern. Besonders schön ist die Möglichkeit, einzelne Kalender zu färben. Wichtige Aufgaben könnten so beispielsweise in einem feurigen Rot erscheinen, während ein dezentes Grün Feiertage und Geburtstage ankündigt. So verlieren Sie nie den Überblick – selbst bei einem vollen Terminplan.

Raspberry und Monitor anbringen

Die Raspberry-Pi-Installation kann nun an die Wand geschraubt werden. Setzen Sie den Himbeer-PC in das Gehäuse ein. So verstaubt er nicht, lässt sich unbeschadet an der Rückseite des Monitors befestigen und bleibt dort auch sicher sitzen. Nehmen Sie als Befestigung ein bis zwei großzügig zugeschnittene Streifen doppelseitiges Klebeband. Achtung: Mit dem Raspberry Pi Huckepack vergrößert sich auch die Tiefe des Monitors. Bedenken Sie dies bei der Wahl der Schrauben. Greifen Sie daher lieber zu zwei Nummern größeren Dübeln und entsprechend längeren Schrauben. Dies ist natürlich hinfällig, sollten Sie eine eigene Wandhalterung des Monitormodells – womöglich gar mit Teleskoparm – verwenden. Fertig an die Wand gedübelt überprüfen Sie noch einmal alle wichtigen Einstellungen: Ist Iceweasel samt Google Kalender im Vollbildmodus? Alle anderen Fenster – etwa das Terminal – sind geschlossen? Gut! Dann können Sie die Maus und Tastatur vom Raspberry Pi abstöpseln. Um nun einen neuen Termin einzutragen, verwenden Sie am besten ein Smartphone inklusive Google-App. Der Kalender ist beispielsweise auf einem Mobiltelefon mit dem Betriebssystem Android standardmäßig mit dem Google-Konto verknüpft. Wer ein iPhone verwendet, kann seinen Google Kalender mit der Kalender-App von iOS verknüpfen. Sie haben gar kein Smartphone? Kabellose Mäuse und Tastaturen, die zudem kleiner und unauffälliger sind als ihre Schreibtisch-Ableger, gibt’s schon für kleines Geld beim (Online)Händler Ihres Vertrauens. Ob per manueller Eingabe oder komfortabel und mobil mit Smartphone: Neue Termine finden also immer automatisch den Weg auf Ihren elektronischen Wandkalender und sind so immer für jeden zuhause sichtbar.

Mit Apps alles im Griff

Ein neuer Termin oder eine neue Aufgabe steht an? Nehmen Sie nicht den Umweg über SSH oder die sperrige Tastatur. Ihr Smartphone erledigt das mit Bravour. Wenn Sie ein Android-Handy besitzen, ist die Kalender-App Ihres Smartphones bereits mit Ihrem Google-Konto verknüpft: Sämtliche Kalender und Termine sind somit auch auf Ihrem Smartphone zu sehen. Neue Termine, die Sie über die App eintragen, finden auch direkt den Weg auf den Monitor des Raspberry Pis.

Wenn Sie ein iPhone verwenden, benötigen Sie zunächst die kostenlose App Google Kalender. Sie ermöglicht, dass iOS-Fans verschiedene Kalender darstellen können. In der nativen Kalender-App von iOS werden keine zusätzlichen Kalender, etwa der geteilte Jahresweiser Ihrer Familie, dargestellt. Innerhalb der offiziellen Google-Kalender-App ist das aber kein Problem und auch neue Termine finden dank automatischer Synchronisation den Weg zum Raspberry Pi.

(PC-Welt/ad)