Multimedia-Server

Raspberry Pi als UPnP-Server für Multimediainhalte nutzen

26.10.2014 von Jürgen Donauer
Mittlerweile hat sich ein Technikkult um den Raspberry Pi entwickelt. So lässt sich der Minicomputer unter anderem hervorragend als UPnP-Streaming-Server verwenden.

Multimedia-Inhalte von einem zentralen Gerät im ganzen Haus zu nutzen, ist ein verbreitetes Anliegen. Solchem Streaming von einer Server-Quelle auf alle Geräte ist der Ein-Platinen-Rechner Raspberry Pi durchaus gewachsen. Wollen Sie unserer Anleitung folgen, brauchen Sie natürlich einen Raspberry Pi. Sie erhalten das Gerät am einfachsten beim Online-Händler Ihres Vertrauens für circa 35 Euro. Achten Sie unbedingt darauf, das Modell B mit 512 MByte RAM zu bestellen. Das ältere A-Modell hat obendrein keinen Ethernet-Anschluss. Als Stromversorgung benötigen Sie einen Micro-USB-Adapter.

Da der Raspberry Pi allein stehend laufen soll, kaufen Sie am besten eine Stromversorgung, die einen Netzstecker mit sich bringt (kostet etwa sieben Euro).

Bildergalerie
Raspberry Pi in der Praxis
Exotische Projekte rund um den Raspberry Pi.
Raspberry Pi in der Praxis
Kano: Bis auf den Bildschirm umfasst das über Kickstarter finanzierte Einsteigerset alles, um einen Computer mit dem enthaltenen Raspberry Pi zusammenzusetzen. Der Preis liegt bei 99 US-Dollar.
Raspberry Pi in der Praxis
Raspberry Pi als Internet- Radio: Als Player für eine Liste von vorbereiteten Streaming-URLs dient MPD. Dieser kann in diesem Projekt auch über die beiden Taster Radiostationen wechseln.
Raspberry Pi in der Praxis
H2O IQ: Das grüne Gehäuse beherbergt Feuchtigkeitssensor, Funkmodul und servogesteuerertes Ventil zur Bewässerung Ein Raspberry Pi dient als zentraler Bewässerungscomputer.
Raspberry Pi in der Praxis
Ein Gehäuse als PDF einfach ausdrucken: Aus Pappe lässt sich diese Einfassung namens „Punnet“ für den Raspberry Pi anfertigen, um die Platine vorerst provisorisch zu verstauen.
Raspberry Pi in der Praxis
Per Kopfdruck scannen und verschicken: Diese Scanner-Steuerung über das Raspberry Pi nimmt Dokumente über den USB-Port entgegen und leitet sie per E-Mail weiter.
Raspberry Pi in der Praxis
Hobby-Brauerei: Ein Mikro-Controller behält die Sensoren der Fermentierung im Blick, und ein Raspberry Pi sorgt für die richtige Temperatur während des Brauens.
Raspberry Pi in der Praxis
Lego Mindstorms mit dem Raspberry Pi als Schaltzentrale: Das Modul Brickpi vereinigt die Robotik-Plattform von Lego über eine separate Aufsteck-Platine mit dem Raspberry Pi.
Raspberry Pi in der Praxis
Kameramodul aus einer USB-Webcam: Viele der Billigkameras verstehen sich auch mit dem Raspberry PI beziehungsweise mit der dort installierten Linux-Distribution Raspbian.
Raspberry Pi in der Praxis
Raspberry Pi im Höhenrausch: Das Gehäuse in der passenden Form einer Himbeere (englisch „Raspberry“) schützt die Elektronik gegen die rauen Minustemperaturen auf 4 000 Metern.
Raspberry Pi in der Praxis
Zeitraffer und Dolly-Steuerung mit dem Raspberry Pi: Für beeindruckende Videos aus Einzelbildern lässt dieser Aufbau eine Kamera mit Motorsteuerung langsam über eine Schiene gleiten.
Raspberry Pi in der Praxis
Fernbedienung für den Raspberry Pi: Anstatt einen USB-Port mit einem IR-Receiver zu belegen, kann ein Sensor auch direkt an den GPIO-Pins der Platine angeschlossen werden.
Raspberry Pi in der Praxis
Blick über Südwest-England aus 40 Kilometern Höhe: An einem Wetterballon reiste der Raspberry Pi samt Kamera und CB-Funk-Transmitter in die Stratosphäre und wurde nach der Landung über GPS-Ortung geborgen.
Raspberry Pi in der Praxis
Tablet mit dem Raspberry Pi: Als Display kommt ein kapazitiver Touchscreen mit 10 Inch Bildschirmdiagonale zum Einsatz. Das Gehäuse besteht aus Birke und Kohlefaser und der Rahmen ist passgenau aus Sperrholz gefräst.

Weitere Hard- und Software- Voraussetzungen

Für das Aufspielen des Betriebssystems ist eine SD-Karte notwendig. Für die beste Geschwindigkeit raten wir zu einer Class-10-Karte. Wollen Sie viele Mediendateien übertragen, ohne ein weiteres externes Laufwerk zu verwenden, sollte die SD-Karte mindestens 32 GB fassen (ab 17 Euro).

Der Raspberry Pi (Modell B) sollte möglichst kabelgebunden am Netz arbeiten. Nur im Notfall verwenden Sie eine WLAN-Karte, und für diesen Fall empfehlen wir die Edimax EW-7811UN mit 150 MBit/s für circa acht Euro. Außerdem raten wir zu einem Schutzgehäuse, das Sie für weitere sieben Euro aufwärts erhalten. Rechnet man alles inklusive WLAN-Karte zusammen, kommen Sie auf rund 75 Euro. Das Betriebssystem ist kostenlos.

Noobs macht es sehr einfach, Betriebssysteme parallel für den Raspberry Pi zu installieren. Noobs hat auch die Medienzentralen Open Elec und Rasp BMC in seinem Portfolio.

Vorübergehend - für die Einrichtung des Systems - brauchen Sie außerdem Bildschirm, Maus und Tastatur. Der Raspberry Pi ist mit einem HDMI-Ausgang bestückt. Welches Kabel Sie benötigen, hängt vom Eingang des Bildschirms ab. Es ist auch HDMI auf DVI möglich. Ist das System dann komplett konfiguriert, können Sie es auch "headless", also ohne Monitor, Tastatur und Maus betreiben.

Am Ende soll ein funktionstüchtiger UPnP-Server für das Streaming herauskommen. UPnP steht für Universal Plug & Play und ist ein weitverbreiteter Standard, den viele moderne Geräte und Software-Player verstehen (Smart-TVs, Tablets, Spielekonsolen, AV-Receiver, Windows- und Linux-Mediaplayer). Diese finden einen UPnP-Server automatisch im Netzwerk. Es kommt allerdings vor, dass Sie UPnP auf Geräten oder in der Player-Software erst explizit aktivieren müssen, so etwa beim Linux-Mediaplayer Banshee. Weiterhin lässt sich bei manchen Routern einstellen, ob UPnP aktiviert sein soll. Sollten Fehler auftreten, könnte das Problem an dieser Router-Einstellung liegen.

Installation des Betriebssystems

Die kompletteste Software für einen Multimedia-Server ist bekanntlich XBMC, und für den Raspberry Pi gibt es gleich zwei spezialisierte XBMC-Versionen: Open Elec und Rasp BMC. Beide Systeme können Sie, wie unten beschrieben, via Noobs installieren ("New Out Of Box Software").

Die meisten SD-Karten werden vorformatiert mit dem Dateisystem FAT32 ausgeliefert. Sollte das nicht der Fall sein, formatieren Sie die Karte entsprechend. Danach besuchen Sie die Website www.raspberrypi.org/downloads des Raspberry Pi und laden dort Noobs herunter. Das vollständige Paket "Offline and network install" hat 1,3 GByte (die kleine Variante "NetworkInstall Only" kommt nur in Frage, wenn der Raspberry Pi bereits läuft und mit dem Internet verbunden ist). Entpacken Sie das ZIP-Verzeichnis, und kopieren Sie die entpackten Daten auf die SD-Karte.

In den speziellen Einstellungen für Open Elec ändern Sie das Tastatur-Layout und den Systemnamen. Außerdem bestimmen Sie hier, ob sich die Distribution automatisch aktualisieren soll.

Nun können Sie die SD-Karte in den Raspberry Pi stecken und das Gerät mit Strom versorgen. Noobs initialisiert zunächst automatisch die Partition. Danach dürfen Sie das System auf Deutsch umstellen. Im Anschluss stellt Ihnen Noobs einige Betriebssysteme zur Auswahl, die Sie einfach per Mausklick installieren können. In dieser Liste befinden sich auch Rasp BMC und Open Elec. Sie können aus Neugierde auch beide installieren und sich später entscheiden, welches Ihnen besser gefällt. Open Elec wirkt etwas ausgereifter und hat eine bessere Konfigurationsoberfläche. Man merkt dem Projekt an, dass die Entwickler das System schon jahrelang für x86-Systeme ausgeben. Wir haben uns daher für Open Elec entschieden.

Ersteinrichtung von Open Elec

Nachdem Noobs alles für Sie konfiguriert hat, können Sie die Open-Elec-Variante von XBMC starten. Ein Software-Assistent hilft Ihnen bei der grundsätzlichen Einrichtung. Unter anderem wählen Sie hier die Systemsprache und den Namen für das System. Weiterhin können Sie auf Wunsch gleich Netzwerkkomponenten wie Samba und SSH aktivieren. Für das Ausliefern von Medien via UPnP ist es allerdings nur erforderlich, die Netzwerkschnittstelle zu bestimmen (Ethernet oder WLAN).

Unter XBMC können Sie UPnP und somit den maßgeblichen Streaming-Dienst mit einem Mausklick aktivieren.

Die hier eingestellte Erstkonfiguration lässt sich später jederzeit wieder ändern. Die Distribution bietet dafür unter "System" die Registerkarte "OpenELEC". Klicken Sie darauf, öffnet sich ein Dialog mit einer weiteren Registerkarte "System". Diese sollten Sie in jedem Fall aufsuchen, um die "Tastaturbelegung" auf Deutsch ("de") einzustellen. An dieser Stelle dürfen Sie auch vorgeben, ob sich Open Elec automatisch aktualisieren durch Updates soll.

UPnP-Server in XBMC aktivieren

Wie bereits erwähnt, bringt XBMC den UPnP-Server mit. Sie aktivieren die Funktion, indem Sie auf "System -> Einstellungen -> Dienste" klicken. Im nun öffnenden Dialog finden Sie die Registerkarte "UPnP". Klicken Sie hier auf "UPnP-Server aktivieren". Zu empfehlen ist ferner das Einschalten der zweiten Option "Veröffentliche Bibliothek-Aktualisierungen über UPnP". Sollte sich an der Multimedia-Bibliothek etwas ändern, informiert dann das Mediencenter des Raspberry Pi sofort die UPnP-verbundenen Geräte.

Medien übertragen: Um Dateien auf den Raspberry Pi und das XBMC zu kopieren, nutzen Sie am besten den eingebauten Dateimanager. Sie erledigen das hier einfach per Rechtsklick.

Wie sich der UPnP-Dienst im Netzwerk meldet, bestimmen Sie unter "Einstellungen -> Dienste -> Allgemein". Per Standard meldet sich das System als "xbmc". Eindeutiger wäre etwa die Bezeichnung "XBMC auf RasPi". Starten Sie dann das System neu, um den UPnP-Dienst tatsächlich zu aktivieren. Dies erledigen Sie am XBMC-Hauptbildschirm mit dem Shutdown-Symbol links unten. Neben den Optionen "Neustart" und "Herunterfahren" gibt es hier übrigens auch noch "Eigener Ausschalt-Timer".

Dateien auf den Raspberry Pi kopieren

Sie können das Gerät auf verschiedene Arten mit Daten bestücken. Eine Option ist es, die SD-Karte in einen Computer zu stecken und die Daten dort zu kopieren. Haben Sie mit Noobs installiert, finden Sie die Partition "Storage" auf der Karte. Allerdings sind die Ordner gesperrt und lassen unter Linux nur mit root-Rechten übertragen.

Eleganter ist daher die Verwendung des Netzwerks und des XBMC-eigenen Dateimanagers. Klicken Sie dazu auf "System -> Dateimanager". Hier können Sie externe Quellen genauso hinzufügen, wie im Kasten "XBMC mit NAS verbinden" beschrieben. Als erste Quelle wählen Sie hier allerdings den Ordner "Home" aus. Dort befinden sich die Ordner "videos", "music" und so weiter. Im Anschluss fügen Sie die externe Datenquelle hinzu. Mit Hilfe der beiden Fenster können Sie mittels Rechtsklick die Dateien kopieren.

Da Open Elec auch Samba und SSH mitbringt, könnten Sie damit ebenfalls Dateien direkt auf den Raspberry Pi verschieben. Die entsprechenden Dienste laufen nicht standardmäßig und müssen daher in den "Einstellungen" erst aktiviert werden.

Den Streaming-Server testen

Sie können nun mit jedem UPnP-fähigem Gerät überprüfen, ob der Streaming-Dienst läuft. Viele Linux-Anwender haben etwa den VLC-Mediaplayer installiert. Haben Sie das Programm nicht, können Sie es kostenlos von der Projektseite herunterladen. Neuere VLC-Versionen finden UPnP-Geräte im Netzwerk und spielen davon Medien ab.

Für einen schnellen Test ist der Mediaplayer erste Wahl: Öffnen Sie VLC, und stellen Sie sicher, dass die Wiedergabeliste angezeigt wird. Ist das nicht der Fall, klicken Sie auf "Ansicht -> Wiedergabeliste". Auf der linken Seite finden Sie einen Eintrag "Lokales Netzwerk", und ein Doppelklick darauf bringt Sie zur Option "Universal Plug’n’Play". Wählen Sie diesen Punkt, zeigt der VLC alle laufenden UPnP-Server in Ihrem lokalen Netzwerk, darunter nun auch das Raspberry Pi.

XBMC-Fernsteuerung via Android

Sind Sie im Besitz eines Android-Smartphones oder -Tablets, können Sie dieses als Fernbedienung für XBMC verwenden. Wichtig dafür ist, dass Sie unter "System -> Einstellungen -> Dienste -> Webserver" die Option "Steuerung über HTTP zulassen" aktiviert haben. Weiterhin legen Sie hier den Standard-Port fest und einen Benutzernamen und Kennwort. Standard ist "xbmc" ohne Kennwort.

Das kleine Computerboard lässt sich auch ideal als Mini-UPnP-Streaming-Server einsetzen.

In Google Play finden Sie die offizielle App XBMC Remote. Eine weitere empfehlenswerte Alternative ist die Fernsteuerungs-App Yatse.

XBMC mit NAS oder Server verbinden

Haben Sie nicht genug Platz auf der SD-Karte, dann können Sie XBMC auch mit einem eventuell vorhandenen NAS-Gerät via Samba verbinden. Zwar bieten NAS-Geräte heute oft ihrerseits UPnP, stoßen aber bei größeren Mediensammlungen schnell an ihre Grenzen.

Im Fall von Videos funktioniert das so: Klicken Sie auf "Videos -> Dateien -> Videos hinzufügen" und im Folgedialog auf "Suchen". Hier stehen nun diverse Quellen zur Auswahl - darunter UPnP-Devices, Windows-Netzwerk (SMB) und Netzwerk- Dateisystem (NFS).

Hangeln Sie sich zur gewünschten Quelle durch, und verknüpfen Sie diese mit XBMC. Das System fragt nach Anmeldenamen und Passwort, sollte das notwendig sein.

Diese hinzugefügte Videoquelle bietet den Raspberry Pi mit Open Elec nun auch via UPnP an. Sie nehmen den Raspberry Pi sozusagen als Vermittler zwischen NAS oder einer anderen Netzwerkfreigabe und dem entsprechenden UPnP-Client. Sie dürfen an dieser Stelle natürlich so viele Quellen hinzufügen, wie Sie möchten. Mit Musik funktioniert das analog. (hal)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation PC-Welt.