Schritt für Schritt

Raspberry Pi als Mediacenter einrichten

10.05.2014 von Jürgen Donauer
Der Raspberry Pi ist zwar besonders klein und preisgünstig, aber kann trotzdem als Mediacenter-PC dienen. Der Artikel zeigt, wie Sie aus dem Pi eine fernsteuerbare Multimedia-Station machen.

Bei Open ELEC handelt sich um eine kleine Linux-Distribution mit der Mediacenter-Software XBMC. Open Elec ist für PCs, einige Multimedia-Geräte wie beispielsweise Apple TV und auch für den Raspberry Pi verfügbar. Eine Kombination aus Raspberry Pi, Open Elec und Maraschino ergibt eine perfekte und fernsteuerbare Multimedia-Station. Das Prinzip würde auch mit jedem anderen System funktionieren, auf dem XBMC läuft. Dazu gehört unter anderem Raspbmc, das sich via Noobs installieren lässt. Open Elec bringt allerdings ein separates und speziell entwickeltes Menü mit sich, das die Konfiguration angenehmer macht.

Die besten Verwendungsmöglichkeiten für Raspberry Pi -
Raspberry Pi als Arcade-Automat
Der Raspberry Pi lässt als Arcade-Automat im Miniaturformat vergangene Zeiten aufleben. Ein kleiner Bildschirm zeigt dabei die Retro-Spiele an, während ein Analogstick samt Buttons für die Steuerung zur Verfügung steht.
Raspberry Pi als Notebook
Die eigentlich für das Smartphone Motorola Atrix gedachte Docking-Station verwandelt den Raspberry Pi in einen Laptop mit Bildschirm, Tastatur und Touchpad. Die Erweiterungen sind bereits ab 70 Euro auf Ebay erhältlich.
Raspberry Pi als TOR-Zugang
Über das TOR-Netzwerk kann der Raspberry Pi für eine anonyme Internetverbindung sorgen, indem der Datenverkehr über ein weltweites Rechnernetz umgeleitet wird.
WLAN-Schnittstelle für kleines Geld
Der Raspberry Pi bietet keinen WLAN-Zugang. Ein entsprechendes Modul kann jedoch für kleines Geld nachgerüstet werden.
Bastelanleitung für Raspberry Pi Gehäuse
Ein günstiges Gehäuse für die Platine des Raspberry Pi lässt sich über diese Schablone basteln, die nach dem Ausdrucken nur noch gefaltet werden muss.
Gut verpackt für die lange Reise
Die großen Temperaturänderungen auf dem Weg nach oben zwangen die Forscher dazu, den Raspberry Pi gut einzupacken.
Raspberry Pi als günstige Alternative zu Apples Time Capsule
Apples Backup-Lösung Time Capsule schlägt mit über 200 Euro zu Buche. Mit dem Raspberry Pi lässt sich die Datensicherung auf dem Mac auch deutlich günstiger realisieren.
Raspberry Pi als VPN-Server
Als permanent laufender VPN-Server kann der Raspberry Pi jederzeit für eine abhörsichere Verbindung sorgen.
Der Raspberry Pi als Supercomputer
Aus dem Verbund von 64 Mini-PCs entstand an der Universität von Southampton ein Supercomputer. Als Gehäuse wurden Lego-Steine verwendet.
Der Raspberry Pi als Türöffner
Eine praktische Bastlerlösung: Per iPhone und Siri lässt sich das Garagentor öffnen. Für die Technik im Hintergrund ist ein Raspberry Pi zuständig.
Der Raspberry Pi im Weltraum
Sogar im Weltraum war der kleine Rechner bereits. Per Ballon ging es in eine Höhe von 30 Kilometern. Von hier sendete das System Live-Bilder an die Erde.

Open-Elec-Image auf der SD-Karte installieren

Laden Sie zunächst das neueste Abbild von der Open-Elec-Website herunter, oder benutzen Sie die Datei auf der Heft-DVD. Diese enthält die nötigen Dateien für die Installation unter Windows und Linux. Sollte dies nicht die allerneueste Version sein, können Sie Open Elec später automatisch aktualisieren lassen. Für die Installation macht die Version keinen Unterschied. In diesem Beitrag zeigen wir Ihnen, wie Sie Open Elec unter Windows auf eine SD-Karte übertragen. Wie es unter Linux geht, können Sie in diesem Wiki nachlesen. Die Installation lässt sich auch auf einem Raspberry Pi mit laufendem Raspbian durchführen. Da dieser allerdings nur einen Steckplatz für eine SD-Karte hat und darauf das Betriebssystem läuft, brauchen Sie zusätzlich einen USB-Kartenleser.

Die Anleitung für eine weitere Installationsvariante finden Sie auf dieser Webseite. Im Open-Elec-Wiki wird beschrieben, wie Sie einen zusätzlichen USB-Stick am Raspberry Pi als Datenspeicher einrichten. Mit dieser Maßnahme lässt sich die Geschwindigkeit des Systems steigern.

Hinweis: Sicherheitsrisiko SSH-Server

SSH ist bei Open Elec nicht besonders sicher konfiguriert. Der Standardbenutzername ist "root" und das Passwort "openelec". Mit diesem Wissen kann sich jeder Anwender in Ihrem Netzwerk Zugriff auf die Open-Elec-Box verschaffen. Da sich der Rasperry Pi aber in Ihrem Heimnetz wahrscheinlich hinter einer Firewall befindet, kann von außen niemand das Gerät erreichen. Das SSH-Passwort lässt derzeit nicht sehr einfach ändern. Es befindet sich in einem nur lesbaren Dateisystem. Für eine Passwortänderung müssten Sie Open Elec aus den Quellen selbst bauen. Dieser Umstand soll sich irgendwann in der Zukunft ändern.

Installation durchführen:Entpacken Sie das Archiv auf die Festplatte. Für die Installation unter Windows entpacken Sie auch die enthaltene Datei "OpenELEC-RPi.arm- 3.2.4.img.zip". Die TAR-Datei dient der Installation unter Linux. Laden Sie sich außerdem das Tool Win 32 Disk Imager herunter.

Stecken Sie die SD-Karte in den Kartenleser. Für Open Elec muss die Karte mindestens eine Kapazität von 1 GB haben. Sichern Sie alle darauf befindlichen Dateien, denn die Karte wird im nächsten Schritt überschrieben.

XBMC-Server hinzufügen: Bevor Sie Maraschino mit Open Elec nutzen können, müssen Sie die entsprechenden Einstellungen hinterlegen.

Starten Sie Win 32 Disk Imager. Wählen Sie auf der rechten Seite des Fensters den Laufwerksbuchstaben der SD-Karte aus. Prüfen Sie diese Angabe genau, denn das Tool zeigt beispielsweise auch USB-Festplatten an. Wenn Sie das falsche Laufwerk wählen, gehen alle Daten darauf verloren. Über die Schaltfläche neben dem Feld unter "Image File" wählen Sie die zuvor entpackte "Datei OpenELEC-RPi.arm- 3.2.4.img" aus. Klicken Sie dann auf die Schaltfläche "Write", und bestätigen Sie mit "Yes". Nachdem der Vorgang abgeschlossen ist, schließen Sie Win 32 Disk Imager über die Schaltfläche "Exit". Melden Sie den Kartenleser beim System ab und nehmen die SD-Karte aus dem Kartenleser.

Hinweis: Sollte es bei der Verwendung von Win 32 Disk Imager Probleme auftreten, formatieren Sie die Karte vorher über das Tool SD Formatter. Stellen Sie dabei über "Option" den Parameter "Format Size Adjustment" auf "On".

Open Elec starten und konfigurieren

Stecken Sie die SD-Karte nun in den Raspberry Pi, und schließen Sie das Netzteil an. Für die Einrichtung benötigen Sie wenigstens eine Tastatur. Die Steuerung erfolgt über die Cursortasten. Beim ersten Start des Systems erscheint automatisch ein Assistent, in dem Sie die Sprache für die Benutzeroberfläche auswählen, beispielsweise "Deutsch". Der zweite Schritt ist, den Rechner zu taufen. Dies ist für spätere Netzwerkzugriffe notwendig. Wir haben es bei der Standardeinstellung Open Elec gelassen. Wenn Sie einen WLAN-Stick am Raspberry Pi nutzen, sucht das System im nächsten Schritt nach verfügbaren WLANs, und Sie können sich mit einem verbinden. Weiterhin dürfen Sie im Einrichtungsassistenten bestimmen, welche Fernzugriffe erlaubt sind. Hier stehen SSH und Samba zur Auswahl. Wenn der Raspberry Pi später auch "headless", also beispielsweise als reine Musikstation ohne Bildschirm laufen soll, ist SSH für die Remote-Administration empfehlenswert. Wollen Sie diese Einstellungen später ändern, finden Sie auf der XBMC-Oberfläche ganz rechts ein Menü "System" mit dem Untermenü "OpenELEC". Hier ändern Sie auch die Tastatureinstellung, die trotz zuvor gewählter Sprache "Deutsch" auf "us" gesetzt ist.

Maraschino konfigurieren: Über das Rädchen links oben aktivieren Sie den Modus, über den Sie Module hinzufügen können. Rechts oben konfigurieren Sie die Hosts.

Netzwerk, Zerofconf oder Avahi: Gerade für den Betrieb ohne Bildschirm ist es wichtig, den Raspberry Pi über das Netzwerk erreichen zu können. Eine Möglichkeit ist, Open Elec mit einer festen IP-Adresse zu konfigurieren. Sie können das über die Open-Elec-Einstellungen realisieren. Gut zu wissen ist, dass Open Elec per Standard Avahi oder Zeroconf aktiviert hat. Die meisten Linux-Installationen bringen einen entsprechenden Client mit sich. Unter Windows müssen Sie die Bonjour-Dienste nachinstallieren. Das Gute dabei ist, dass Sie die IP-Adresse nicht wissen müssen. Sie können das Gerät in unserem Fall unter "OpenELEC. local" erreichen. Der Name vor ".local" hängt davon ab, wie Sie die Installation benannt haben. Ändern Sie den Namen über die Open- Elec-Einstellungen, ist ein Neustart des Systems notwendig.

Open Elec über den Webbrowser fernsteuern

Für die Fernsteuerung von Open Elec beziehungsweise XBMC gibt es gleich mehrere Möglichkeiten. Unter anderem ist ein Webinterface in XBMC eingebaut, das allerdings nicht besonders viele Funktionen bietet. Wollen Sie es dennoch benutzen, müssen Sie über "System > Einstellungen > Dienste > Webserver" die Option "Steuerung über HTTP zulassen" aktivieren. Wir zeigen Ihnen Alternativen mit Android und Maraschino. Letzteres bietet eine Weboberfläche, über die Sie XBMC fernsteuern können. Wir haben die Installation unter Ubuntu getestet. Dafür gilt auch die folgende Beschreibung. Im Prinzip würde Maraschino auch unter Windows funktionieren. Die Installation ist hier jedoch relativ aufwendig, weil Sie den Webserver Apache und Python installieren und manuell konfigurieren müssen. Deshalb raten wir davon ab und empfehlen für Windows-Nutzer die Ubuntu-Installation in einer virtuellen Maschine. Am besten nutzen Sie dafür die kostenlose Virtualisierungs-Software Virtualbox.

Auch für die Benutzung von Maraschino müssen Sie die Steuerung über HTTP zulassen. Wollen Sie Android als Fernbedienung einsetzen, müssen Sie in den "Einstellungen" außerdem unter "Dienste > Fernsteuerung" die Option "Steuerung über entfernte Programme zulassen" aktivieren.

Musik kontrollieren: Mit Hilfe von Maraschino haben Sie XBMC im Griff. Sie können unter anderem Musik auswählen, die auf dem Raspberry Pi abgespielt werden soll.

Maraschino vorbereiten:Die Software befindet sich in aktiver Entwicklung. Deswegen kann es noch zu einigen Unstimmigkeiten kommen. Es gibt allerdings ein Maraschino-Forum auf www.maraschinoproject.com, in dem Sie Hilfe finden. Unter Linux lässt sich Maraschino sehr bequem zum Laufen bringen, vorausgesetzt Git und Python sind vorhanden. Git installieren Sie über die Paketverwaltung nach, Python ist bei den meisten Distributionen standardmäßig installiert. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, führen Sie folgenden Befehl auf der Kommandozeile aus (eine Zeile):

sudo git clone https://github.com/mrkipling/maraschino.git /opt/maraschino

Im Anschluss kopieren Sie das Init-Script und die Konfigurationsdatei mit den beiden Zeilen

sudo cp /opt/maraschino/initd /etc/init.d/maraschino
sudo cp /opt/maraschino/default /etc/default/maraschino

Mit der Standardeinstellung läuft Maraschino auf Port 7000. Das können Sie bei Bedarf in der Konfigurationsdatei "/etc/default/mara schino" ändern. Möchten Sie Maraschino in einen anderen Pfad und nicht unter "/opt" legen, passen Sie in der Konfigurationsdatei den Parameter "APP_PATH" an.

Im Anschluss machen Sie die Datei "maraschino" ausführbar:

sudo chmod a+x /etc/init.d/ maraschino

Den Server können Sie nun mit folgendem Befehl starten:

sudo /etc/init.d/maraschino start

Optional können Sie den Dienst automatisch starten lassen. In unserem Beispiel funktioniert das mit Hilfe des Befehls:

update-rc.d maraschino defaults

XBMC und Android: Links sehen Sie das offizielle XBMC Remote und rechts Yatse. Welche App Sie bevorzugen, ist unter anderem Geschmackssache.

Server hinzufügen: Sobald der Server gestartet ist, erreichen Sie die Oberfläche unter http://localhost:7000 im Browser. Nun können Sie den Raspberry Pi als Server hinzufügen. Achten Sie darauf, beim Feld "Hostname / IP address" kein "http://" zu verwenden. Tragen Sie als Host-Namen beispielsweise openelec. local und hinter "Port" den Wert 80 ein. Hinter "Username" genügt xbmc, wenn Sie in Open Elec nichts anderes konfiguriert haben. Klicken Sie nun auf "Save", scheint sich nichts getan zu haben. Maraschino hat den Server allerdings gespeichert. Sie können das verifizieren, indem Sie mit der Maus in die rechte obere Ecke des Browser-Fensters fahren. Dort haben Sie außerdem die Möglichkeit, über "XBMC servers > Add server" mehr als einen XBMC-Server zu hinterlegen.

Module zu Maraschino hinzufügen

Bewegen Sie die Maus in die linke obere Ecke, können Sie auf das Rädchen klicken und den Konfigurationsmodus für die Module aktivieren. Fügen Sie einfach ein entsprechendes Modul, wie zum Beispiel die "XBMC Library", hinzu. Hier kann es sein, dass Maraschino wenig aussagekräftige Fehlermeldungen ausgibt wie : "There was a problem connecting to the XBMC server".

Anwendername und Passwort: Damit nicht jeder auf Ihre Maraschino-Implementierung zugreifen kann, sollten Sie diese mit einem Passwort schützen.

Der Grund hierfür ist, dass die Bibliothek nicht aktualisiert ist. Gehen Sie den Weg über "Files", finden Sie alle in Open Elec eingebundenen Quellen und Ordner. Rufen Sie eine Musikdatei auf, spielt sich diese auf dem Raspberry Pi und nicht im Browser ab. Deswegen empfehlen wir Ihnen die Installation des Add-ons "XBMC Library Auto Update". Sie finden es via "System > Einstellungen > Add-ons > Weitere Addons > XBMC.org Add-ons > Programm Addons". Ist es dort nicht gelistet, klicken Sie mit der rechten Maustaste auf "XBMC.org Addons" und dann auf "Aktualisierung erzwingen". Hierfür und für die Installation ist eine Internetverbindung notwendig. Weiterhin sollten Sie in den Einstellungen unter "Musik à Datenbank" die Option "Aktualisiere Datenbank bei Start" aktivieren. Haben Sie eine sehr große Bibliothek, kann das den Start sehr verzögern. In diesem Fall sollten Sie "XBMC Library Auto Update" so konfigurieren, dass die Aufgabe nachts läuft.

Tipp: Sind Sie im Besitz eines Synology-NAS, dann können Sie Maraschino über die Pakete der Synocommunity installieren.

Android-Apps für Open Elec

Open Elec beziehungsweise XBMC lassen sich auch mit Hilfe diverser Android-Apps fernsteuern. Android beherrscht aber derzeit noch kein Zeroconf. Deswegen müssen Sie die IP-Adresse der XBMC-Station kennen. In diesem Fall empfehlen wir Ihnen, der Open-Elec-Installation eine feste IP-Adresse zu spendieren.

In Sachen Fernbedienung funktioniert das offizielle XBMC Remote ganz brauchbar. Sie konfigurieren in der Maske einen frei wählbaren Namen, IP-Adresse, API-Port, Anmeldenamen und Passwort. Die drei letzteren sind mit den Webserver-Einstellungen in Open Elec abzugleichen.

Eine praktische Alternative zu XBMC Remote ist die App Yatse. Vielerorts wird dieses Programm besser bewertet. Die Konfiguration läuft äquivalent zu XBMC Remote. Yatse bietet unter anderem eine Offline- Bibliothek. Weiterhin können Sie mit Yatse Medien via UPnP zu XBMC senden und von XBMC streamen. Für diese Funktionen müssen Sie allerdings den Yatse Unlocker auf Google Play kaufen, der mit 3,49 Euro zu Buche schlägt. Sollte sich das Raspberry Pi in einem anderen Raum befinden, können Sie Ihr Android- Gerät als Player verwenden. Somit ist eine doppelte Verwaltung der Musiksammlung nicht notwendig

Infrarot-Fernbedienung verwenden

Wenn Sie ihren Raspberry Pi als Mediacenter am TV-Gerät betreiben wollen, bietet eine herkömmliche Infrarot-Fernbedienung den meisten Komfort. Bei neueren TV-Geräten benötigen Sie keine Extra-Fernbedienung. Sie müssen hier nur HDMI-CEC aktivieren und können dann den Raspberry Pi mit der TV-Fernbedienung steuern.

Weitere Infos dazu finden Sie hier. Sollte das nicht funktionieren, verwenden Sie eine Extra-Fernbedienung mit eigenem USB-Infrarot-Empfänger. Eine Liste der unterstützten Modelle finden Sie über diese Webseite. (hal)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation PC-Welt.