Musik-Streaming

Raspberry Pi als Airplay-Server für die Heimanlage nutzen

21.09.2015 von Andreas Hitzig
Platinencomputer wie der Raspberry können alles Mögliche erledigen. Ein interessantes Beispiel ist Raspbian in Kombination mit Shairport: Damit gelingt es, Apple-Hardware an die Stereoanlage anzuschließen.

Apple kocht mit Airplay sein eigenes Süppchen zum Streamen von Audio-und Videodaten. Das proprietäre Airplay ist eine Schnittstelle, über die Sie kabellos Audio-und Videomaterial übertragen können. Die Sender sind meist Geräte mit iOS und Mac-OS X, und als Empfänger dienen verschiedene Audiogeräte und Fernseher. Wenn Sie Musik vom iPad oder iPhone auf die Stereoanlage übertragen möchten, steht Ihnen beispielsweise das Apple TV oder die Airport Express Basisstation als Empfänger zur Verfügung. Immer häufiger haben auch Audio-Receiver einen Airplay-Empfänger integriert.

Ohne spezialisierte Hardware geht es aber auch, wenn ein Raspberry Pi nachhilft. Allerdings sind abhängig von der Modellgeneration unter Umständen einige Vorarbeiten zu leisten. Beim ersten Modell des Raspberry Pi gab es einige Probleme mit dem Spannungswandler. Dieser hat die Klangqualität des Audiosignals negativ beeinflusst. Ab dem Modell B+ existiert diese Schwachstelle nicht mehr, und Sie können den Minicomputer bedenkenlos einsetzen. Wenn Sie den Raspberry Pi mit dem Mediencenter Kodi/XBMC einsetzen möchten, empfehlen wir Ihnen das neueste Modell 2 des Raspberry Pi. Dieses bringt genügend Leistungsreserven und hat auch eine funktionierende Audioschnittstelle.


System-Image und Basiseinrichtung

Die Basis für den Airplay-Server stellt das Betriebssystem Raspbian in Kombination mit Shairport dar. Für die Grundinstallation des Betriebssystems empfehlen wir Ihnen eine Class-10-Micro-SD-Karte mit mindestens acht GB. Laden Sie sich das aktuelle Image von der Raspberry-Website herunter, und installieren Sie diese entsprechend den Anweisungen auf der Raspberry-Pi-Website.

Entfernen Sie anschließend die SD-Karte aus Ihrem Computer, und setzen Sie diese in Ihrem Raspberry Pi ein. Booten Sie anschließend den Platinencomputer, und melden Sie sich an. Das können Sie entweder direkt (mit Monitor und Tastatur) oder mit SSH übers Netzwerk machen. Anschließend führen Sie die Grundkonfiguration von Raspbian durch.

Das System meldet sich mit dem „Configuration Tool“, wo Sie das Dateisystem („Expand Filesystem“) konfigurieren, damit der komplette Speicherplatz der SD-Karte für den Raspberry Pi zur Verfügung steht. Außerdem können Sie hier die Systemsprache und das Tastaturlayout einstellen.

Nachdem Sie die Grundinstallation erfolgreich bewältigt haben, aktualisieren Sie im nächsten Schritt alle notwendigen Dateien Ihres Raspberry Pi:

sudo apt-get update sudo apt-get upgrade

Für die Ausführung von Shairport benötigen Sie zusätzliche Bibliotheken, die Sie mit dem folgenden Kommando nachladen:

sudo apt-get install git libao-dev libssl-dev libcrypt-openssl-rsa-perl libio-socket-inet6-perl li bwww-perl avahi-utils

Zum Abschluss aktivieren Sie noch den Audioausgang, über den Sie Ihren Raspberry Pi an Ihrer Stereoanlage anschließen möchten. Dies gelingt am einfachsten über das Konfigurationsmenü. Rufen Sie dieses mitsudo raspi-config auf, und aktivieren Sie über „Advanced Options -> Audio“ die passende Schnittstelle oder einfach „Auto“. Schließen Sie Ihren Raspberry Pi anschließend über den gewählten Ausgang an die Stereoanlage an.

Die Komponente Shairport installieren

Für die Installation von Shairport laden Sie sich als Erstes die notwendigen Dateien von Github herunter. Speichern Sie die Programmdateien am besten im tmp-Verzeichnis.

cd /tmp sudo git clone https://github.com/abrasive/shairport.git

Nachdem Sie die Daten geladen haben, kompilieren Sie diese und starten anschließend die Installation.

cd shairport ./configure make sudo make install

Für die weiteren Schritte müssen Sie noch zwei Konfigurationsdateien von Shairport in das richtige Verzeichnis kopieren. Diese sind notwendig, damit Shairport automatisch beim Systemstart geladen wird:

sudo cp scripts/debian/init.d/shairport /etc/init.d/ sudo cp scripts/debian/default/shairport /etc/default/

Damit ist die Installation von Shairport abgeschlossen. Vor dem ersten Start sind allerdings noch ein paar Anpassungen an der Konfigurationsdatei notwendig.

Den Shairport-Dienst konfigurieren

Die Konfigurationsdatei heißt schlicht „shairport“ und befindet sich im Verzeichnis „/etc/default“. Öffnen Sie diese mit einem Editor Ihrer Wahl:

sudo nano /etc/default/shairport

Es gibt drei zentrale Parameter, die Sie vor dem ersten Start kontrollieren oder anpassen sollten:

USER= setzt den Namen des Systembenutzers, unter welchem der Dienst gestartet werden soll. Dieser benötigt die Berechtigung für die Audioausgabe, was aber standardmäßig der Fall ist.

GROUP=audio steht für die Gruppe, unter der Sie den Shairport-Dienst ausführen.

Mit AP_NAME=RaspiAir legen Sie einen Namen fest, unter dem der Airplay Dienst in Ihrem Netzwerk erscheinen soll.

Speichern Sie anschließend die Änderungen, und beenden Sie den Editor. Dann steht dem ersten Start nichts mehr im Wege:

shairport -a 'RaspiAir'

Setzen Sie hier den Namen ein, den Sie in der Konfiguration nach „AP_NAME=“ gesetzt haben. Damit wird der Airplay-Server auf allen Airplay-fähigen Geräten und Programmen sichtbar. Wenn Sie sich beispielsweise auf Ihrem iPhone oder iPad alle Airplay-Server anzeigen lassen, wird jetzt auch der neue Eintrag „RaspiAir“ erscheinen.

Sie können den Shairport-Dienst jederzeit manuell starten und steuern. Dafür gibt es mit

sudo /etc/init.d/shairport start | stop |restart

die drei Parameter „start“, „stop“ und „restart“, die generell bei Systemdiensten typisch sind.

Alternatives Kodi mit Airplay

Wenn auf einem Raspberry Pi das Mediencenter XBMC/Kodi installiert ist, benötigen Sie kein zusätzliches Shairport. Dieser Medienserver bringt den Dienst nämlich standardmäßig mit, hat ihn aber per Default erst einmal deaktiviert. Sie finden die Funktion unter „System -> Einstellungen -> Dienste -> Airplay“. An dieser Stelle aktivieren Sie die Funktion „Airplay Inhalte empfangen“, stellen ferner die initiale Lautstärke ein und legen auf Wunsch einen Passwortschutz fest.

(PC-Welt/ad)