Projektarbeiter aus der Datenbank

11.05.2001
Zeitlich begrenzte Projekte, die erfolgreich in bestehende Softwareumgebungen integriert werden sollen, verlangen nach hochqualifizierten Spezialisten. Immer mehr Unternehmen suchen inzwischen das notwendige Fachpersonal per Internet in spezialisierten Online-Datenbanken für IT-Freiberufler.

Von: Petra Adamik

Die wachsende Komplexität der IT-Landschaft stellt Unternehmen vor neue Herausforderungen. Angesichts leergefegter Märkte für entsprechende Fachkräfte gestaltet sich die Suche nach dem notwendigen Personal allerdings schwierig.

Als strategisch wichtige Partner bei der Jagd nach Spezialisten etablieren sich in letzter Zeit verstärkt Freiberufler-Datenbanken. Per Internet haben Unternehmen dort die Möglichkeit, nach IT-Fachleuten zu suchen oder eigene Projekte online auszuschreiben. Anhand der technischen Details, des Einsatzortes und des Zeitraumes, der veranschlagt wird, kann der Freiberufler sich vorab informieren und bewerben, wenn in seinen Augen die Eckwerte stimmen.

"Auf dem deutschen Markt existiert zwar eine Vielzahl von unterschiedlichen Anbietern, wirklich professionell aufgebaut sind allerdings nur wenige Freiberufler-Datenbanken", klassifiziert Hans Jörg von Schönfeldt, Vorstand der Pass Partner Consulting AG in Aschaffenburg, den Markt. Das Consulting Unternehmen setzt seit rund 20 Jahren auf die Kompetenz von Freiberuflern. "Für unsere Kunden können wir so Projekte mit hoher Qualität realisieren, gleichzeitig bieten wir unseren freiberuflichen Kooperationspartnern viele interessante Jobs", so Schönfeldt.

Enger Kooperationspartner bei der Rekrutierung von neuen IT-Spezialisten ist für die Aschaffenburger die 1996 gegründete Gulp GmbH. Die Münchner konzentrieren sich ganz auf die Vermittlung freiberuflicher IT-Experten im deutschsprachigen Raum. Mit rund 22 000 Profilen von IT-Fachleuten sowie durchschnittlich 4 000 Projektanfragen im Monat belegt das Unternehmen nach eigener Einschätzung einen Spitzenplatz.

Nur eine Handvoll professioneller Datenbanken

Für die Vermittlung von Freiberuflern stellt Gulp Projektanbietern unter www.gulp.de zwei Dienste zur Verfügung. In der Profiledatenbank können Unternehmen selbst nach den für sie passenden Freiberuflern suchen oder Gulp damit beauftragen. Ein Kriterienformular erleichtert das Sondieren der passenden und vor allem verfügbaren Kandidaten.

Der Gulp-Roboter ist ein aktuelles Suchverzeichnis offener Positionen, die Unternehmen in ihren IT-Projekten anbieten. Freiberufler, die auf der Suche sind, können mit seiner Hilfe recherchieren und bei Interesse den Projektanbieter direkt kontaktieren.

"Wie schnell eine Vermittlung erfolgt, hängt von mehreren Faktoren ab", berichtet Daniela Rheinholz, Marktetingleiterin bei Gulp. "Da unsere Dienste im Internet zur Verfügung stehen, kann der gesamte Prozess binnen kürzester Zeit und rund um die Uhr abgewickelt werden." Ein Softwarehaus beispielsweise habe um 23.30 Uhr eine Anfrage bei Gulp platziert und war sich bereits um 1.30 Uhr mit dem entsprechenden IT-Spezialisten einig, der weitere acht Stunden später bereits am Einsatzort arbeitete.

Da sich der kontaktierte Freiberufler auf die Anfrage des Kunden melden muss, können aber auch einige Tage vergehen, bis es zu einem ersten Gespräche zwischen den potenziellen Partnern kommt. "Weil Gulp dem Projektanbieter in der Regel immer mehr als einen geeigneten Kandidaten präsentieren kann und drei Viertel aller Anfragen von den Freiberuflern am selben oder am nächsten Tag beantwortet werden, lassen sich solche Fälle allerdings fast immer vermeiden", so die Gulp-Sprecherin.

Für die Nutzung der Profiledatenbank zahlen Unternehmen eine Grundgebühr. Darüber hinaus fallen Kosten nur für die Kontakte an, die zum Freiberufler tatsächlich aufgenommen werden. Eigene Einträge in den Gulp-Roboter zahlen Projektanbieter abhängig von der Anzahl und Platzierung ihrer offenen Positionen.

In die Gulp-Profiledatenbank können sich alle Personen eintragen, die freiberuflich oder selbstständig Projekte im deutschsprachigen Raum durchführen. Festanstellungen werden nicht vermittelt. Die interne Qualitätskontrolle der Datenbank überprüft die eingetragenen Profile sowohl beim Ersteintrag als auch im Verlauf der Zusammenarbeit. Dabei werden Kriterien wie Duplikate, Verfügbarkeitsdaten und Rückmeldungen auf Projektanfragen zu Grunde gelegt. Der Anbieter behält sich das Recht vor, Freiberufler bei Verstößen zu sperren. "Darüber hinaus wird die Qualitätssicherung durch das Feedback der gut 700 Projektanbieter sowie die bestätigten Referenzen für die vermittelten Freiberufler unterstützt", erklärt Daniela Rheinholz.

Die hohe Qualität der von Gulp vermittelten IT-Freiberufler hat die Münchner auch bei Pass Consulting zum führenden Kooperationspartner in Sachen Spezialistensuche gemacht. "Wir konnten die benötigten IT-Fachkräfte über die Gulp-Datenbank innerhalb kurzer Zeit gewinnen", berichtet Claudia Di Chio, bei den Aschaffenburgern zuständig für das Partner Recruiting. Bei schwieriger Marktlage sei es aber auch schon vorgekommen, dass die Suche nach Spezialisten ohne Ergebnis blieb. Dennoch plädiert die Personalspezialistin für die Suche über die Freiberufler-Datenbank.

Parallel zu den derzeitigen Anbietern baut Pass derzeit unter www.profi4project.com eine Plattform auf, auf der das Unternehmen eigene Projekte für IT-Freiberufler anbietet. Die Pass Partner Consulting AG (PPC) soll das Geschäft mit Freiberuflern realisieren und Anteile für Top-Partner bereithalten. Durch die internationale Ausrichtung bietet sich Freiberuflern auch die Chance, im Ausland zu arbeiten und internationale Erfahrungen zu sammeln.

Die Skill Portal AG, Langen, hat nicht das Ziel, eine Profiledatenbank aufzubauen, sondern zeigt zertifizierten Anbietern von IT-Dienstleistungen gezielt offene Nachfragen, auf die Angebote abgegeben werden können. Das im März 2000 gegründete Unternehmen räumt nach eigenen Angaben der Qualitätssicherung höchste Priorität ein. Deshalb müssen Anbieter von IT-Dienstleistungen auf der Web-Seite www.skillportal.de zunächst einen Zertifizierungsprozess durchlaufen, bevor es zu einem Vertrag kommt und sie einen Zugangscode zu den Nachfragen der Kunden erhalten.

Zertifizieren für den Job

"Für die Angebote stellt Skill Portal Formatvorlagen bereit, für die Erfassung und Pflege ihrer Befähigungen sind die Anbieter selbst verantwortlich", beschreibt Marketing-Manager Marion Sebastian das Prozedere. Die Langener arbeiten in erster Linie mit Großkunden, die von Key-Account-Managern betreut werden. Der Vorteil für die Unternehmen liegt laut Sebastian auf der Hand: "Großkunden verbreitern ihre Beschaffungsbasis, können Preise unterschiedlicher Anbieter vergleichen und haben weniger administrativen Aufwand, da sie nur mit einem Lieferanten zusammenarbeiten." Die "Open Book Policy" ermögliche eine höchstmögliche Transparenz und erlaube darüber hinaus revisionssichere Prozesse.

Den Anbietern von IT-Dienstleistungen entstehen keine Kosten. Die Projektanbieter zahlen an Skill Portal eine Provision, die sich prozentual an dem Honorar des Geschäftspartners orientiert, der mit der Durchführung beauftragt ist. (haf)

Zur Person

Petra Adamik

ist freie Journalistin in München.