Virtuelles Linux

Profi-Virtualisierung kostenlos: VMware Server unter Linux

14.08.2006 von Jürgen Donauer
VMware stellt sein Server-Produkt kostenlos zur Verfügung. Wie Sie das System unter Linux verwenden, um mehrere virtuelle Maschinen zu betreiben, zeigt dieser Beitrag.

Die Virtualisierungslösung VMware dürfte jedem IT-Kenner mittlerweile mehr als nur ein Begriff sein. Mit dieser Software könnten Sie ganze Server-Landschaften auf einem einzigen Stück Hardware betreiben. Das gern verwendete Schlagwort ist Konsolidierung. Besonders eignet sich dieses Verfahren beispielsweise, wenn mehrere Server, die zu unterschiedlichen Zeiten Lastspitzen aufweisen, auf eine Hardware-Plattform verschoben werden. Dann müssen Sie nur eine Plattform managen, die zudem gleichmäßig ausgelastet ist, anstatt viele Rechner, die die meiste Zeit nichts zu tun haben. Auch für Testsysteme eignet sich die Software.

Bisher kostete das Programm sehr viel Geld. Mit dem „VMware Server“ stellt der Software-Hersteller sein Virtualisierungsprodukt nun kostenlos für Linux und Windows zur Verfügung. Wir zeigen Ihnen in diesem Artikel, wie Sie die kostenfreie Lösung unter Linux installieren, konfigurieren und optimal nutzen.

Systemvoraussetzungen und Grundsätzliches

VMware Server unterstützt grundsätzlich standardisierte x86-Hardware mit bis zu 16 Prozessoren. Dabei zählt die Software Dual-Core-CPUs nicht doppelt. Die Anzahl gleichzeitig laufender virtueller Maschinen hängt logischerweise in erster Linie von deren Ressourcenverbrauch ab. Der Hersteller empfiehlt allerdings, gleichzeitig nicht mehr als vier VMs pro CPU laufen zu lassen. Damit ergäbe sich bei einem entsprechend gut ausgestatteten Server ein theoretisches Maximum von 64 virtuellen Systemen. Welche Einschränkungen es für ein Host-System bezüglich Hardware gibt, finden Sie in der Datei server_admin_manual.pdf.

Um die Software installieren zu können, braucht der Host-Server ein Minimum von 512 MByte RAM. Der maximal unterstützte Wert liegt hier auf modernen Systemen bei 64 GByte. Für eine Linux-Installation benötigt Ihr Computer außerdem mindestens 200 MByte freien Festplattenplatz. Selbstverständlich sollten Sie auch genügend Platz für virtuelle Maschinen frei haben. Diese können entweder in virtuellen oder physischen (raw) Partitionen liegen. Ebenso ist es möglich, eine VM auf einem Netzlaufwerk anzulegen. Von Vorteil ist außerdem, wenn der C-Compiler gcc bereits installiert ist. Diesen braucht die Software später bei der Konfiguration.

VMware Server kann jede Netzwerkkarte benutzen, die das Host-Betriebssystem unterstützt beziehungsweise bereitstellt. Die Entwickler empfehlen für das Host-System eine statische IP-Adresse. Setzen Sie Linux auf Ihrer Hardware ein, gibt VMware Support für diverse Red-Hat-, SUSE-, Mandriva- und Ubuntu-Varianten. Um welche es sich im Einzelnen handelt, finden Sie ebenfalls in der Dokumentation. Sollten Sie eine andere Distribution einsetzen wollen, gibt es ein paar Dinge zu beachten, die ebenfalls im Server-Admin-Guide stehen. In diesem Test setzte tecCHANNEL CentOS 4.3 ein, das binärkompatibel zu Red Hat Enterprise 4 ist.

Installation und Konfiguration

Die Virtualisierungs-Software ist kostenlos. Trotzdem müssen Sie sich bei VMware registrieren, damit Sie einen gültigen Lizenzschlüssel per E-Mail zugesendet bekommen. Im Download-Bereich können Sie danach wählen, ob Sie das Paket als rpm- oder tar.gz-Datei haben möchten. Im Prinzip ist es egal, welche Installationsmethode Sie wählen. Bei rpm-basierten Distributionen bietet sich auch eine solche Installation an. Allerdings ist die Installation des tar.gz-Pakets nicht schwerer. Bei Letzterem hätten Sie allerdings das Privileg, bestimmen zu können, wohin die Software zum Beispiel die Binaries spielen soll. Lobend zu erwähnen ist, dass sich VMware Server auch als nicht-rpm-Version mittels Script wieder deinstallieren lässt.

Für diesen Artikel verwendete tecCHANNEL das rpm-Paket. Mittels Befehl

rpm -ivh VMware-server-<Version>.i386.rpm

erreichen Sie in wenigen Minuten das gewünschte Ergebnis. Das Paket lässt sich übrigens auch auf Linux-Systemen ohne X-Umgebung betreiben. Theoretisch ist die Software installiert. Jedoch ist sie ohne Konfiguration noch nicht einsetzbar. Der Installationsprozess hat im Verzeichnis /usr/bin einige neue ausführbare Dateien hinterlegt. Ein Aufruf der Datei vmware-config.pl wird helfen, die Software benutzbar zu machen.

Konfigurationsprozess der Datei vmware-config.pl

Um diesen Schritt einzuleiten, reicht ein Aufruf der Datei vmware-config.pl. Danach gilt es, die EULA zu akzeptieren. Mit der Leertaste können Sie übrigens seitenweise in den Lizenzvereinbarungen springen. Sollten keine Sonderwünsche bestehen, bestätigen Sie die vorgegebenen Verzeichnisse am besten einfach mit der <Enter>-Taste. Auch die Frage nach genereller Netzwerkunterstützung für ihre virtuellen Maschinen dürften die meisten Benutzer mit „yes“ beantworten wollen. Eine Bejahung erzeugt die virtuelle Netzwerkkarte vmnet0 im System.

Interessanter sind die Fragen nach grundsätzlicher NAT- und Host-Only-Netzwerk-Unterstützung. Die Software generiert auf Wunsch weitere virtuelle Ethernet-Geräte und würde auf Wunsch sogar ein nicht benutztes privates Subnetz suchen. Theoretisch könnten Sie mehrere NAT- und Host-Only-Netzwerke einrichten. Im nächsten Schritt bestimmen Sie einen Port, den Sie benutzen, um eine Verbindung via Remote Console aufzubauen. Default ist hier 902. Diesen können Sie belassen, falls der Port nicht anderweitig benutzt wird. Vergessen Sie nicht, eine eventuell vorhandene Firewall entsprechend anzupassen.

Die Virtualisierungs-Software installiert im Anschluss die „VMware VmPerl Scripting API“ und generiert ein SSL-Zertifikat. Nach der Auswahl, in welchem Verzeichnis die Dateien der virtuellen Maschinen liegen sollen, brauchen Sie nun die Seriennummer. Diese sollte Ihnen nach erfolgreicher Registrierung als E-Mail vorliegen. Nach Eingabe der Seriennummer startet die Software diverse VMware-Dienste, und die Konfiguration ist abgeschlossen. Die Virtualisierungs-Software ist nun einsatzbereit.

Administration der virtuellen Maschinen

Das Anlegen und Verwalten der virtuellen Maschinen erfolgt ausschließlich über die so genannte VMware Server Console. Dieses Stück Software ist sowohl für Linux als auch für Windows verfügbar. Herunterladen können Sie diese Pakete ebenfalls im Download-Bereich von VMware.

Das Server-Paket bringt die Administrations-Console bereits mit. Sollte, wie auf dem tecCHANNEL-Testsystem eine X-Umgebung installiert sein, können Sie die Server Console aus einem Terminal-Fenster mit dem Befehl vmware aufrufen. In diesem Fall müssen Sie sich logischerweise nicht über das Netzwerk verbinden. Hier reicht ein Setzen des Schalters „Local host“. Eine weitere Besonderheit für diesen Fall ist, dass die Abfrage des Benutzers und Passworts entfällt.

Host Settings

Die VMware Server Console hat allerdings eine kosmetische Ungereimtheit. Das ist zwar ohne Bedeutung, aber auch nicht nachvollziehbar. Die Buttons haben unterschiedliche Namensgebung. Der Knopf „Edit Host Settings“ unter Linux erfüllt zum Beispiel den gleichen Zweck wie „Configure Host“ unter Windows.

Einen Blick sollten Sie auch auf die Host Settings werfen. Hier bestimmen Sie, wie viel Arbeitsspeicher das Host-System den virtuellen Maschinen maximal zur Verfügung stellt. Ebenso können Sie bestimmen, ob ein Memory-Swap erlaubt ist. Benutzen Sie diese Option, lassen sich damit mehr virtuelle Maschinen gleichzeitig betreiben. Die VMs holen sich bei Bedarf RAM aus dem vom System zugewiesenen Speicher. Allerdings kann dies zu Lasten der System-Performance gehen. Sie sollten vorsichtig mit dieser Möglichkeit umgehen.

Unter Priority können Sie einstellen, ob das Erstellen eines Snapshots im Hintergrund vonstatten gehen soll. Dies ist per Default aktiviert. Einen Schnappschuss im Hintergrund zu generieren, erfordert allerdings einen Neustart der virtuellen Umgebung. Die Handhabung von Snapshots wird später in diesem Artikel näher erläutert.

Erstellung von virtuellen Instanzen

Dieser Schritt ist relativ einfach zu bewerkstelligen. Ein Klick auf „Create a new virtual machine“, und es öffnet sich ein Wizard. Dieser hilft übersichtlich bei der Kreation einer neuen VM-Instanz. Hier haben Sie nun die Möglichkeit, „Typical“ oder „Custom“ zu wählen.

Beide Schalter führen im Prinzip zum selben Ergebnis. Allerdings können Sie bei der Custom-Variante das Fine-Tuning selbst in die Hand nehmen. „Typical“ nimmt gewisse Erfahrungswerte bei der Auswahl des Gastsystems, markiert die Instanz automatisch als „privat“ und springt direkt zu den Netzwerkeinstellungen. „Custom“ gibt Ihnen die Möglichkeit, die Anzahl der zugewiesenen Prozessoren und Speicher selbst zuzuweisen. Weiterhin können Sie selbst bestimmen, ob auch andere Anwender Zugriff auf Ihre VM haben sollen. Dazu entfernen Sie den Haken im Menü „Set Access Rights“.

Networking in der VM

Die etwas kniffligere Entscheidung ist die Wahl des richtigen Netzwerktyps. Bei „Use bridged networking“ geben Sie dem Gastsystem direkten Zugriff auf ein externes Netzwerk. Würde sich dort ein DHCP-Server befinden, bekäme das Gast-OS von diesem eine eigene IP-Adresse. Die NAT-Option „Use network address translation“ benutzt die IP-Adresse des Hosts, um sich im Netzwerk zu bewegen.

Mit „Use host-only networking“ erlauben Sie lediglich eine Kommunikation zwischen Gast und Host. Als letzte Möglichkeit können Sie mit „Do not use a network connection“ eine generelle Netzwerkbenutzung unterbinden. Diese Optionen lassen sich nach Bedarf nachträglich ändern.

SCSI-Adapter

Interessant ist der nächste Schritt bei der Vergabe der I/O Adapter Types. Hier gilt es, bei der Vergabe von SCSI-Adaptern den richtigen zu wählen. Wählen Sie Linux als Gastsystem, sollten Sie vorzugsweise eine Emulation des „LSI Logic“-Adapters wählen. Die Vergangenheit und Erfahrung mit anderen VMware-Produkten zeigte, dass diverse Linux-Distributionen BusLogic nicht erkennen.

Die Festplattenauswahl bietet Ihnen ebenfalls drei verschiedene Optionen. Sie können eine komplett neue virtuelle Harddisk erstellen. Ebenso könnten Sie eine früher kreierte virtuelle Festplatte nutzen. Die dritte Möglichkeit ist, der VM eine physikalische Festplatte anzubieten. Mit Letzterem würden Sie der virtuellen Maschine Zugriff auf eine lokale Festplatte geben. Dies könnte entweder die gesamte Disk sein oder eine Partition. Der VM eine eigene physikalische Platte zuzuweisen, ist einen Gedanken wert, wenn Sie maximale Performance herausholen wollen.

Abschluss

Mit den nächsten beiden Schritten wählen Sie den Typ und die Größe der virtuellen Harddisk aus. Das bedeutet, ob die Software eine SCSI- oder eine IDE-Platte für die virtuelle Maschine emulieren soll.

Die Größe hängt in erster Linie auch wieder vom Anwendungszweck ab. Dient die VM zum Beispiel als Testumgebung für Linux-Live-CDs oder als DHCP-Server brauchen Sie vermutlich eine kleine Festplatte. Wollen Sie eine ausgewachsene Groupware-Lösung betreiben, ist voraussichtlich viel Platz erforderlich. Die Option „Allocate all disk space now“ reserviert sofort den konfigurierten Festplattenplatz. Ist dieser Schalter deaktiviert, erweitert die Software nach und nach die Plattengröße. Letzteres geht allerdings zu Lasten der Performance. Danach ist die VM erstellt und für den Einsatz bereit.

Handhabung von VMs

Nach der Erstellung einer virtuellen Instanz erfolgt nun die Inbetriebnahme. Sie können entweder eine Live-CD laufen lassen oder ein Betriebssystem installieren. Die VM unterstützt sowohl physikalische CD- und Floppy-Laufwerke als auch so genannte ISO-Images.

Hinter der Schaltfläche „Edit virtual machine settings“ verbergen sich alle Einstellungen, die Sie in dem Wizard konfiguriert haben. Hier können Sie nachträglich Änderungen vornehmen oder bestimmen, welche Geräte beim Einschalten der VM aktiv sein sollen. Für das Aufspielen eines Betriebssystems interessiert wahrscheinlich zunächst die CD-ROM-Option. Haben Sie das Installationsmedium in Form eines ISO-Images vorliegen, hilft der Button „Use ISO image“ weiter.

Dieses Menü bietet aber noch mehr. Sie können nachträglich Netzwerkkarten einbinden, neue Festplatten definieren, die Speichergröße verändern und sogar die Anzahl der emulierten Prozessoren erweitern.

Der Add-Button lässt Sie weitere virtuelle Hardware hinzufügen. Neben den bereits vorkonfigurierten Devices haben Sie die Möglichkeit, mit dem Hardware-Wizard neue Gerätschaften zu definieren. Dazu gehören Sound-Adapter, USB-Controller, Serial Port, Parallel Port und Generic SCSI-Device. VMware Server stellt übrigens vier virtuelle SCSI-Controller zur Verfügung. Somit könnten Sie theoretisch 60 emulierte SCSI-Geräte in jedes installierte Betriebssystem einbinden.

Snapshots

Sie können von jedem Betriebssystem einen so genannten Snapshot erstellen und jederzeit zu diesem zurückkehren. Das ist zum Beispiel besonders interessant beim Testen jeglicher Software. Wenn Sie bei Produktivsystemen am „offenen Herzen“ operieren, können Sie mit dieser Funktion eine kleine Versicherung abschließen. Sollte das System zu einem gewissen Zeitpunkt „kaputt installiert“ sein, kehren Sie einfach zu diesem Sprungpunkt zurück.

Pro VM können Sie einen Snapshot erstellen. Fordern Sie das System auf, ein neues Abbild zu erstellen, wird der alte Stand normalerweise überschrieben. Allerdings sollten Sie genügend physikalischen Festplattenplatz haben. Snapshots können bei großen Installationen viel Platz beanspruchen.

Theoretisch könnten Sie das Erstellen von Schnappschüssen generell untersagen. Ebenso lässt sich das Überschreiben eines Snapshots verbieten. Interessant ist die Einstellungsmöglichkeit beim Ausschalten virtueller Maschinen. Hier können Sie die VM einfach mit allen Änderungen herunterfahren lassen. Oder Sie weisen die VM an, beim Power-Off zum letzten Snapshot zurückzukehren. Sie können sich auch fragen lassen, was die Software in diesem Fall tun soll.

Festplatten

Beim Kreieren von virtuellen Festplatten können Sie die Option „Independent“ wählen. Ist dieser Schalter gesetzt, berücksichtigt die Software beim Erstellen eines Snapshots diese Disk nicht.

Unabhängige Festplatten lassen sich in zwei verschiedenen Modi betreiben. Ist die Disk als „Persistent“ markiert, werden Änderungen direkt und permanent geschrieben. Selbst wenn Sie zu einem Snapshot zurückkehren, bleiben die Änderungen auf dieser Disk erhalten. Die zweite Möglichkeit ist, die virtuelle Platte im „Nonpersistent“-Zustand zu betreiben. Dann bleiben Änderungen nur so lange enthalten, bis Sie das System herunterfahren oder zu einem vorherigen Snapshot zurückkehren.

Beachtung sollte auch der Defragment-Button im Festplattenmenü finden. Von Zeit zu Zeit könnte es notwendig sein, eine virtuelle Harddisk einer Defragmentierung zu unterziehen, um die Performance hoch zu halten.

VMs über eine WebGUI administrieren

Sind virtuelle Maschinen angelegt, bietet VMware Server eine Administrationsmöglichkeit nicht nur über die Server Console. Mit dem Paket VMware-mui-<Versionsnummer>.tar.gz haben Sie die Möglichkeit, ein Webinterface für die Software zu installieren. Mit diesem können Sie zwar keine virtuellen Instanzen anlegen, erhalten dafür aber andere Vorteile.

Herunterladen können Sie das Paket ebenfalls wieder im Download-Bereich von VMware. Ist dies geschehen, entpacken Sie das Archiv wie unter Linux üblich mit

tar xzvf VMware-mui-<Versionsnummer>.tar.gz

Nach einem Wechsel in das Verzeichnis vmware-mui-distrib stellt Ihnen die Software ein Perl-Script als Installationshilfe zur Verfügung. Der Aufruf

./vmware-install.pl

leitet das Einspielen der Software ein. Der Ablauf der Installation ist der des Server-Pakets relativ ähnlich. Nach einem Bestätigen der Lizenzbestimmungen führt Sie das Script durch den Installationsprozess. Auch diese Software benötigt wieder einen Konfigurationsprozess. Das Script fragt am Ende, ob es für Sie die Datei /usr/bin/vmware-config-mui.pl aufrufen soll.

Eigener HTTP-Daemon

VMware Server bringt einen eigenen Apache-Daemon mit und konfiguriert diesen. Default-mäßig endet eine http-Session bei Nichtbenutzung nach 60 Minuten. Nach dieser Zeit logged Sie das System automatisch aus. Diesen Wert können Sie während der Konfiguration oder später ändern. Nach Generierung eines SSL-Zertifikats und Starten des httpd.vmware endet das Script.

Der Daemon httpd.vmware liegt im Verzeichnis /etc/init.d/httpd.vmware. Dieser wird nach korrekter Installation automatisch beim Systemstart hochgefahren. Das Programm enthält logischerweise dieselben Switches wie ein herkömmlicher Apache: start, stop, restart, reload und status.

Die Konfigurationsdateien wie zum Beispiel httpd.conf finden Sie allerdings nicht wie üblich in einem Unterverzeichnis von /etc. VMware installiert diese per Default in das Verzeichnis /usr/lib/vmware-mui/apache/conf/. Dort könnten Sie, falls nötig, eigene Anpassungen vornehmen.

Das Webinterface

Sind Installation und Konfiguration erfolgreich abgeschlossen, reagiert das Webinterface auf Port 8222. Sie können es mit

http://<IP-Adresse oder Name des Servers>:8222

aufrufen. Der Server leitet Sie danach auf eine über https verschlüsselte Seite um. Dann müssen Sie zunächst das von VMware generierte Zertifikat akzeptieren. Anschließend können Sie sich einloggen.

Netterweise gibt Ihnen das Webinterface auch die Möglichkeit, die Server Console direkt von dem Rechner herunterzuladen, auf dem VMware Server installiert ist. Die webbasierte Administration bietet jedoch nicht alle Optionen der Server Console. Sie können hier zum Beispiel den VMs nur umständlich virtuelle Hardware hinzufügen oder administrieren. Theoretisch wäre es zum Beispiel möglich, ein neues SCSI-Device zu erzeugen. Greifen Sie hierfür jedoch lieber auf die Server Console zurück.

Das Webfrontend bietet allerdings andere Vorzüge. Sie können hiermit zum Beispiel die Systemauslastung einsehen. Unter Options – Virtual Machine Startup and Shutdown lässt sich zum Beispiel festlegen, ob und in welcher Reihenfolge die VMs beim Systemstart hochfahren sollen.

Ebenso könnten Sie im Webinterface virtuelle Instanzen manuell starten, stoppen oder einen Neustart erzwingen.

Verständnis für das Rechtesystem

Bis hierher ist noch nicht geklärt, welche Anwender eigentlich virtuelle Instanzen anlegen dürfen. Zunächst darf jeder User, der einen Account auf dem Linux-Server hat, eine VM anlegen. Die Software benutzt also standardmäßig die Daten aus /etc/passwd, um Anwender zu authentifizieren. Sie könnten den Daemon vmware-authd allerdings auch so konfigurieren, dass dieser zum Beispiel LDAP, Kerberos oder NIS verwendet.

Bei der Installation vergibt die Software die Rechte drwxrwxrwx auf das Standard-Ablageverzeichnis der virtuellen Maschinen. Das bedeutet, jeder Anwender des Systems hat vollen Zugriff auf diesen Ordner und kann damit VMs anlegen. Per Default hat nur der User volle Zugriffsrechte, der die virtuelle Instanz erschaffen hat.

Ausnahme sind hier nur die Superuser. Ein Anwender mit allen Rechten, wie zum Beispiel root, darf immer auf alle Instanzen zugreifen. Wird bei der Installation der Haken bei „Privat“ nicht gesetzt, dürfen alle Anwender mit der VM interagieren. VMware Server legt für die privaten Instanzen unter /etc/vmware die Datei vm-list-private an. Ein manuelles Editieren dieser Datei ist nicht empfohlen.

Unterschiede bei der Interaktion mit virtuellen Maschinen

Prinzipiell gibt es vier verschiedene Berechtigungsstufen. Hier kommt es darauf an, welche Berechtigungs-Flags Sie der Konfigurationsdatei (.vmx) geben. Ist einem bestimmten Anwender gar keine Berechtigung auf die Datei gegeben, kann er sich logischerweise nicht mit der VM verbinden. Hat der User nur Leserecht, könnte er sich mit der Server Console konnektieren und lediglich den Status der Instanz abfragen. Das Anzeigefenster bliebe schwarz.

Hat ein Anwender Lese- und Ausführberechtigung (rx), darf er den Status der virtuellen Maschine ändern. Das bedeutet: Herunterfahren, Starten, Suspend und Resume. Ebenso kann dieser User Einfluss auf die Wechseldatenträger nehmen. Das Hinzufügen von oder Wegnehmen von virtueller Hardware ist ihm nicht gestattet.

Das Konfigurieren einer VM setzt Lese- und Schreibberechtigung (rw) voraus. Wollen Sie zum Beispiel eine neue virtuelle Festplatte hinzufügen, brauchen Sie auch Rechte auf die physikalischen Ressourcen der Instanz. Um eine virtuelle Maschine administrieren zu können, brauchen Sie Lese-, Schreib- und Ausführrechte (rwx). Damit können Sie dann zum Beispiel den Wert des zugewiesenen Arbeitsspeichers verändern.

Installation der VMware Tools

Diese Zusatztools bieten eine Reihe von Erweiterungen im Gastsystem. So offeriert es zum Beispiel einen speziellen SVGA-Treiber, die BusLogic-Unterstützung für einige Betriebssysteme und den speziellen Netzwerktreiber vmxnet.

Außerdem können Sie damit Text im Cut-and-Paste-Stil zwischen Host und Gast kopieren. Ebenso ist eine Synchronisation zwischen Host- und Gastsystem möglich. Unter Windows als Guest ist die Installation relativ einfach. Sie klicken die Schaltfläche „Install VMware Tools“ an, und die Software spielt sich in typischer Windows-Manier ein. Unter Linux ist die Sache ein wenig trickreicher. Nach Klicken von VM – VMware Install Tools bindet sich ein CD-ROM-Image in das System ein. Entweder Ihr System erkennt dies automatisch oder Sie müssen es zunächst mounten.

Danach finden Sie zwei Dateien auf dem virtuellen CD-Laufwerk. Nach dem Wechsel in das entsprechende Verzeichnis können Sie auf rpm-basierten Systemen in der Regel mit dem Aufruf

rpm -ivh VMware-Tools-<Versionsnummer>.rpm

das Paket einspielen. Danach müssen Sie auch diese Tools wieder konfigurieren. Dazu ist ebenfalls ein Script vorhanden. Der Aufruf

vmware-config-tools.pl

sollte das gewünschte Ergebnis bringen. Nach Auswahl der neuen Bildschirmauflösung und Beendigung der Konfiguration startet der X-Server neu. Erschrecken Sie also nicht, wenn der Bildschirm kurz schwarz wird. In einem Terminal-Fenster können Sie die VMware-Tools mit dem Aufruf vmware-toolbox & starten. VMware empfiehlt, die Toolbox immer laufen zu lassen, um die Vorzüge der Zusatz-Software nutzen zu können.

Fazit

Mit dem VMware Server gibt es Virtualisierung in gewohnter VMware-Qualität zum Nulltarif. Oftmals müssen Installationen unter Linux ohne grafische Oberfläche erfolgen. Dies führt nicht selten zu komplizierten Kompilierorgien und manuellem Bearbeiten von Konfigurationsdateien. VMware Server müssen Sie zwar auch in einem Terminal installieren, allerdings artet dies in keinen großen Akt aus. Die Menüs führen Sie einfach und schnell zum gewünschten Ergebnis. Die Virtualisierungs-Software ist normalerweise in weniger als 30 Minuten installiert und einsatzbereit.

Die Administration der virtuellen Maschinen via Server Console ist einfach. Die Wizards sind übersichtlich, und man findet sich auch ohne VMware-Kenntnisse schnell zurecht. Das Look-and-Feel der Software macht Laune. Warum die Linux-Version jedoch teilweise eine andere Namensgebung hat als die Windows-Version, ist nicht ganz verständlich. So etwas sollten Profis wie VMware vereinheitlichen. Allerdings wirkt sich dieser Schönheitsfehler im Gesamteindruck nicht im Geringsten aus.

Die verschiedenen Dokumentationen des VMware Servers sind ausführlich und verständlich. In der Regel müssen Sie diese wahrscheinlich eher selten konsultieren. Aber eine Suche in den Dokus führt dank Übersichtlichkeit schnell zum gewünschten Ergebnis. Programmierer, die Scripts oder Applikationen an VMware Server anflanschen wollen, kommen ohne einen Blick in die Dokumentation nicht weiter. Das ist allerdings keine Besonderheit von VMware. Das Verständnis für eine bestimmte API fällt nun mal keinem einfach so ins Gehirn.

VMware Server ist nicht so mächtig wie der große Bruder ESX-Server, aber dafür kostenlos erhältlich. Gerade für Testumgebungen ein unverzichtbarer Helfer. Die Snapshot-Funktion dürfte Neugierigen besonders gefallen. Sollte ein System „tot administriert“ sein, stellen Sie mit wenigen Mausklicks den alten Stand wieder her. Die Software ist derzeit noch im Status „Release Candidate“. Trotzdem würde tecCHANNEL jedem Administrator oder technisch Begeisterten raten, die Software selbst auszuprobieren. Es macht wirklich Laune, mit diesem Produkt zu spielen. (jdo/mha)