Die neueste Version von Red Hat Enterprise Linux verspricht einige Neuerungen. Erstmalig ist zum Beispiel die Virtualisierungs-Software Xen mit an Bord. Ebenso wollen die Entwickler eine Administration von SELinux mittels eines „Troubleshooter“-Programms vereinfacht haben. Laut Red Hat hat man beim ACPI-Support Fortschritte gemacht und unterstützt jetzt auch „Suspend To Disk“.
Für 3D-Effekte sorgen X.org 7.1, AIGLX und Compiz. Letzteres dürfte allerdings für die Server-Variante weniger wichtig sein. Red Hat verspricht eine leichtere Integration in das Microsoft Active Directory. Weiterhin soll der Hersteller die Unterstützung von Hardware signifikant erweitert haben.
Installation des Betriebssystems
Wer früher mit Red Hat zu tun hatte, wird sich mit der Installationsroutine sehr schnell zurechtfinden. Die Entwickler nahmen sich wohl die Weisheit „never change a running system“ zu Herzen. Je nach Installationsnummer stellt ihnen das Betriebssystem gewisse Dienste zur Verfügung. Cluster-Services erhalten Sie zum Beispiel nur, wenn Sie eine gültige Nummer für RHEL Advanced Platform eingeben. Danach lässt sich das neue Betriebssystem nach einer bekannten Sequenz auf einfache Weise installieren.
Zunächst darf sich der Anwender wie üblich aussuchen, ob er die Installationsmedien überprüfen will. Falls nicht anders gewählt, wechselt das OS in einen grafischen Modus. An Sprach- und Keyboard-Auswahl hat sich ebenfalls nichts geändert. Neu ist, dass Sie bei der Auswahl der Zielmedien ein iSCSI-Ziel hinzufügen können. Eine Resize-Option von lokalen Festplatten ist leider auch in der neuesten Variante von RHEL nicht enthalten. Konkurrenten können dies schon lange. Sofern nicht manuell geändert, verwendet das Betriebssystem LVM (Logical Volume Manager) zur Verwaltung von Festplatten.
Software-Auswahl
Die weitere Setup-Routine folgt wieder einem altbekannten Schema. Bei der Auswahl der zu installierenden Software ergibt es durchaus Sinn, die Option „Jetzt anpassen“ zu verwenden. Damit können Sie sich einen Überblick der enthaltenen Software beschaffen. Schade ist, dass eine Suchfunktion für Software-Pakete fehlt. Für unerfahrene Anwender mag das in Ordnung sein. Als Profi wünscht man sich an dieser Stelle etwas wie einen „Experten-Modus“, der zum Beispiel alle enthaltenen Pakete in einer Liste anzeigt.
Wollen Sie ein bestimmtes Paket finden, steht wie bei älteren Red-Hat-Varianten eine mehr oder weniger lästige Klickaktion bevor. Erst nach einer Installation des Systems stellt Ihnen der „Paket Manager“ diese Funktion zur Verfügung. Positiv sticht hervor, dass ein Installationsvorgang mit allen Hauptserverkomponenten auf einer modernen Maschine in weniger als 20 Minuten abgeschlossen ist.
Letzte Vorbereitungen
Nach dem Installationsvorgang ist ein Neustart notwendig. Nach dem Akzeptieren der Lizenzbestimmungen folgen einige letzte Einstellungen. Hier können Sie zum Beispiel die Firewall vorkonfigurieren, SELinux aktivieren und Datum und Zeit automatisch abgleichen lassen.
Neu ist die Möglichkeit, Kdump zu aktivieren. Dieser Dienst sammelt bei einem System-Crash Informationen, was den Absturz verursachte. Ist der Service aktiviert, verbraucht er allerdings permanent einen gewissen Teil des Arbeitsspeichers. Somit steht weniger freies RAM für die Anwendungen zur Verfügung. Der Dienst lässt sich jedoch später via „Systemn - Administration - Kdump“ deaktivieren.
Administration des Systems
Grundsätzlich hat sich bei der Administration im Gegensatz zum Vorgänger wenig geändert. Wie jedes Linux-System lässt sich RHEL 5 natürlich manuell administrieren. Red Hat bringt ebenfalls seine eigenen kleinen, aber einfach zu bedienenden Administrations-Tools mit. Diese finden Sie im eingeloggten Zustand unter „System - Administration“.
Hier finden Sie unter anderem eine Verwaltung für Logical Volumes und die Management-Tools für SELinux, Samba, HTTP, NFS und die Firewall. Als nützlich kann sich auch „Benutzerprofile verwalten“ erweisen. Diese Helferlein sind in Red-Hat-Manier zwar nicht spektakulär, aber einfach zu bedienen und wirkungsvoll. Mit der Logischen Datenträgerverwaltung (LVM) können Sie zum Beispiel auf einfache Weise Schnappschüsse des derzeitigen Dateninhalts erzeugen. Dies kann bei einer späteren Systemwiederherstellung nützlich sein.
Sicherheit
Dank des SELinux-Management-Tools müssen Sie SELinux nicht via Kommandozeile administrieren. Hier können Sie sich Sicherheits-Policies via Maus zusammenklicken.
Die Sicherheitsstufen-Konfiguration hat sich im Gegensatz zur Vorgängerversion nicht verändert. Damit ist die Firewall einfach zu bedienen, und Sie können SELinux aktivieren oder deaktivieren.
Mit „Benutzerprofile verwalten“ kann der Administrator ein bestimmtes Thema erstellen und dies anderen Benutzern zuweisen. So muss der Systemverwalter bei Umstellungen zum Beispiel nur ein Profil ändern. Alle zugewiesenen Benutzer werden danach automatisch damit versorgt.
Virtualisierung, Cluster-Suite und Red Hat GFS (Global File System)
Wer eine Lizenz für Red Hat Enterprise Linux Advanced Platform erwirbt, darf sich auf die volle Palette an Features freuen. Dazu gehören Virtualisierung, eine Cluster-Suite und Red Hat GFS. Da dies keine trivialen Features sind, hat Red Hat umfangreiche Anleitungen der Installation beigefügt. Diese finden Sie unter „System - Dokumentation“. Im Release-Kandidaten waren diese allerdings nur in englischer Sprache verfügbar. Ob dies auch für die finale Version zutrifft, ließ sich bis dato nicht herausfinden.
Wer allerdings der englischen Sprache mächtig ist, findet in diesen Dokumenten vorbildliche Beschreibungen und Installationsanleitungen. Ausführlich und Schritt für Schritt führen die Anleitungen zum gewünschten Ergebnis. Daraus lässt sich zum Beispiel entnehmen, dass RHEL 5 sowohl volle als auch Para-Virtualisierung unterstützt. Sollten Sie Intel-VT- oder AMD-SVM-SPU-Hardware besitzen, erlaubt Ihnen das Betriebssystem, einen unmodifizierten Gäste-Kernel laufen zu lassen.
Fazit
Wer mit der Vorgängerversion von Red Hat vertraut ist, hat so gut wie keine Umgewöhnungszeit. Altes, Funktionierendes wurde beibehalten und mit sinnvoller neuer Technologie erweitert. Red Hat Enterprise Linux 5 wird sicher keinen Schönheitspreis für extraordinäre Administrationswerkzeuge gewinnen. Aber die Tools sind allesamt einfach und verständlich gehalten. Darüber hinaus tun sie genau das, wofür sie geschaffen wurden. Dies zählt bei einem Server-System sicherlich mehr als nicht oder schlecht funktionierende Schmankerl für das Auge.
Die Dokumentation für Virtualisierung, Cluster-Suite und GFS sind leider nur in englischer Sprache vorhanden. Allerdings sind diese sehr umfangreich, verständlich und komplett. Ein Blick in die Anleitungen lohnt sich. Red Hat macht weiter, womit die Firma Erfolg verbucht. Ein schnörkelfreies Betriebssystem, das seine Aufgaben erledigt. Wer bisher mit Red Hat gut gefahren ist, wird von Enterprise 5 nicht enttäuscht sein. (jdo)
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