Klon-Software gibt es vielerlei auf dem Markt. Am bekanntesten dürfte in diesem Sektor Symantec Ghost sein. Wollen Sie dieses Programm benutzen, erleichtern Sie allerdings Ihren Geldbeutel. Im Open-Source-Bereich gibt es schon seit längerem g4l (Ghost for Linux). Das Programm ist allerdings nicht so einfach zu bedienen wie die kommerzielle Software.
Clonezilla versucht diese Lücke zu schließen. Die Software ist ebenfalls kostenlos und steht unter der GPL. Clonezilla hat einen weiteren entscheidenden Vorteil gegenüber g4l. Es speichert oder stellt nur die Blocks auf der Festplatte wieder her, die auch tatsächlich benutzt sind. Das kann sich deutlich auf die Geschwindigkeit auswirken. Die Entwickler geben an, dass sie ein System mit 5,6 GByte auf 41 Clients in nur zehn Minuten via Multicasting gespielt haben.
Mittels Unicasting dauerte derselbe Vorgang 50 Minuten. Das Paket gibt es in zwei verschiedenen Varianten: eine installierbare Version mit Multicasting-Unterstützung oder Clonezilla Live. Letzteres starten Sie von einer Live-CD und können einzelne Systeme damit klonen. Dieser tecCHANNEL-Artikel stellt Ihnen die Live-Version in einer Schritt-für-Schritt-Anleitung vor.
Eigenschaften von Clonezilla
Das System basiert genau genommen auf Linux (Debian), Partimage, ntfsclone und dd (disk dump). Somit kann das Softwarepaket nicht nur einzelnen Partitionen, sondern auch komplette Festplatten klonen. Folgende Dateisysteme unterstützt Clonezilla: ext2, ext3, reiserfs, xfs, jfs (von GNU/Linux), Fat und NTFS.
Ebenso kann das Programm mit LVM2 unter Linux umgehen. Sollte das Dateisystem unterstützt sein, klont Clonezilla nur die benutzten Blocks. Dennoch können Sie andere Dateisysteme mit dem Open-Source-Paket klonen. Hierfür ist dann dd zuständig und macht eine Sektor-für-Sektor-Kopie. Herunterladen können Sie das System kostenlos als ISO- oder Zip-Datei bei Sourceforge.net. Beide Dateien sind zirka 83 MByte groß.
Starten des Systems
Das Start-Menü von Clonezilla Live gibt ihnen acht verschiedene Möglichkeiten. Wirklich relevant sind eigentlich nur die ersten beiden. Sollten Sie die Live-CD später entfernen müssen, hilft die zweite Option von oben des Start-Menüs. Damit lässt sich das komplette System in den Arbeitsspeicher kopieren. Voraussetzung ist natürlich, dass ausreichend RAM vorhanden ist. Das Testsystem hatte 512 MByte zur Verfügung, und damit funktionierte Letztgenanntes ohne Probleme. Haben Sie eine Option gewählt, startet ein Linux-Live-System. Sofern ein DHCP-Server erreichbar ist, holt sich das Betriebssystem automatisch eine IP-Adresse.
Als nächsten Schritt wählen Sie die Sprache und ein Tastatur-Layout. Die Sprachauswahl beschränkt sich allerdings auf Englisch oder traditionelles Chinesisch. Sehr viel mehr Möglichkeiten haben Sie beim Tastatur-Layout.
Hier stehen unter anderem deutsche Keymaps für Amiga, Atari, Mac, PC und Sparc bereit. Somit sollte es ein Leichtes sein, die richtige Tastatureinstellung zu finden. Sind diese Schritte bewältigt, können Sie nun Clonezilla starten oder zu einer Linux-Shell wechseln.
Arbeiten mit Clonezilla Live
Mit Clonezilla zu arbeiten ist simpel. Die Menüs sind einfach gehalten, dafür umso verständlicher. Optionen wählen Sie mit der Leertaste. Zunächst entscheiden Sie sich für ein Medium oder ein Ziel, das Sie in das System einbinden möchten. Dies kann eine lokale Festplatte, eine SSH- oder Samba-Verbindung sein. Weiterhin haben Sie hier die Möglichkeit, via Kommandoziele manuell einzugreifen, der Befehl exit
bringt Sie dann zurück zu Clonezilla.
Nervig ist, dass Sie keine Möglichkeit haben, zu diesem Menü zurückzukehren, sobald die Software in den nächsten Schritt gesprungen ist. Nun können Sie entweder das System neu starten oder Clonezilla aus der Kommandozeile erneut starten. Das kann allerdings nur root, der entsprechende Befehl lautet sudo su
.Danach können Sie den Open-Source-Kloner mit ocs-live
erneut aufrufen.
Außerdem können Sie nur ein weiteres Medium auf einfache Weise einbinden. Sollten Sie aus irgendeinem Grund mehrere benötigen, hilft nur der Griff auf die Kommandozeile.
Konfusion vermeiden
Etwas unverständlich ist der Einbindevorgang an sich. Wollen Sie zum Beispiel einen Samba-Share hinzufügen, fragt das System zunächst nach der IP-Adresse oder dem SMB-Namen. Danach müssen Sie einen Benutzer eingeben, der Schreibrechte auf dem SMB-Server hat.
Im nächsten Bildschirm ist der Share an sich gemeint. Als Vorgabe gibt Clonzilla /work/smb
an. Hier sollten Sie die Freigabe an sich ohne den Slash angeben.
Nach einer Eingabe des Passworts ist das entfernte Verzeichnis ins System unter /home/partimag
eingebunden. Ähnlich verhält es sich mit dem Mounten von SSH-Verzeichnissen. Dies realisiert Clonezilla via sshfs.
Der Klonvorgang
Im nächsten Bildschirm können Sie nun auswählen, was Sie tun möchten. Mit savedisk lässt sich eine komplette Festplatte klonen. restoredisk ermöglicht Ihnen das Wiederherstellen eines Festplatten-Abbilds. saveparts und restoreparts funktionieren äquivalent. Unterschied ist, dass Sie hier mit einzelnen Partitionen arbeiten können.
Ein Abbild erstellen
Der nächste Bildschirm gibt Ihnen die Möglichkeit ntfsclone abzuschalten. Sollten Sie eine Windows-Partition lieber mit partimage kopieren wollen, können Sie das hier entscheiden. Danach geben Sie den Kompressions-Level an beziehungsweise welches Programm die Software verwenden soll. Am schnellsten geht es mit der Option „Keine Kompression“, dabei entsteht allerdings eine große Datei. „gzip“ ist relativ schnell, generiert aber ein kleineres Image. Die besten Raten erreichen Sie mit „bzip2“. Dann müssen Sie aber einen Geschwindigkeitsverlust in Kauf nehmen, diese Methode ist am langsamsten. Lzo-Kompression ist vergleichbar mit gzip, allerdings etwas schneller.
Der nächste Schritt besteht darin, dem Abbild einen Namen zu geben. Sollten mehrere Festplatten oder Partitionen im System vorhanden sein, können Sie die Auswahl für das zu klonende Medium im nächsten Menü angeben. Clonezilla speichert das Image grundsätzlich nach /home/partimage
. Dies ist das Verzeichnis, wo zum Beispiel das entfernte Laufwerk in einem früheren Schritt eingebunden wurde. Die Software spaltet die Abbilder automatisch in 2000-MByte-Dateien.
Ein Abbild zurückspielen
Möchten Sie ein Image auf einen Rechner zurückspielen, ist das äquivalent zum Backup-Vorgang. Zunächst wählen Sie ein Medium aus, wo sich das Abbild befindet. Mit der Option restoredisk
erhalten Sie ein weiteres Menü. Hier gibt es einige nützliche Parameter. Sollten Sie ein Abbild von Windows zurückspielen, können Sie zum Beispiel den Host-Namen von Clonezilla ändern lassen. Als Basis dient entweder die Mac- oder die IP-Adresse. Ebenso könnten Sie nach dem Klon-Vorgang die Partitionsgröße automatisch anpassen lassen.
Sehr schön ist, dass der Open-Source-Kloner das Abbild automatisch wiederfindet. Voraussetzung ist natürlich das richtige Medium nach /home/partimag
eingebunden.
Als nächsten Schritt wählen Sie die wiederherzustellende Festplatte aus. Nach zwei weiteren Sicherheitsabfragen, kann der Klon-Vorgang beginnen.
Informationen zur installierbaren Version von Clonezilla
Wie am Anfang erwähnt, gibt es auch eine installierbare Version von Clonezilla mit Multicast-Unterstützung. Damit ließen sich auf einfache Weise Masseninstallationen durchführen. Voraussetzung dafür ist allerdings ein laufender DRBL-Server (Diskless Remote Boot in Linux).
Für die Installation gibt es unter anderem .deb-, .rpm- und .src.rpm-Pakete. Somit sollte es kein Problem sein, die Software auf gängigen Linux-Distributionen einzuspielen. Eine sehr gute, detaillierte Anleitung finden Sie bei den Entwicklern selbst. Die Beschreibung dient für Debian, Ubuntu, B2D, Red Hat, Fedora, Mandriva, CentOS, und openSUSE.
Wer Masseninstallationen von Windows-Clients vorhat, sollte einen genaueren Blick auf DRBL-winroll werfen. Damit können Sie den Windows-Namen und die Arbeitsgruppe automatisch ändern. Weiterhin ist das Programm in der Lage, eine Zufalls-SID zu generieren. Es ist außerdem kompatibel zu anderen Klon-Werkzeugen, wie zum Beispiel Ghost. DRBL-winroll steht ebenfalls unter der GPL und darf somit kostenlos verwendet werden. Eine detaillierte Beschreibung finden Sie auf der Entwickler-Seite.
Fazit
Clonezilla Live ist eine hervorragende Lösung, um Klon-Vorgänge zu tätigen. Die Entwickler haben aus freier, kostenloser Software ein unverzichtbares Herlferlein kreiert. Keine Frage ist, dass kommerzielle Software schöner verpackt und mit der Maus bedienbar ist. Wer aber auf solchen Schnickschnack verzichten kann, hat mit Clonezilla ein ebenbürtiges Tool zur Hand.
Die Software verrichtet die Arbeit genauso gut wie kommerzielle Produkte. Mit der installierbaren Variante ist das Paket sogar tauglich für Unternehmen und kann Masseninstallationen zum Nulltarif verrichten. Hier und da muss man allerdings erst dahinterkommen, was einige Optionen bedeuten. Doch dieser kleine Minuspunkt ist verschmerzbar. (mja)